Wie wirkt Glycerin auf die Haut?
Basispflegeprodukte bei Neurodermitis werden auch als Emollienzien bezeichnet und enthalten meist „Moisturizer“ – das Wort steht im Englischen für Feuchtigkeitscremes oder Feuchthaltemittel. Denn grundsätzlich geht es bei der Basistherapie um die Versorgung trockener Haut. Deshalb sind in den meisten Basistherapeutika Feuchthaltemittel wie Harnstoff, Propylenglykol und vor allem auch Glycerin enthalten.
Glycerin – besonders wirksames Feuchthaltemittel
Der vermeintlich triviale Inhaltsstoff Glycerin besticht mit einigen Vorteilen. Dank seiner hygroskopischen Eigenschaft ist es eines der wirksamsten Feuchthaltemittel überhaupt – ein sogenanntes „Humectant“.
Als Zusatz in Kosmetika bindet Glycerin Feuchtigkeit und hält die Haut geschmeidig. Dafür sollten die Formulierungen selbst allerdings ausreichend Feuchtigkeit enthalten. Denn sonst besteht das Risiko, dass sich der Stoff an Wasserreserven tieferer Hautschichten bedient, was kontraproduktiv wäre. Üblich sind Produkte mit Konzentrationen von 5 bis 10 % Glycerin.
Gut zu wissen: Was ist Glycerin?
Bei Glycerin handelt es sich um eine (fast) farblose, klare, geruchlose, sirupartige Flüssigkeit von süßem Geschmack, die sich fettig anfühlt und sehr hygroskopisch ist.
Glycerin enthalten zum Beispiel die Handelsprodukte „XeraCalm A.D Rückfettende Creme“ von Avène, „Lipikar Baume AP+M Körperbalsam“ von La Roche-Posay und „AtopiControl Gesichtscreme“ von Eucerin. Das genaue prozentuale Verhältnis der Inhaltsstoffe lässt sich den Firmenseiten nicht entnehmen.
Trocknet Glycerin die Haut aus?
Allerdings äußert sich beispielsweise Eucerin zu dem „Gerücht“, dass „Glycerin die Haut eher austrocknen soll, als dass es sie mit Feuchtigkeit versorgt“, und erklärt dazu:
„Auch bis zu einer Konzentration von 10 % ist keine Austrocknung der Haut zu befürchten. In hochwertigen Kosmetika ist meist sogar nur ein Glycerin-Anteil von 3–5 % enthalten, was sie völlig unbedenklich macht.“
Der positive Effekt von glycerinhaltigen Topika ist wissenschaftlich beschrieben: In Studien wurde beispielsweise gezeigt, dass glycerinhaltige Hautpflege bei Neurodermitis Ekzemschüben vorbeugen sowie den Einsatz von topischen Glucocorticoiden verringern kann.
Da Glycerin, im Gegensatz zu Harnstoff, keine Hautirritationen verursacht und auch bei sensibler Haut gut verträglich ist, empfiehlt die europäische Neurodermitis-Leitlinie glycerinhaltige Topika auch zur Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern.
„Der Feuchtigkeitsschutz der Haut wird insbesondere durch den Einsatz von Glycerin in Fettsalben und Fettcremes erreicht“, heißt es etwa im Buch „Pharmazeutische Hilfsstoffe“.
Welche Grundlage eignet sich für Glycerin?
Bei der individuellen Empfehlung in der Apotheke entscheidet letztlich der momentane Hautzustand. Denn neben einem Feuchthaltemittel wie Glycerin ist zur Basistherapie einer gestörten Hautbarrierefunktion auch immer der Lipidanteil von großer Bedeutung.
Beispielsweise sollten im Sommer hydrophilere Cremes und im Winter Topika mit höherem Fettgehalt angewendet werden. Die Zusammensetzung sollte aber auch daran angepasst werden, in welchem Bereich des Körpers die Zubereitung zum Einsatz kommt.
Im Gesicht sollten keine allzu fettenden Cremes verwendet werden und für intertriginöse Bereiche (wie Achselhöhlen, Leistenregion, Gesäßfalte, Genitalgegend sowie den Bereich unterhalb der weiblichen Brust) bieten sich Pasten an. Von reinen Ölprodukten wie Kokosnuss- oder Olivenöl wird in der Basistherapie der Neurodermitis ausdrücklich abgeraten.