Meldungen vom 11. bis 15.01.2021
Freitag, den 15.01.2021
Umfrage: Mehrheit findet Corona-Maßnahmen richtig
Die Verschärfung der Corona-Maßnahmen seit Anfang Dezember stößt in der Bevölkerung offensichtlich auf Zustimmung. Laut am Freitag veröffentlichtem ZDF-„Politbarometer“ sind 51 Prozent der Befragten der Meinung, dass die aktuell geltenden Maßnahmen so gerade richtig sind, ein Plus von 16 Prozentpunkten im Vergleich zu Anfang Dezember. Nur noch 28 Prozent (minus 21) plädieren demnach für eine Verschärfung. Mehr Menschen halten die Maßnahmen inzwischen aber auch für übertrieben: 18 Prozent (Dezember: 13 Prozent).
Ähnlich wie im Dezember sehen 60 Prozent ihre Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet, 38 Prozent meinen das nicht (Rest: „weiß nicht“). Dass Restaurants, Geschäfte und Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, unterstützen 63 Prozent, 34 Prozent sind damit nicht einverstanden. Die Schulschließungen finden 59 Prozent richtig und 36 Prozent falsch. Eine Beschränkung auf einen Bewegungsradius von 15 Kilometer in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen finden 61 Prozent richtig und 37 Prozent falsch.
Die Impfbereitschaft ist der Umfrage zufolge deutlich gewachsen. 67 Prozent gaben an, dass sie sich gegen Corona impfen lassen wollen. Ende November waren es den Angaben zufolge noch 51 Prozent. Zehn Prozent lehnen eine Impfung ab (November: 20 Prozent) und 22 Prozent sind sich noch nicht sicher. Quelle: dpa / cn
Studien: Schutz nach Corona-Infektion könnte monatelang halten
Eine Corona-Infektion könnte neuen Studien zufolge monatelang vor einer Neuansteckung mit dem Virus schützen. Forscher aus den USA etwa konnten auch mehr als ein halbes Jahr nach einer Infektion Antikörper gegen einen wichtigen Virus-Baustein – das sogenannte Spike-Protein – im Blut nachweisen, wie sie im Fachblatt „Science“ schreiben. Eine Studie aus England kommt zu dem Schluss, dass eine COVID-Erkrankung mindestens fünf Monate lang einen gewissen Schutz bietet. Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass auch immune Menschen das Virus übertragen könnten.
Studien zur Immunität über längere Zeiträume sind bislang nicht möglich, da es da Virus noch gar nicht so lange gibt.
Die Immunantwort nach einer Corona-Infektion ist eine komplexe Sache. Wie viele Antikörper ein Infizierter entwickle, hänge in der Regel mit der Schwere der Erkrankung zusammen, erklärte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Wer beispielsweise keine Symptome zeige, bilde oft wenige bis keine Antikörper. Zudem verliere der Immunschutz mit der Zeit an Wirkung, weil die Zahl der Antikörper sinke. Wie lange einmal Infizierte immun sind, lasse sich derzeit noch nicht sicher sagen. Es gebe zwar einige Fälle, in denen Menschen ein zweites Mal erkrankten. Das seien aber absolute Ausnahmen.
Auch das Robert Koch-Institut verweist darauf, dass es zu vielen Fragen noch keine endgültigen Antworten gebe. Bisher vorliegende Studien lieferten eher Hinweise, dass beispielsweise Reinfektionen möglich seien. Quelle: dpa / cn
Lauterbach: Im Sommer wird es besser
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet für den Sommer mit einer deutlichen Verbesserung der Corona-Lage. „Wichtig ist, dass wir so schnell wie möglich impfen, damit wir schwere Mutationen des Virus verhindern“, sagte Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben nur für etwa 25 Millionen Menschen Impfstoff im ersten Halbjahr, also bis ungefähr Ende Juni. Weit über die Hälfte der Bevölkerung wird also bis zur Mitte des Jahres nicht geimpft sein. Aber im zweiten Halbjahr werden wir dann eine deutliche Erleichterung erleben.“
Lauterbach rechnet nicht damit, dass die Durchimpfung der Bevölkerung an Impfskepsis scheitern wird. „Die Menschen werden mit der Zeit sehen, dass diejenigen, die geimpft sind, ein viel besseres Leben führen können“, glaubt er. „Das wird sich immer mehr herumsprechen, und dadurch wird der Wunsch, sich impfen zu lassen, immer ausgeprägter sein.“
Lauterbach betonte: „Jetzt kommen die wirklich ganz schweren Monate. Die nächsten zwei Monate werden die härtesten der Pandemie werden. Aber dann werden wir zunehmend impfen können. Ich gehe von einem sehr befreiten, sehr guten Sommer aus. Dann wird das Schlimmste hinter uns liegen.“ Quelle: dpa / cn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 22.368
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 2.000.958
Zahl der Todesfälle: 44.994
Überstandene Infektionen: ca. 1.641.200
Sieben-Tage-Inzidenz: 146,1 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 15.01., 00.00 Uhr)
Sieben-Tage-R-Wert: 1,02
(Datenstand 14.01.)
