Selbstmedikation bei akuten, unkomplizierten Blasenentzündungen
Viel trinken und ausruhen
Deutet alles auf einen akuten unkomplizierten Verlauf der Blasenentzündung hin, ist der erste gute Ratschlag, den Sie Betroffenen geben können, sich mit einer Wärmflasche ins Bett zu legen und viel zu trinken. Wärme entspannt und lindert die Schmerzen, die Flüssigkeitsaufnahme ist wichtig, damit die Keime besser ausgespült werden können. Aus diesem Grund sollten täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit getrunken werden. Patienten, die sich aufgrund einer Herz- oder Niereninsuffizienz an eine vom Arzt verordnete Trinkmenge halten müssen, sollten diese jedoch nicht überschreiten. Intensiv gewürzte oder scharfe Speisen sollten vermieden werden, damit die Harnwege nicht zusätzlich gereizt werden.
Für die Selbstmedikation kommen in erster Linie pflanzliche Präparate infrage. Gerne greifen Betroffene auf spezielle Blasen- und Nierentees zurück (z. B. Bombastus® Blasen- und Nierentee, H&S® Blasen- und Nierentee, Sidroga® Blasen- und Nieren-Spültee, Harntee® 400, Heumann® Blasen- und Nierentee ). Schon allein die erhöhte Flüssigkeitszufuhr trägt dazu bei, die Bakterien aus der Blase zu spülen.
Die Wasserausscheidung erhöhen
Generell können aquaretisch (wassertreibend) wirkende Drogen die Harnproduktion anregen und so die Wasserausscheidung erhöhen. Dann werden die Erreger mit dem Urin aus den Harnwegen ausgespült. Das funktioniert aber nur, wenn der Patient gleichzeitig ausreichend trinkt, mindestens zwei Liter pro Tag. Bekannte Heilpflanzen, die die Harnausscheidung anregen sind Goldrutenkraut, Birkenblätter, Schachtelhalmkraut, Brennnesselkraut bzw. -blätter, Queckenwurzelstock oder Orthosiphonblätter. Einige dieser Drogen wirken zudem leicht krampflösend und entzündungshemmend.
Pflanzliche Harndesinfizienzen
Eine weitere Behandlungsoption zur Linderung der Beschwerden ist die Einnahme von pflanzlichen Harndesinfizienzien. Ein bekanntes Beispiel ist die Bärentraube. Ihre Blätter enthalten u. a. das Phenolglykosid Arbutin, das im alkalischen Milieu zum antiseptisch wirkenden Aglykon Hydrochinon umgesetzt wird. Damit sich die Wirkstoffe im Harn anreichern können, ist vor allem die Einnahme zur Nacht sinnvoll. Arbutin-haltige Arzneimittel sollten nicht über längere Zeit eingenommen werden. Daher ist die Anwendungsdauer von Bärentraubenblättern ohne ärztlichen Rat vorsichtshalber auf eine Woche und auf maximal fünfmal pro Jahr begrenzt. Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren sollten gar keine Bärentraubenblätter-Präparate einnehmen. Häufigste Nebenwirkung von Bärentraubenblättern sind Magenbeschwerden, die durch die enthaltenen Gerbstoffe verursacht werden. Bei der Zubereitung von Bärentraubenblättertee ist daher die Herstellung eines Kaltmazerats zu empfehlen, welches weniger Gerbstoffe enthält als eine Abkochung. Bärentraubenblätter sind nicht nur als Tee, sondern auch als Filmtabletten (z. B. Arctuvan®) oder Dragees (z. B. Cystinol akut®) mit einem höheren Wirkstoffgehalt als in Tees erhältlich. Bei einigen Präparaten wird darauf hingewiesen, dass die gleichzeitige Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika die gastrointestinalen Nebenwirkungen möglicherweise verstärken könnte.
