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Harnstoff in Hautpflege: Welche Konzentration von Urea ist gut für die Haut?

Frau cremt trockenen Ellbogen ein
Bei trockener Haut kann Urea Beschwerden lindern. | Bild: Andrey Popov / AdobeStock

Ein Klassiker unter den Feuchtigkeitsfaktoren und ein seit vielen Jahren etablierter Wirkstoff in Emollienzien für die Basistherapie der Neurodermitis ist Harnstoff (Urea). Er zählt als hydratationsfördernder Wirkstoff genauso wie Glycerin zu den sogenannten Humectants oder Moisturizern.

Zur Erinnerung: Was sind Emollienzien?

Emollienzien werden auch als „wirkstofffreie Vehikel“ bezeichnet. Emollienzien sind dabei als Oberbegriff zu verstehen und enthalten laut Leitlinie oft „Moisturizer“ – das englische Wort für Feuchtigkeitscremes. 

Es sind Inhaltsstoffe enthalten wie Harnstoff, Glycerin oder Propylenglykol. Laut Leitlinie können Emollienzien zudem mit Tannin, Ammoniumbituminosulfonat, Flavonoiden oder ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3- oder Omega-6-Verbindungen angereichert werden.

Von „Emollienzien plus“ spricht die Leitlinie, wenn Flavonoide wie Licochalcon A, Saponine und Riboflavine aus proteinfreien Junghaferextrakten, bakterielle Lysate aus Aquaphilus dolomiae bzw. Vitreoscilla filiformis oder ein synthetisches Derivat von Menthol wie Menthoxypropandiol enthalten sind.

Die menschliche Hornschicht kann laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund natürlicherweise bis zu 7 % Harnstoff enthalten. Bei Neurodermitis soll die Haut hingegen 70 % weniger Urea enthalten. „Bei ekzemerkrankter Haut sind es sogar 85 Prozent weniger“, heißt es.

Wie viel Urea ist in Kosmetika enthalten?

Urea wird in kosmetischen Produkten in der Regel in 3- bis 10-prozentiger Konzentration verwendet – circa 3 % in feuchtigkeitsspendenden Körperlotionen und 5 bis 10 % in Cremes und Salben. 

Es gibt auch Produkte mit höheren Urea-Konzentrationen für extrem trockene Haut. Allerdings sollte daran gedacht werden, dass ab einem Gehalt von 30 % Harnstoff die Hornhaut anlöst. Solche hoch dosierten Zubereitungen sind also für andere Einsatzgebiete als die Neurodermitis gedacht. 

Harnstoff kann bei Kindern Hautreizungen erzeugen

Zudem sollte beachtet werden, dass es ab circa 5 % Harnstoffgehalt bei entzündlichen Ekzemen zu kurzfristigem Brennen der Haut (Stinging-Effekt) kommen kann. Gerade bei Kindern ist deshalb Vorsicht geboten: Bis zum Lebensalter von fünf Jahren tritt ein Brennen nämlich gehäuft auf und kann bei höheren Konzentrationen auch sehr schmerzhaft sein, erklärt der Deutsche Allergie- und Asthmabund und fügt an: „Säuglinge und Kleinkinder können schon auf geringe Mengen Harnstoff mit Hautreizungen reagieren.“ 

Die europäische Neurodermitis-Leitlinie empfiehlt daher glycerinhaltige Topika zur Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern.

Für verletzte Haut ist Harnstoff also ungeeignet. Vorteilhaft ist jedoch seine leicht antipruriginöse (juckreizlindernde) Wirkung. Zudem soll Urea die Aufnahme anderer Wirkstoffe in die Haut erleichtern – beispielsweise von Corticoiden.

5 % Harnstoff in Hautpflege reichen in der Regel aus

Zur Hautverträglichkeit von Harnstoff gibt auch das Positionspapier „Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Hinweise. (Synonyme für Xerosis cutis sind Xerodermie, trockene Haut, hydrolipidarme Haut.) 

Demnach ist der individuelle Hautzustand und die Lokalisation entscheidend für die angewendete Urea-Konzentration – diese wäre etwa im Gesicht in der Regel bis 5 %. Zu höheren Konzentrationen führen die Autoren aus: „... meist erst ab 10 %, kann sich bei leicht irritierter oder entzündeter Haut ein unangenehmes Brennen einstellen, sodass – zumindest bei der Initialbehandlung leicht irritierter, atopischer Haut – Urea nur in Konzentrationen von bis zu 5 % empfohlen wird.“

Eine doppelblinde Studie verglich beispielsweise 2010 die Verträglichkeit und Wirksamkeit einer 5%igen und einer 10%igen Urea-Formulierung bei Erwachsenen. Die Anwendung erfolgte zweimal täglich. Nach 42 Tagen bewirkten zwar beide Formulierungen eine signifikante Besserung des Hautzustandes, die Patienten bevorzugten aber das 5 %ige Produkt.

Wirkung von Urea hängt von Grundlage ab

Wie ein Feuchthaltemittel letztlich auf die Haut wirkt, hängt maßgeblich von der Grundlage ab: So penetriert Harnstoff laut DAC/NRF aus Wasser-in-Öl-Emulsionen „langsam, aber gleichmäßig“. Damit soll eine gute Tiefenwirkung erzielt werden. 

Hingegen führen Öl-in-Wasser-Emulsionssysteme schnell zu hohen Harnstoffkonzentration in den oberen Hornlagen – allerdings mit geringer Tiefenwirkung. „Hinsichtlich der kosmetischen Akzeptanz hat die hydrophile Grundlage gegenüber lipophilen Zubereitungen Vorteile“, heißt es.

Beispielsweise erhielt die „Eucerin Urea Repair Original 10% Urea Lotion“ 2021 vom Verbrauchermagazin Ökotest aufgrund von enthaltenen Polyethylenglykolen (PEG) zwar kein gutes Urteil – sie fiel jedoch positiv auf, weil Beiersdorf als einziger Hersteller angab, um welche Art der Lotion es sich handelt: eine W/O-Emulsion. Diese könnte also Patienten empfohlen werden, die sich eine Tiefenwirkung erhoffen.

Harnstoff in Apothekenkosmetik

Produkte der Marke Excipial von Galderma gibt es in drei verschiedenen Urea-Konzentrationen, auch hier macht der Hersteller im Internet Angaben zum Emulsionstyp: Die Excipial® U Hydrolotio enthält als O/W-Emulsion nur 2 % Urea. Die Excipial® U Lipolotio enthält 4 % Urea und die Excipial® U10 Lipolotio 10 % – bei beiden handelt es sich um W/O-Emulsionen.

Auf beide bekannten Feuchthaltemittel zugleich – Glycerin und Urea (5 %) – setzen beispielsweise die Produkte Adtop Lipidlotion von Dermasence der Medicos Kosmetik GmbH & Co. KG und La Roche Posay Lipikar Fluide Urea 5+ von L’Oréal.

Übrigens weist eine Placebo-kontrollierte, doppelblinde Studie von 2012 an 21 Probanden darauf hin, dass Harnstoff noch mehr sein könnte als ein Feuchthaltemittel: In der Studie wurde eine Verbesserung der Hautbarrierefunktion festgestellt, zudem bewirkte der Harnstoff eine Induktion antimikrobieller Peptide.

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