Meldungen vom 04. bis 08.04.2022
Donnerstag, 07.04.2022
Kampf gegen Corona im Herbst wird nun viel schwerer
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schreibt eine Corona-Impfpflicht nach dem Scheitern eines Vorstoßes im Bundestag noch nicht komplett ab. Das Abstimmungsergebnis sei eine Enttäuschung und mache den Kampf gegen die Corona-Pandemie spätestens im Herbst sehr viel schwerer, sagte der SPD-Politiker. „Um unnötige Opfer im Herbst zu vermeiden, sollte der Versuch nicht aufgegeben werden, bis dahin trotzdem eine Impfpflicht zu erreichen. Man darf nie aufgeben, wenn es um das Leben anderer Menschen geht. So denke ich als Arzt, so denke ich als Politiker.“
Ein von Lauterbach unterstützter Vorschlag zweier Abgeordnetengruppen für eine Impfpflicht zunächst für alle ab 60 Jahren war im Bundestag gescheitert. Der Minister schrieb dazu zunächst auch bei Twitter: „Es helfen keine politischen Schuldzuweisungen. Wir machen weiter.“ dpa / vs
Apotheken wollen Corona-Impfangebote verstärken
Die Apotheken wollen nach den gescheiterten Anträgen zu einer Corona-Impfpflicht im Bundestag ihre Angebote verstärken. „Wir sehen große Chancen, noch mehr Bürgerinnen und Bürger von einer Impfung zu überzeugen“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. Bundesweit über 60.000 Corona-Impfungen in den Apotheken zeigten, dass Apotheken besonders zahlreiche Erstimpfungen durchführten. Wissenschaftliche Studien belegten auch, dass Beratung erfolgreicher als Impfpflicht sei.
„Wir müssen gut vorbereitet in den nächsten Winter gehen“, betonte Preis, über dessen Äußerungen auch die „Rheinische Post“ berichtete. Das Aus für die Impfpflicht mache die Informationskampagne für Impfungen und Booster-Impfungen noch wichtiger. Die Apotheken würden in den nächsten Wochen gezielt dazu aufklären, kündigte Preis an. dpa / vs
Entwurf für Corona-Impfpflicht im Bundestag gescheitert
Der Entwurf für die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland ist im Bundestag gescheitert. Den Vorschlag für eine Pflicht zunächst ab 60 Jahren lehnten am Donnerstag 378 Abgeordnete ab, dafür votierten 296 Abgeordnete und neun enthielten sich. Für eine allgemeine Impfpflicht als Vorsorge für den Herbst hatte sich auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgesprochen. Wegen offenkundiger Meinungsverschiedenheiten hatte die Ampel-Koalition dazu aber keinen Regierungsentwurf eingebracht. Abgestimmt wurde daher weitgehend ohne die sonst üblichen Fraktionsvorgaben. Quelle: dpa/mia
Gesundheitsausgaben für 2021 auf Höchstwert
Nach einer Rekordsumme bei den deutschen Gesundheitsausgaben im ersten Coronajahr 2020 geht das Statistische Bundesamt für 2021 von einem weiteren Anstieg aus. Unter anderem die Kosten für Coronatests und -impfungen sind Schätzungen zufolge dafür verantwortlich, dass die Kosten auf rund 466 Milliarden Euro kletterten. Das wären gut 25 Milliarden Euro oder 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
2020 waren die Gesundheitsausgaben den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 6,5 Prozent auf den Höchststand von 440,6 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht 5.298 Euro je Einwohnerin und Einwohner. Den Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezifferten die Statistiker für 2020 mit 13,1 Prozent – ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 1,2 Prozentpunkten.
Die Corona-Pandemie habe im Jahr 2020 einen großen Einfluss auf die Gesundheitsausgaben gehabt, teilte das Bundesamt mit. Sie hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die öffentlichen Haushalte 73,4 Prozent mehr als im Vorjahr und somit 30,7 Milliarden Euro bezahlten. Ihr Anteil an den Gesundheitsausgaben insgesamt belief sich auf 7,0 Prozent, nach 4,3 Prozent im Jahr 2019, wie das Bundesamt mitteilte.
Mit einem Beitrag von knapp 55 Prozent war die gesetzliche Krankenversicherung laut Statistik größter Ausgabenträger im Gesundheitswesen. Mit weitem Abstand folgen die Soziale Pflegeversicherung (13 Prozent) und die Private Krankenversicherung (11 Prozent). Private Haushalte und Organisationen ohne Erwerbszweck stemmten 8 Prozent der Kosten, die übrigen 6 Prozent verteilen sich auf sonstige Träger. Quelle: dpa/mia
Vierte Corona-Impfung zur Zeit nicht nötig
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hält derzeit eine vierte Corona-Impfung für alle Bürger nicht für notwendig. Für eine generelle Empfehlung sei es momentan zu früh, teilte die EMA mit der EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) mit. Eine vierte Dosis könnte aber für Menschen ab 80 Jahren sinnvoll sein, angesichts des höheren Risikos einer schweren COVID-Erkrankung in dieser Altersgruppe.
„Für Erwachsene ab 60 Jahre mit einem normalen Immunsystem gibt es zur Zeit keine schlüssigen Beweise, dass der Impfschutz gegen eine schwere Erkrankung abnimmt und dass eine vierte Dosis einen Mehrwert hat“, erklärten die Behörden. Es gebe aber auch keine Sicherheitsbedenken gegen eine zweite Auffrischungsimpfung.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich erst kürzlich in Brüssel für eine vierte Corona-Impfung für alle ab 60 Jahren eingesetzt. Die EU-Staaten erklärten, sie wollten in dieser Frage einheitlich vorgehen. Für die Entscheidung hatten sie die Empfehlung ihrer Gesundheitsbehörden abgewartet.
Bisher werden die meisten Corona-Impfstoffe in zwei Dosen verabreicht. Da der Schutz aber nach einigen Monaten abnimmt, empfehlen die Behörden eine dritte Dosis, den sogenannten Booster oder die Auffrischung. Nach Studien in Israel sollte ein weiterer Booster den Immunschutz erhöhen. Quelle: dpa/mia