Meldungen vom 06. bis 09.04.2021
Mittwoch, 07.04.2021
Corona-Krise: Lebenserwartung sinkt in fast allen EU-Staaten
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist im ersten Jahr der Corona-Pandemie in fast allen EU-Ländern gesunken. 22 der 27 Länder verzeichneten 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Am stärksten waren Spanien (minus 1,6 Jahre) und Bulgarien (1,5 Jahre) betroffen. In Deutschland sank die Lebenserwartung bei der Geburt demnach um 0,2 Jahre auf 81,1 Jahre.
Unter der Lebenserwartung zu einem bestimmten Zeitpunkt versteht man die Anzahl der Jahre, die eine Person im Schnitt noch zu leben hat, wenn die zu dem Zeitpunkt herrschenden Sterbebedingungen weiter gelten würden. Anders ausgedrückt: Kinder, die 2020 in Deutschland geboren wurden, werden im Schnitt 81,1 Jahre alt - in dem theoretischen Fall, dass in der ganzen Zeit genauso gestorben wird wie 2020. Die angegebenen Zahlen für 2020 sind Eurostat zufolge vorläufige Schätzungen für die Lebenserwartung bei Geburt.
Langfristig betrachtet werden EU-Bürger eigentlich immer älter: Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg nach Angaben von Eurostat seit den 1960er Jahren im Schnitt um mehr als zwei Jahre pro Jahrzehnt. In den letzten Jahren habe diese Entwicklung aber in mehreren Staaten stagniert oder sei sogar rückläufig gewesen. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie sei die Lebenserwartung 2020 schließlich in der überwiegenden Mehrheit der Staaten gesunken. Auch in den USA war die Lebenserwartung im ersten Halbjahr 2020 von 78,8 auf 77,8 Jahre zurückgegangen - der niedrigste Wert seit 2006.
Innerhalb der EU gibt es weiterhin ein starkes Gefälle: Am ältesten werden die Bewohner Maltas mit 82,6 Jahren. Es folgen Schweden, Italien und Spanien (jeweils 82,4 Jahre). Am niedrigsten ist die Lebenserwartung in Litauen (75,1), Rumänien (74,2) und Bulgarien (73,6). 2019 lag die EU-weite Lebenserwartung bei 81,3 Jahren. Für Irland liegen noch keine Daten vor. Quelle: dpa/sn
EMA sieht keine Notwendigkeit für Einschränkung des Astrazeneca-Impfstoff
Trotz sehr seltener Fälle von Hirnthrombosen empfiehlt die EU-Arzneimittelbehörde EMA uneingeschränkt die Anwendung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die EMA am Mittwoch in Amsterdam.
Lieferausfall von Biontech-Impfstoff in Rheinland-Pfalz
Eine ausgefallene Biontech/Pfizer-Lieferung bremst in Rheinland-Pfalz das Impftempo. Am Dienstag seien rund 10.000 fest zugesagte Dosen des Impfstoffs nicht geliefert worden, sagte Landesimpfkoordinator und Gesundheitsstaatssekretär Alexander Wilhelm (SPD) am Mittwoch in Mainz. Die Gründe dafür seien unklar. Am Dienstagnachmittag waren bereits in Berlin zwei der sechs Impfzentren vorfristig geschlossen worden, weil ein Impfstofftransport wegen mutmaßlich technischer Schwierigkeiten aufgehalten worden war, wie es von der Gesundheitsverwaltung geheißen hatte. In beiden Zentren wurde zuletzt das Biontech-Präparat verabreicht. dpa/vs
Studie: Noch viele Antikörper sechs Monate nach Moderna-Impfung
Auch ein halbes Jahr nach der vollständigen Corona-Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna bleibt der Schutz einer neuen Studie zufolge hoch. Ein Langzeittest mit 33 Probanden habe sechs Monate nach der zweiten Impfung in allen Altersklassen ein weiterhin hohes Niveau an Antikörpern gegen COVID-19 gezeigt, berichten US-Experten im „New England Journal of Medicine“ (NEJM). Die Studie werde weitergeführt, um die Wirksamkeit des Vakzines über noch längere Zeit beobachten zu können.
