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Was sind eigentlich Kreidezähne?

Mit Kreide auf Pflasterstein gemalter Zahn und Kreidestücke
Als Auslöser für Kreidezähne kommen unter anderem Antibiotika, Infektionskrankheiten, die Ernährung in der Schwangerschaft oder Umwelteinflüsse infrage. | Bild: Sprecher / PTAheute

Die Zähne der kleinen Patienten sind gelb oder bräunlich verfärbt. Manche sind so porös, dass sie zerbröseln. Die Kinder, die zu Katrin Bekes in die Spezialambulanz kommen, haben fast immer starke Zahnschmerzen und Angstzustände. 

„Wir haben Kinder, denen allein der thermische Reiz eines kalten Instruments oder des wärmenden Lichts der OP-Lampe schmerzt“, erklärt die Professorin für Kinderzahnheilkunde an der Medizinischen Universität Wien. Viele wollen sich erst gar nicht in den Mund schauen lassen.

Kreidezähne: Gestörte Mineralisation des Zahnschmelzes

Die Kinder, die Katrin Bekes behandelt, leiden unter MIH – kurz für Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Bei diesen Kindern ist die Mineralisation des Zahnschmelzes der ersten bleibenden Backenzähne (Molaren) und zum Teil der Schneidezähne (Inzisiven) gestört. 

In schwächeren Fällen sind die Zähne nur verfärbt, in schweren Fällen ist der Zahnschmelz stark geschwächt und bricht ein. Deshalb spricht man allgemein auch von Kreidezähnen. Die betroffenen Kinder reagieren an den Zähnen extrem empfindlich auf Berührungen und Temperatur. Insbesondere wenn sowohl Schmelzeinbrüche als auch Überempfindlichkeit auftreten, können das Zähneputzen und Kauen schmerzhaft sein. 

Wie viele Kinder sind von Kreidezähnen betroffen?

1987 haben schwedische Wissenschaftler die Krankheit erstmals beschrieben. Seitdem scheint sich diese auszubreiten. Weltweit sind laut der Übersichtsstudie „Global burden of molar incisor hypomineralization“ von 2018, an der auch Bekes beteiligt war, schätzungsweise 13 bis 14 Prozent der Kinder betroffen. Dafür wurden 99 Studien mit mehr als 113.000 Teilnehmern aus 43 Ländern ausgewertet. 

Die 5. Deutsche Mundgesundheitsstudie von 2016 hatte dagegen eine deutlich höhere Zahl ergeben. Damals hieß es, dass 28,7 Prozent der Zwölfjährigen mindestens einen hypomineralisierten Zahn mit einer MIH haben. Warum die Zahlen so hoch waren, wisse man nicht, sagt Bekes, die auch Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde ist. 

Der Kinderzahnheilkunde-Experte Norbert Krämer vom Universitätsklinikum Gießen hält diese Zahlen für zu hoch, sieht aber auch eine Zunahme der Erkrankungen. „Auch die Schwere der Fälle nimmt zu“, sagt er. Wie Bekes zählt er zu den MIH-Fachleuten, hat diverse Studien zu der Krankheit publiziert und gibt Fortbildungen für Zahnärzte.

Ursache für Kreidezähne bislang unbekannt

Viele Kinder haben heutzutage kariesfreie Zähne – auch weil die Eltern auf gründliches Zähneputzen und eine gesunde Ernährung achten. Auf die Entstehung von MIH hat die Ernährung allerdings genauso wenig Einfluss wie das Zähneputzen. 

Die Schäden entstehen, wenn sich der Zahnschmelz bildet, die Zähne also noch im Kiefer liegen. Bei den ersten bleibenden Backenzähnen sei das in der Hauptphase zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr, erläutert Bekes. 

Allerdings sei die Ursache nicht abschließend erklärt. Es gebe mit großer Sicherheit mehrere Faktoren. Da die Mineralisierung der betrachteten Zähne um die Geburt und in der frühen Kindheitsphase geschehe, schaue die Forschung besonders auf diesen Zeitraum. 

In den Fokus geraten seien etwa Probleme im letzten Monat der Schwangerschaft, Frühgeburten, Kinderkrankheiten wie Bronchitis, Lungen- oder Mittelohrentzündungen oder Antibiotikagaben. Die betroffenen Zähne kommen meist erst um das sechste Lebensjahr oder später, und erst dann kann die Diagnose gestellt werden – dies erschwere die Ursachenforschung, sagt Bekes. 

Regelmäßig zum Zahnarzt

Doch eben weil die Ursachen für MIH noch nicht bekannt sind, ist Prävention nicht möglich. Eltern können nach Ansicht von Krämer trotzdem etwas tun: Die Zähne ihrer Kinder genau beobachten und schon früh mit ihnen regelmäßig zum Zahnarzt gehen, damit sie sich daran gewöhnen und später keine Angst haben. Quelle: dpa / sn, mia