Rezeptur
Praxiswissen
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Herstellung einer Ethosuximid-Suspension

PTA steht in der Rezeptur und hält Braunglasflasche mit Flüssigkeit kopfüber in die Luft
 Ethosuximid-Suspensionen werden entweder in Braunglasflaschen oder PET-Flaschen abgefüllt. Das Volumen der Flasche sollte ausreichend groß gewählt werden, damit die Suspension vor der Einzeldosis-Entnahme gut umgeschüttelt werden kann. | Bild: Schelbert / PTAheute

Ethosuximid gehört zur Arzneimittelgruppe der Antiepileptika und wird vor allem bei Epilepsien mit Absencen eingesetzt. Darunter versteht man Störungen im Bewusstsein ohne Krampfanfälle oder Stürze. Die Betroffenen sind kurze Zeit nicht ansprechbar und weisen Lücken in der Erinnerung auf. 

Ethosuximid wirkt durch Hemmung spannungsabhängiger Calciumkanäle im Zwischenhirn. Der genaue Wirkmechanismus der Substanz ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Gut zu wissen: Welche Fertigarzneimittel gibt es?

Ethosuximid ist in unterschiedlichen Darreichungsformen als Fertigpräparat erhältlich:

  • Weichkapseln 250 mg (z. B. Ethosuximid-neuraxpharm®, Ethosuximid Zentiva)
  • Lösung zum Einnehmen 50 mg/ml (z. B. Petnidan® Saft, Ethosuximid-neuraxpharm®)
  • Tropfen zum Einnehmen 500 mg/g (z. B. Ethosuximid neuraxpharm®)

Die Behandlung beginnt zunächst mit einer niedrigen Dosis und wird schrittweise alle 5 bis 7 Tage erhöht, bis eine Kontrolle der Anfälle erreicht ist. 

Bei Erwachsenen und Kindern über sechs Jahren kann in Einzelfällen eine tägliche Dosis von 2.000 mg Ethosuximid, verteilt auf mehrere Einzeldosen, nötig sein. Bei Kindern unter zwei Jahren wird die Behandlung meist mit 125 mg Wirkstoff begonnen. Bei Kindern zwischen 2 und 6 Jahren beträgt die tägliche Dosis zu Beginn 250 mg. Auch hier wird die Dosis im Abstand von wenigen Tagen schrittweise erhöht. 

Lieferengpass: Apotheken stellen Ethosuximid-Suspension selber her

Aufgrund der niedrigeren Dosis und der leichten Anwendbarkeit nehmen Kinder unter sechs Jahren Ethosuximid als Lösung zum Einnehmen ein. Für diese Darreichungsform gibt es bereits seit einigen Wochen Lieferschwierigkeiten. Das DAC/NRF-Labor hat deshalb aktuell eine Rezepturvorschrift vorgestellt, nach der in der Apotheke eine niedrig dosierte Ethosuximid-Suspension zum Einnehmen hergestellt werden kann. 

Im Vergleich zu den entsprechenden Fertigarzneimitteln mit 50 mg/ml Wirkstoff wurde die Konzentration allerdings halbiert und beträgt in der fertigen Suspension 25 mg/ml. Der Grund liegt darin, dass sich eine höher konzentrierte Suspension schon nach einem Tag nicht mehr aufschütteln ließ. Die Zubereitung mit 25 mg/ml war dagegen auch nach mehreren Tagen noch gut zu schütteln und eine Entnahme der Einzeldosis problemlos möglich.

Zur Erinnerung: Wichtiges zur Arzneiform Suspension

Bei der Arzneiform Suspension handelt es sich um eine Mischung von Feststoffen in einer flüssigen Phase. Die Feststoffe liegen ungelöst vor und sinken mit der Zeit zu Boden. 

Bei der Entnahme der Einzeldosis ist es daher wichtig, dass sich die Suspension gut aufschütteln lässt, nur so kann die korrekte Dosis entnommen werden. 

