Rezeptur
Praxiswissen
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Flüssige Zubereitung mit Metronidazol: So geht's

PTA steht in der Rezeptur und hält Braunglasflasche mit Flüssigkeit gefüllt umgedreht nach oben
Die fertige Suspension mit Metronidazolbenzoat wird in eine Braunglasflasche abgefüllt und muss leicht aufschüttelbar sein. | Bild: Schelbert / PTAheute

Zur oralen Anwendung stehen als Fertigarzneimittel Tabletten und Filmtabletten mit Metronidazol zur Verfügung. In der Apothekenrezeptur wird Metronidazol meist zu Dermatika verarbeitet, die häufig zur Therapie von Rosacea verordnet werden. Bei Lieferengpässen oder zur Therapie von Säuglingen und Kleinkindern können aber auch Darreichungsformen zum Einnehmen hergestellt werden. 

Das Antibiotikum Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und einzellige Parasiten und kommt überwiegend bei Infektionen im Magen-Darm-Trakt sowie im Mund-Kiefer- und Hals-Nasen-Ohren-Bereich zum Einsatz. Rezepturmäßiger Bedarf besteht dabei für Kapseln und flüssige, orale Zubereitungen.

Metronidazol weist einen extrem unangenehmen und bitteren Geschmack auf, dies beeinträchtigt die Compliance vor allem bei Kindern deutlich. Aus diesem Grund wird bei flüssigen Zubereitungen zur Einnahme häufig das Prodrug Metronidazolbenzoat eingesetzt. Diese Verbindung hat einen deutlich besseren Geschmack. Beide Substanzen – sowohl Metronidazol als auch Metronidazolbenzoat – stehen als Rezepturgrundstoff zur Verfügung.

Gut zu wissen: Was, wenn die ärztliche Verschreibung auf Metronidazol ausgestellt ist?

Nach Rücksprache mit dem Arzt kann es bei oralen Zubereitungen sinnvoll sein, Metronidazol durch Metronidazolbenzoat auszutauschen. Damit die hergestellte Arzneiform nicht unterdosiert ist, muss die Einwaage jedoch entsprechend erhöht werden.

 Die Berechnung funktioniert am einfachsten mit Hilfe der DAC/NRF-Rechenhilfe „Einwaagekorrekturfaktoren“. Diese Excel-Datenbank kann für Wirkstoffe für stöchiometrische Umrechnungen eingesetzt werden. 

Bei einer Verordnung von Metronidazolbenzoat können auf dem Tabellenblatt „M“ bei der Substanz Metronidazolbenzoat in den gelben Zellen die Werte aus dem Prüfzertifikat für Gehalt und Trocknungsverlust eingetragen werden. Anschließend kann nun in der danebenstehenden blauen Zelle der Einwaagekorrekturfaktor von Metronidazolbenzoat abgelesen werden. Multipliziert man nun diesen Einwaagekorrekturfaktor mit der verordneten Menge an Metronidazolbenzoat, erhält man die dafür benötigte Soll-Einwaage.

Wurde die Rezeptur jedoch mit Metronidazol verordnet, wird der Einwaagekorrekturfaktor aus der blauen Zelle von Metronidazol mit der verschriebenen Menge an Metronidazol multipliziert. So erhält man die benötigte (erhöhte) Soll-Einwaage für Metronidazolbenzoat.

Flüssige Zubereitungen mit Metronidazol als Suspensionen herstellen

Da sowohl Metronidazol als auch Metronidazolbenzoat eine schlechte Wasserlöslichkeit aufweisen, müssen flüssige Zubereitungen als Suspensionen hergestellt werden. Zur Herstellung sollte daher grundsätzlich mikrofein gepulverter Feststoff eingesetzt werden. 

Um die Einzeldosis korrekt abmessen zu können, muss die Suspension gut aufschüttelbar sein und der Wirkstoff darf nicht zu schnell sedimentieren.

Rezepturvorschläge aus der Ziegler Rezepturbibliothek®

Geprüfte Rezepturvorschriften zur Herstellung entsprechender Suspensionen sind in der Ziegler Rezepturbibliothek® zu finden. Dabei wird Metronidazolbenzoat zusammen mit verschiedenen SyrSpend®-Grundlagen verarbeitet. 

Bei der flüssigen SyrSpend® SF pH 4 Grundlage handelt es sich um eine Flüssigkeit, die gebrauchsfertig vorliegt und zur einfachen Herstellung von Suspensionen eingesetzt werden kann. Die Suspensionsgrundlage ist mit Natriumbenzoat konserviert und ist aromafrei sowie mit Kirsch- oder Orangenaroma erhältlich.  

Metronidazolbenzoat 80 mg/ml in SyrSpend® SF pH 4 (ZRB O06-03):

Metronidazolbenzoat8,0 g
SyrSpend® SF pH 4 flüssig, aromafreizu 100,0 ml

Die Herstellung der Metronidazolbenzoat-Suspension erfolgt nach der volumetrischen Methode. Falls der Wirkstoff nicht bereits mikrofein vorliegt, wird dieser zunächst in einer Reibschale mit Pistill fein verrieben. Anschließend wird die benötigte Menge an Wirkstoff auf einer geeigneten Wägeunterlage abgewogen und in eine mit Pistill tarierte glatte Schale überführt. 

