PTAheute-Pinnwand KW 17/2023: Zahl der Apotheken sinkt weiter, Grippewelle beendet
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Apotheker ohne Grenzen zieht positive Jahresbilanz
Auf der Mitgliederversammlung des Vereins Apotheker ohne Grenzen (AoG) Mitte April wurde die Jahresbilanz von 2022 vorgestellt. Allem Anschein nach war es ein überaus erfolgreiches Jahr.
Demnach waren sowohl die Spendeneinnahmen als auch die Nothilfeausgaben so hoch wie nie zuvor in der Geschichte des Vereins. Grund hierfür ist der Ukraine-Krieg, seit Ende Februar vergangenen Jahres habe es viele zweckgebundene Spenden für die Ukraine-Hilfe gegeben. Insgesamt erhielt der Verein 2022 fast 5 Millionen Euro, gut dreimal so viel wie im Jahr zuvor. 88,7 Prozent aller Ausgaben seien für Projekte und Bildungsarbeit ausgegeben worden, 2021 waren es 80,1 Prozent und 2020 waren es 74 Prozent.
„Unser Verein wächst, sowohl bei den Spenden als auch bei der Anzahl der Mitglieder. Wir wollen dies nutzen, um unsere weltweiten Projekte weiter auszubauen“, erklärte der AoG-Vorsitzende Jochen Wenzel laut einer Pressemitteilung des Vereins. Quelle: daz.online, mk / mia
RKI: Zweite Grippewelle der Saison beendet
Die ungewöhnliche zweite Welle in der laufenden Grippe-Saison ist abgeebbt. Fachleute datierten das Ende rückwirkend auf die Woche bis zum 9. April, wie aus dem Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) hervorgeht. Demnach führen jüngst aber verschiedene weitere Atemwegserreger immer noch zu einer vergleichsweise hohen Rate solcher Infektionen in der Bevölkerung.
Seit Anfang Oktober sind bundesweit mehr als 290.000 im Labor bestätigte Grippe-Erkrankungen und in dem Zusammenhang 1.010 Todesfälle gemeldet worden. Die Meldezahlen stellen nur einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens dar. Die Schwere der Welle wird vom RKI in der Regel im Nachhinein beurteilt.
In dieser Saison hatte es bereits vor dem Jahreswechsel eine außergewöhnlich frühe Grippewelle gegeben: verursacht durch Influenzaviren des Subtyps A(H3N2). In der zweiten Welle waren Influenza-B-Viren vorherrschend. Quelle: dpa / mia
Deutscher Apotheken-Award geht nach Hagen und Berlin
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) verleiht den Deutschen Apotheken-Award 2023 in der Kategorie „Apotheke und Patient“ an die Rathaus-Apotheke – Internationale Apotheke in Hagen (Nordrhein-Westfalen) und in der Kategorie „Moderne Apotheke“ an die Medios-Apotheke in Berlin. Insgesamt hatten sich 28 Projekte aus ganz Deutschland in den beiden Kategorien beworben.
Eine Jury unter Schirmherrschaft des DAV-Patientenbeauftragten Berend Groeneveld hat die Auswahl für die insgesamt vierte Preisverleihung des im Jahr 2015 ins Leben gerufenen Deutschen Apotheken-Awards vorgenommen. Die ebenfalls prämierten zweiten und dritten Preise in jeder Kategorie gewinnen Apotheken in Nienburg/Weser (Niedersachsen), Erzhausen (Hessen), Holzgerlingen (Baden-Württemberg) und Köln (Nordrhein-Westfalen).
Mit dem Deutschen Apotheken-Award sollen Apotheken ausgezeichnet werden, die innovative Ansätze verfolgen und den Patienten besonders gut im Blick haben. Quelle: PM ABDA / mia
Mehr Hilfen für psychisch kranke Jugendliche gefordert
Mehrere Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit besonders gelitten haben. Wie aus Daten der Krankenkasse DAK hervorgeht, nahmen Depressionen und Essstörungen vor allem bei Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren stark zu. Bei vielen blieben die Probleme bestehen.
So lag im Sommer 2022 die Nachfrage nach Psychotherapeuten, die Kinder und Jugendliche behandeln, um 48 Prozent höher als in Zeiten vor Corona. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung.
Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, das die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche abfedern soll. Ein Schwerpunkt ist die psychische Gesundheit. Unter anderem sollen in einem Modellprojekt sogenannte Mental Health Coaches besonders belastete Schulen unterstützen. Experten betrachten diese Maßnahmen jedoch als nicht ausreichend und fordern eine Aufstockung der Schulpsychologen entsprechend dem internationalen Standard.
Um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu verkürzen, fordert die Bundespsychotherapeutenkammer eine Änderung der Bedarfsplanung. Außerhalb von Ballungsräumen und im Ruhrgebiet seien insgesamt 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze notwendig. 20 Prozent von allen Sitzen müssen laut gesetzlicher Vorgabe für Kinder und Jugendliche reserviert sein. Quelle: dpa / mia
Zahl der Apotheken fällt unter 18.000
Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter und ist jetzt unter die Marke von 18.000 gefallen. Ende März gab es noch 17.939 Apotheken, wie aus Daten der ABDA hervorgeht. Dies waren 129 Apotheken weniger als Ende vergangenen Jahres – 17 Neueröffnungen standen 146 Schließungen gegenüber. Damit ist den Angaben zufolge der niedrigste Stand der Apothekenzahl seit mehr als 40 Jahren erreicht. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und auch Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.
