Meldungen vom 04. bis 08.04.2022
Montag, 04.04.2022
Kompromissvorschlag für Impfpflicht ab 50
Wenige Tage vor der geplanten Abstimmung über die mögliche Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland haben die Befürworter einer Pflicht ab 18 einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Die 237 Abgeordneten um die SPD-Politikerin Heike Baehrens rückten von ihrem ursprünglichen Vorschlag ab und schlagen nun vor, dass für Menschen ab 50 ab dem 1. Oktober eine Impfnachweispflicht gelten soll.
Über-18-Jährige, die nicht geimpft sind, sollen dann zumindest einen Nachweis erbringen können, dass sie eine Beratung wahrgenommen haben. Der Vorschlag beinhaltet aber ein Stufenverfahren: Nach der Sommerpause könnte der Bundestag je nach Entwicklung der Pandemie und Impffortschritt darüber entscheiden, ob die Impfpflicht doch noch auf Erwachsene unter 50 ausgedehnt wird.
Die Abstimmung über die Impfpflicht im Bundestag ist am Donnerstag geplant. Neben dem ursprünglichen Vorschlag für eine Pflicht ab 18 hatte eine zweite Abgeordnetengruppe einen Antrag für eine Beratungspflicht und eine dann mögliche Impfpflicht ab 50 vorgelegt. dpa / vs
RKI registriert 41.129 Corona-Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 1.424,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1.457,9 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1.700,6 (Vormonat: 1.196,4).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 41.129 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 67.501 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 23 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 20 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken gekommenen Corona-infizierten Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Montag mit 6,61 an (Freitag: 7,33). dpa / vs
Schnelles Prüfverfahren für COVID-19-Medikament von Roche
Die US-Arzneimittelbehörde FDA will eine Zulassung des Roche-Medikaments Actemra/RoActemra zur Behandlung von schwer erkrankten COVID-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden und zusätzlich Sauerstoff benötigen, vorrangig prüfen. Roche rechnet mit einer Entscheidung in der zweiten Jahreshälfte. In der Europäischen Union (EU) und vielen anderen Ländern ist das MEdikament für die Behandlung von Corona-Patienten bereits freigegeben. tagesschau.de / vs
Rentenversicherung berichtet von mehr Post-COVID-Behandlungen
In Reha-Maßnahmen werden mehr Menschen wegen der Folgen einer COVID-Erkrankung behandelt. „Im ersten Halbjahr 2021 hatten wir 4.000 Fälle von Long COVID, und nach ersten Hochrechnungen gehen wir davon aus, dass es im gesamten Jahr 10.000 Fälle waren“, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach.
Seit vergangenem Herbst bieten acht Reha-Zentren der Deutschen Rentenversicherung spezielle Post-COVID-Programme an, um Betroffene wieder fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Manche Patienten leiden nach einer Corona-Infektion unter Langzeitfolgen wie Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten oder Lungen- beziehungsweise Herzproblemen.
„40 bis 60 Prozent der körperlichen Symptome verschwinden oder werden noch während der Reha besser, auch bei den kognitiven Einschränkungen werden Verbesserungen erzielt“, sagte der Leiter des Reha-Zentrums Seehof in Teltow, Völker Köllner, der Zeitung. Die Patienten hätten vor allem gelernt, mit der Krankheit besser umzugehen, was ihnen im Alltag und Berufsleben helfe. dpa / vs
Rund 90 Corona-Impfungen – Ermittlungen gegen Massen-Impfling
Fast 90 Mal soll sich ein 60-Jähriger aus Magdeburg seit Sommer 2021 in sächsischen Impfzentren gegen Corona impfen lassen haben. Er steht unter dem Verdacht, Impfausweise gefälscht und dann an Dritte weiterverkauft zu haben. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen unbefugten Ausstellens von Impfausweisen und Urkundenfälschung, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Im Impfzentrum Eilenburg war ihr zufolge Anfang März Schluss, als der Mann wiederkannt wurde. „Es gab Ungereimtheiten, er war schon am Vortag zum Impfen dort.“ Bei ihm wurden mehrere Blanko-Impfausweise und seine Krankenkarte sichergestellt sowie ein Strafverfahren eingeleitet.
