STIKO empfiehlt RSV-Impfung für Ältere
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt erstmals die einmalige Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) für Erwachsene ab 75 Jahren als Standardimpfung. Auch Menschen ab 60 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren (Indikationsimpfung) sollen nun einmalig gegen das Virus geimpft werden.
Das Gremium hatte jüngst seinen entsprechenden Beschluss, der auf den 8. August datiert ist, im „Epidemiologischen Bulletin“ online veröffentlicht. Darin wird neben Abrysvo® von Pfizer auch Arexvy® von GlaxoSmithKline (GSK) als Standard- und Indikationsimpfung in den entsprechenden Altersgruppen empfohlen. Die Impfung soll möglichst vor der RSV-Saison im Spätsommer/Herbst stattfinden.
Mit den neuen RSV-Impfempfehlungen sollen künftig schwere RSV-assoziierte Atemwegserkrankungen sowie daraus resultierende Folgen wie Hospitalisierung und Tod reduziert werden.
Zur Erinnerung: Was ist das RS-Virus?
Das RS-Virus (Respiratorisches Synzytialvirus) ist einer der wichtigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Frühgeborenen.
Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage. Nach Infektion vermehren sich die Viren sodann in den Schleimhäuten der Atemwege.
Eine wichtige Rolle für das Krankheitsgeschehen von RSV spielt dabei das Fusionsprotein (F-Protein), das in die Lipidhülle des Virus eingelagert ist. Das F-Protein schädigt die Zellen der Atemwege – Synzytienbildung –, indem es die zilientragenden Epithelzellen miteinander verschmilzt.
Die Folge: Immunzellen werden angelockt, Zelltrümmer und Schleim entstehen, die die Atemwege verlegen. Die Schädigung der Atemwegszellen ist jedoch reversibel, sodass sich die Epithelzellen innerhalb von vier bis acht Wochen wieder erholen.
Bislang einmalige Impfung gegen RSV
Wie die STIKO betont, ist die RSV-Impfung – anders als beispielsweise die Grippe-Impfung – „keine jährliche Impfung“. Die aktuelle Datenlage genüge noch nicht, um Aussagen zu möglichen Wiederholungsimpfungen zu machen.
Die RSV-Impfung könne aber gleichzeitig mit der saisonalen Influenza-Impfung verabreicht werden, heißt es.
RSV-Impfung: Wer sollte sich ab 60 Jahren impfen lassen?
Bei schweren Formen von u. a.
- chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane,
- chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen,
- chronischen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen,
- hämato-onkologischen Erkrankungen,
- Diabetes mellitus (mit Komplikationen),
- angeborenen oder erworbenen Immundefizienzen sowie bei
- Bewohnern von Pflegeheimen
rät die STIKO ab 60 Jahren zur Indikationsimpfung mit einem der beiden RSV-Impfstoffe. Die Schutzdauer nach der Impfung gilt noch als fraglich.
RSV: Welcher Impfstoff für wen?
Abrysvo® ist anders als Arexvy® nicht nur ab 60 Jahren zugelassen, sondern auch zur Immunisierung während der Schwangerschaft. So sollen Säuglinge passiv ab der Geburt vor RSV geschützt werden.
Allerdings rät die STIKO seit Juni zum Schutz von Säuglingen vor RSV nicht zur Impfung der Mütter, sondern zur passiven Immunisierung gegen RS-Viren mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Beyfortus®). Auch hier wird lediglich eine Einmaldosis empfohlen. Wer die neue Präventionsleistung mit Nirsevimab in welcher Höhe finanzieren wird, ist allerdings noch nicht ganz klar.