Zum internationalen Eisenmangel-Tag am 26. November: Bei Eisenmangel: Wie sieht eine Therapie aus?
Eisen ist für den menschlichen Körper ein essenzielles Spurenelement, sein Bedarf muss über die Ernährung gedeckt werden. Ein erwachsener Mann benötigt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung täglich 11 mg Eisen, bei Frauen liegt dieser Wert mit 14 bis 16 mg/Tag etwas höher.
Schwangere weisen mit 27 mg/Tag einen besonders hohen Eisenbedarf auf. Gesunde Erwachsene können die benötigten Mengen an Eisen normalerweise im Rahmen einer vollwertigen Ernährung aufnehmen.
Unterschiede bei tierischen und pflanzlichen Eisenquellen
Gute Eisenlieferanten für den menschlichen Körper sind z. B. Fleisch und Fisch. In diesen Nahrungsmitteln liegt das Eisen als zweiwertiges Kation vor und kann so vom Körper gut verwertet werden. Im Dünndarm sind dafür spezifische Membrantransporter zuständig, die das Eisen in die Darmzellen schleusen.
Gemüse und Getreide können zwar ebenfalls viel Eisen enthalten, jedoch liegt dies in pflanzlichen Lebensmitteln in dreiwertiger Form vor. Zudem bildet Eisen mit anderen pflanzlichen Inhaltsstoffen oft schwerlösliche Komplexe. Zur Aufnahme muss das Eisen zunächst aus diesen Verbindungen herausgelöst und mithilfe reduzierender Enzyme in die zweiwertige Form überführt werden.
Aus diesem Grund kann Eisen aus pflanzlichen Nahrungsquellen deutlich schlechter vom Körper verwertet werden. Die Resorptionsquote liegt meist nur zwischen 5 und 10 Prozent. Vegetarier und besonders Veganer haben daher ein wesentlich höheres Risiko, einen Eisenmangel zu erleiden.
Internationaler Tag des Eisenmangels am 26. November
Jedes Jahr am 26. November wird der Internationale Tag des Eisenmangels (Iron Deficiency Day) begangen. Der Aktionstag soll dabei helfen, dass Betroffene die Symptome eines Eisenmangels besser kennen und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen können.
An diesem Tag wollen Institutionen wie die Deutsche Nierenstiftung und die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür schärfen, dass ein unbehandelter Eisenmangel schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben kann und in ärztlicher Absprache behandelt werden sollte. /vs
Vor Eisensubstitution ärztliche Diagnose nötig
Auch Frauen im gebärfähigen Alter sind häufiger von einem Eisenmangel betroffen, da der Körper durch die monatliche Regelblutung Eisen verliert.
Im Körper wird Eisen unter anderem zur Blutbildung und zum Sauerstofftransport mithilfe der roten Blutkörperchen benötigt. Bei einem Eisenmangel klagen die Betroffenen daher meist über Müdigkeit und Erschöpfung. Auch weitere Symptome wie Konzentrationsschwäche, Haarausfall oder brüchige Nägel können auftreten.
Verlangt ein Kunde in der Apotheke gegen diese unspezifischen Beschwerden ein Eisenpräparat, so muss zunächst geklärt werden, ob tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. Da die beschriebenen Symptome auch zahlreiche andere Ursachen haben können, sollte ein möglicher Eisenmangel durch eine Blutabnahme beim Arzt bestätigt werden.
Stellt der Arzt dabei eine Unterversorgung mit Eisen fest und liegt bereits eine Eisenmangelanämie vor, werden die Kosten für die nicht verschreibungspflichtigen Eisenpräparate auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Supplementation von Eisen: Tabletten, Säfte und Direkt-Granulate
Zur Therapie bei Eisenmangel kommen Präparate mit zweiwertigem Eisen zum Einsatz. Gut resorbierbare Eisensalze sind Eisen(II)-fumarat, Eisen(II)-gluconat oder Eisen(II)-sulfat. Die Anfangsdosis liegt dabei zwischen 50 mg bis 100 mg pro Tag. Höhere Dosen führen nicht zu einer höheren Aufnahme von Eisen, sondern erhöhen viel mehr die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen. Je nach Schwere des Eisenmangels kann die Behandlung mehrere Wochen bis Monate dauern.
In der Apotheke stehen entsprechende Präparate in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Verfügung. Am häufigsten kommen Tabletten und Dragees zum Einsatz. Für Patienten mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt stehen retardierte Darreichungsformen zur Verfügung.
Bei den Retard-Arzneimitteln ist die Auflösungsgeschwindigkeit vermindert und es treten deutlich weniger gastrointestinale Beschwerden auf. Allerdings ist die Resorptionsrate der Eisenverbindungen im Vergleich zu normalen Tabletten meist niedriger.
Für Kinder sowie Patienten mit Schluckstörungen stehen auch flüssige Darreichungsformen zur Verfügung, hier sind vor allem Tropfen und Säfte zu nennen. Allerdings sind die darin enthaltenen Eisen(II)-Verbindungen deutlich anfälliger für Oxidationsreaktionen, sodass die Bioverfügbarkeit im Vergleich zu festen Arzneiformen erniedrigt ist.