Auch die Kombination von Meerrettichwurzel mit Kapuzinerkressekraut kann bei Harnwegsinfekten hilfreich sein. Beide Pflanzen enthalten Senföle, die antibakteriell, zugleich auch antiviral und entzündungshemmend wirken (z. B. Angocin® Anti-Infekt N). Die Kombination der beiden Arzneipflanzen eignet sich auch zur Rezidivprophylaxe bei wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Pflanzliche Fertigarzneimittel
Auch andere Heilpflanzen stehen als Fertigarzneimittel zur Verfügung: Goldrutenkraut ist unter anderem in Cystinol Long®, Solidacur®, Solidago Steiner® und Nieral® sowie in Kombination mit Bärentraubenblättern in Cystinol® N enthalten. Präparatebeispiele für Orthosiphonblätter-Extrakte sind Carito® mono und Ardeynephron®. Eine Kombination aus Rosmarinblättern, Liebstöckelwurzel und Tausendgüldenkraut ist in Canephron® enthalten.
Birken-, Orthosiphonblätter, Queckenwurzelstock, Hauhechelwurzel, Brennnessel-, Schachtelhalmkraut | harntreibend und/oder entzündungshemmend |
Goldrutenkraut (z. B. Cysto Fink®) | steigert die Leistung der Niere, harntreibend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd, antibakteriell, antimykotisch |
Bärentraubenblätter (z. B. in Cystinol akut®, Arctuvan®) | antibakteriell |
Meerrettichwurzel, Kapuzinerkressenkraut (z. B. in Angocin® Anti-Infekt N) | antibakteriell (auch resistente E.coli und MRSA), virustatisch, antimykotisch, immunstimulierend |
Rosmarinblätter, Liebstöckelwurzel, Tausendgüldenkraut (z. B. in Canephron® N) | desinfizierend, entblähend, harntreibend, krampflösend, entzündungshemmend |
Paracetamol (evtl. in Kombination mit Butylscopolamin); Ibuprofen | Schmerzmittel |
D-Mannose bindet E.coli Bakterien
Zur Behandlung und in niedrig dosierter Form zur Vorbeugung von Blasenentzündungen und Infekten der Harnwege kann auch D-Mannose eingesetzt werden. Mannose ist ein Einfachzucker, der sich mit den E.coli Bakterien in der Harnblase verbindet. Durch diese Komplexbildung können sich die E.coli Bakterien nicht mehr an die Schleimhautzellen im Urogenitaltrakt anlagern, sondern werden mit dem Urin ausgeschieden. Im Handel ist beispielsweise Femannose® N als Medizinprodukt mit Mannose in Kombination mit Cranberry-Extrakt.
Rezidivprophylaxe – so kann man das Risiko einer weiteren Infektion verringern
Zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten sollte man ebenfalls auf eine ausreichende Trinkmenge achten, damit Bakterien regelmäßig aus der Blase herausgespült werden. Mit der Intimhygiene sollte man es nicht übertreiben und auf Vaginalspülungen, Intimsprays und aggressive Reinigungslotionen besser verzichten, um den sauren pH-Wert der Vaginalflora nicht zu stören. Eine Kur mit Milchsäure bzw. Milchsäurebakterien hilft, den natürlichen Schutzfilm der Scheide wiederherzustellen. Hierfür stehen Vaginaltabletten oder -zäpfchen sowie Vaginalgele zur Verfügung. Eine solche Kur können Sie auch während einer Antibiotika-Therapie empfehlen, um eine Vaginalmykose zu vermeiden. Um Schmierinfektionen zu umgehen, sollte nach dem Toilettengang die Intimreinigung immer von der Genital- zur Analregion erfolgen. Auch der zeitnahe Toilettenbesuch nach dem Geschlechtsverkehr ist eine Maßnahme zur Prävention von Blasenentzündungen.
Zur Prophylaxe von Harnwegsinfekten wird häufig auch die Große Moosbeere, besser bekannt unter ihrem englischen Namen Cranberry, eingesetzt. Da Cranberry-Saft eher unangenehm schmeckt, werden meistens Kapseln bevorzugt. Cranberrysaft bzw. dessen Inhaltsstoffe (insbesondere die Proanthocyanidine) sollen Bakterien daran hindern, sich an der Blasenwand anzuheften. Im Gegensatz zu den genannten pflanzlichen Arzneimitteln können Cranberry-Produkte ohne Altersbeschränkung und auch in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Viele Präparate enthalten Zusätze mit antioxidativen Eigenschaften (z. B. Vitamin C). Auch Kombinationen mit Lactobacillus- bzw. Bifidobacterium-Stämmen sind im Handel (z. B. Orthomol Pro Cran Plus).