Lippenherpes
Wissen am HV
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Hohes Risiko für Neugeborene: Wann wird Lippenherpes gefährlich?

Baby liegt auf dem Rücken und hält Füße fest
Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus kann vor allem für Neugeborene gefährlich sein. | Bild: olenachukhil / AdobeStock

Schwächelt das Immunsystem, werden die im Körper schlummernden Herpes-simplex-Viren betroffener Patienten reaktiviert und sorgen für juckende, schmerzende, rote Papeln, die auch andere anstecken können. 

Zwar sind die akuten Infektionen kosmetisch oft recht unansehnlich und deshalb für Betroffene lästig, dennoch stellen sie für ansonsten Gesunde keine weitere Gefahr dar.

Herpes-simplex-Viren können Sehstörungen auslösen

Doch nicht immer läuft eine Herpes-simplex-Infektion so glimpflich ab. Manche Virusträger bekommen keinen „klassischen“ Lippenherpes, sondern die Läsionen zeigen sich anderswo im Gesicht. 

So können von den gleichen Viren beispielsweise die Augen betroffen sein. Greift das Virus die Zellen der Bindehaut an, können irreversible Sehstörungen drohen. Ein Herpes-Ausbruch am oder im Auge sollte daher auf jeden Fall in ärztliche Hände gegeben werden.

Herpes-simplex-Infektion: Vorsicht bei Immungeschwächten

Was aber, wenn das Immunsystem seine Arbeit in der Virusabwehr nicht ausreichend verrichten kann? Erkrankungen des Immunsystems – allen voran HIV – sowie die Therapie mit Immunsuppressiva (bei z. B. Autoimmunerkrankungen) sorgen dafür, dass Herpes-Viren nicht ausreichend bekämpft werden und sich so beinahe ungehindert im Körper ausbreiten können. 

Auch für Patienten während einer Chemotherapie besteht eine akute Gefahr durch eine Herpes-simplex-Infektion. Der Körper kämpft gegen den Krebs – unterstützt von starken Arzneimitteln, die jedoch zum Nachteil haben, das körpereigene Immunsystem zurückzudrängen. 

Der Organismus ist unter den Chemotherapeutika einem solchen Stress ausgesetzt, dass das Herpes-Virus ernsthafte Schäden anrichten kann. Denn wenn das Immunsystem nicht vollständig arbeiten kann, können die Viren größere, extrem schmerzhafte Läsionen auf Haut und Schleimhaut hinterlassen oder Blut und Organe des Infizierten „überwuchern“.

Warum Herpes für Säuglinge besonders gefährlich ist

Neben erkrankten Personen können Herpes-Viren auch eine ernsthafte Bedrohung für ältere Menschen und insbesondere für Säuglinge darstellen. 

Trägt eine werdende oder erst kürzlich entbundene Mutter Herpes-Viren in sich, ist es möglich, dass sie diese vor, während oder nach der Geburt auf das Kind überträgt. Vor und während der Entbindung besteht die Gefahr vor allem, wenn die Mutter einen aktiven Genitalherpes hat, weswegen das Kind – wenn die Herpes-Erkrankung bekannt ist – möglichst per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht werden sollte. 

Nach der Geburt kann der Säugling z. B. über Küsse von Angehörigen infiziert werden. Für Neugeborene – besonders innerhalb der ersten zwei Lebenswochen – ist eine Infektion besonders schlimm und wird in der Regel unter strenger Beobachtung auf der Intensivstation therapiert.

Dass die Herpes-Viren so gefährlich für Babys sind, liegt daran, dass deren Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist. Folglich können sich die Viren ungehindert in den Organen ausbreiten und diese schädigen. Denn: Gegen das Herpes-simplex-Virus (HSV) besteht kein Nestschutz, der von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann.

Stadien einer Herpes-simplex-Infektion bei Säuglingen

Eine Herpes-simplex-Infektion eines Säuglings kann drei schwere Verlaufsformen annehmen, die etwa gleich häufig auftreten können:

Das erste Stadium betrifft vor allem Haut, Schleimhaut und Augen. Die Sehfähigkeit kann dadurch dauerhaft zu Schaden kommen, bis hin zur Hornhauttrübung oder sogar Erblindung. Hinzu kommt, dass der Säugling Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme möglicherweise verweigert, wenn die Mundschleimhaut durch das Virus schmerzt und geschwollen ist.

In der zweiten Verlaufsform befallen die Viren das zentrale Nervensystem, was im schlimmsten Fall zu einer Gehirnentzündung (Herpes-Enzephalitis) führen kann. Der Säugling zeigt circa eine Woche nach der Infektion grippeähnliche Symptome wie z. B. Teilnahmslosigkeit, Trinkschwäche, Krampfanfälle oder Fieber. In manchen Fällen treten auch die typischen Herpesbläschen auf der Haut auf. Je nach Zeitpunkt des Therapiebeginns überleben 50 bis 80 Prozent der Säuglinge diesen Krankheitsverlauf nicht.

Das dritte Stadium der Herpes-simplex-Infektion verläuft systemisch und infiziert Blut sowie Organe, sodass es zu Multiorganversagen mit Todesfolge kommen kann. Zeigt ein Säugling Anzeichen eines Herpes-Ausbruchs beschriebener Art, muss sofort eine medizinische oder sogar intensivmedizinische Betreuung stattfinden. Die antivirale Therapie wird schnellstens begonnen, um die Ausbreitung und Folgeschäden einzudämmen.

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