Die Aufnahme von Eisenverbindungen kann auch durch Direkt-Granulate erfolgen. Dabei löst sich das Pulver direkt auf der Zunge ohne Zufuhr von Wasser auf. Für Patienten mit empfindlichem Magen ist diese Arzneiform allerdings nicht empfehlenswert.
Eisenpräparate: Nebenwirkungen treten häufig auf
Die Einnahme von Eisenpräparaten führt häufig zu Nebenwirkungen, die nicht selten zum Abbruch der Therapie führen. Um das zu vermeiden, sollte die Problematik bereits im Beratungsgespräch thematisiert werden. Häufig treten Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung, aber auch Durchfall auf.
Zunächst sollten die Patienten darüber informiert werden, dass Eisenpräparate am besten bei nüchterner Einnahme wirken. Der beste Einnahmezeitpunkt ist 30 Minuten vor dem Frühstück. Anstelle von Leitungswasser kann die Gabe mit einem Glas Orangensaft empfohlen werden, da die darin enthaltene Ascorbinsäure die Aufnahme der Eisensalze verbessert.
Kommt es bei der Anwendung jedoch zu belastenden gastrointestinalen Beschwerden, können die Arzneimittel auch zu oder unmittelbar nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Dabei handelt es sich um einen Kompromiss zwischen bestmöglicher Resorption und guter Verträglichkeit der Präparate.
Auch sollten die Patienten darauf hingewiesen werden, dass es bei der Einnahme von Eisenpräparaten zu einer ungefährlichen Schwarzfärbung des Stuhls kommen kann.
Eisengabe nur jeden zweiten Tag
Teilweise wird auch eine Gabe der Eisenpräparate nur jeden zweiten Tag empfohlen. Dies liegt an dem körpereigenen Peptidhormon Hepcidin, das die Aufnahme von Eisen in den Körper reguliert.
Bei einem Eisenmangel nimmt die Konzentration an Hepcidin im Körper ab, wodurch die Resorption von Eisen aus der Nahrung verbessert wird. Bei der Einnahme von Eisenpräparaten steigt die Hepcidin-Konzentration jedoch an und die Aufnahme von Eisen wird für rund 24 Stunden deutlich eingeschränkt. Diese Einschränkung ist physiologisch sinnvoll, um den Körper vor einer drohenden Eisenvergiftung zu schützen.
Bei einer oralen Eisensubstitution stört die vermehrte Bildung von Hepcidin jedoch die Aufnahme von Eisen, sodass eine tägliche Gabe möglicherweise nicht effektiv ist. Eine Gabe von Eisenpräparaten nur jeden zweiten Tag könnte dann zu einer ähnlichen Eisenaufnahme bei deutlich besserer Verträglichkeit führen. Eine solche Einnahme sollte aber mit dem Arzt abgeklärt werden.
Bei Eisensubstitution auf Wechselwirkungen achten!
Weiterhin sollte bei der Abgabe von Eisenpräparaten darauf hingewiesen werden, dass diese keinesfalls mit Milch, Kaffee oder Tee eingenommen werden dürfen. Dies würde die Aufnahme der Eisen-Ionen deutlich einschränken.
Auch phosphathaltige Getränke wie Cola oder oxalsäurereiche Lebensmittel wie Rote Bete und Rhabarber behindern die Resorption. Mit zahlreichen Arzneistoffen, wie Tetrazyklinen, Bisphosphonaten, Schilddrüsenhormonen und Colestyramin, treten ebenfalls Wechselwirkungen auf. Hier ist es wichtig, auf einen Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden zu achten.
Parenterale Applikation von Eisen nur in Ausnahmefällen
Eine intravenöse Eisensubstitution kommt nur unter bestimmten Umständen zum Einsatz. Sie spielt eine Rolle, wenn eine orale Therapie keinen Erfolg bringt oder wenn der Patient an einer nicht zu behandelnden Resorptionsstörung leidet. Dies ist häufig bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen der Fall. Zur Anwendung kommen hier dreiwertige Eisenverbindungen wie Eisen(III)-carboxymaltose oder Natrium-Eisen(III)-gluconat.
Bei der parenteralen Applikation kann es allerdings zu schweren Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Aus diesem Grund dürfen eisenhaltige Parenteralia nur in Einrichtungen verabreicht werden, in denen die Notfallbehandlung einer allergischen Reaktion möglich ist und Maßnahmen zur Wiederbelebung zur Verfügung stehen.
Eisen(III)-Maltol als Alternative
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland auch ein orales Arzneimittel mit dreiwertigem Eisen. Bei dem verschreibungspflichtigen Präparat liegt das Eisen als stabile Komplexverbindung mit einem Trimaltol-Liganden vor. Das dreiwertige Eisen bleibt dabei – anders als das zweiwertige Eisen – bis zur Aufnahme fest in seiner Verbindung gebunden und ist daher deutlich besser verträglich.
Bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, die zweiwertige Eisenpräparate nicht vertragen oder nur unzureichend auf eine solche Behandlung ansprechen, kann eine Therapie mit Eisen(III)-Maltol (Feraccru®) eine Möglichkeit sein, bevor eine intravenöse Gabe in Betracht gezogen wird.