Rund 1/3 der Suspensionsgrundlage wird dazugegeben und das Metronidazolbenzoat unter häufigem Abschaben angerieben. Ein weiteres Drittel der Grundlage wird nun in einem passenden Messzylinder vorgelegt und die Anreibung dazugegeben. Zum Schluss wird die noch fehlende Menge an SyrSpend®-Flüssigkeit bis zum Volumen von 100 ml ergänzt.

Gut zu wissen: Welche Inprozesskontrollen können durchgeführt werden?

  • Nach Überführen des Wägeguts in den Ansatz kann die Wägeunterlage erneut gewogen werden. Dabei darf der angezeigte Wert auf der Waage nicht höher als 1 % der abgewogenen Wirkstoffmasse sein.
  • Nach Anreiben des Metronidazolbenzoats mit einem Teil der Grundlage soll eine homogene Verreibung erhalten werden – Pulveragglomerate dürfen nicht zu erkennen sein.
  • Die fertige Zubereitung muss gleichmäßig beschaffen sein und darf keine Agglomerate enthalten.
  • Die fertige Suspension hat ein milchig-weißes Aussehen und muss sich leicht aufschütteln lassen.

Verpackung und Kennzeichnung der Metronidazol-Suspension

Die fertige Suspension wird in eine Braunglasflasche mit passendem Steckeinsatz für eine Kolbenpipette abgefüllt und zur Homogenisierung kräftig geschüttelt. Die ausgewählte Flasche sollte dabei rund eineinhalbmal bis doppelt so groß wie der Inhalt sein, damit vor der Entnahme der Einzeldosis ein effektives Schütteln möglich ist. 

Nach jeder Anwendung sollte die mitgegebene Dosierhilfe mit lauwarmen Wasser gereinigt und anschließend getrocknet werden. 

Bei der Kennzeichnung der Zubereitung wird der Wirkstoff nach Art und Menge auf dem Etikett angegeben, alle eingesetzten Hilfsstoffe müssen dabei benannt werden. Die ausschließliche Angabe der verwendeten Grundlage wäre nicht ausreichend, es ist die genaue Zusammensetzung aufzuführen. 

Die Aufbrauchsfrist der Zubereitung kann mit 90 Tagen angegeben werden.

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Beispieletikett für 100 ml Metronidazol-Suspension
Vorschlag für ein Etikett für 100 ml Metronidazolbenzoat-Suspension

Für Kinder unter 2 Jahren: Herstellung mit Hilfe eines Pulvers

Zubereitungen zum Einnehmen dürfen für Kinder unter zwei Jahren nicht mit Natriumbenzoat konserviert werden. Denn Kinder dieser Altersgruppe können die daraus gebildete Benzoesäure aufgrund einer unreifen Enzymaktivität in der Leber noch nicht verstoffwechseln. Durch die Anreicherung der Säure im Körper kann es zu schweren Schäden im Zentralnervensystem kommen. 

Eine Verwendung der flüssigen Suspensionsgrundlage SyrSpend® SF pH 4 ist daher nicht möglich. Eine Herstellung ist aber unter Verwendung des konservierungsmittelfreien Pulvers möglich.

Metronidazolbenzoat 80 mg/ml in SyrSpend® SF pH 4 (ZRB O06-03):

Metronidazolbenzoat8,0 g
SyrSpend® SF pH 4 Pulver6,5 g
Gereinigtes Wasser zu 100,0 ml

Zur Herstellung wird das SyrSpend® SF pH 4 Pulver in eine glatte Schale eingewogen. Anschließend wird der zuvor abgewogene Wirkstoff dazugegeben. Die Feststoffe werden in der Fantaschale gut miteinander vermischt und zunächst mit rund 80 % des gereinigten Wassers versetzt und homogenisiert. 

Der Ansatz wird in einen geeigneten Messzylinder gegeben und mit gereinigtem Wasser bis zum Endgewicht von 100 ml aufgefüllt. Die fertige Suspension wird in das Abgabegefäß überführt und durch kräftiges Schütteln homogenisiert.

Metronidazol-Suspension: Ohne Konservierung, daher kurze Haltbarkeit

Das verwendete SyrSpend® pH 4 Pulver ist frei von Konservierungsstoffen und enthält als Hilfsstoffe lediglich Modifizierte Maisstärke, Natriumcitrat, Citronensäure und Sucralose. Auch die daraus erhaltene Suspension ist damit ohne Konservierungsstoffe und weist daher eine kurze Haltbarkeit auf. 

Bei einer Aufbewahrung im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C beträgt die Aufbrauchsfrist lediglich 14 Tage. Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Metronidazol (31.01.2024)
- https://fagron.de/wp-content/uploads/2023/11/Kompendium_20240228.pdf
- https://fagron.de/wp-content/uploads/2023/06/SyrSpend-Kompatibilitaetstabelle-1.pdf
 

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