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Erster Bluttest soll Darmkrebs erkennen

Glasröhrchen mit Blut gefüllt
Neben einem Stuhltest und der Darmspiegelung kann künftig auch ein Bluttest zur Früherkennung von Darmkrebs beitragen. | Bild: Анна Ковальчук / AdobeStock

Darmkrebs gehört in den westlichen Ländern zu den häufigen Krebserkrankungen. Die bösartigen Tumoren sind dabei meist im Dick- oder Enddarm lokalisiert. Häufig entwickelt sich Darmkrebs aus zunächst gutartigen Polypen, also Vorwölbungen der Darmschleimhaut, die in den Darm hineinragen. 

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Karzinoms im Darm sind ein insgesamt ungesunder Lebensstil verbunden mit einem hohen Verzehr an rotem Fleisch und einem grundsätzlich hohem Fettgehalt der Nahrungsmittel. Auch genetische Faktoren können an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt sein. 

Wie bei vielen Krebserkrankungen verläuft Darmkrebs zu Beginn häufig symptomlos. Kommt es im weiteren Verlauf dann zu spürbaren Beschwerden, ist die Krankheit meist schon weit fortgeschritten. Auch unspezifische Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie wiederkehrende Bauchschmerzen oder ein Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall sollten daher immer mit einem Arzt besprochen werden.

Welche Möglichkeiten gibt es bisher zur Darmkrebsfrüherkennung?

Das Risiko, einen Darmkrebs zu entwickeln, steigt mit zunehmendem Alter. Für Menschen ab 50 Jahren gibt es daher in Deutschland ein Früherkennungsprogramm. Dazu gehören 

  • ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl und
  • ein oder zwei Darmspiegelungen (Koloskopie).

Übersicht zum Früherkennungsprogramm von Darmkrebs:

AlterUntersuchung
ab 50 Jahren

Für Frauen und Männer:

  • jährlich ein immunologischer Test auf verborgenes Blut im Stuhl
ab 50 Jahren

Für Männer:

  • zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren
ab 55 Jahren

Für Frauen:

  • zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren
Bei einer ersten Darmspiegelung ab einem Alter von 65 Jahren haben sowohl Frauen als auch Männer nur noch Anspruch auf eine Untersuchung. Wird die Durchführung einer Koloskopie komplett abgelehnt, können alle Patienten ab 55 Jahren alle zwei Jahre einen immunologischen Test auf verborgenes Blut im Stuhl durchführen lassen.

Wie kann Blut im Stuhl nachgewiesen werden?

Im Gegensatz zur gesunden Darmschleimhaut neigen Darmpolypen und Tumoren im Dickdarm leicht zu Blutungen. Mit bloßem Auge sind diese oft geringen Blutmengen meist nicht erkennbar, doch Tests auf verborgenes Blut im Stuhl können bereits winzige Mengen nachweisen. 

Diese immunologischen Tests weisen Hämoglobin als Farbstoff des menschlichen Bluts mithilfe spezifischer Antikörper nach. Die Tests werden vom Arzt an die Patienten ausgegeben und dann selbst zu Hause durchgeführt. Die Untersuchung erfolgt dann nach Rückgabe an den Arzt in einem speziellen Labor.

Wie läuft eine Darmspiegelung ab?

Die sicherste Methode zur Erkennung von Darmkrebs ist immer noch eine Spiegelung des Darms (Koloskopie). Dabei führt der Arzt ein schlauchförmiges Endoskop durch den After in den Darm ein. Mithilfe einer Lichtquelle und einer Kamera kann dann das Innere des Darms betrachtet werden. 

Vor einer Darmspiegelung muss der Darm mithilfe von Abführmitteln komplett gereinigt werden, dazu müssen spezielle Trinklösungen getrunken werden. Auch wenn sich in den letzten Jahren das Volumen der notwendigen Trinkmenge deutlich reduziert hat und sich auch geschmacklich viel getan hat, empfinden immer noch viele Patienten das nötige Abführen vor einer Darmspiegelung als unangenehm.