Bislang ist unklar, wie lang der Schutz durch die COVID-19-Impfstoffe hält. Anfang des Monats hatten aber auch schon die mRNA-Impfstoffhersteller Pfizer/Biontech mitgeteilt, dass der Schutz durch ihr gemeinsames Präparat sechs Monate nach der zweiten Dosis genauso hoch ist wie kurz danach. Zudem hätten sich keine Sicherheitsbedenken gezeigt. Die Produkte von Pfizer/Biontech und Moderna gelten als sehr ähnlich. dpa/vs
Apotheker-Verein hält Corona-Impfungen in Apotheken für möglich
Der Berliner Apotheker-Verein hält Corona-Impfungen in Apotheken für möglich. Man sei grundsätzlich bereit, bei der Impfkampagne mitzumachen, sagte die Vereinsvorsitzende Anke Rüdinger am Mittwoch im Inforadio des RBB. „Tatsächlich bin ich ein großer Freund von Impfen in Apotheken“, so Rüdinger. „Wir sind in Berlin auch in Verhandlungen mit den Krankenkassen, um ein Grippe-Impfen in Apotheken als Modellprojekt zu etablieren. Prinzipiell stehen wir durchaus zur Verfügung, wenn die Aufgabe steht, in Apotheken auch zu impfen. Aber das ist eine Entscheidung, die von der Politik getroffen werden muss.“
Momentan sei erstmal die Aufgabe der Apotheken, die Hausärzte mit den Corona-Impfstoffen zu beliefern, so Rüdinger. Sie sei froh, dass die Vakzinen über den bewährten Weg vom Großhandel über die Apotheken in die Arztpraxen verteilt würden.
„Die Verteilung in der Fläche – und wir dürfen nicht immer von Berlin ausgehen – kann wirklich nur über die Apotheken geleistet werden. Die Zwischenhändler wären dort überfordert, weil die vielen Arztpraxen, die mit eingebunden sind in die Verimpfung der Impfstoffe, nicht so schnell und sicher erreicht werden könnten.“ Die Apotheken hätten zudem Erfahrung mit der Impfstofflagerung und -verteilung, so Rüdinger. Der Impfstoff erfordere eine Kühlung bei zwei bis acht Grad. Das sei kein Problem für die Apotheken, weil es immer kühlungspflichtige Medikamente gebe. dpa/vs
Laschet verteidigt „Brücken-Lockdown“ – entscheidende Pandemie-Phase
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat seinen heftig umstrittenen Vorstoß für einen „Brücken-Lockdown“ verteidigt. „Alle sollten sich jetzt noch einmal schnell, hart und klar zusammenraufen“, sagte der CDU-Bundesparteichef am Mittwoch beim Besuch eines Drive-In-Impfzentrums im westfälischen Schwelm. Sein Vorschlag für einen „Brücken-Lockdown“ im Kampf gegen die dritte Corona-Welle liege auf dem Tisch. Dafür habe er viel Ablehnung vor allem aus der SPD erfahren, bedauerte Laschet und fragte: „Was sind denn eure Ideen?“
„Es ist die entscheidende Phase der Pandemie“, betonte der CDU-Politiker. Es brauche innovative Ideen wie die temporäre Drive-In-Idee in Schwelm – wo zwei Wochen lang Tausende aus dem Auto heraus mit einem Sonderkontingent des Präparats von AstraZeneca geimpft werden – zur Beschleunigung der Immunisierung. Auch die neuen Impf-Möglichkeiten in den Hausarztpraxen „helfen uns sehr“. Aber: Nötig sei „auch Vorsicht auf den letzten Metern, die wir zu gehen haben“. Daher plädiere er für einen „Brücken-Lockdown“. Damit will Laschet die Zeit überbrücken, bis viele Menschen geimpft seien. Der Vorstoß hatte ihm Kritik und Spott eingebracht.
Auf Fragen von Journalisten, warum das Land bei der Notbremse in Regionen mit einer hohen Wocheninzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nicht konsequenter sei, sagte Laschet: „Die Notbremse gilt.“ Allerdings setze man darauf, im Verbund mit Corona-Tests auch Theaterbesuche oder Einkaufen im Modus „Click and Meet“ möglich zu machen. dpa/vs
Impfungen in Arztpraxen beginnen – „Wir impfen alles, was wir haben“
Am heutigen Mittwoch beginnt in Brandenburgs Arztpraxen das Impfen gegen das Coronavirus. Die Auslieferung des Vakzines läuft nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) bereits seit Dienstagnachmittag. Spätestens am Mittwochvormittag sollten dann die ersten Praxen beliefert worden sein. Wie viele Praxen es landesweit sind, die ab dieser Woche gegen das Coronavirus impfen, ist laut KVBB noch unklar, da sie ihre Impfdosen direkt über die Apotheken bestellen.
„Wir impfen alles, was wir haben“, sagte etwa Allgemeinmedizinerin Antonia Stahl aus Falkensee (Havelland). Die Praxis sollte für diese Woche 18 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten, hinzu sollten noch einmal 100 AstraZeneca-Dosen kommen. In Stahls Praxis in Falkensee etwa sollen diese Woche rund 50 bis 60 Menschen bei Hausbesuchen geimpft werden. Hinzu kämen Termine in der Praxis am Mittwoch und am Freitag. dpa/vs
Corona-Rekord in Indien: Knapp 116.000 Fälle an einem Tag
Indien hat einen neuen Höchstwert an Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreicht. Innerhalb eines Tages seien 115.736 neue Infektionen erfasst worden, wie das indische Gesundheitsministeriums am Mittwoch mitteilte. Demnach wurden auch 630 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona registriert. Es wird befürchtet, dass diese Zahlen in dem Riesenland weiter deutlich steigen. In absoluten Zahlen ist Indien das am drittmeisten von Corona betroffene Land – nach Brasilien und den USA.
