Meldungen vom 06. bis 09.04.2021
Donnerstag, 08.04.2021
Hausärzte verdoppeln auf Anhieb Impfpensum in Sachsen-Anhalt
Die Hausarztpraxen haben die Impfkampagne in Sachsen-Anhalt gleich am ersten Tag kräftig voran gebracht. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bekamen am ersten vollen Tag der Corona-Impfungen bei Hausärzten am Mittwoch gleich knapp 11.000 Patienten ihren ersten Piks. Das waren etwa so viele Impfungen, wie die Impfzentren in Sachsen-Anhalt einen Tag zuvor geschafft hatten (10.118).
„Die niedergelassenen Ärzte haben den Impfstart in ihren Praxen lange erwartet und sich intensiv darauf vorbereitet, um nun gleich mit voller Kraft loslegen zu können“, sagte der Chef der KV Sachsen-Anhalt, Jörg Böhme. „Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zu einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung und damit zum Schutz aller.“ Viele der Kollegen seien darüber hinaus seit Wochen in den Impfzentren im Einsatz.
Dreieinhalb Monate nach dem Impfstart in Deutschland hatten am Dienstag die Apotheken die ersten Dosen des Biontech-Impfstoffes an Hausärzte in Deutschland ausgeliefert. Wegen geringer Liefermengen bekamen die Praxen zunächst jedoch nur je 12 bis 48 Dosen. In den kommenden Wochen sollen die Liefermengen deutlich steigen und auch Fachärzte in die Impfkampagne einsteigen. „Damit werden wir dem Ziel, wieder ein Leben ohne Corona-Einschränkungen führen zu können, einen großen Schritt näherkommen“, sagte Böhme. dpa/vs
EU-Kommissar Breton: Sputnik V kann nicht kurzfristig helfen
Der russische Corona-Impfstoff Sputnik V kann nach Einschätzung des Impfstoff-Beauftragten der EU-Kommission, Thierry Breton, nicht kurzfristig helfen bei der Impfkampagne der Europäischen Union. Auf die Frage, ob Präparate etwa aus Russland oder China dazu beitragen könnten, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen in der EU zu impfen, schrieb der Franzose in einem Blog-Eintrag: „Ich fürchte, die Antwort ist nein.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte am Donnerstag gleichwohl bilaterale Gespräche mit Russland über eventuelle Sputnik-Lieferungen an. Dabei betonte er jedoch: „Um wirklich einen Unterschied zu machen in unserer aktuellen Lage, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen – ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff.“ Bislang hatte Deutschland bei der Impfstoffbeschaffung auf die EU-Ebene gesetzt. Noch Ende März hieß es mit Blick auf Sputnik aus Regierungskreisen: „Wir sind der Meinung, dass das wieder über das europäische System erfolgen soll.“ Man habe die EU-Kommission dazu aufgefordert, sich dieser Frage anzunehmen.
Breton betonte nun, dass er zwar keinen Grund habe, an der Effektivität, Sicherheit und Qualität jener Impfstoffe zu zweifeln, die außerhalb der EU entwickelt worden seien. Dies zu bewerten sei jedoch Sache der Europäischen EU-Arzneimittelbehörde EMA. Jedes Unternehmen, das einen neuen Impfstoff produzieren wolle, brauche aber mindestens zehn Monate. Deshalb müsse man sich auf die Produktion jener Impfstoffe konzentrieren, die in der EU bereits zugelassen oder kurz davor sind.
Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. dpa/vs
Bayern sichert sich 2,5 Millionen Dosen von Impfstoff Sputnik V
Bayern sichert sich noch vor einer möglichen EU-Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V Millionen Dosen des Mittels. Der Freistaat werde einen Vorvertrag mit einer Produktionsfirma im schwäbischen Illertissen unterzeichnen, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung des Kabinetts in München an. Nach der Zulassung soll der Freistaat 2,5 Millionen Impfdosen erhalten.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit den Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des Impfstoffs erwartet. Russland gab das Mittel bereits Mitte August 2020 als weltweit ersten Corona-Impfstoff für eine breite Anwendung in der Bevölkerung frei. Mittlerweile haben in der medizinischen Fachpresse publizierte Daten dem Mittel hohe Wirksamkeit bescheinigt.
Der Impfstoff könnte im Laufe des Jahres in dem Werk in Illertissen produziert werden, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Eine entsprechende Absichtserklärung für die Produktion und den Import sei unterzeichnet. „Es handelt sich um einen hochwirksamen Impfstoff“, betonte Holetschek. dpa/vs
Hautärzte raten zu Desinfektionsmitteln statt Seife
Ständiges Händewaschen mit Seife in der Corona-Pandemie hat zu mehr Handekzemen geführt. Darauf weist die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hin und empfiehlt, lieber zu Desinfektionsmittel zu greifen. „Die empfohlenen intensivierten Maßnahmen der Handhygiene bergen ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko für die Entstehung von Handekzemen“, sagte der Sprecher der Gesellschaft, Peter Elsner (Uniklinikum Jena) der Deutschen Presse-Agentur.
