COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Zahlen und Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO): Auffrischimpfungen bald für alle?

Würfel bilden das Wort Booster
Derzeit hält die STIKO an ihrer Empfehlung zu Booster-Impfungen fest. Sie schließt eine Anpassung in naher Zukunft jedoch nicht aus. | Bild: Fokussiert / AdobeStock

Bereits seit September empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), dass immungeschwächte Menschen ihren COVID-19-Impfschutz mit einer zusätzlichen Dosis auffrischen sollen. Im Oktober ergänzte die STIKO die Gruppe der Auffrischungsimpfempfänger um ältere Menschen ab 70 Jahren sowie um medizinisches und pflegerisches Personal. 

Bei den genannten Personengruppen sei eine Auffrischimpfung „besonders dringlich“. Vor allem bei Älteren lasse der Impfschutz durch die Grundimmunisierung nach. Gegen die dominierende Delta-Variante sei jedoch eine gute Immunantwort erforderlich, so die STIKO.

Booster-Impfung für alle nötig?

Angesichts der Höchststände bei Neuinfektionen – am 11.11.2021 berichtete das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals von über 50.000 gemeldeten Neuinfektionen –, kommt die Überlegung auf, ob nicht alle bereits geimpften Menschen nach einer gewissen Zeit von einem Booster profitieren könnten. Die STIKO sah sich am 8. November deswegen bemüßigt, erneut Stellung zu Auffrischimpfungen bei COVID-19 zu nehmen. Sie hält vorerst an ihrer aktuellen Empfehlung fest, mittelfristig könnte sich diese jedoch ändern.

Derzeit erkranken jüngere Ungeimpfte, Alte und Immungeschwächte

Neben jüngeren ungeimpften Menschen zeichnen laut STIKO in der vierten Welle vor allem alte Menschen und immungeschwächte Personen für die steigenden COVID-19-Fallzahlen verantwortlich. Aus diesem Grund will die Ständige Impfkommission diese vulnerablen Gruppen – wie auch zu Beginn der Impfkampagne – bevorzugt durch eine Auffrischimpfung schützen. Sie bleibt deswegen bei ihren aktuellen Empfehlungen, bei denen 

  • Personen im Alter von ≥ 70 Jahren, 
  • Bewohner und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen (aufgrund des erhöhten Ausbruchspotentials sind hier auch Bewohner und Betreute im Alter von < 70 Jahren eingeschlossen), 
  • Personen mit einer Immundefizienz, 
  • Pflegepersonal und andere Beschäftigte, die direkten Kontakt mit mehreren zu pflegenden Personen haben, in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen oder für andere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe, 
  • Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt 

möglichst schnell geimpft werden sollen.

Mittelfristig Auffrischimpfung für alle

Eine Auffrischimpfung für jüngere und immungesunde Menschen schließt die STIKO zukünftig aber nicht grundsätzlich aus – aus „immunologischen und infektionsepidemiologischen Gründen ist es sinnvoll, über die genannten Risikogruppen hinaus mittelfristig auch allen anderen Grundimmunisierten eine Auffrischimpfung anzubieten“, erklärt die Ständige Impfkommission. Die aktuell geltende Impfempfehlung ist damit wohl zeitlich begrenzt.

Durchbruchinfektionen bei Älteren schwerer

Warum ändert die STIKO ihre Empfehlung denn nicht sofort? Schließlich könnten Auffrischimpfungen bei Jüngeren doch die Virusausbreitung zusätzlich verhindern. Diesen Punkt erkennt auch die STIKO an: Auffrischimpfungen bei Jüngeren – nach Erreichen hoher Impfquoten – könnten zur spürbaren Reduktion der Virusausbreitung in der Bevölkerung beitragen, erklärt sie. 

Allerdings dürften sich deswegen Auffrischimpfungen bei ab 70-Jährigen sowie bei immundefizienten Personen nicht verzögern, denn „Durchbruchsinfektionen führen bei alten Menschen häufiger als bei Jüngeren zu einer schweren Erkrankung, die eine intensivmedizinische Behandlung notwendig macht“, erinnert die STIKO. 

Sie spricht sich deswegen für ein zielgerichtetes Vorgehen bei Booster-Impfungen aus und dafür, so weit als möglich nach absteigendem Lebensalter vorzugehen.

Wann und wie wird geboostert?

Die Ständige Impfkommission erinnert zudem an das Impfschema bei Auffrischimpfungen: Immungesunde Menschen sollten sich frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erneut impfen lassen. 

Zugelassen für Auffrischimpfungen sind derzeit ausschließlich die beiden mRNA-Impfstoffe – Comirnaty® (Biontech/Pfizer) und Spikevax® (Moderna). Geboostert wird bei Comirnaty® mit 30 µg (wie auch bei der Grundimmunisierung), bei Spikevax® nur mit der halben Dosis (50 µg) der Grundimmunisierung (100 µg). 

Auch sollten einer aktuellen Empfehlung der STIKO zufolge unter 30-Jährige keinen Moderna-Impfstoff mehr erhalten, und zwar sowohl bei Grund- wie auch bei Auffrischimpfungen. Grund ist eine höhere Rate an Myokarditiden und Perikarditiden (Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen) als nach Biontech/Pfizer-Impfung.

Ungeimpfte sollen sich impfen lassen

Bevor man sich auffrischen lassen kann, ist eine Grundimmunisierung erforderlich – auch auf diese verweist die STIKO erneut: Ungeimpfte infizierten sich 10-fach häufiger mit SARS-CoV-2 als geimpfte Menschen. Auch auf den Intensivstationen lägen neben immungeschwächten Menschen viele ungeimpfte. 

Ungeachtet dessen mahnt die STIKO, COVID-19-Hygienemaßnahmen (AHA-L-Regeln) einzuhalten – das gilt auch für geimpfte Personen. Auch sie können SARS-CoV-2 übertragen.

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