1. Ringversuch 2025: Creme mit Hydrocortison

Für den ersten Rezeptur-Ringversuch des Jahres hat der Prüfzeitraum bereits begonnen. Apotheken können die hergestellte Rezeptur bis zum 31. Juli untersuchen lassen und ein Zertifikat erhalten.
Als zertifikatsrelevante Prüfparameter werden dabei die Identität des Wirkstoffs, Gehalt und Verteilung sowie die galenische Beschaffenheit und die Partikelgröße der Suspensionszubereitung beurteilt.
Konkret soll dabei folgende halbfeste Zubereitung hergestellt werden:
30,0 g Hydrophile Hydrocortison-Creme 0,25 %:
Hydrocortison (mikrofein gepulvert) | 0,075 g |
Mittelkettige Triglyceride | nach Bedarf |
Basiscreme DAC | zu 30,0 g |
Die Apotheke wählt selbst ein geeignetes Verfahren zur Herstellung der hydrophilen Creme aus.
Hydrocortison: schwach wirksames Glucocorticoid
Topische Glucocorticoide werde nach ihrer Wirkstärke in vier Stufen eingeteilt. Die Wirkstoffe werden dabei als schwach, mittelstark, stark und sehr stark klassifiziert. Nach dieser Einteilung gehört Hydrocortison zu den schwach wirksamen Substanzen.
Dermale Zubereitungen mit Hydrocortison werden zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt, unter anderem bei Neurodermitis, Kontaktekzem, Sonnenbrand und Juckreiz.
Die übliche therapeutische Konzentration von Hydrocortison liegt zwischen 0,25 % und 1 %. Präparate mit Hydrocortison in 0,25-prozentiger und 0,5-prozentiger Konzentration sind für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren in der Selbstmedikation erhältlich.
Der Wirkstoff weist sowohl in Wasser als auch in Lipiden eine schlechte Löslichkeit auf und liegt daher in Dermatika auch in niedriger Konzentration von 0,25 % überwiegend suspendiert vor.
Herstellung der Hydrocortison-Creme mit Fantaschale und Pistill
Die Creme mit Hydrocortison kann in der Rezeptur klassischerweise mithilfe von Fantaschale und Pistill hergestellt werden.
Dazu wird zunächst der mikrofein gepulverte Wirkstoff auf der Analysenwaage auf einer Wägeunterlage genau abgewogen und anschließend in eine mit Pistill tarierte Salbenschale überführt. Möglicherweise muss dabei ein Einwaagekorrekturfaktor berücksichtigt werden.
Als Inprozesskontrolle wird bei solchen geringen Einwaagen empfohlen, die verwendete Wägeschale zurückzuwiegen, dabei darf der angezeigte Wert nicht höher als 1 % der Wirkstoffmasse sein. Bei einer Einwaage von 0,075 g Hydrocortison darf die Restmenge auf der Wägeunterlage also 0,0007 g nicht überschreiten.
Hydrocortison anreiben mit Mittelkettigen Triglyceriden
Um eine Creme mit gleichmäßig verteiltem Wirkstoff zu erhalten, muss Hydrocortison im nächsten Herstellungsschritt mit einem Anreibemittel angerieben werden. Dadurch können möglicherweise vorhandene Agglomerate beseitigt werden, bevor die Grundlage dazugegeben wird.
Das NRF empfiehlt zum Anreiben von Hydrocortison Mittelkettige Triglyceride, die in der Basiscreme DAC ohnehin enthalten sind.
Die benötigte Menge an Flüssigkeit richtet sich dabei nach dem Wirkstoffgehalt. Liegt die Menge an Wirkstoff unter 100 mg, dann wird mit 10 Teilen Mittelkettigen Triglyceriden, also 0,75 g, angerieben. Die erhaltene Anreibung wird dann mit etwa einem Fünftel der Grundlage unter häufigem Abschaben verrührt. Anschließend kann die restliche Basiscreme DAC eingearbeitet werden.
Basiscreme DAC als Grundlage
Im Ringversuch soll Hydrocortison mit Basiscreme DAC als Grundlage verarbeitet werden. Diese Zubereitung stellt einen Übergang zwischen W/O- und O/W-Cremes dar, denn die Basiscreme DAC gehört zu den amphiphilen Cremes.
Das bedeutet: Die Basiscreme DAC lässt sich sowohl mit Wasser als auch mit Lipiden mischen. Im Unterschied zu anderen hydrophilen Cremes enthält die Basiscreme DAC kein echtes Konservierungsmittel. Durch den 20-prozentigen Gehalt an Propylenglycol – bezogen auf die Wasserphase – ist die Grundlage vor mikrobiellem Verderb geschützt.
