Corona-News des Tages: Meldungen vom 14. bis 18.09.2020
Montag, den 14.09.2020
WHO meldet neuen Rekord an registrierten Corona-Neuinfektionen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erneut einen Rekord an neu gemeldeten Corona-Fällen innerhalb eines Tages registriert. Weltweit wurden zuletzt 307.930 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet, wie aus am Sonntag veröffentlichten WHO-Daten hervorgeht. Das sind rund 1.000 Fälle mehr als beim jüngsten Höchststand vor einer Woche. Damit sind seit Bekanntwerden des Erregers Sars-CoV-2 Ende vergangenen Jahres weltweit mehr als 28,6 Millionen Infektionen gemeldet worden. Die Dunkelziffer ist allerdings nach Einschätzung von Experten erheblich. Spitzenreiter bei den neuen Fällen sind nach absoluten Zahlen Indien, die USA und Brasilien. Auf Platz vier liegt Spanien mit rund 12.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Mehr als 917.000 Infizierte sind nach der WHO-Statistik (Stand Sonntag, 13.09.2020 13.00 MESZ) weltweit bisher gestorben. Die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle blieb zuletzt laut WHO-Daten relativ konstant. Am Sonntag wurden rund 5.500 Tote in 24 Stunden registriert. Quelle: dpa / cn
St. Pauli feiert das Ende des Prostitutionsverbots
Gleich zu Beginn der Corona-Einschränkungen im März war auch die Prostitution verboten worden. Während andere sogenannte körpernahe Dienstleistungen längst wieder in Tattoo-, Piercing-, Waxing- oder Massagestudios angeboten werden, kommt das „älteste Gewerbe der Welt“ spät aus dem Lockdown. Und nicht spurenlos. „Wir haben alle einen hohen Schuldenberg, den wir noch abarbeiten müssen. Und der Sommer, in dem unser Hauptgeschäft läuft, ist vorbei“, sagt Hanna, Sprecherin der Gruppe „Sexy Aufstand Reeperbahn“ aus Sexarbeiterinnen und Bordellbetreibern, die sich seit Monaten dafür einsetzt, dass das Rotlicht auf St. Pauli wieder angeht.
Auch für die Betreiber der behördlich genehmigten Bordelle sei es eine schlimme Zeit gewesen: monatelang ohne Einkünfte. Das Geschäft mit dem Sex sei derweil illegal in privaten Wohnungen und in Parks gelaufen. Ab Dienstag solle es nun auch für die genehmigten Prostitutionsstätten wieder besser werden.
Die Damen vom „Sexy Aufstand Reeperbahn“ haben schon Mitte Juli einen eigenen Hygieneplan vorgelegt, mit dem sie zeigen wollten, wie das Sexgeschäft auch in Corona-Zeiten unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes stattfinden kann: nur Sexstellungen, die einen gewissen Abstand zwischen den Köpfen der Prostituierten und ihren Kunden garantieren, kein Austausch von Körperflüssigkeiten, ständiges Lüften und vieles mehr. Doch die Behörden hielten an dem Verbot fest.
Vor gut einer Woche reichten die Anwälte zweier Sexarbeiterinnen und zweier Bordellbetreiber aus der Herbertstraße dagegen einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Hamburg ein - stellvertretend für die ganze Branche. Der dürfte nun mit der Wiederzulassung der Prostitution eigentlich erledigt sein. Zurückgezogen habe man ihn aber bislang nicht, sagt Rechtsanwältin Kerstin Gröhn. „Wir wollen warten, bis die Verordnung in Kraft tritt.“ In dieser Verordnung ist geregelt, wie die Prostitution ab Dienstag unter strengen Auflagen wieder stattfinden kann. Um mögliche Infektionen nachverfolgen zu können, seien die Prostituierten verpflichtet, Kontaktlisten zu führen und nach Terminabsprache zu arbeiten, sagt die auch für Gesundheit zuständige Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). „Nicht zulässig sind weiterhin Prostitutionsveranstaltungen und Prostitution in Fahrzeugen.“
Die Verordnung stimme fast vollständig mit dem Hygienekonzept der Sexarbeiterinnen überein, sagt Gröhn. Einzige Ausnahme: Oralsex, für den die Prostituierten den Mund-Nase-Schutz gern hätten abnehmen wollen. „Das erlaubt die Verordnung so aber nicht.“
Ausschlaggebend für die Wiederzulassung sei gewesen, dass sie im Einklang mit den benachbarten Bundesländern erfolge, sagt Senatorin Leonhard. Auch in Schleswig-Holstein und Bremen ist Prostitution ab Dienstag unter strengen Auflagen wieder erlaubt - streng offiziell auch erst dann wieder in Niedersachsen. Allerdings setzte dort bereits Ende August das Oberverwaltungsgericht die von der Landesregierung angeordnete Schließung von Bordellen und ähnlichen Einrichtungen außer Vollzug. Quelle: dpa / cn
Virologe Streeck: Nicht nur auf reine Ansteckungszahlen schauen
Der Virologe Hendrik Streeck regt eine Debatte über Umfang und Dauer der staatlichen Beschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie an. "Ich plädiere für einen Strategiewechsel", sagte der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn der "Welt am Sonntag". "Wir dürfen uns bei der Bewertung der Situation nicht allein auf die reinen Infektionszahlen beschränken", sagte er. Zwar steige die Zahl der positiv getesteten Menschen in Deutschland und Europa signifikant an. "Gleichzeitig sehen wir aber kaum einen Anstieg der Todeszahlen."
