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DiGA-Update Mai – Teil 3: Die fünf Neuen im DiGA-Verzeichnis

Die App „Vitadio“ richtet sich an Diabetiker und wurde jüngst ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen. | Bild: Smartmockups, Screenshot: Vitadio.de / PTAheute

In den vergangenen Monaten hat sich im Verzeichnis der digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) einiges getan: Zwei Apps wurden ausgeschlossen, zwei weitere wechselten den Status. Dennoch wuchs das Verzeichnis in den letzten Monaten weiter an. Welche Apps kamen hinzu?

Ganz neu im Verzeichnis sind zwei Kurse von HelloBetter („Panik“ und „Vaginismus Plus“) sowie „neolexon Aphasie“, „Meine Tinnitus App“ und „Vitadio“. Während die drei zuletzt genannten zunächst nur vorläufig ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen wurden, konnte HelloBetter für seine beiden Online-Kurse direkt den Nutzennachweis erbringen. Sie werden daher von Beginn an dauerhaft gelistet.

Gut zu wissen: Erprobungszeitraum nicht immer nur 12 Monate

Unter Umständen kann sich der Erprobungszeitraum auch über 12 Monate hinaus erstrecken – so geschehen bei der Tinnitus-App Kalmeda. Wie das Handelsblatt berichtete, hatte das Unternehmen kurz vor Ablauf der 12-Monats-Frist die notwendigen Unterlagen eingereicht. Da das BfArM für die Prüfung der Unterlagen wiederum drei Monate Zeit hat, wurde der Erprobungszeitraum sodann auf 15 Monate verlängert. Erst danach erfolgte die dauerhafte Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis.

Neolexon Aphasie: Die Logopädie-App

Die Logopädie-App bzw. Webanwendung „Neolexon Aphasie“ ist indiziert bei Sprachstörungen wie Dysphasie (verminderte Sprechfähigkeit), Aphasie (Sprachverlust) und Sprechapraxie (gestörte Sprechplanung). Sie dient als Ergänzung zur Sprachtherapie und basiert auf logopädischen Übungen zu den vier Bereichen Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben.

Das Besondere dabei: Die Übungen werden durch den behandelnden Logopäden individuell (z. B. nach Interessen oder Schweregrad) ausgewählt und laufend an die persönlichen Bedürfnisse des Patienten angepasst. Durch die Verknüpfung zwischen Therapeut und Patient können zudem die Trainingserfolge direkt an den Therapeuten übertragen werden. Die Anwendung soll damit das tägliche Üben erleichtern.

Meine Tinnitus App

Mit der „Meine Tinnitus App“ von Sonormed hielt die zweite Anwendung bei Tinnitus ins DiGA-Verzeichnis Einzug. Die App kann – nach ärztlicher Diagnose – zur Erstversorgung eingesetzt werden und beruht auf dem sog. Counseling. Darunter versteht man die Beratung und Aufklärung des Patienten hinsichtlich Krankheitsentstehung, Prognose, verstärkender Faktoren sowie schädigender Einflüsse.  

Die Inhalte der App werden mithilfe von Informationstexten, Audio-Dateien, Videos und Mini-Games vermittelt und sind in 12 Lektionen (à 60–90 Minuten) untergliedert. Am Ende einer jeden Lektion kann in einem Quiz das Gelernte überprüft werden. Die Anwendung verfolgt das Ziel, die Lebensqualität der Nutzer durch einen gelasseneren Umgang mit dem Tinnitus zu steigern.

Gut zu wissen: Was sagt die Tinnitus-Leitlinie? 

Das Counseling wird von der aktuellen S3-Leitlinie als „Grundlage“ der Therapie bei chronischem Tinnitus empfohlen. Es soll den Patienten zu einem informierten Umgang mit den Ohrgeräuschen ermuntern, dabei helfen, „Ängste oder überzogene Heilungserwartungen abzubauen“ und „zur Vermeidung negativer, selbstverstärkender Kreisläufe“ beitragen. Laut Leitlinie soll das Counseling durch den behandelnden Arzt bzw. einen psychologischen Psychotherapeuten erfolgen. 

