Doxycyclin: Diese Nebenwirkungen sind zu beachten
Quasi alle Antibiotika haben negative Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt, da sie auch das Darmmikrobiom angreifen. Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen können die Folge sein. Natürlich tritt nicht jede unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) bei jedem Patienten auf.
In der Beratung sollte daher stets auch die Häufigkeit beachtet werden, mit der eine Nebenwirkung beschrieben wird. Doxycyclin gehört neben Amoxicillin und Cefuroxim zu den am häufigsten in Deutschland verordneten Antibiotika.
Gut zu wissen: Wie häufig treten Nebenwirkungen auf?
Die Häufigkeit von UAW werden in Produktinformationen klassifiziert in „sehr häufig“, „häufig“, „gelegentlich“ und „selten“. Darunter können sich die meisten Patienten wenig vorstellen.
Durchfall, Übelkeit und Erbrechen treten unter Antibiotika-Therapie zum Beispiel sehr häufig, also bei über 10 % der Anwender, oder häufig, also bei 1 bis 10 % der Anwender, auf.
Als gelegentlich wird eine UAW bezeichnet, wenn 0,1 bis 1 % der therapierten Patienten betroffen sind, als selten eine Häufigkeit von 0,01 bis 0,1 %, und sehr seltene Nebenwirkungen treten bei weniger als 0,01 % der Anwender, also einem von 10.000 auf.
Im Jahr 2022 wurden 33,5 Millionen Tagesdosen von Doxycyclin verordnet. Zu Clindamycin (14,9 Millionen Tagesdosen), Azithromycin (13,6 Millionen Tagesdosen) und Cotrimoxazol (10,8 Millionen Tagesdosen) folgt dann ein weiter Sprung.
Mit welchen Nebenwirkungen ist bei Doxycyclin zu rechnen?
Wann wird Doxycyclin verordnet?
Doxycyclin gehört zu den Tetracyclin-Antibiotika und kommt zum Beispiel bei Infektionen der Atemwege, des Urogenitaltrakts und des Magen-Darm-Trakts zum Einsatz. Auch bei schweren, infizierten Formen von Akne oder Rosacea sowie bei der Lyme-Borreliose wird es angewendet.
Das Tetracyclin wird erst ab einem Alter von zwölf Jahren uneingeschränkt empfohlen. Kindern zwischen acht und zwölf Jahren sollte es nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden. Unter acht Jahren sowie in Schwangerschaft und Stillzeit ist Doxycyclin kontraindiziert, da es zu irreversiblen gelb-grau-braunen Zahnverfärbungen und Zahnschmelzhypoplasien führen kann.
Gelegentlich kann es auch zur reversiblen Verzögerung des Knochenwachstums kommen. Als Ausnahme der Kontraindikation führt die Fachinformation lebensbedrohliche Infektionen an.
Doxycyclin: Nebenwirkungen betreffen häufig die Haut
Wie alle Tetracycline führt Doxycyclin unter Sonnenbestrahlung sehr häufig zu phototoxischen Reaktionen auf der unbedeckten Haut. Die Symptome sind Erytheme wie beim Sonnenbrand, Hautödeme und Blasenbildung. Seltener können dabei auch die Nägel von Verfärbungen oder Nagelablösungen betroffen sein.
Solarien und Sonnenbaden im Freien sollten daher während einer Therapie mit Doxycyclin vermieden werden.
Auch nichtallergische Hautausschläge treten häufig auf. Allergische Reaktionen unter Doxycyclin sind ebenfalls häufig, äußern sich jedoch seltener in Hautreaktionen als bei den Betalactamen. Hypotonie, Angioödeme, Ödeme oder Tachykardie sind hier typische Symptome.
Bei schweren, akuten Überempfindlichkeitsreaktionen ist Doxycyclin sofort abzusetzen. Zwischen den einzelnen Tetracyclinen besteht meist eine Kreuzallergie.
