Rezeptur
Praxiswissen
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Tipps zur Herstellung: 3. Ringversuch 2023: Flüssige Zubereitung mit Paracetamol

PTA prüft Suspension in Braunglasflasche
Paracetamol-Lösungen müssen lichtgeschützt in einer Braunglasflasche verpackt werden. | Bild: Alex Schelbert / PTAheute

Paracetamol wird bei leichten bis mittelstarken Schmerzen und zur Fiebersenkung verwendet. Die Substanz ist bereits für Neugeborene und auch in der Schwangerschaft geeignet. 

Bei Kindern wird der Wirkstoff in Abhängigkeit von Körpergewicht und Alter dosiert. Die Einzeldosis wird normalerweise mit 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht angegeben, die Tagesgesamtdosis liegt bei maximal 60 mg/kg Körpergewicht. Die Informationen zu Anwendungsgebieten und Dosierungen in der Kinderheilkunde können auch in der Datenbank „Kinderformularium.DE“ nachgelesen werden.

Lösungsmittel bei Paracetamol entscheidend  

Paracetamol ist als Rezeptursubstanz in verschiedenen Korngrößen von fein gepulvert bis kristallin erhältlich. Da der Wirkstoff zur Herstellung der Zubereitung ohnehin gelöst vorliegen muss, spielt die Korngröße keine entscheidende Rolle und es können alle erhältlichen Typen verarbeitet werden. 

Der Feststoff lässt sich in Wasser nur begrenzt auflösen, in Alkoholen wie Ethanol 96% und Propylenglycol lässt er sich leicht auflösen. Wässrige Lösungen mit Paracetamol sind daher nicht ohne Weiteres herstellbar. In älteren Vorschriften wurde Ethanol als Lösungsmittel verwendet. Mittlerweile wird Ethanol jedoch durch Propylenglycol ersetzt.  

Zusammensetzung der Rezeptur

Im aktuellen Ringversuch soll ein Paracetamol-Saft für einen Jugendlichen im Alter von 14 Jahren hergestellt werden. Der Wirkstoff wird dazu mit einer wässrig-alkoholischen Lösung verarbeitet. Als Geschmackskorrigens wird zusätzlich noch Saccharin-Natrium eingesetzt.  

100 ml Paracetamol-Saft 66,67 mg/ml

Paracetamol6,667 g
Propylenglycol60,0 g
Saccharin-Natrium0,15 g

Gereinigtes Wasser

4-mal täglich 6 ml einnehmen.

zu 105,5 g

Beim Abwiegen des Wirkstoffs Paracetamol kann aufgrund der Arzneibuchspezifikation eine Einwaagekorrektur nötig sein, die Festlegung dieser Einwaagekorrektur sollte bereits bei der Eingangsprüfung der Rezeptursubstanz erfolgen.

In einem Becherglas kann Paracetamol dann im Alkohol Propylenglycol aufgelöst werden, in einem weiteren Becherglas wird Saccharin-Natrium in einem Teil des Wassers unter Erwärmen gelöst. 

Nach dem Abkühlen werden die beiden Lösungen vereinigt und mit dem restlichen Wasser auf die Ansatzmenge ergänzt. 100 ml Zubereitung entsprechen dabei 105,5 g. Die Wirkstoffkonzentration beträgt 66,67 mg/ml oder 1 g in 15 ml. Zum Schluss wird die fertige Lösung lichtgeschützt in eine Braunglasflasche verpackt. Als Aufbrauchfrist werden drei Monate empfohlen.

Feststellung der Identität bei Paracetamol

Zur Herstellung von Arzneimitteln dürfen in Apotheken nur Ausgangsstoffe verwendet werden, bei denen zuvor die ordnungsgemäße Qualität festgestellt wurde. Normalerweise werden Substanzen für Rezeptur und Defektur mit einem vollständigen Prüfzertifikat in die Apotheke geliefert. Bei der Eingangskontrolle muss dann nur noch die Identität festgestellt werden.

