Meldungen vom 02. bis 06.08.2021
Donnerstag, 05.08.2021
Corona im Abwasser früh nachweisbar
Mit Abwasseruntersuchungen können Wissenschaftler frühzeitig den Verlauf der Corona-Pandemie und die Ausbreitung neuer Virusvarianten erkennen. Eine einjährige Studie in München habe gezeigt, dass die im Abwasser nachgewiesene Verbreitung von SARS-CoV-2 gut mit den offiziellen Daten der Sieben-Tage-Inzidenz in den jeweiligen Stadtgebieten übereinstimme, berichten Forschende vom LMU Klinikum München. Mit dem Vorteil, dass die Entwicklungen schon drei Wochen vor den Meldezahlen der Behörden, die auf der Analyse von Atemwegsabstrichen basieren, sichtbar gewesen seien.
„Zudem konnten wir die zunehmende Ausbreitung der Virusvariante B.1.1.7 (Alpha) in der Münchner Bevölkerung bereits Anfang Januar 2021 nachweisen, Wochen bevor diese durch die Sequenzierung von Abstrich-Proben von Patienten in München in relevanter Zahl festgestellt werden konnte“, erläuterte Studienleiter Andreas Wieser vom Tropeninstitut des LMU Klinikums. Das Abwasser-Monitoring könne daher tatsächlich gut als Frühwarnsystem dienen. Es wird inzwischen gerade für Großräume auch von der Europäischen Kommission empfohlen.
Die Münchner Studie, die im Fachblatt „Science of The Total Environment“ veröffentlicht wurde, ist den Angaben zufolge eine der ersten und längsten Untersuchungen zur Nachverfolgung der SARS-CoV-2-Viruslast im Abwasser weltweit. Seit April 2020 sammelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wöchentlich Abwasserproben an sechs Standorten im Münchner Stadtgebiet. Im Labor wurde dann unter anderem das Erbgut sequenziert, um besorgniserregende Varianten zu entdecken. Quelle: dpa/mia
Bund zahlt mehr als drei Milliarden Euro für Gratistests
Die gratis angebotenen Corona-Schnelltests haben laut einem Zeitungsbericht in diesem Jahr den Bund bereits mehr als drei Milliarden Euro gekostet. Laut Angaben des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) zahlte der Bund 2021 für Leistungen der Labordiagnostik 782 Millionen Euro, an Sachkosten für die Antigen-Schnelltests (PoC-Verfahren) 1,084 Milliarden Euro und für weitere Leistungen gemäß Testverordnung – dem Bericht zufolge etwa die Abstrichnahmen – knapp 1,75 Milliarden Euro. Zusätzlich zahlte der Bund demnach rund 74 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Obdachlosenunterkünften. In der Summe sind das knapp 3,7 Milliarden Euro in 2021.
Diskutiert wird darüber, die Kostenbefreiung bei den Tests künftig für all jene zu beenden, für die es eine Impfempfehlung gibt. Das Bundesgesundheitsministerium hat dies für Mitte Oktober vorgeschlagen. Es wird davon ausgegangen, dass alle, die eine Impfung wollen, bis dahin vollen Impfschutz haben können. Weiterhin kostenfrei blieben die Tests für Kinder, solange es für sie keine Impfempfehlung gibt, und Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Die Bundesapothekerkammer (BAK) rechnet bei kostenpflichtigen Tests aber mit einer steigenden Bereitschaft zur Inanspruchnahme der ebenfalls kostenlosen Impfungen, wie Kammerpräsident Thomas Benkert der „Rheinischen Post“ sagte. Quelle: dpa/mia
Weltweit mehr als 200 Millionen bestätigte Corona-Infektionen
Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der weltweit nachgewiesenen Infektionen auf mehr als 200 Millionen angestiegen. Das ging am Mittwoch aus Daten der US-Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg damit in einem guten halben Jahr, seit dem 26. Januar, um 100 Millionen an. Die Zahl der weltweit bestätigten Todesfälle nach einer Corona-Infektion liegt inzwischen bei 4,25 Millionen – doppelt so viele wie noch Ende Januar. Experten gehen sowohl bei den Infektionen als auch bei den Todesfällen weltweit von höheren Dunkelziffern aus.
Die Webseite der Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt einen etwas höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen aber auch wieder nach unten korrigiert. Die WHO zählte bis Mittwoch 199,5 Millionen bestätigte Infektionen und knapp 4,25 Millionen Todesfälle. Die Zahl der weltweit verabreichten Corona-Impfungen liegt laut WHO inzwischen bei rund vier Milliarden.
Zuletzt stieg die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in vielen Teilen der Welt erneut rasch an, was Experten vor allem auf die Verbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante zurückführten. Dem jüngsten Wochenbericht der WHO zufolge etwa gab es zuletzt weltweit täglich mehr als eine halbe Million Neuinfektionen.