Der Vize-Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hans-Peter Hubmann, sagte: „Jede einzelne Apothekenschließung wirkt sich direkt auf die Versorgungsqualität der Patienten aus.“ Nun stelle sich die Frage, wie lange eine hochwertige Versorgung unter den jetzigen Bedingungen flächendeckend aufrechtzuerhalten sei. Erschwert werde dies durch einen verschärften Fachkräftemangel, den demografischen Wandel, schleppende Digitalisierung und bürokratische Belastungen.
Angesichts einer angespannten wirtschaftlichen Situation in den Apotheken fordert der Verband eine Honoraranhebung. Die seit zehn Jahren nicht erhöhte Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung müsse auf 12 Euro steigen. Sie müsse zudem regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden. Quelle: dpa / mia
Paxlovid: Haltbarkeit erneut verlängert
Erst zwölf, dann 18 und jetzt 24 Monate: Pfizer hat die Haltbarkeit seines COVID-19-Arzneimittels Paxlovid nochmals verlängert. Darüber informiert die Arzneimittelkommission der Deutschen Apothekerschaft (AMK). Diese sechsmonatige Verlängerung gilt auch für bereits im Verkehr befindliche Packungen mit einem Verfalldatum von November 2022 bis Dezember 2023.
Eine Übersicht über die neuen Verfallsdaten zu jeder betroffenen Charge kann dem Informationsbrief von Pfizer, der auf der ABDA-Webseite zu finden ist, entnommen werden. Das aktualisierte Datum kann Pfizer zufolge nicht durch Aufaddierung von sechs beziehungsweise zwölf Monaten zu dem aufgedruckten Verfalldatum berechnet werden, weil Paxlovid aus zusammen verpackten Nirmatrelvir- und Ritonavir-Tabletten bestehe, welche unterschiedliche Produktionsdaten haben können. Das aktualisierte Verfalldatum basiere auf dem Herstellungsdatum derjenigen Tabletten (Nirmatrelvir- oder Ritonavir-Tabletten), das länger zurückliege.
Die AMK weist zudem darauf hin, dass es bei der Securpharm-Prüfung möglicherweise einen Hinweis auf ein überschrittenes Verfalldatum gebe. Das liege daran, dass laut Hersteller Securpharm das aktualisierte Verfalldatum nicht berücksichtigen könne. Quelle: daz.online, jb / mia
Risiken durch Pestizid-Einsatz bleiben in Europa groß
Trotz Fortschritten in einigen EU-Staaten stellt der Einsatz von chemischen Pestiziden weiter eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Umwelt in Europa dar, warnt die EU-Umweltagentur (EEA).
Die politischen Entscheidungsträger und die Mitgliedstaaten müssten deutlich mehr dafür tun, die EU-Ziele unter anderem zur Verringerung des Gebrauchs und der Risiken chemischer Pestizide um 50 Prozent bis 2030 zu erreichen. Die Abhängigkeit von solchen Mitteln könne etwa durch den Übergang zu alternativen Landwirtschaftsmodellen mit ökologischen Konzepten gemindert werden.
Der weit verbreitete Einsatz von Pestiziden sei eine Hauptquelle für die Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft, außerdem treibe er den Verlust der Artenvielfalt voran und führe zu Schädlingsresistenzen, schrieb die in Kopenhagen ansässige Behörde. Dass Menschen ihnen ausgesetzt sind, stehe in Verbindung zu chronischen Krankheiten wie Krebs und Herz-, Atemwegs- sowie neurologischen Erkrankungen. Dennoch vertraue der Agrarsektor in Europa noch immer auf den Gebrauch großer Mengen dieser Substanzen, um die Ernteerträge aufrechtzuerhalten.
Menschen sind vor allem durch die Aufnahme von Lebensmitteln und Trinkwasser betroffen. Bei einer umfassenden Untersuchung in fünf europäischen Ländern zwischen 2014 und 2021 seien in 84 Prozent der genommenen Urinproben mindestens zwei Pestizide entdeckt worden. Kinder wiesen durchweg höhere Pestizidkonzentrationen auf als Erwachsene und seien besonders anfällig für negative Gesundheitsfolgen. Quelle: dpa / mia
Ministerium prüft Einführung von Überkreuz-Nierenspenden
Das Bundesgesundheitsministerium erwägt einem Medienbericht zufolge die Ausweitung der Möglichkeit von Lebend-Nierenspenden. Bislang erlaubt der Gesetzgeber solche Spenden nur zwischen Menschen, die eine persönliche Bindung haben. Das Ministerium prüfe derzeit „die Voraussetzungen einer Novellierung der Lebendspende im Hinblick auf die Erweiterung des Spenderkreises im Sinne der Einführung der Überkreuz-Nierenlebendspende“, zitierte die „Welt“ einen Sprecher des Ressorts.