Der Wissenschaftler ergänzte, gesellschaftlich betrachtet seien Infektionen mit keinen Symptomen nicht zwangsweise schlimm. "Je mehr Menschen sich infizieren und keine Symptome entwickeln, umso mehr sind - zumindest für eine kurzen Zeitraum - immun. Sie können zum pandemischen Geschehen nicht mehr beitragen." Streeck sagte, man könne "das Leben ja nicht pausieren lassen".
Er verwies auf die Bedeutung von Antigen-Schnelltests, mit denen es möglich sei, eine Infektion innerhalb von wenigen Minuten festzustellen. Solche Tests seien nur Momentaufnahmen, genügten aber, wenn Pflegepersonal in Heimen und Kliniken regelmäßig getestet würde, sagte Streeck. Perspektivisch könnten auch Besucher auf diese Weise getestet werden. "Man mag sich eine Security-Schleuse am Eingang des Pflegeheims vorstellen. Es wird getestet, und ein Ergebnis liegt innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten vor. Menschen würden so nicht weggesperrt, aber viel besser geschützt."
Zahlreiche solcher Tests befinden sich derzeit in Entwicklung, einige sind bereits erhältlich. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat angekündigt, noch im September einen Antigen-Test auf den Markt zu bringen, der laut Hersteller-Angaben mit hoher Genauigkeit eine Infektion erkennt. Die Zahlen für diesen Tests hörten sich gut an, sagte kürzlich Matthias Orth, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin im Marienhospital in Stuttgart. Grundsätzlich seien solche Schnelltests aber mit Bedacht zu bewerten. "Ein Antigen-Test ist nie so genau wie ein PCR-Test." Schnelltests seien in manchen Bereichen eine sinnvolle Ergänzung, könnten aber die PCR-Testung nicht ersetzen.
Im Hinblick auf den künftigen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie hatte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité kürzlich Vorschläge für die Isolierung infizierter Personen und die Quarantäne von Verdachtsfällen gemacht. Infizierte sollten ab dem Zeitpunkt der Diagnose noch fünf Tage in Heimisolierung gehen. "Dann erfolgt eine Testung und bei niedriger Viruslast eine Aufhebung der Isolierung." Dies gelte bei milden Fällen mit geringem Risiko der Verschlechterung.
Bei Verdacht auf eine Infektion, also wenn jemand keine Symptome hat und noch nicht getestet wurde, gebe es derzeit auf EU-Ebene Diskussionen, die Quarantäne Zeit von 14 auf 10 Tage zu verkürzen. "Ich denke, das geht. Ich kann mir auch vorstellen, dass man sogar noch ein paar Tage weiter reduzieren kann, zum Beispiel auf sieben Tage." Einige Infektionen würde man dann verpassen. "Wie viele verpasste Infektionen man zulassen will, ist eine politische Entscheidung."
Auch Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung befürwortet eine Verkürzung der Quarantäne. "Wie lange genau hängt davon ab, wie viel Sicherheits- bzw. Gewissheits-Bedürfnis die Behörden haben." Das gelte aber nur für asymptomatische Kontaktpersonen.
In Deutschland ist die Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur Zahl der Infektionen gegenwärtig rückläufig. Das Robert Koch-Institut (RKI) führt das darauf zurück, dass sich zuletzt vor allem jüngere Menschen angesteckt haben, bei denen es selten zu schweren Verläufen kommt. Eine Zunahme der Infektionen, insbesondere bei älteren und gefährdeten Menschen, müsse dennoch vermieden werden. Nach einem Anstieg der Fallzahlen seit Mitte Juli, hat sich die Situation laut RKI zuletzt stabilisiert. Quelle: dpa / cn
Corona-Ausbruch in Garmisch: Eine Superspreaderin auf Kneipentour
Der heftige Corona-Ausbruch im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen geht nach Behördenangaben wohl zu einem großen Teil auf das Konto einer feierfreudigen jungen Frau. Davon ist zumindest das zuständige Landratsamt überzeugt. Die 26-Jährige soll an verschiedenen Tagen durch mehrere Kneipen in der Marktgemeinde am Fuße der Zugspitze gezogen sein und dabei zahlreiche Menschen angesteckt haben. Eine Superspreaderin. Nach Angaben der Behörde soll sie auf ihrer Kneipentour schon Symptome gehabt und auf die Ergebnisse ihres Corona-Tests gewartet haben.
Es sei mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Infektionen im Landkreis zu rechnen, teilt das Landratsamt mit und verhängt in der rund 26.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde am Freitag Beschränkungen für das öffentliche Leben. Alle Gaststätten müssen dort um 22 Uhr schließen. Nur noch maximal fünf Personen dürfen sich im öffentlichen Raum gemeinsam treffen - das gilt auch für alle Gastronomiebetriebe. Für Privatveranstaltungen wird die Teilnehmerzahl auf höchstens 50 Personen in geschlossenen Räumen oder bis zu 100 Personen unter freiem Himmel beschränkt. Quelle: dpa / cn