Meldungen vom 08. bis 12.02.2021
Dienstag, den 09.02.2021
Corona-Mutationen in Tirol: Ausreise zunächst nur noch mit Test
Österreich verhängt im Kampf gegen eine Ausbreitung der Corona-Mutationen nun doch schärfere Maßnahmen in Tirol. Aus dem Bundesland sei – von Osttirol abgesehen – vom kommenden Freitag an für zehn Tage eine Ausreise nur noch mit negativem Corona-Test möglich, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien. Der Ausbruch der südafrikanischen Variante sei derzeit der größte bekannte derartige Fall in der EU. Wenn sich so eine Mutation schnell und stark ausbreite, werde das erneut viele Menschenleben kosten, so Kurz. „Und der Weg zur Normalität wird sich noch einmal um Monate verzögern.“
Das Bundesland hatte sich in den vergangenen Tagen teils vehement gegen eine Sonderbehandlung in Österreich gewehrt. Am Montag sprach die Bundesregierung in Wien eine Reisewarnung für das bei Deutschen beliebte Bundesland aus. Diese hat jedoch nur einen Appell-Charakter.
Die südafrikanische Mutation, die als ansteckender gilt, ist nach Angaben des Wiener Gesundheitsministeriums in Tirol bisher in rund 300 Fällen nachgewiesen worden. Die Zahl der aktiven Fälle betrage 129. Das Land ging bisher von geringeren Zahlen aus. Quelle: dpa/vs
Keine kostenlosen Masken für Asylbewerber vom Bund
Asylbewerber erhalten vom Bund keine kostenlosen FFP2-Masken. Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums an den sozialpolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Sven Lehmann, hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Dabei sind gerade Asylsuchende, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt“, sagte Lehmann. „Zudem müssen sie mit noch weniger Geld als Menschen in der Grundsicherung über die Runden kommen.“ Bei der Versorgung mit kostenfreien Masken rutschten vor allem die Ärmsten durchs Raster.
Die Bundesregierung müsse eingestehen, dass sie hunderttausende Menschen vergessen habe, so Lehmann weiter. Sozialminister Hubertus Heil (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten Ende Januar angekündigt, dass etwa fünf Millionen Bezieher von Grundsicherung je zehn kostenlose FFP2-Masken erhalten sollen. Ab kommenden Dienstag können sich auch Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, die Masken abholen. Hintergrund sind die neuen Vorschriften zum Tragen medizinischer Masken im Nahverkehr und beim Einkaufen.
Da ein erheblicher Teil der Asylbewerber nicht gesetzlich krankenversichert sei, sei eine Einbeziehung dieses Personenkreises nicht möglich, hieß es in der Antwort des Ministeriums. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass die Länder Maßnahmen ergriffen. „Anstatt Menschen in der Grundsicherung und Geflüchteten mit einem pauschalen Krisenzuschlag zu unterstützen, schiebt die Bundesregierung die Verantwortung den Ländern und Kommunen zu“, kritisierte Lehmann. Die Bundesregierung müsse schleunigst eine Lösung für die Betroffenen finden und einen monatlichen Krisenzuschlag für alle Menschen in der Grundsicherung gewähren. Quelle: dpa/vs
Kultusminister für schrittweise Schulöffnung ab nächster Woch
Die Kultusminister der Länder sprechen sich bei weiter sinkenden Corona-Zahlen dafür aus, dass die Schulen in Deutschland ab der kommenden Woche schrittweise wieder aufmachen. Einen entsprechenden Beschluss fassten sie am Montagabend in einer Schaltkonferenz, den die Kultusministerkonferenz (KMK) am Dienstag veröffentlichte. „Die negativen Folgen von Schulschließungen für die Bildungsbiografien und die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen müssen begrenzt werden“, heißt es in dem Papier.