Rückmeldungen aus Hautarztpraxen und -kliniken zeigten, dass die Zahl der Patienten mit solchen Beschwerden seit einem Jahr steige, sagte Elsner. Besonders gefährdet seien Menschen im Medizin-Sektor: Bei einer Befragung von über 100 Beschäftigten des Universitätsklinikums München klagten 90 Prozent über die Symptome eines Handekzems wie Trockenheit, Rötung, Jucken, Brennen, Schuppen oder Risse.
„Natürlich gelten in der Pandemie die AHA-Regeln“, betonte Elsner. „aber für eine gesunde Haut ist desinfizieren besser als einseifen“. Seife löse die Fette aus der Haut, die natürliche Barriere des Körpers werde zerstört. Die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Thema Infektionsschutz lesen sich anders: „Viele Infektionskrankheiten werden über die Hände übertragen“, heißt es auf den Infoseiten. „Händewaschen ist eine einfache und wirksame Maßnahme, die vor einer Ansteckung schützen kann.“ Gerade in Zeiten von Krankheitswellen sei das besonders wichtig. dpa/vs
STIKO bleibt vorerst bei ihrer AstraZeneca-Empfehlung
Die Entscheidung der EU-Arzneimittelbehörde EMA zur uneingeschränkten Anwendung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca hat voraussichtlich keine unmittelbare Auswirkung auf das bisherige Votum der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland. Was die EMA gemacht habe, könne man mit Sicherheit rechtfertigen, sagte Stiko-Mitglied und Infektionsimmunologe Christian Bogdan bei einer Online-Diskussion des Science Media Centers. „Aber das, was die STIKO gemacht hat, kann man sicherlich genauso rechtfertigen.“
Die STIKO hatte den AstraZeneca-Impfstoff zuletzt erst ab 60 Jahren empfohlen – und dabei auch Erfahrungen aus Großbritannien mit einbezogen, das schon einige Monate länger ältere Menschen mit diesem Vakzine impft. Die EMA-Entscheidung werde aber sicher ein Thema in einer der nächsten STIKO-Sitzungen werden, ergänzte Bogdan. „Vielleicht gibt es dann ja auch einen Begründungstext. Da werden wir uns nicht primär an einer Pressemitteilung orientieren.“
Trotz sehr seltener Fälle von Hirnthrombosen hat die EU-Arzneimittelbehörde uneingeschränkt die Anwendung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca empfohlen. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, hieß es zur Begründung. Bei Gremienentscheidungen gehe es immer auch um das Empfinden der einzelnen Gremienmitglieder und um Fragen der nationalen Betroffenheit, sagte Bogdan.
Testpflicht soll für Geimpfte weitgehend entfallen
Wer den vollen Corona-Impfschutz hat, soll künftig voraussichtlich im Alltag und bei Reisen weitgehend auf Corona-Tests verzichten können. Personen mit vollständigem Impfschutz könnten so behandelt werden wie Menschen, die über ein tagesaktuell negatives Testergebnis verfügten, heißt es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums. Das Ministerium stellte die Empfehlungen den Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder vor. Das Thema solle bei der Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche auf der Tagesordnung stehen, hieß es.
Den Empfehlungen zufolge soll bei Flugreisen aus dem Ausland alternativ zum derzeit verlangten negativen Testergebnis auch ein Nachweis vorgelegt werden können, dass man mindestens 14 Tage vorher die Gabe der zweiten Impfdosis mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff erhalten hat. Auch bei Reisen aus Risiko- oder Hochinzidenzgebieten soll die Testpflicht der Empfehlung gemäß für entsprechend Geimpfte entfallen. Bei der Einreise aus Virusvariantengebieten soll es hingegen bei der Testpflicht bleiben, da bei manchen Varianten der Impfschutz kleiner ist.
Wer vollen Impfschutz hat, solle zudem von Quarantänemaßnahmen ausgenommen werden, so lange man keine Krankheitssymptome hat. Das Robert Koch-Institut werde seine Quarantäne-Empfehlungen bis zum Ende der Woche anpassen. Ausnahmen von der Quarantänepflicht soll es der Vorlage zufolge nicht für geimpfte Patienten in Kliniken und nicht für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen geben, „um Restrisiken einer Weitergabe von Infektionen in diesen sensiblen Bereichen zu minimieren“. dpa/vs
Britische Impfkommission ändert
Die britische Impfkommission hat ihre Empfehlung für den AstraZeneca-Impfstoff nach einer Überprüfung geändert. Das Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-jährigen Erwachsenen verabreicht werden, wie die Kommission mitteilte. Grund sind Berichte über seltene Fälle von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Vakzine.
In Großbritannien sind nach Angaben der Arzneimittelbehörde MHRA bislang 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff aufgetreten. Dabei kam es zu 19 Todesfällen. Die meisten dieser Fälle betrafen junge Menschen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Impfstoff konnte laut Impfkommission zwar noch nicht nachgewiesen worden. Aber angesichts des geringeren Risikos für jüngere Menschen an COVID-19 zu sterben, habe man diese Abwägung getroffen, hieß es. dpa/vs