Diese Möglichkeit wird schon länger diskutiert. Davon könnten Menschen profitieren, die zwar einen Angehörigen oder Partner haben, der ihnen eine Niere spenden würde, bei denen eine Transplantation jedoch aufgrund von Unverträglichkeiten scheitern würde. Unter dem Begriff Überkreuz-Spende wird verstanden, dass zwei geeignete Spender-Empfänger-Paare die gespendeten Organe untereinander tauschen dürfen. Quelle: dpa / mia
Wala bietet Aktionspaket „Reiseapotheke“
Ab sofort und noch bis zum 31. Mai 2023 können Apotheken das Wala Aktionspaket „Reiseapotheke“ bestellen. Dieses enthält neun Produkte aus dem Wala-Sortiment, die bei Beschwerden auf Reisen angewendet werden können:
- Gentiana Globuli velati 20 g bei dyspeptischen Beschwerden
- Wund- und Brandgel 30 g bei Insektenstichen, Schürfwunden und Sonnenbrand
- Arnika Wundtuch 5er-Pack, als Erste Hilfe bei stumpfen Verletzungen
- Arnika Salbe 30 g bei stumpfen Verletzungen – schmerzstillend und abschwellend
- Meteoreisen Globuli velati 20 g bei grippalen Infekten und Erschöpfung
- Echinacea Mund- und Rachenspray 50 ml bei Halsschmerzen und -entzündungen
- Passiflora comp. Globuli velati 20 g bei nervöser Unruhe sowie Ein- und Durchschlafstörungen
- Skorodit Kreislauf Globuli velati 20 g stärken den Kreislauf und kräftigen bei Erschöpfungszuständen
- Aconit Ohrentropfen 10 ml helfen bei Ohrenschmerzen
Apotheken erhalten einen Rabatt bei Bestellung. Diese können beim Wala Kundenservice aufgegeben werden. Quelle: PM Wala / mia
EU-Kommission legt Reform für bessere Versorgung mit Medikamenten vor
Die EU-Kommission will Engpässe bei der Versorgung mit Medikamenten sowie hohe Preise für Arzneimittel angehen. Dafür legt die Brüsseler Behörde einen Reformvorschlag für die Pharma-Gesetzgebung in der Europäischen Union vor. Die Kommission will dafür sorgen, dass Medikamente in Zukunft zeitgleich in allen 27 EU-Staaten auf den Markt kommen.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte jüngst, es brauche ein System, „das mit dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt Schritt halten kann und die Verfügbarkeit, den Zugang und die Erschwinglichkeit von Arzneimitteln jederzeit gewährleistet“. Der Branche sollten insbesondere starke Anreize zur Entwicklung bislang fehlender Medikamente gegeben werden. Quelle: dpa / mia
Forschung: Antibiotika hemmen Zellteilung
Mit Blick auf die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen wollen Forscher besser verstehen, wie Antibiotika auf zellulärer Ebene wirken. An der Universitätsklinik Bonn wurde nun mittels Hochleistungsmikroskopie am Beispiel von Staphylococcus aureus der Wirkmechanismus der Antibiotika Oxacillin, Vancomycin und Telavancin genauer untersucht.
Die Erkenntnis: Schlüsselwirkung dieser Antibiotika ist die Hemmung der Zellteilung. Noch handelt es sich um Grundlagenforschung, doch die Forscher ziehen erste Schlüsse für den Einsatz der Wirkstoffe.
Was dies für die Praxis bedeutet, können Sie bei daz.online nachlesen.
Positive Empfehlung für RSV-Impfstoff für Ältere
Der Pharmakonzern GSK kann sich Hoffnungen auf eine Zulassung in Europa für seine RSV-Impfung bei älteren Erwachsenen machen. Der Beratungsausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) gab eine positive Empfehlung für die Anwendung bei Personen ab 60 Jahren ab. Quelle: dpa / mia
Schadenersatz-Klage gegen Impfstoffhersteller abgewiesen
In einem Prozess um Schadenersatz wegen Beschwerden nach einer Corona-Impfung hat das Landgericht Hof eine Klage gegen den Impfstoffhersteller AstraZeneca abgewiesen. Die Entscheidung sei bereits am 3. Januar verkündet worden, die Klägerin habe danach Berufung beim Oberlandesgericht (OLG) Bamberg eingelegt. Der Zivilprozess dürfte zu den ersten gegen einen Corona-Impfstoffhersteller in Deutschland gehören.
Die Frau hatte nach starken gesundheitlichen Beschwerden, die sie auf eine Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff Vaxzevria zurückführt, die Firma auf Schmerzensgeld und Schadenersatz verklagt. Details waren zunächst nicht bekannt.
Das OLG bestätigte den Eingang der Berufung. Ob es zu einer Verhandlung kommen wird, ist nach Angaben eines OLG-Sprechers noch unklar. Der zuständige Senat berate nun das weitere Vorgehen. Quelle: dpa / mia