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Social Media warnt vor Krebsgefahr durch Aperol Spritz

Nahaufnahme eines Glas Aperol Spritz in einer Bar
Ob die Farbstoffe gesundheitsschädlich sind, ist unklar. Doch der Alkohol im Aperol Spritz sollte nicht unterschätzt werden. | Bild: Dulin / AdobeStock

Prosecco, Aperol und Sodawasser – aus diesen drei Zutaten besteht das beliebte Sommergetränk Aperol Spritz. Garniert mit Orangenscheiben und reichlich Eiswürfeln mutet der Cocktail erfrischend an. Der Alkoholgehalt sollte jedoch nicht unterschätzt werden.

In den sozialen Netzwerken wird nun an mancher Stelle behauptet, dass die Farbstoffe des Aperitifs extrem giftig und krebserregend seien. Stimmt das?

Farbstoff in Aperol birgt Allergiepotenzial

Aperol ist eine Marke der Campari-Gruppe. Der italienische Likör wird gern als Aperitif oder in Cocktails verwendet. Discounter bieten vielfach Aperol ähnelnde Eigenmarken an.

Seine auffällige orange-rote Farbe verdankt Aperol den beiden zugesetzten künstlichen Farbstoffen E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A), deren Grundstoff Erdöl ist. Die sogenannten Azofarbstoffe gelten als „sehr umstritten“, wie es bei der Verbraucherzentrale Berlin heißt. 

Sie können demnach bei Menschen, die allergisch auf Aspirin reagieren oder generell anfällig für Allergien sind, zu pseudoallergischen Reaktionen wie Hautrötungen und Asthma führen.  

Aperol Spritz: Farbstoffe nur in geringen Mengen enthalten

Aber erhöhen die Farbstoffe auch das Krebsrisiko? Die in Lebensmitteln verwendeten geringen Mengen gelten als unbedenklich. Beide Farbstoffe sind zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe. 

Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) werden Zusatzstoffe nur zugelassen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehöre unter anderem der Nachweis, dass der Stoff gesundheitlich unbedenklich ist. 

Eine Zulassung gilt vielfach nur für bestimmte Lebensmittelkategorien und begrenzte Höchstmengen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat auch für E 110 und E 124 Grenzwerte für die tägliche Aufnahme festgelegt: Bei E 110 liegt diese maximale Menge bei vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, bei E 124 bei 0,7 Milligramm. 

In Spirituosen wie Aperol dürfen beide Farbstoffe und andere derselben Kategorie in einer Gesamtkonzentration von bis zu 200 Milligramm pro Liter verwendet werden.

So könne eine Person mit einem Körpergewicht von 70 kg täglich bis zu 490 ml Aperol konsumieren, ohne die empfohlenen Grenzwerte zu überschreiten, erklärt die Verbraucherzentrale. 

Maßgeblich für diese Rechnung ist der Farbstoff E 124 bei der Annahme, dass bis zu 100 Milligramm pro Liter im Aperol sein können. Das Ergebnis mit knapp einem halben Liter Aperol entspricht etwa acht Gläsern des Sommer-Getränks Aperol Spritz.

Krebsrisiko der Farbstoffe unklar

Ob und wie stark E 110 und E 124 krebserregend wirken, konnten Studien bislang nicht einheitlich beantworten. Festgestellt wurde nach Angaben der Verbraucherzentrale unter anderem, dass sich das Krebsrisiko bei Mäusen erhöhte – allerdings bei langer Gabe in hoher Konzentration. Trotzdem gehen andere Länder bereits wesentlich restriktiver mit E 124 um. In den USA etwa ist die Verwendung des Farbstoffs in Lebensmitteln gänzlich verboten.  

Hinsichtlich E 110 verweisen Experten des Hamburger Umweltinstituts auf mögliche Nierentumoren bei Tieren, schränken aber ein: Für den Menschen sei in Studien bisher kein solcher Zusammenhang nachgewiesen worden.

Aperol Spritz: Alkohol großes Gesundheitsrisiko

Nicht zu unterschätzen ist jedoch ein anderer Inhaltsstoff: der Alkohol. Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gibt, sehen Experten schon lange als gesichert an. 

Dies gilt unter anderem für Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs, wie es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) heißt. Rund vier Prozent der jährlichen Krebsfälle in Deutschland lassen sich demnach direkt auf Alkohol zurückzuführen. Hinzu kämen weitere potenzielle gesundheitliche Folgen wie Schlaganfall, Herzversagen, Alkoholabhängigkeit und psychische Störungen. Quelle: dpa / mia