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Eierstockkrebs: Risiko durch Endometriose erhöht?

Eierstockkrebs, auch Ovarialkarzinom genannt, ist eine seltene Krebsform. Bisher gibt es kein präventives Screening dafür und die Prognose ist oft schlecht. Umso wichtiger ist es, mögliche Risikofaktoren für die Erkrankung auszumachen, was ein frühzeitiges Erkennen fördern kann.
Eine im letzten Jahr veröffentlichte Beobachtungsstudie aus den USA, die die Gesundheitsdaten von knapp einer halben Million Frauen einschloss, zeigt: Für Frauen, die an Endometriose leiden, steigt das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken. Dabei kommt es scheinbar besonders auf die Art und Lage der Endometriose an.
Was ist Endometriose?
Die Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, die durch eine „Verengung“ gebärmutterschleimhautartigen Gewebes im Körper charakterisiert ist.
Dabei befinden sich Zellen, die der Uterus-Schleimhaut sehr ähnlich sind, außerhalb der Gebärmutter. Sie können innerhalb oder an den weiblichen Fortpflanzungsorganen, im kleinen Becken oder in der Bauchhöhle wachsen, aber auch andere Organe wie Blase, Harnleiter oder Darm infiltrieren. Sogar oberhalb der Körpermitte, z. B. in der Lunge, können sich Endometrioseherde finden.
Theoretisch sind diese Zellansammlungen überall im Körper möglich. Sie verhalten sich wie die Gebärmutterschleimhaut: Sie bauen sich mit dem weiblichen Zyklus auf und ab und bluten während der Menstruation. Dieses Blut kann innerhalb des Körpers nicht abfließen. Zwar wird es nach und nach abgebaut, trotzdem kann es – je nach Lage der Herde – zyklusabhängig für starke, krampfartige Schmerzen sorgen und zu Funktionseinschränkungen der Organe führen.
Siedelt sich die Endometriose an den Eierstöcken an, können blutgefüllte Zysten entstehen. Da das Blut nicht abfließen kann, gerinnt es und wird braun. Man spricht deswegen auch von Schokoladen-Zysten.
Endometriose ist ein Hauptgrund für unerfüllten Kinderwunsch
Die Ausprägung der Erkrankung ist unterschiedlich. Schätzungsweise sind 10–15 % der Frauen im gebärfähigen Alter und bis zu 30 % aller Frauen von Endometriose betroffen. Die Erkrankung manifestiert sich besonders zwischen dem 36. und 46. Lebensjahr.
Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher, da Schätzungen zufolge circa ein Drittel der Frauen keine Symptome spüren. Andere wiederum leiden so stark unter der Endometriose, dass medikamentöse und/oder operative Behandlungen vorgenommen werden müssen.
Neben den starken Schmerzen sind besonders die eingeschränkten Organfunktionen ein Problem: Endometriose ist einer der Hauptgründe für einen unerfüllten Kinderwunsch. Durch schwer abbaubares Blut an Eileitern und Eierstöcken können Zysten, Vernarbungen und Verklebungen sowie Hormonstörungen die Folge sein. Das kann wiederum die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen.
Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung kann den meisten Frauen mit Endometriose und Kinderwunsch geholfen werden.
Bei Endometriose: Risiko für Ovarialkarzinom zehnfach erhöht
Mittlerweile gibt es einige Beobachtungen, die zeigen, dass sich die Endometriose zusätzlich auch auf die Krebsentstehung auswirken kann. Ein Zusammenhang zwischen Ovarialkarzinomen und Endometriose wurde schon mehrfach festgestellt. Bisherige Erhebungen ermittelten ein circa zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko.
Die Arbeitsgruppe aus Salt Lake City, Utah, überrascht nun mit ihren Ergebnissen: Das Risiko für Eierstockkrebs scheint mit Endometriose deutlich höher zu sein als bislang angenommen. Dies gilt besonders für bestimmte Formen der Endometriose.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet dabei zwischen oberflächlicher Endometriose (häufig in der Bauchhöhle) und schwerwiegenderen Formen, die an den Ovarien (Eileitern) oder tief infiltriert in den Organwänden auftreten. Letztere – so die Studienergebnisse – treiben das Risiko für Eierstockkrebs stark in die Höhe.
Grundlage der Kohortenanalyse (Beobachtungsstudie) bildete die „Utah Population Database“, die mehrere Krankheitsregister des US-Bundesstaates miteinander verknüpft. 450.906 Frauen wurden in einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren in die Studie einbezogen.
Probandinnen, bei denen Endometriose bekannt war, hatten ein 4,2-fach erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs. War die Endometriose tief infiltriert und/oder an den Eierstöcken lokalisiert, war das Risiko für ein Ovarialkarzinom sogar zehnfach so hoch.
Nach abgeschlossenem Kinderwunsch: Eierstockentfernung als Prävention?
Die Autoren betonen, dass es sich hierbei um deutlich erhöhte Risiken und wichtige Erkenntnisse handelt – vergleichbar mit der Beziehung zwischen Lungenkrebs und Rauchen.
Eierstockkrebs wird oft spät erkannt und hat dadurch eine schlechte Prognose. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt je nach Quelle nur bei 42–44 %. Das heißt, über die Hälfte der Frauen, bei denen Eierstockkrebs diagnostiziert wird, überleben die nächsten fünf Jahre nicht. Bisher gibt ein kein effektives Screening als Vorsorge.
Wenn die Endometriose einen solchen Einfluss auf die Krebsentstehung im Ovar haben kann, sollten Frauen – zumindest deren Kinderwunsch abgeschlossen ist – die Eierstöcke präventiv entfernen lassen? Dies wäre allerdings ein massiver Eingriff in den Hormonhaushalt. Eine der Autorinnen rät dazu, weitere Studien abzuwarten. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/153092/Endometriose-erhoeht-Risiko-auf-Ovarialkarzinom-unterschiedlich?rt=579bf652040de330a94377e866488cd2
- https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2821194
- https://endometriose-sef.de/aktivitaeten/klassifikationen/enzian/