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Blasenentzündung im Urlaub vorbeugen und behandeln

Frau in Urlaubkleidung hält Hände vor schmerzenden Unterleib
Nach dem Baden und Geschlechtsverkehr die Blase zu leeren, kann einem Harnwegsinfekt vorbeugen. | Bild: absolutimages / AdobeStock

Eine Harnwegsinfektion ist für Betroffene immer unangenehm – im Urlaub und ungewohnter Umgebung vielleicht sogar noch etwas mehr. Die Faktoren, die eine unkomplizierte Blasenentzündung begünstigen, können sehr vielfältig sein: Nasse Badekleidung, kalte Füße oder das Sitzen auf einem kühlen Boden – all das kann dazu führen, dass die Schleimhäute im Beckenbereich nicht mehr richtig durchblutet werden und die natürliche Abwehr dort gestört wird. 

Zur Erinnerung: Was ist eine unkomplizierte Blasenentzündung? 

Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie), Harndrang, häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen (Pollakisurie) sowie unangenehme Schmerzen oberhalb des Schambeins und der Blasengegend – das sind Symptome, die auf eine unkomplizierte Harnwegsinfektion hindeuten können. Verursacht wird eine Zystitis meist durch Escherichia-coli-Bakterien.  

Ärzte sprechen von einer unkomplizierten Infektion, wenn im Harntrakt keine relevanten Begleiterkrankungen, keine Schwangerschaft oder physiologischen Anomalien vorliegen, die Komplikationen begünstigen könnten.  

Harnwegsinfektion nach dem Schwimmbadbesuch?

Ein möglicher Auslöser einer Harnwegsinfektion kann das Baden im Pool oder See sein. Die Schleimhaut der ableitenden Harnwege übernimmt eine wichtige Funktion bei der Abwehr von Keimen und Bakterien. 

Durch Nässe wird der leicht saure pH-Wert der Schleimhaut gestört, sodass diese Schutzfunktion beeinträchtigt werden kann. Zusätzlich kann das kühle Wasser die Durchblutung der Blasenschleimhaut drosseln und somit ebenfalls Infektionen begünstigen. 

Die Ursache einer Blasenentzündung sind daher häufig nicht Krankheitserreger, die aus dem verunreinigten Wasser im Schwimmbad oder Pool stammen, sondern die eigenen Darmbakterien, die beim Baden mit den Harnwegen in Kontakt kommen, in die Blase aufsteigen und dort für eine Entzündung sorgen.  

Vorbeugend hilft es, sich nach dem Baden immer sofort abzutrocknen und die Kleidung zu wechseln. Bei der Wahl der Unterwäsche ist zu bedenken, dass auch String-Tangas oder eine schlechtsitzende Unterwäsche eine Infektion begünstigen können, denn dadurch können die Bakterien aus dem Darmbereich in Richtung Harnröhre leichter transportiert werden.  

Blasenentzündung durch häufigen Geschlechtsverkehr im Urlaub?

Ebenfalls kann ein intensiver und häufiger Geschlechtsverkehr das Entstehen einer Zystitis bei Frauen begünstigen. Manche Sexualpraktiken erleichtern zudem die Übertragung von Erregern und führen somit schneller zu einer Harnwegsinfektion. 

Darüber hinaus können Kondome und andere Verhütungsmittel, die Spermizide enthalten, die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen und somit die Ansiedlung von Bakterien fördern. 

Eine Blasenentzündung, die im direkten Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr steht, wird auch Honeymoon-Zystitis genannt. Eine effektive Vorbeugung ist das Wasserlassen nach dem Sex: So können Keime, die während des Geschlechtsverkehrs in den Bereich der Harnwege gelangen, ausgespült werden. Diese Empfehlung gilt übrigens für alle Geschlechter. 

Behandlung einer Zystitis in der Selbstmedikation

Treten erste Symptome auf, sollten Betroffene darauf achten, viel zu trinken, um den Urin in der Blase zu verdünnen und die Erreger auszuspülen. Präparate mit Bärentraubenextrakt (z. B. Cystinol®) oder einer Kombination aus Rosmarin, Liebstöckel und Tausendgüldenkraut (z. B. Canephron®) gelten als besonders effektive Arzneimittel für eine nicht antibiotische Therapie. 

Als Schmerzmittel eignen sich aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung Ibuprofen und Diclofenac. Beide Schmerzmittel bringen Betroffenen eine unmittelbare Erleichterung und können zusätzlich zu den pflanzlichen Präparaten empfohlen werden. 

Vorbeugend kann zudem die Einnahme des Wirkstoffs D-Mannose empfohlen werden, allerdings ist die Datenlage bezüglich der präventiven Wirksamkeit nicht eindeutig. 

Tipps zur Vorbeugung einer Blasenentzündung:

  • Nach dem Geschlechtsverkehr und nach dem Baden im Pool oder See die Blase entleeren.
  • Kondome sowie andere Verhütungsmittel ohne zusätzliche Spermizide verwenden.
  • Auf eine schonende Hygiene im Intimbereich achten, um die Scheidenflora möglichst nicht zu zerstören.
  • Ausreichend trinken (mindestens 1,5 Liter pro Tag) und darauf achten, dass der Unterleib nicht auskühlt.

Zystitis: Wann müssen Betroffene zum Arzt?

Patienten mit chronischen Erkrankungen, Schwangere, Kinder und Männer sollten bei Anzeichen eines Harnwegsinfektes zum Arzt. Bleibt eine akute unkomplizierte Harnwegsinfektion bei sonst gesunden Patienten auf die Harnblase begrenzt, so ist nicht mit gravierenden Komplikationen zu rechnen. 

Bei systemischen Zeichen und Symptomen wie Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Tachykardie, Schmerzen in der Nierengegend oder im Rücken ist unbedingt ein Arzt hinzuzuziehen. Ebenfalls sind Veränderungen der Farbe oder des Geruchs des Urins sowie Blutbeimischung im Urin und Harnverhalt wichtige Alarmzeichen, um den Arzt aufzusuchen. Quellen:
Kalte Füße und Blasenentzündung: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.3109/02813439209014054
Pflanzliche Therapie gegenüber Fosfomycin: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30231252/
Leitlinie Up-Date- Konsultationsversion: https://www.springermedizin.de/leitlinien-update-harnwegsinfektionen/26501908
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-044%20KF
Aktuelle Leitlinie: https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf
 

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