Die meisten bestätigten Infektionen gibt es bislang mit gut 35 Millionen in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern. Auf Platz zwei steht mit rund 32 Millionen Infektionen Indien mit einer Bevölkerung von rund 1,3 Milliarden Menschen. Dahinter folgen Brasilien (20 Millionen) sowie Russland und Frankreich (je etwa 6,25 Millionen). In Deutschland gab es den Johns-Hopkins-Daten zufolge knapp 3,8 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2. Quelle: dpa/mia
Weitere Kontrollvorgaben für Corona-Testzentren
Nach Verdachtsfällen auf Abrechnungsbetrug in Corona-Testzentren hat das Bundeskabinett weitere Kontrollvorgaben auf den Weg gebracht. Sie sollen dafür sorgen, dass Anbieter keine falschen Angaben in ihren Steuererklärungen machen können, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Mit der Verordnung des Finanzministeriums sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet werden, Zahlungen an Testanbieter den Finanzbehörden elektronisch mitzuteilen. Damit sollen alle Zahlungen dieses Jahres mitteilungspflichtig werden. Die Regelung bedarf noch der Zustimmung des Bundesrats.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte im Juni bereits schärfere Kontrollvorgaben verordnet. Unter anderem sollen private Testzentren nur noch nach Einzelprüfung zugelassen werden können. Die Möglichkeit von Sammelabrechnungen für mehrere Teststellen etwa für überregionale Betreiber soll wegfallen. Die für die Abrechnungen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen in den Ländern sollen zusätzliche Prüfungen vornehmen. Zudem wurden Test-Vergütungen gesenkt. Quelle: dpa/mia
Deutschland gibt erste Impfdosen von AstraZeneca ab
Deutschland gibt erste Corona-Impfdosen für andere Länder mit akutem Bedarf ab. Ab sofort und bis auf weiteres werden alle Lieferungen des Herstellers AstraZeneca an die internationale Hilfsinitiative Covax gespendet, wie das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte. Zuerst berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber. In einem ersten Schritt sollen knapp 1,3 Millionen Dosen direkt an Covax gehen, in Deutschland kommen demnach keine Lieferungen mehr an.
Außerdem verzichtet die Bundesregierung zugunsten anderer EU-Staaten, die Bedarf haben, im Monat August auf Dosen von Johnson & Johnson, die Deutschland nach EU-Verträgen zustehen würden. Je nach Bedarf in Deutschland soll die vertraglich vereinbarte Menge später geliefert oder dann an andere Staaten abgegeben werden können. Quelle: dpa/mia
Lambda-Variante noch nicht besorgniserregend
Die Lambda-Variante des Coronavirus breitet sich derzeit nach Angaben Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht besonders stark aus. Die WHO betrachte unter anderem immer, wie stark sich eine Variante nach der Entdeckung verbreite, sagte COVID-Expertin Maria van Kerkhove. „Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde“, sagte van Kerkhove. Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante derzeit dort von der Gamma-Variante verdrängt.
Van Kerkhove räumte ein, dass Mutationen in einem Spike-Protein der Lambda-Variante besorgniserregend seien. Alle Virusveränderungen könnten die Effektivität von Impfstoffen beeinträchtigen.
Lambda wurde nach Angaben der WHO in 40 Ländern nachgewiesen. Die WHO listet sie zur Zeit als eine von vier „Varianten von Interesse“, nicht, wie Delta, als „besorgniserregende Variante“. Davon gibt es ebenfalls vier. „Das heißt absolut nicht, dass sie weniger wichtig ist“, so van Kerkhove. Quelle: dpa/mia
Bis zu 200 Million Dosen Novavax-Impfstoff
Die EU sichert sich den Zugriff auf bis zu 200 Millionen Dosen eines möglichen neuen Corona-Impfstoffs aus den USA. Wie die für den Einkauf zuständige EU-Kommission mitteilte, wurde gestern der Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit dem US-Hersteller Novavax genehmigt. Der Impfstoff-Kandidat muss allerdings noch von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für sicher befunden werden.
Die Kommission hat bereits sechs andere Verträge über Abnahmegarantien mit Corona-Impfstoffherstellern abgeschlossen. Über die neue Vereinbarung können Mitgliedstaaten zunächst 100 Millionen Dosen von Novavax kaufen. Zudem gibt eine Option für den Kauf von weiteren 100 Millionen, sobald das Vakzin von der EMA überprüft wurde.
Der Impfstoff NVX-CoV2373, der zweimal gespritzt werden muss, hat laut den jüngsten Studien eine Wirksamkeit von 90,4 Prozent, wie Novavax im Juni mitteilte. Das heißt, dass bei geimpften Probanden rund 90 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als bei nicht geimpften. Quelle: dpa/mia