Studie: Corona schädigt auch Psyche und Nerven
Corona-Patienten haben häufiger neurologische oder psychische Probleme als Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Eine britische Studie im Fachjournal „The Lancet Psychiatry“ fand ein um 44 Prozent höheres Risiko für Angsterkrankungen oder Stimmungsschwankungen als nach einer Grippe.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hirnerkrankungen und psychiatrische Störungen nach COVID-19 häufiger auftreten als nach der Grippe oder anderen Atemwegsinfektionen“, teilte Mitautor Max Taquet von der Universität Oxford mit. Die genauen Gründe dafür seien noch unklar. Insgesamt litt etwa ein Drittel der erfassten Patienten innerhalb von sechs Monaten nach ihrer COVID-19-Diagnose an einer neurologischen oder psychischen Erkrankung. Die britischen Forscher analysierten digitale Daten von mehr als 236.000 Patienten, die überwiegend in den USA behandelt wurden.
Die häufigsten Diagnosen waren Angststörungen bei 17 Prozent und Stimmungsstörungen bei 14 Prozent aller analysierten Menschen. Sie litten zudem an Schlaflosigkeit (5 Prozent), Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel (2,1) und Hirnblutungen (0,6). Die beteiligten Wissenschaftler weisen auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hin, um die genauen Ursachen herauszufinden und Folgeschäden zu verhindern oder zu behandeln.
Bereits in der Vergangenheit hatte es Studien gegeben, die einen Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen und einer Infektion gesehen haben. Aber auch durch Folgen der Isolation infolge von Lockdowns und Quarantänen sind mancherorts die Krankschreibungen wegen psychischer Leiden gestiegen. In Bayern hatte die Auswertung von Versichertendaten ergeben, dass 2020 deutlich häufiger Menschen mit Depressionen und Ängsten bei der Arbeit ausgefallen waren als zuvor. dpa/vs
Arztpraxen bekommen mehr Impfstoff für Corona-Schutzimpfungen
Für Corona-Schutzimpfungen bei niedergelassenen Ärzten in Mecklenburg-Vorpommern sollen in dieser Woche etwa 50.000 Impfdosen bereitgestellt werden. 31.000 Dosen des Herstellers AstraZeneca werden nach Verbandsangaben am Mittwoch von den Apotheken im Land an Haus- und Fachärzte ausgeliefert. Hinzu kommen 20.000 Dosen, die der Bund zusätzlich bereitstellt.
Wie viele niedergelassene Ärzte an der Impfkampagne beteiligt sein werden, blieb zunächst unklar. Einige Praxen hatten im März sogenannte Starterpakete mit Impfstoff erhalten, um zunächst Ärzte und Schwestern vor Ansteckungen zu schützen. Die Corona-Schutzimpfungen kommen nur schleppend in Gang, weil es an Impfstoff mangelt. Um die angestrebte Impfquote von etwa 70 Prozent zu erreichen, benötigt Mecklenburg-Vorpommern für Erst- und Zweitimpfungen zusammen 2,2 Millionen Dosen. Geliefert wurden laut Gesundheitsministerium bislang etwas mehr als 300.000. dpa/vs
AstraZeneca-Vakzine: Britische Medizinbehörde prüft Thrombosefälle
Die britische Arzneimittelbehörde untersucht Fälle von seltenen Blutgerinnseln im Gehirn nach einer Impfung mit dem Präparat von AstraZeneca. Das teilte die Medicines and Healthcare Regulatory Agency (MHRA) mit. Zuvor hatte es einen Medienbericht gegeben, wonach die Behörde erwägt, das Präparat nicht mehr für unter 30-Jährige zu empfehlen.
„Unsere gründliche und detaillierte Untersuchung zu Berichten von sehr seltenen und spezifischen Arten von Blutgerinnseln mit einer geringen Anzahl an Blutplättchen nach einer Impfung mit AstraZeneca wird fortgeführt, sagte MHRA-Chefin June Raine der Mitteilung zufolge. Eine regulatorische Entscheidung sei noch nicht gefallen, betonte sie jedoch. Die Behörde rief dazu auf, Impftermine weiterhin wahrzunehmen.
In Deutschland hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wegen der Thrombose-Fälle, die vor allem bei jungen Frauen auftraten, beschlossen, das Präparat in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahre zu verabreichen – für jüngere Menschen ist eine Impfung damit nur nach Aufklärung über die Risiken auf eigene Gefahr möglich. dpa/vs