Erstmals aufgefallen war der Mann kurz zuvor im Impfzentrum Dresden, wie ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sagte. „Wir haben das beobachtet, die anderen Impfzentren informiert und sie aufgefordert, die Polizei zu rufen, wenn er auftaucht.“ Er habe sich immer mit richtigem Namen und Daten registriert und – im System nachweisbar – in sächsischen Impfzentren 87 Mal einen Piks bekommen. Nach Angaben der Polizei nahm er verschiedene Impfstoffe. dpa / vs
Dobrindt hält Ende fast aller Corona-Schutzmaßnahmen für verfrüht
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hält den weitgehenden Wegfall der staatlichen Corona-Auflagen wie 2G, 3G oder Maskenpflicht seit Sonntag für falsch. „In einer Zeit mit sehr hohen Infektionszahlen ist es verfrüht, fast alle Schutzmaßnahmen zu beenden“, sagte der Chef der CSU-Abgeordneten im Bundestag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er hätte sich ein Festhalten an der Maskenpflicht zum Beispiel beim Einkaufen gewünscht.
Dobrindt appellierte an die Bürger, sich weiter mit einer Maske gegen das Corona-Virus zu schützen – und zwar nicht nur dort, wo es weiter vorgeschrieben ist wie in Bussen und Bahnen. „Masken tragen bleibt sinnvoll. Auch außerhalb des öffentlichen Personenverkehrs ist es ratsam, weiter zum Eigenschutz Masken zu tragen.“
Apotheker rufen zum freiwilligen Tragen von Masken auf
Die Apothekerkammer in Sachsen-Anhalt ruft die Bürger dazu auf, auch nach dem Ende der Maskenpflicht in den Apotheken einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. „Zu uns kommen Menschen mit Immunschwäche oder Ältere mit mehreren Erkrankungen. Sie müssen weiterhin so gut wie möglich geschützt werden“, sagte Kammerpräsident Jens-Andreas Münch. Um die Versorgung mit Arzneimitteln durch erhöhte Krankenstände nicht zu gefährden, müsse zudem das Personal vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt werden.
Ab Sonntag entfallen in Sachsen-Anhalt die Corona-Maßnahmen größtenteils. Die Maskenpflicht gilt dann nur noch im öffentlichen Nahverkehr und im Gesundheitsbereich. Die Apotheken zählen aber nicht dazu. Rein formal können Apotheken im Sinne des Hausrechts die Regeln für einen Apothekenbesuch bestimmen, zum Beispiel zur Anzahl der maximal gleichzeitig Anwesenden. Die Apotheken wollen den Angaben zufolge mit Plakaten ihre Kunden auf das freiwillige Tragen einer Maske aufmerksam machen. dpa / vs
Viele Corona-Regeln laufen aus - Mahnungen zur Vorsicht bleiben
Trotz hoher Ansteckungsraten entfielen gestern in Deutschland die meisten Corona-Beschränkungen. Der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki sieht darin einen „wichtigen und erfreulichen Schritt in Richtung Normalität“.
Nach dem geänderten Infektionsschutzgesetz sind am Sonntag in weiten Teilen Deutschlands die meisten staatlichen Auflagen weggefallen. Angeordnet werden können in fast allen Bundesländern nur noch wenige allgemeine Vorgaben zu Masken etwa in Praxen, Pflegeheimen, Kliniken, Bussen und Bahnen sowie zu Tests etwa in Schulen. Weitergehende Auflagen gelten nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Beide Länder nutzen als vorerst einzige die sogenannte Hotspot-Regel.
Kubicki betonte, die Maskenpflicht werde auch in Bussen und Bahnen irgendwann fallen müssen, das stehe aber noch nicht zur Debatte. Die Chefin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna rief dazu auf, in Innenräumen weiter Maske zu tragen. „Gerade in Supermärkten und Restaurants sind Masken weiterhin von großer Bedeutung, um Infektionen einzudämmen“, sagte Johna dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) riet dies ebenfalls. „Das Risiko, sich zu infizieren, ist selten höher gewesen als jetzt“, machte der Minister im Deutschlandfunk. Lauterbach verwies zudem auf die weiterhin 200 bis 300 Menschen, die täglich im Zusammenhang mit Corona sterben.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn machte deutlich, dass die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen auch weiterhin kontrolliert wird. Ob im Nahverkehr neben FFP2- auch medizinische Masken erlaubt sind und wie Maskenpflicht auf Bahnsteigen geregelt wird, ist in Länderverordnungen festgelegt. dpa / vs