Verwiesen wird darin auf die gesunkenen Corona-Zahlen. „Sollte dieser Trend anhalten, sprechen sich die Kultusministerinnen und Kultusminister nachdrücklich dafür aus, dass über die Abschlussklassen hinaus auch die unteren Jahrgänge, beginnend ab dem 15.2.2021, in den eingeschränkten Regelbetrieb gemäß den Vorschriften des jeweiligen Landes, zum Beispiel in den Wechsel- oder Präsenzunterricht gehen dürfen“, heißt es weiter.
Erwähnt wird mit Blick auf mögliche Lockerungen auch der Stufenplan der KMK von Anfang Januar. Dieser empfiehlt, dass der Schulbetrieb je nach Infektionslage beginnend mit den Grundschülern schrittweise wieder aufgenommen wird. Anschließend sollen ältere Schüler zunächst im Wechselmodell zurück an die Schulen. Quelle: dpa/vs
Russland will Sputnik V nicht vor Mai-Juni in EU liefern
Russland hält eine Lieferung seines selbst entwickelten Impfstoffs Sputnik V in die Europäische Union nicht vor Mai oder Juni für möglich. Das sagte der Chef des staatlichen Direktinvestmentfonds (RDIF), Kirill Dmitrijew, am Dienstag im russischen Staatsfernsehen Rossija 24. „Die großen Lieferungen in die EU sind erst dann möglich, wenn die Massenimpfungen in Russland beendet werden.“
Der RDIF ist für die internationale Vermarktung von Sputnik V zuständig, der bereits in vielen Ländern zugelassen und im Einsatz ist. Vor dem Einsatz in der EU muss das Präparat noch von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen werden.
Die EMA hatte in der vergangenen Woche frühere Angaben Russlands, der Antrag auf Zulassung sei bereits eingereicht, zurückgewiesen. Der Fonds teilte am Dienstag erneut mit, dass die EMA jetzt aber den Antrag angenommen habe. Die russischen Entwickler sehen sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, widersprüchliche Angaben zu Sputnik V zu veröffentlichen.
Die Wirksamkeit von Sputnik V gegen den Erreger SARS-CoV-2 wird mit mehr als 91 Prozent angegeben. Impfungen gibt es etwa in Moskau auch in Einkaufszentren, in mobilen Impfstationen und in den meisten Kliniken. Nach einer ersten Komponente wird nach 21 Tagen eine zweite verabreicht. Nach 42 Tagen insgesamt soll sich die Immunität dann voll ausgebildet haben. Quelle: dpa/vs
WHO-Untersuchung: Alles deutet auf Fledermäuse als Corona-Ursprung
Alle Erkenntnisse über den Ursprung des Coronavirus SARS-CoV-2 deuten nach Angaben von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ähnliche Viren in Fledermäusen. Nach Abschluss der gemeinsam mit chinesischen Experten erfolgten Untersuchungen in der Metropole Wuhan in Zentralchina sagte der Chef des Teams, Peter Ben Embarek, am Dienstag vor Journalisten, der „wahrscheinlichste Weg“ der Übertragung auf den Menschen sei von Fledermäusen ausgehend über ein anderes Tier als Zwischenwirt. Weitere Untersuchungen zum genauen Weg seien nötig.
Ein Laborunfall als Ursache ist nach Einschätzung der Experten „extrem unwahrscheinlich“, wie Embarek zu entsprechenden Spekulationen sagte. Ob das Virus auch über Tiefkühlprodukte weiterverbreitet worden sein könnte, müsse noch genauer untersucht werden.