Vitadio: Diabeteskontrolle meets Künstliche Intelligenz

Vitadio“ richtet sich an Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2. Die App dient als Ergänzung zur ärztlichen Therapie und verfolgt das Ziel, die Diabeteskontrolle zu verbessern und dadurch mögliche Komplikationen zu verhindern. Zu diesem Zweck setzt die App auf eine Kombination aus täglichen Aufgaben und automatisierten Nachrichten, die den Nutzer durch den Aufbau von Routinen bei der Lebensstilmodifikation unterstützen sollen. Der interaktive Lehrgang geht dabei auf Themen wie Motivation, Ernährung, körperliche Aktivität, Schlafhygiene und psychisches Wohlbefinden ein.  

Zum Austausch mit Gleichgesinnten können Nutzer dem App-internen sozialen Netzwerk beitreten. Eine weitere Besonderheit der Anwendung ist das KI-Modell „ALFRED“, welches Mahlzeiten anhand eines Fotos analysiert und daraufhin entsprechende Vorschläge unterbreitet.

Zwei Online-Kurse von HelloBetter

Mit den Online-Kursen „Panik“ und „Vaginismus Plus“ erweitert HelloBetter sein DiGA-Portfolio. Die Webanwendungen sind bei Panikstörungen und Agoraphobie (Platzangst) mit Panikstörung bzw. bei Nichtorganischem Vaginismus (Verkrampfung der Muskulatur rund um die Vagina) oder Dyspareunie (Schmerzen beim Einführen) indiziert. Beide Kurse basieren auf der Kombination aus Psycho-Edukation und kognitiver Verhaltenstherapie und erstrecken sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. 

HelloBetter Panik: Ängste erkennen und reduzieren

Der Online-Kurs „Panik“ verfolgt das Ziel, die Symptomschwere von Panikstörungen zu reduzieren. Dazu werden die Nutzer u. a. mit ihren Angstauslösern konfrontiert und darin geschult, Angstgedanken zu erkennen sowie Entspannungstechniken und Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe anzuwenden.  

Die Kursinhalte sind in sechs Einheiten à circa 60 Minuten unterteilt und werden in Form von Texten, Videos und Audiodateien vermittelt. In einem Online-Tagebuch kann das Wohlbefinden (Stimmung, Angst und Anspannung) festgehalten und so der eigene Fortschritt visualisiert werden.

HelloBetter Vaginismus Plus: Unterstützung bei sexuellen Funktionsstörungen

Der Kurs „Vaginismus Plus“ richtet sich an binäre und nicht-binäre Menschen mit Vagina und zielt darauf ab, die vaginale Penetrationsfähigkeit beim Geschlechtsverkehr zu verbessern. Dazu gilt es, die auftretenden Schmerzen beim Einführen zu verringern und Ängste sowie belastende Gedanken abzubauen.

In acht Kurseinheiten (à circa 60 Minuten) werden den Betroffenen hierfür Techniken vermittelt, um sich psychisch und physisch zu entspannen, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und den Schmerzkreislauf zu durchbrechen. Als weiteren Bestandteil umfasst der Kurs ein Vaginaltraining (schrittweise vaginale Einführungsübungen mithilfe von Dilatoren).  

Gut zu wissen: Die Genito-Pelvine Schmerz-Penetrations-Störung

Die Genito-Pelvine Schmerz-Penetrations-Störung (GPSPS) vereint die beiden weiblichen sexuellen Funktionsstörungen Vaginismus und Dyspareunie. Betroffene leiden unter

  • Schmerzen bei der vaginalen Penetration (z. B. beim Geschlechtsverkehr),
  • unwillkürlichen Kontraktionen der Muskulatur rund um die Vagina,
  • Angst vor der Penetration (u. a. wegen der Erwartung von Schmerzen)
  • oder Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr.

Die Ursachen sind vielfältig und reichen von traumatisierenden Erlebnissen und Erziehung über ein negatives Selbstbild und Stress bis hin zu organischen Ursachen wie Verletzungen oder Scheidentrockenheit. Oft geht die GPSPS mit der Vermeidung von Geschlechtsverkehr und zum Teil auch von gynäkologischen Untersuchungen einher.  

Bei der Behandlung kommen unter anderem Verhaltenstherapie, Beckenbodentraining und Einführungsübungen zum Einsatz.