Zu wenige nehmen Programm zur Darmkrebsfrüherkennung wahr

Und so ist es nicht verwunderlich, dass sowohl die Abgabe einer Stuhlprobe als auch die Durchführung einer Darmspiegelung nur von wenigen Anspruchsberechtigten tatsächlich durchgeführt wird.

Nur rund 2,5 % der Versicherten im entsprechenden Alter nehmen jährlich an einer Vorsorgekoloskopie teil. Beim immunologischen Stuhltest liegen die Zahlen mit 10 % bei den Männern und 20 % bei den Frauen zwar deutlich höher, aber es ist immer noch viel Luft nach oben. 

Zudem beziehen sich diese Zahlen auf die ausgegebenen Tests vom Arzt an den Patienten. Die Rücklaufquote, also die Zahl an Tests, die auch tatsächlich durchgeführt wurden, liegt deutlich niedriger.

USA: Neuer Bluttest zur Früherkennung von Darmkrebs ab 45 Jahren

Als weitere Möglichkeit zur Früherkennung von Darmkrebs wurde aktuell in den USA von der dortigen Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) der Bluttest „Shield“ des Herstellers Guardant Health zugelassen. Der Test soll bei Menschen mit durchschnittlichem Risiko für Darmkrebs ab 45 Jahren eingesetzt werden. 

Dazu wurde das Verfahren an fast 8.000 Personen überprüft, die zuvor bereits an einer Koloskopie teilgenommen hatten. Es war also im Vorfeld bekannt, bei welchen Personen Darmkrebs vorlag und welche gesund waren. 

Der neue Bluttest konnte dabei eine Sensitivität von 83 % erzielen, das ist der Anteil von Personen, bei denen bei einem positiven Ergebnis tatsächlich Darmkrebs vorlag. Die Spezifität lag bei 90 %, dieser Wert gibt an, wie häufig das Testverfahren bei Gesunden tatsächlich negativ ist. 

Gut zu wissen: Wie funktioniert der Bluttest genau?

Krebszellen aus dem Darm geben Teile ihrer DNA (Desoxyribonucleinsäure) an das Blut ab. Diese zellfreie Tumor-DNA kann der Bluttest nachweisen. Dazu wird der Test in einem Speziallabor der Herstellerfirma ausgewertet. 

Dort wird die DNA des Dickdarmkarzinoms von normaler DNA, die aus gesunden Zellen ins Blut abgegeben wird, unterschieden. Dazu werden bestimmte Testverfahren eingesetzt. Unter anderem werden die Längen und Enden der einzelnen DNA-Teilchen genau bestimmt. 

Die DNA-Fragmente des Tumors sind dabei kürzer und unterscheiden sich auch in ihren Enden von normaler DNA aus gesunden Zellen.

Kann der Bluttest eine Darmspiegelung ersetzen?

Der neue Bluttest kann also einen Hinweis darauf liefern, ob eine Person möglicherweise an Darmkrebs erkrankt ist. Allerdings muss bei einem positiven Testergebnis zur endgültigen Bestätigung dennoch eine Koloskopie durchgeführt werden. Denn: Nur durch diese Untersuchung lässt sich ein Karzinom eindeutig erkennen oder ausschließen. 

Trotzdem kommt dem Bluttest zur Früherkennung von Darmkrebs eine wichtige Rolle zu, denn er kann Patienten motivieren, an der Früherkennung teilzunehmen, die einen Stuhltest oder eine Darmspiegelung zunächst abgelehnt haben. 

Ob der Bluttest auch in Deutschland eine Zulassung erhält, ist bisher noch nicht bekannt. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/153259/FDA-laesst-ersten-Bluttest-zur-Darmkrebsfrueherkennung-zu
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38477985/
- https://www.ptaheute.de/serien/selbsttests-aus-der-apotheke/darmkrebsfrueherkennung-sind-stuhltests-zuverlaessig
- https://guardanthealth.com/products/tests-for-cancer-screening/
 

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