Die Untersuchungen in Wuhan hätten ihr Bild vom Ausbruch der Pandemie nicht dramatisch verändert, aber es gebe jetzt ein besseres Verständnis von den Anfängen, erklärte Embarek. In Wuhan waren erstmals im Dezember 2019 Infektionen mit dem neuen Virus nachgewiesen worden. Der Erreger kursierte aber wahrscheinlich schon zuvor. Quelle: dpa/vs
FDP legt Sieben-Stufenplan für Öffnung der Corona-Maßnahmen vor
Die FDP hat einen Sieben-Stufenplan für Schritte zur Öffnung von öffentlichem Leben, Handel und Schulen in der Corona-Pandemie vorgelegt. Dabei sollen neben den Fallzahlen pro Woche auch regionale Werte für die Erkrankung der über 50-jährigen, die Belastung der Krankenhäuser, die Verteilung des Infektionsgeschehens und die tatsächlichen Kapazitäten in Gesundheitsämtern eingerechnet werden. „Unterschiedliche Lagen erfordern unterschiedliche Maßnahmen. Gleiches wird damit gleich, Ungleiches wird ungleich behandelt“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Theurer dazu am Dienstag.
Nötig sei ein bundesweites Regelwerk, wie man aus Beschränkungen aussteige, aber auch bei einer Verschlechterung wieder verschärfe, sagte Fraktionsvize Stephan Thomae. „Das ist keine Einbahnstraße.“ Die gesundheitspolitischen Sprecherin der Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, sagte: „Wir glauben, dass wir den Menschen damit eine Perspektive geben.“ Bei wechselnden Regeln verlieren viele Menschen die Motivation, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten. Der Stufenplan soll am Mittwoch in den Bundestag eingebracht werden. Quelle: dpa/vs
Großbritannien schreibt künftig drei Corona-Tests für Reisende vor
Die britische Regierung verschärft in der Coronavirus-Pandemie erneut ihre Reisevorschriften. Menschen, die nach Großbritannien einreisen, müssen künftig neben einem negativen Corona-Test bei der Ankunft zwei weitere Tests während einer zehntägigen Quarantäne vorlegen. Das teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag in London mit.
Die Tests sollen demnach an Tag zwei und Tag acht der Quarantäne durchgeführt werden. Für die Kosten müssen Reisende selbst aufkommen. Weitere Einzelheiten wollte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Dienstag im Parlament vorlegen. Bereits jetzt muss jeder, der nach Großbritannien einreist, bei seiner Ankunft ein negatives Testergebnis vorlegen, das nicht älter als 72 Stunden ist. Quelle: dpa/vs
Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA weiter rückläufig
In den USA geht die Zahl der täglich erfassten Corona-Neuinfektionen weiter zurück. Die Behörden meldeten am Montag 86.646 neue Fälle, wie aus den Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von Dienstagmorgen (MEZ) hervorging. Das sind fast 48.000 weniger als am Montag der Vorwoche. Der bisherige Tagesrekord war am 2. Januar mit 300.282 neuen Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet worden.
Auch die Zahl der täglichen Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Ansteckung ging im Wochenvergleich zurück. Sie lag laut JHU am Montag bei 1.465. Am gleichen Tag der Vorwoche waren 2.031 Todesfälle gemeldet worden. Der bisherige Höchstwert wurde am 4. Februar mit 5.085 Toten verzeichnet. In dem Land mit seinen rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang rund 27 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, mehr als 465.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Quelle: dpa/vs
Kein Nachweis für Anti-Corona-Wirkung von Vitamin D
Für einen Corona-Schutz durch Vitamin-D-Ergänzungsmittel gibt es nach Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) keinen zuverlässigen Beleg. Auch eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und einem schweren Krankheitsverlauf sei nach bisheriger Studienlage nicht nachgewiesen, heißt es in der jüngsten DGE-Fachinformation zum Thema (Stand: 11. Januar 2021).
Die Experten hatten Dutzende Studien und Beobachtungen aus verschiedenen Ländern unter die Lupe genommen. Zwar wurde vielfach von positiven Wirkungen einer Vitamin-D-Gabe im Verlauf einer COVID-19-Erkrankung berichtet. Die Studien wiesen aber meist fachliche Mängel auf, etwa weil der Vitamin-Status der Probanden vor ihrer Erkrankung nicht bekannt war, die Vergleichsgruppen sehr unterschiedlich oder durch Risikofaktoren wie Adipositas oder Diabetes vorbelastet waren.