Die Basiscreme DAC ist in vielen wirkstoffhaltigen Cremes des NRF als Grundlage enthalten.
Hydrocortison-Creme: Herstellung auch mittels automatischer Rührsysteme
Die hydrophile Hydrocortison-Creme kann auch mithilfe von Salbenrührsystemen hergestellt werden. Die Firma Wepa hat dazu für das TopiTec® Rührsystem eine Herstellungsvorschrift veröffentlicht.
Die Einwaage der Rezepturbestandteile erfolgt dabei im Sandwich-Verfahren. Zunächst wird die halbe Menge an Grundlage in eine TopiTec® Kruke eingewogen. Der zuvor abgewogene Wirkstoff wird ringförmig zum Krukenrand platziert. Darauf können dann die Mittelkettigen Triglyceride getropft und der Rest der Basiscreme DAC eingefüllt werden.
Um ein luftarmes Arbeiten zu ermöglichen, wird vor dem Rühren der Boden der Kruke möglichst tief auf die eingewogenen Bestandteile geschoben.
Gut zu wissen: Kontrolle auf Agglomerate
Sowohl bei der Herstellung mit Fantaschale und Pistill als auch mithilfe von Rührsystemen sollte am Ende eine weiße Creme mit gleichmäßiger Beschaffenheit erhalten werden. Sichtbare Partikel oder Pulvernester dürfen nicht erkennbar sein.
Die Qualität der Creme kann durch Ausstreichen einer kleinen Probe auf einer Glasplatte oder als dünne Schicht zwischen zwei Objektträgern beurteilt werden. Gegen einen dunklen Hintergrund können Feststoffagglomerate als helle Flecken erkannt werden, gegen eine Lichtquelle sind diese als dunkle Punkte sichtbar.
Abfüllen und Haltbarkeit der Hydrocortison-Creme
Als Primärpackmittel für die fertige Creme kann eine Aluminiumtube oder eine Spenderdose verwendet werden.
Bei der Zubereitung handelt es sich um eine konservierte, hydrophile Creme. Die Aufbrauchsfrist beträgt daher in der Tube 1 Jahr und in der Spenderdose 6 Monate.
Gut zu wissen: Chemische Stabilität der Hydrocortison-Creme 0,25 %
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker hat in Zusammenarbeit mit dem DAC/NRF-Team die chemische Stabilität einer Hydrocortison-Creme 0,25 % nach NRF untersucht: Der pH-Wert der Creme betrug dabei pH 5,5. Die Gehaltsforderung von 90 % bis 110 % konnte für einen Zeitraum von 6 Monaten sichergestellt werden, beim Abfüllen in eine Tube auch für 1 Jahr.
Die Einstellung des pH-Wertes durch einen Citrat-Puffer in einen sauren Bereich, wie z. B. bei Cremes mit Betamethasonvalerat oder Clobetasolpropionat vorgeschrieben, ist hier nicht nötig. Hydrocortison hat einen rezeptierbaren pH-Bereich von pH 3 bis 6,5 und ist auch im neutralen Bereich stabil.
Kennzeichnung der fertigen Hydrocortison-Creme
Wie bei der Beschriftung von Rezepturarzneimitteln üblich, muss der Wirkstoff Hydrocortison nach Art und Menge angegeben werden. Falls beim Abwiegen ein Einwaagekorrekturfaktor berücksichtigt wurde, ist darauf zu achten, dass auf dem Etikett nur die tatsächlich verordnete Menge von 0,075 g Hydrocortison angegeben wird.
Alle eingesetzten Hilfsstoffe müssen nach ihrer Art angegeben werden, die ausschließliche Angabe der Grundlage Basiscreme DAC wäre nicht ausreichend.
Damit der Patient das Rezepturarzneimittel korrekt anwendet, muss eine individuelle Gebrauchsanweisung auf das Etikett geschrieben werden. Die hydrophile Hydrocortison-Creme 0,25 % wird normalerweise 1-mal täglich dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen.
Vorschlag zur Kennzeichnung:

Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Hydrocortison und seine Ester (13.06.2024)
- Hydrophile Hydrocortison-Creme 0,25 % (NRF 11.36.)
- https://www.topitec.de/herstellung/zl-ringversuche/topitec-newsletter-2025-01-lay3.pdf?cid=j8t