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RSV: STIKO empfiehlt Nirsevimab bei Säuglingen

Kleinkind wird mit Atemmaske beatmet
Wie können Eltern ihre Kinder vor einer RSV-Infektion schützen? | Bild: komokvm / AdobeStock

Lange wurde unterschätzt, wie stark Respiratorische Synzytialviren (RSV) in der Allgemeinbevölkerung zirkulieren. In diesem Jahr wurden bis Mitte April Infektionen mit diesem Virus an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Insbesondere für Neugeborene kann eine solche Infektion gefährlich werden.

Das RKI schätzt, dass sich im ersten Lebensjahr 50 bis 70 Prozent der Säuglinge mit RSV infizieren und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu jedes Kind eine RSV-Infektion durchgemacht hat.  

Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI ab sofort die Immunisierung mit Nirsevimab für alle Neugeborene und Säuglinge, unabhängig von möglichen Risikofaktoren.

Zur Erinnerung: Wer kann sich mit RSV anstecken?

Mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) kann man sich in jedem Alter infizieren, jedoch ist das RS-Virus einer der wichtigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Frühgeborenen.  

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass RSV für jährlich mehr als 30 Millionen Infektionen der unteren Atemwege bei Kleinkindern verantwortlich zeichnet, wovon drei Millionen Kinder schwer erkranken (Krankenhausbehandlung). RSV sei die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern unter fünf Jahren.  

Zu den Risikopatienten zählt das Robert Koch-Institut (RKI) insbesondere Frühgeborene, Neugeborene, junge Säuglinge und Kinder mit Lungen-Vorerkrankungen, aber auch generell Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem.

Antikörper Nirsevimab zur Vorbeugung einer RSV-Infektion

Der Antikörper Nirsevimab ist bereits seit 2022 in Europa zugelassen. Unter dem Handelsnamen Beyfortus® ist er als einmalige Injektion indiziert und zwar zur Vorbeugung von RSV-Infektionen bei Neugeborenen und Säuglingen während der ersten RSV-Saison. 

Anders als der RSV-Antikörper Palivizumab (Synagis®), der schon länger im Handel ist, ist Nirsevimab nicht nur für Kinder mit erhöhtem Risiko für eine schwere RSV-Infektion zugelassen. Palivizumab muss zudem anders als Nirsevimab einmal im Monat während der RSV-Saison verabreicht werdenQuelle: Moll D. EMA empfiehlt Zulassung von Nirsevimab zur RSV-Prävention bei Babys. DAZ.online 10.10.2022, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/10/10/ema-empfiehlt-zulassung-von-nirsevimab-zur-rsv-praevention-bei-babys  .

USA: Empfehlung von Nirsevimab für alle Säuglinge

In den USA empfehlen die „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) seit Herbst 2023 Nirsevimab für alle Säuglinge unter acht Monaten. Zudem können auch jüngere Kleinkinder (acht bis 19 Monate) mit einem erhöhten Risiko für schwere RSV-Erkrankungen damit immunisiert werden. Quelle:

Centers for Disease Control and Prevention (CDC). CDC Recommends a Powerful New Tool to Protect Infants from the Leading Cause of Hospitalization. Pressemitteilung vom 03.08.2023

Sanofi. Press Release: U.S. CDC Advisory Committee unanimously recommends routine use of Beyfortus™ (nirsevimab-alip) to protect infants against RSV disease. Pressemitteilung vom 03.08.2023
 

Empfehlung der STIKO für Nirsevimab

Laut der neuen STIKO-Empfehlung soll Nirsevimab in der ersten RSV-Saison gespritzt werden, die auf die Geburt folgt. Die Saison geht üblicherweise von Oktober bis März. 

Säuglinge, die zwischen April und September geboren werden, sollen das Mittel laut STIKO zwischen September und November erhalten. Für Neugeborene, die während einer RSV-Saison auf die Welt kommen, empfiehlt die STIKO die Gabe möglichst rasch nach der Geburt noch vor Entlassung aus der Geburtseinrichtung.

Impfempfehlung für Schwangere gibt es nicht

In der EU sind seit vergangenem Jahr zwei Impfstoffe gegen RSV verfügbar, einer für Schwangere und Menschen ab 60 (Abrysvo) und einer nur für Menschen über 60 (Arexvy). Deren Einsatz empfiehlt die STIKO bislang nicht. Die Experten begründeten das zum Teil mit bisher unzureichenden Studiendaten. Quelle: dpa