Sterbefälle ein Viertel über Durchschnitt - Verdoppelung in Sachsen
Ende des vergangenen Jahres sind in Deutschland deutlich mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der Vorjahre. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Sterbefallzahlen in der Woche vor Weihnachten um 24 Prozent über dem Mittel. In Sachsen haben sich die Zahlen sogar verdoppelt. Die vorläufigen Zahlen der Sonderauswertung lagen am Freitag bis zur 51. Kalenderwoche vor, das war vom 14. bis 20. Dezember 2020. In dieser Woche starben mindestens 23.550 Menschen – 4.568 mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Bereits in der Woche davor hatten die Sterbefallzahlen 25 Prozent über dem Schnitt gelegen. „Die Zahl der Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren, steigt seit Anfang Oktober von Woche zu Woche an» berichteten die Statistiker am Freitag. In der 51. Kalenderwoche gab es insgesamt 4.484 beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete COVID-19-Todesfälle.
„Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen weiterhin in Sachsen“, stellten die Wiesbadener Statistiker fest. „Die Differenz zum Durchschnitt der vier Vorjahre nimmt dort seit Oktober von Woche zu Woche deutlich zu.“ In der 41. Kalenderwoche Anfang Oktober hatte die Zahl der Sterbefälle noch unter dem Durchschnitt gelegen. In der 51. Kalenderwoche hat sich die Zahl – bezogen auf den Durchschnittswert der vier Vorjahre für diese Woche - mehr als verdoppelt: um 109 Prozent beziehungsweise 1.226 Todesfälle. Auch in Brandenburg (plus 41 Prozent), Hessen (plus 32 Prozent) und Thüringen (plus 36 Prozent) lag die Zahl der Sterbefälle weit über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Das Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen meldet derzeit für die 51. Kalenderwoche eine außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit für die Schweiz und Slowenien. Eine hohe Übersterblichkeit wird für Italien, die Niederlande, Österreich und Portugal gemeldet. Quelle: dpa / cn
Mediziner: Lockerung erst bei unter 1.000 Intensivpatienten möglich
Eine Lockerung der Corona-Maßnahmen kommt aus Sicht von Intensivmedizinern erst bei bundesweit weniger als 1.000 COVID-19-Intensivpatienten infrage. Krankenhäuser seien trotz leicht sinkender Zahlen vielerorts an ihrer Belastungsgrenze, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). Aktuell werden fast 5.200 COVID-19-Patienten in ganz Deutschland intensivmedizinisch behandelt.
„In Ampelfarben gesprochen: In 11 von 16 Bundesländern ist die Ampel rot, dort gibt es weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten“, sagte Marx. Lockerungen dürften erst kommen, wenn sich die Lage deutlich entspannt hätte. „Die Zahl der intensivmedizinisch versorgten COVID-19-Kranken muss dafür bundesweit stabil klar unter 1.000 Patienten liegen.“ Sollte sich die womöglich deutlich ansteckendere Virusmutation ausbreiten, könne Deutschland schnell wieder einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen erleben, warnte er.
Auch der Chef der Bundespflegekammer, Markus Mai, warnte vor einem weiteren Anstieg der Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen. „Wir sind jetzt beim Pflege-Fachpersonal an der kritischen Grenze angelangt und müssen alles dafür tun, damit die Zahl der Intensivpatienten nicht weiter ansteigt. Andernfalls steht für deren Versorgung nicht mehr genügend gut ausgebildetes Personal zur Verfügung“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitag).
Die Diskussion über die Impfpflicht für Pflegepersonal bezeichnete Mai als kontraproduktiv. „Wenn wir durch eine Impfpflicht auch nur zehn Prozent des Fachpersonals verprellen würden, fehlt uns dieses dringend benötigte Personal in der direkten Versorgung, in der es ja jetzt schon mehr als eng ist“, sagte er der Zeitung. Quelle: dpa / cn