Das Fazit der Ernährungswissenschaftler: «“Derzeit liegen keine Argumente vor, die eine Supplementation von Vitamin D bei Personen mit adäquatem Vitamin-D-Status mit dem Ziel der Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion oder der Verringerung des Schweregrades einer COVID-19-Erkrankung begründen können.“ Quelle: dpa/vs
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 3.379
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 2.291.924
Zahl der Todesfälle: 62.156
Überstandene Infektionen: 2.057.300
Sieben-Tage-Inzidenz: 72,8 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 09.02., 00.00 Uhr) Quelle: dpa/vs
Nach Zweifel an Wirksamkeit: WHO-Experten beraten über AstraZeneca
Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben am Montag über den weiteren Umgang mit dem AstraZeneca-Impfstoff beraten. Südafrika hatte geplante Impfungen mit dem Vakzin wegen Zweifeln an dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Coronavirus-Variante vorläufig gestoppt. „Das sind auf jeden Fall beunruhigende Nachrichten“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montagabend in Genf. Die Entwicklung zeige, dass Vakzine schnell produziert und zu den Menschen gebracht werden müssten.
„Wir wissen, dass Viren mutieren, und wir wissen, dass wir bereit sein müssen, Impfungen anzupassen, damit sie wirksam bleiben“, sagte der WHO-Chef weiter. Tedros will sich am Dienstag mit den Experten der Strategie-Gruppe der WHO (SAGE) treffen, um Empfehlungen im Umgang mit dem Impfstoff zu besprechen, den AstraZeneca zusammen mit der Universität Oxford entwickelt hat. Er appellierte an die Staatengemeinschaft, jede neu entdeckte Virusmutation an die WHO zu melden. Nur so könne die Organisation die Entwicklung beobachten und entsprechend reagieren.
„Wir haben eine geringere Wirkung erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß“, sagte Salim Abdool Karim, Leiter des Corona-Beratungskomitees der südafrikanischen Regierung. Der neue Ansatz der Regierung sei, 100.000 Menschen mit dem AstraZeneca-Vakzin zu impfen und darauf zu achten, wie viele trotzdem in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen. „Wir wollen am Ende nicht Millionen Menschen geimpft haben, wenn die Impfung nicht effektiv ist.“ Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Impfung mit dem AstraZeneca-Wirkstoff nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen nach einer Infektion mit der in Südafrika vorherrschenden Virusvariante B.1.351 schützt. Quelle: dpa/vs
Britische Variante könnte in den USA ab März dominieren
Einer Studie zufolge verdoppelt sich in den USA der Anteil der britischen Corona-Variante an den insgesamt erfassten Infektionen etwa alle zehn Tage. Damit dürfte B.1.1.7 im Laufe des nächsten Monats „fast sicher“ in vielen Bundesstaaten die vorherrschende Variante des Coronavirus werden, heißt in einer noch nicht in einem Fachjournal veröffentlichten, noch nicht unabhängig geprüften US-Studie. Die Variante ist demnach wohl 35 Prozent bis 45 Prozent ansteckender als der bisher kursierende Erreger.
Die Analyse von Forschern des kalifornischen Scripps-Instituts, der Diagnostikfirma Helix und anderen stützt sich auf Genomanalysen von Corona-Tests. Sollte die Prognose zutreffen, dürfte sich die Pandemie in den USA ab März wegen der höheren Ansteckungsrate wieder zuspitzen. Zuletzt war die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den USA im Schnitt auf rund 120.000 zurückgegangen.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte bereits Mitte Januar gewarnt, die britische Mutation verbreite sich schnell und könne bis März in den USA „zur vorherrschenden Variante“ des Coronavirus werden. Das CDC stützte sich dabei auf die Beobachtung des Verlaufs in anderen Ländern. Quelle: dpa/vs