Bei einer Suspension zum Einnehmen handelt es sich um eine Zubereitung, die nach Volumen dosiert wird. Wenn die Dichte der Zubereitung bekannt ist, ist eine massenbasierte Herstellung möglich und die einzelnen Bestandteile können auf der Waage abgewogen werden.

Herstellung einer Ethosuximid-Suspension

Eine Suspension mit Ethosuximid kann in der Apotheke mithilfe von Weichkapseln hergestellt werden. Laut Herstellerinformation können Ethosuximid-Weichkapseln bei einer Temperatur von 80 °C unter Rühren in Wasser aufgelöst werden – eine chemische Beeinträchtigung des Arzneistoffs ist nicht zu befürchten. 

Ethosuximid selbst ist leicht wasserlöslich und liegt in der Zubereitung gelöst vor. Die ungelösten Anteile stammen aus Hilfsstoffen der Kapseln. Konserviert wird die wässrige Suspension mit Methyl-4-hydroxybenzoat, diese Substanz wird auch im entsprechenden Fertigarzneimittel zur Konservierung verwendet.  

Rezepturvorschlag: 100 ml Ethosuximid-Suspension 25 mg/ml:

Ethosuximid Weichkapseln 250 mg10 Stück
Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 %zu 102,0 g

Zunächst wird die Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % hergestellt. Dazu wird das Konservierungsmittel in rund 10 % des Gereinigten Wassers aufgelöst und der Ansatz bis zum Sieden erhitzt. Es muss eine klare Lösung ohne unlösliche Teilchen oder Schwebstoffe erhalten werden. 

Nach dem Erhitzen wird die Lösung auf eine Temperatur von 60 bis 80 °C abgekühlt und die Weichkapseln unter Rühren suspendiert. Anschließend wird mit Gereinigtem Wasser bis zum Endgewicht aufgefüllt. 

Die erhaltene Suspension liegt als orange-gelbe, trübe Flüssigkeit mit einem pH-Wert im leicht sauren Bereich zwischen 5 und 6 vor.

Ethosuximid-Suspension: Abfüllung und Haltbarkeit

Die fertige Suspension kann in eine Braunglasflasche oder PET-Flasche abgefüllt werden. Das Volumen der Flasche sollte ausreichend groß gewählt werden, damit vor der Entnahme der Einzeldosis gut umgeschüttelt werden kann. Bei der Beschriftung ist der Hinweis „Vor Gebrauch schütteln“ auf das Etikett zu schreiben. 

Zur Entnahme der benötigten Dosis wird eine Kolbenpipette verwendet, daher ist das Primärpackmittel mit einem passenden Steckeinsatz auszustatten. 

Da es sich bei der Suspension um eine Zubereitung mit unklarer Stabilität handelt, empfiehlt das NRF die Aufbrauchsfrist auf vier Wochen zu begrenzen.

Worauf ist bei der Kennzeichnung von Ethosuximid-Suspensionen zu achten?

Bei der Beschriftung der Ethosuximid-Suspension gilt – wie bei Rezepturarzneimitteln üblich – § 14 Apothekenbetriebsordnung. Der Wirkstoff muss nach Art und Menge auf dem Etikett angegeben werden, bei den verwendeten Hilfsstoffen ist die Art ausreichend. 

Wird wie im Rezepturbeispiel ein Fertigarzneimittel zur Herstellung verwendet, ist bei der Kennzeichnung der Name des Fertigarzneimittels ausreichend, eine einzelne Aufschlüsselung aller Substanzen ist nicht nötig. 

Zubereitungen mit Ethosuximid sollen während oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Die individuelle Dosierung in Millilitern muss in der Apotheke berechnet und auf das Etikett geschrieben werden.  

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Beispieletikett für 100 ml Ethosuximid-Suspension
Vorschlag für ein Etikett für 100 ml Ethosuximid-Suspension 25 mg/ml | Bild: Privat

Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Ethosuximid (09.12.2024)
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ethosuximid_961
- Gebrauchsinformation Petnidan® Saft 50 mg/ml Lösung zum Einnehmen
 

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