Sowohl für den Wirkstoff Paracetamol als auch für die beiden Hilfsstoffe Propylenglycol und Saccharin-Natrium kann dabei auf Prüfverfahren zur alternativen Identifizierung aus dem DAC zurückgegriffen werden. Zur Feststellung der Identität können beim Paracetamol die Schmelztemperatur und der Mischschmelzpunkt bestimmt werden.

Bei der Flüssigkeit Propylenglycol wird zunächst der Brechungsindex überprüft. Als weitere Prüfung wird nach einer Derivatisierung mit Nitrobenzoylchlorid ebenfalls die Schmelztemperatur der erhaltenen Kristalle bestimmt.

Gut zu wissen: Vorsicht Verwechslungsgefahr!

Das zur Identitätsprüfung von Propylenglycol benötigte Nitrobenzoylchlorid darf nicht mit dem ähnlich klingenden Nitrobenzylchlorid verwechselt werden. Der sich mit Nitrobenzylchlorid bildende Niederschlag eignet sich nicht zur Durchführung der Prüfung.

Die Identität von Saccharin-Natrium kann mittels Dünnschichtchromatographie auf kleinen Platten nach DAC-Probe 11 überprüft werden.

Erhaltene Paracetamol-Lösung ist für Kinder nicht geeignet

In der Pädiatrie gilt der Alkohol Propylenglycol als kritischer Hilfsstoff. Dies gilt vor allem für Früh- und Neugeborene in den ersten Lebensmonaten. Kinder dieser Altersgruppe können die Substanz nur unzureichend verstoffwechseln und es besteht das Risiko einer Kumulation (Anhäufung). Propylenglycol kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und Krämpfe auslösen. 

In Zubereitungen zum Einnehmen beträgt der Grenzwert laut Europäischer Arzneimittel-Agentur (EMA) für Kinder ab 5 Jahren 500 mg/kg Körpergewicht pro Tag, für jüngere Kinder liegt dieser Wert mit 50 mg/kg Körpergewicht pro Tag deutlich niedriger. 

Die Paracetamol-Lösung aus dem Ringversuch enthält 0,6 g Propylenglycol pro ml. Am Tag sollen davon laut ärztlicher Verordnung 24 ml Zubereitung entsprechend 14,4 g Propylenglycol eingenommen werden. 

Werden bei einem Jugendlichen von 14 Jahren 50 Kilogramm Körpergewicht angenommen, so würde der Grenzwert für die tägliche Aufnahme von Propylenglycol bei 25 g liegen und damit nicht überschritten werden. Wegen des hohen Gehalts an Propylenglycol ist der hergestellte Paracetamol-Saft für jüngere Kinder aber nicht geeignet.  

So muss die Rezeptur beschriftet werden

Wie bei Rezepturen üblich erfolgt die Kennzeichnung der Paracetamol-Lösung nach § 14 Apothekenbetriebsordnung. Der Wirkstoff muss dabei nach Art und Menge angegeben werden, alle enthaltenen Hilfsstoffe nach der Art. Zudem muss bei der Beschriftung die Analgetika-Warnhinweis-Verordnung beachtet werden. 

Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel mit bestimmten analgetischen Wirkstoffen, zu denen auch Paracetamol zählt, die am Menschen oral oder rektal angewendet werden, müssen dabei mit einem Warnhinweis versehen werden.  

Vorschlag zur Kennzeichnung

Name des Patienten

geb. 22.08.2009

 

4-mal täglich 6 ml einnehmen.

 

Ohne ärztlichen Rat nicht länger anwenden als von der Apothekerin oder vom Apotheker empfohlen!

 

 

Hergestellt am: 02.10.2023

Verwendbar bis: 03.01.2024

 

Name und Anschrift der Apotheke

100 ml Paracetamol-Saft 66,67 mg/ml

 

Paracetamol                              6,667 g

 

 

Weitere Bestandteile:

Propylenglycol, Saccharin-Natrium, Gereinigtes Wasser

 

 

Quellen:
DAC/NRF-Rezepturhinweis Paracetamol (02.08.2023)
DAC/NRF-Rezepturhinweis Propylenglycol (07.10.2022)
DAC Alternative Identifizierung
Kinderformularium.DE
 

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