Unter Doxycyclin treten Kopfschmerzen häufig auf
Kopfschmerzen und Übelkeit sind als Nebenwirkungen häufig. In seltenen Fällen können sie auf eine gutartige und reversible Steigerung des Gehirndrucks hinweisen. In der Aknetherapie gilt es zu beachten, dass diese Nebenwirkung auch bei Retinoiden auftritt. Mit den beiden Wirkstoffgruppen sollte daher keinesfalls parallel, am besten mit zeitlichem Abstand therapiert werden.
Auch Sehstörungen werden in der Fachinformation als Nebenwirkung von Doxycyclin aufgeführt – zwar als sehr selten, dennoch sollten Patienten angewiesen werden, während der Therapie beim Autofahren und beim Führen schwerer Maschinen vorsichtig zu sein.
Bei längerfristiger Einnahme Blutbildveränderungen möglich
Wird Doxycyclin länger als drei Wochen eingenommen, sollten Blut-, Leber- und Nierenparameter überwacht werden.
Hintergrund sind gelegentliche Blutbildveränderungen (Leukozytosen, Thrombozytopenie, Neutropenie u. a.) sowie seltene Leber- und Nierenschädigung unter der antibiotischen Therapie.
Bei Patienten, die orale Antikoagulanzien einnehmen, sollten die Gerinnungsparameter überprüft und die Dosis, falls nötig, angepasst werden.
Was ist bei der Einnahme von Doxycyclin zu beachten?
Doxycyclin wird einmal täglich in Dosen von 100 bis 200 mg eingenommen. Die Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt wird durch Komplexbildung mit zwei- oder dreiwertigen Kationen vermindert.
Bei der Einnahme sollte daher ein zeitlicher Abstand von zwei bis drei Stunden zu entsprechenden Arzneimitteln oder Nahrungsmitteln eingehalten werden. Betroffen sind Präparate mit Calcium, aber auch Milch, Milchprodukte und mit Calcium angereichte Fruchtsäfte, sowie Magnesium, einschließlich magnesiumhaltiger Antazida.
Weitere Mineralstoffe, die nicht gleichzeitig eingenommen werden sollten, sind Aluminium, Zink, Eisen und Selen. Auch medizinische Kohle, Colestipol und Colestyramin stören die Resorption des Antibiotikums.
Doxycyclin sollte unter Vermeidung der oben genannten Nahrungsmittel morgens mit dem Frühstück, alternativ mit einer anderen Mahlzeit eingenommen werden, um das Risiko von Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt zu minimieren.
Keinesfalls sollte die Einnahme abends vor dem Schlafen erfolgen, da Doxycyclin die Speiseröhre schädigen kann. Aus diesem Grund ist auch die Einnahme mit einem großen Glas Wasser wichtig. Literatur
Ludwig WD et al. Arzneiverordnungs-Report 2023. Springer-Verlag Berlin, 2024
Fachinformationen der Hersteller
Geisslinger et al. Mutschler Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage 2020
Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin (Embryotox): Informationen zu Amoxicillin, Cefuroxim und Doxycyclin, Stand 2. Dezember 2024, www.embryotox.de
Gresser U. Amoxicillin-clavulanic acid therapy may be associated with severe side effects - review of the literature. Eur J Med Res 2001;6(4):139-49
Gut zu wissen: Candidose häufig nach Antibiotika-Therapie
Candidosen mit C. albicans oder anderen Candida-Arten sind typische Folgeerkrankungen einer Antibiotika-Therapie und treten bei allen drei hier beschriebenen Wirkstoffen auf.
Bei Frauen ist häufig die Vaginalschleimhaut betroffen, die Pilzinfektion kann sich jedoch auch auf anderen Schleimhäuten, im Darm oder systemisch ausbreiten.
Candida albicans gehört zu den Hefepilzen und ist Bestandteil der mikrobiellen Flora menschlicher Schleimhäute. Gerät das Hautmikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann es zum übermäßigen Wachstum von Candida und dem Krankheitsbild der Candidose kommen. Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation, häufig sind Juckreiz, Rötungen, Hautmazerationen und nässende Stellen oder weiße Beläge auf der Haut.