Was ist eigentlich das Burning-Mouth-Syndrom?
Bei pathologischem Brennen im Mund – dem sogenannten Burning-Mouth-Syndrom – brennt und kribbelt es vor allem auf der Zunge. Daher spricht man auch von Zungenbrennen oder fachsprachlich Glossodynie. Die Mundschleimhaut kann davon mitbetroffen sein.
Burning-Mouth-Syndrom: Stechende Schmerzen, trockener Mund, Juckreiz
Manche Betroffenen haben stechende Schmerzen oder auch ein Wundempfinden im Mund. Die Symptome treten oft täglich auf und halten über mehrere Stunden an. Im Tagesverlauf können sie zu- oder abnehmen.
Beim Zungenbrennen gehen die Missempfindungen vor allem von der Zungenspitze und den Zungenrändern aus. Begleitend haben Betroffene meist einen trockenen Mund (Xerostomie), da weniger Speichel produziert wird. Auch ein pelziges Gefühl, Jucken und ein metallischer Geschmack im Mund kommen häufig hinzu.
Mitunter brennen auch die Lippen und das Gesicht, was dann als orofaziales Schmerzsyndrom bezeichnet wird.
Frauen sind häufiger von Glossodynie betroffen
Unter Mund- und Zungenbrennen leiden überwiegend Frauen im mittleren und höheren Lebensalter. Experten schätzen, dass ungefähr jede sechste Frau ab den Wechseljahren die Störung entwickelt.
Bei Männern tritt sie deutlich seltener auf und beschränkt sich dann häufig auf ein Lippenbrennen. Wahrscheinlich hat insgesamt circa jeder 30. Erwachsene mit einer Glossodynie zu kämpfen.
Entstehung des Burning-Mouth-Syndroms unklar
Bisher hat man noch keine eindeutige Erklärung dafür, wie es zu einem Burning-Mouth-Syndrom kommt. Da es sich überwiegend um ältere und weibliche Patienten handelt, könnten hormonelle Einflüsse eine Rolle spielen, vermuten Experten.
Allerdings hat man vor allem neuropathische Veränderungen – also Nervenschädigungen – als Übeltäter im Verdacht.
Auch psychische Belastungen scheinen eine Rolle zu spielen. So tritt Zungenbrennen zum Beispiel häufig im Zusammenhang mit einer Depression oder Schizophrenie auf. Man geht derzeit von einem multifaktoriellen Geschehen aus.
Liegt die Ursache für Zungenbrennen im Mund?
Mitunter gibt es aber eine bestimmte Ursache für Zungen- und Mundbrennen. So gilt es zunächst zu schauen, ob vielleicht eine Reizung direkt im Mund die Beschwerden hervorruft, etwa wenn ein Zahn oder eine Prothese scharfkantig ist oder wenn sich Aphten, Soor oder Karies gebildet haben.
Eine mögliche Ursache kann auch eine allergische Reaktion sein, zum Beispiel auf Amalgam oder Nickel.
Auch an Zahn- und Mundpflegemittel sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten als mögliche Auslöser für Zungenbrennen sollte man denken.
Chronische Erkrankung schuld an Glossodynie?
Vielleicht steckt aber auch eine systemische Ursache hinter dem Brennen im Mund. So tritt die Symptomatik manchmal als Begleiterscheinung einer Grunderkrankung auf.
Das ist vor allem beim Sjögren-Syndrom der Fall. Bei dieser entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankung attackiert die körpereigene Immunabwehr unter anderem die Speicheldrüsen, was Mundtrockenheit und die weiteren Beschwerden verursacht.
Auch im Zusammenhang mit Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen, Mukoviszidose oder anderen chronischen Erkrankungen kann Zungenbrennen vorkommen.
Mangelerscheinung und Medikamente als mögliche Ursache
Vor allem bei älteren Menschen können auch Mangelerscheinungen, wie Vitamin-B12-, B6- oder Vitamin-C-Mangel, sowie eine Eisenmangelanämie Glossodynie-Symptome verursachen.
Auch Medikamente können ein Grund für Missempfindungen im Mund- und Zungenbereich sein, zum Beispiel Antihypertonika wie ACE-Hemmer oder Antidepressiva.
So wird das Burning-Mouth-Syndrom behandelt
So vielfältig die möglichen Ursachen und Symptome, so vielfältig sind auch die therapeutischen Herangehensweisen beim Mund- und Zungenbrennen. Eventuell ist der Gang zum Zahnarzt, Allergologen, Internisten, Neurologen oder Psychiater erforderlich, um einen möglichen Auslöser zu ermitteln.
Vitaminpräparate beheben etwaige Mangelerscheinungen. Wird zu wenig Speichel produziert, kann man Speichelersatzpräparate einsetzen. Bei manchen Grunderkrankungen, beispielsweise Diabetes, reduziert das Nahrungsergänzungsmittel Alpha-Liponsäure das Mundbrennen.
In einigen Studien erwies sich versuchsweise lokal eingesetztes Capsaicin als wirksam. Positive Effekte wurden teilweise mit Clonazepam und Gabapentin erzielt. In manchen Fällen sind Schmerzmittel oder Lidocain erforderlich.
Auch eine Psychotherapie kann angebracht sein. Zur Beschwerdelinderung kann man Betroffenen in der Apotheke Kamillen- oder Salbeitee sowie Myrrhentinktur empfehlen. Quellen:
- HNO-Ärzte im Netz
- Initiative proDente e.V.
- Springer Nature, Dermatologie 2022, Aug. 23
Burning-Mouth-Syndrom in Kürze
- Brennen, Kribbeln, Schmerzen vor allem auf der Zunge (Glossodynie), Schleimhäute der Mundhöhle häufig mitbetroffen. Meist begleitet von Mundtrockenheit und Störungen der Geschmackswahrnehmung.
- Tritt vor allem bei Frauen ab den Wechseljahren auf. Insgesamt vermutlich jeder 30. Erwachsene betroffen.
- Keine klare Ursache für eigentliches Burning-Mouth-Syndrom (evtl. hormonelle Einflüsse oder Neuropathien). Mund- und Zungenbrennen aber häufiges Begleitsymptom chronischer Erkrankungen (Sjögren-Syndrom, Diabetes, Darmentzündungen, Mukoviszidose u. a.), außerdem begleitend zu psychischen Erkrankungen auftretend oder bedingt durch Nährstoffmangel, Arzneimittelnebenwirkung oder Allergie. Mitunter Ursachen direkt im Mund (scharfe Zahnkanten, Soor, Karies).
- Verschiedene Therapieoptionen: Alpha-Liponsäure, Clonazepam, Schmerzmittel, Psychotherapie, Ausgleich etwaigen Nährstoffmangels, Speichelersatzprodukte/Anregung der Speichelproduktion, Mundspülungen (z. B. Kamille, Salbei), Myrrhentinktur.