Cannabis: Passivrauch im Urin von Kindern nachweisbar

Wenn Eltern oder andere erwachsene Bezugspersonen in Innenräumen rauchen, sind Kinder unfreiwillig zahlreichen Schadstoffen ausgesetzt. Darunter Karzinogene, Feinstaub und Kohlenmonoxid. Das gilt für den Konsum von Zigaretten ebenso wie für Cannabis, wenn dieses geraucht wird.
Was den Passivrauch von Cannabisprodukten deutlich von dem von Zigaretten unterscheidet, ist die Anwesenheit von Cannabinoiden wie dem psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC). Inwieweit sich dieses im Urin von Kindern wiederfindet, wenn ihre Bezugspersonen im häuslichen Umfeld rauchen, hat eine Studie aus den USA untersucht.
Studie untersucht Häufigkeit von Cannabiskonsum
Für die Analyse nutzten die Forschenden Basisliniendaten eines kalifornischen Rauchentwöhnungprogrammes. So konnten Datensätze aus 275 Haushalten mit mindestens einem rauchenden Erwachsenen und mindestens einem Kind unter 14 Jahren ausgewertet werden. Die Kinder waren im Durchschnitt 3,6 Jahre alt und zum größten Teil (75,6 %) jünger als sechs Jahre.
Ob und wie oft Cannabis im Haushalt geraucht wurde, ermittelten die Wissenschaftler über verschiedene Methoden: Sie installierten Feinstaubmessgeräte in den Wohnräumen und erhoben über eine Woche hinweg die Messdaten. Dann ließen sie die erwachsenen Familienmitglieder Fragebögen zu ihrem Cannabiskonsum in der vergangenen Woche ausfüllen.
Zudem entwickelten sie ein mathematisches Modell, welches sowohl die Werte aus den Fragebögen als auch von den Messgeräten berücksichtigte. Auf diese Weise wollten die Forschenden die Unsicherheiten der beiden anderen Methoden minimieren – etwa eine zu niedrige Angabe von Cannabiskonsum in den Fragebögen oder aber ein Ausschlag der Feinstoffmelder, wenn beispielsweise Kerzen angezündet wurden.
Weiterhin untersuchten die Forschenden Urinproben der Kinder auf THC und zwei seiner Metaboliten. Die Ergebnisse gaben sie kombiniert als Gesamt-THC-Äquivalente an.
Cannabinoide im Urin vieler Kinder nachweisbar
Im Fragebogen gaben 10,6 % (n = 29) der Erwachsenen an, in den vergangenen sieben Tagen in den eigenen Innenräumen Cannabis geraucht zu haben. Mehr als ein Viertel der Befragten machte keine Angabe zu dieser Frage (28,0 %, n = 77), während die verbliebenen 61,5 % (n =169) verneinten. THC oder seine Abbauprodukte waren im Urin von 27,3 % (n = 75) Kindern nachweisbar.
In Haushalten, in denen die erwachsenen Bezugspersonen den Cannabiskonsum im Fragebogen bestätigt hatten, ließen sich THC oder dessen Derivate bei 69,0 % der Kinder im Urin nachweisen. In Haushalten, in denen die Erwachsenen den Cannabiskonsum verneint hatten, fiel der Urintest bei 23,7 % der Kinder positiv aus.
Jedes durch die Kombination der elterlichen Angaben und die Auswertung der Feinstaubmessung abgesicherte Rauchereignis von Cannabis erhöhte hierbei die Wahrscheinlichkeit, dass Cannabinoide im Urin nachweisbar waren, um den Faktor 2,5.
Cannabis-Passivrauch: Gesundheitliches Risiko für Kinder?
Fest steht also: Wird in den häuslichen Innenräumen Cannabis geraucht, besteht ein beträchtliches Risiko für im Haushalt lebende Kinder, THC über den Passivrauch aufzunehmen. Welche gesundheitlichen Konsequenzen dies für die Kinder hat, ist jedoch ungeklärt.
Die Forschung zu den Auswirkungen von Cannabis läge mehr als 50 Jahre hinter der zu Tabak zurück, bemängeln die Wissenschaftler. Aus einzelnen Studien gäbe es jedoch Hinweise auf negative gesundheitliche Folgen von Cannabis-Passivrauch auf Kinder, etwa auf die Häufigkeit von Lungenerkrankungen, aber auch auf deren mentale, kognitive und emotionale Entwicklung.
Leben Kinder mit im Haushalt, sollte daher auf den Cannabiskonsum in Innenräumen verzichtet werden. Quelle:
- Tripathi O, Parada H, Sosnoff C et al. Exposure to Secondhand Cannabis Smoke Among Children. JAMA Network Open. 2025;8(1):e2455963. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.55963