Meldungen vom 30.11. bis 04.12.2020
Dienstag, den 01.12.2020
EMA-Entscheidung zu Impfstoff von Biontech noch in diesem Jahr
Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema will noch im Dezember über eine Zulassungsempfehlung für den Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer entscheiden. Bis spätestens 29. Dezember soll ein Ergebnis der Prüfung vorliegen, teilte die Agentur am Dienstag in Amsterdam mit.
Zum Antrag des US-Konzerns Moderna auf Zulassung seines Impfstoffs werde eine Entscheidung bis zum 12. Januar erwartet. Die drei Unternehmen hatten ihre Anträge auf Zulassung für die EU am Montag eingereicht. Sollte die Ema grünes Licht geben, kann die EU-Kommission die Verwendung der Impfstoffe für alle Mitgliedsländer genehmigen. Die Kommission folgt in der Regel der EMA-Empfehlung. Quelle: dpa/sn
Biontech innerhalb von Stunden lieferfähig
Die Mainzer Firma Biontech könnte ihren Corona-Impfstoff nach einer Zulassung durch die Behörden nach eigenen Angaben „innerhalb von wenigen Stunden“ ausliefern. Das sagte Biontech-Finanzvorstand Sierk Poetting am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU). „Wir haben auf Halde produziert und alles, was da ist, kann innerhalb von wenigen Stunden dann wirklich verteilt werden.“ Man sei gut auf diese Verteilung vorbereitet. Der Impfstoff werde in Boxen geliefert und könne in diesen mit Trockeneis bis zu 30 Tage im jeweiligen Impfzentrum gekühlt werden oder bis zu fünf Tage in einem handelsüblichen Kühlschrank. Gefrierschränke würden erst wichtig, wenn es um eine längere Lagerung gehe.
Die Auswertung der Daten habe gezeigt, dass der Biontech-Impfstoff gut verträglich und gleichzeitig hochwirksam sei, sagte Poetting. „Diese Ergebnisse zeigen erstmal, dass wir überzeugt sind, dass dieser Impfstoffkandidat wirklich einen Schutz bieten kann vor COVID-19.“
Die Impfstoffdosen sollen laut Biontech „fair“ verteilt werden. Es werde nicht „ein Land alles erhalten“, hatte das Unternehmen angekündigt. Deutschland und die EU haben bereits einen Rahmenvertrag über den Kauf von bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs abgeschlossen. Auf der Grundlage von Lieferprognosen geht Biontech davon aus, dass noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen ausgeliefert und im nächsten Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen hergestellt werden können. Die Impfung erfolgt in zwei Dosen. Quelle: dpa/sn
Auch Biontech und Pfizer beantragen EU-Zulassung
Die Mainzer Firma Biontech und der US-Pharmariese Pfizer haben bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) die Zulassung für ihren Corona-Impfstoff in der EU beantragt. Der Antrag auf eine bedingte Marktzulassung sei am Montag eingereicht worden, teilten Biontech und Pfizer am Dienstag mit. Quelle: dpa/sn
Thüringen: Erster Massentest in Deutschland
Im Corona-Hotspot Hildburghausen können sich erstmals in Deutschland alle Kindergarten- und Schulkinder sowie ihre Erzieher auf das Virus testen lassen. Die Aktion beginnt am Dienstag in einem Kindergarten in der Stadt Hildburghausen. Etwa ein Drittel der Kinder aus den städtischen Kindergärten und die Mehrheit der Erzieherinnen und Erzieher wolle sich an dem freiwilligen Schnelltest beteiligen, sagte Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. Quelle: dpa/sn
Spahn rechnet im Januar mit geimpften Risikogruppen
undesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt in der Corona-Pandemie darauf, dass im Januar die ersten Impfungen absolviert sind. „Unser Ziel ist es, dass bereits im Januar die ersten Risikogruppen und Pflegebeschäftigen geimpft sind“, sagte Spahn am Dienstag im Deutschlandfunk.
Er hielt damit daran fest, dass auch Alte und Vorerkrankte zu den zuerst zu Impfenden zählen. So hatten es auch der Ethikrat, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina und die Ständige Impfkommission empfohlen. Kanzlerin Angela Merkel hatte jedoch in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag gesagt: „Wir haben verabredet, dass diese Impfstoffe dann den Menschen angeboten werden, die im medizinischen, pflegerischen Bereich arbeiten, und sie als Erste Zugriff darauf haben.“ Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte sich deshalb irritiert gezeigt und davor gewarnt, dass der Impfstoff doch nicht zunächst für Pflegebedürftige und Kranke bereitgestellt werden könnte.
Spahn sagte, mit den Ländern sei vereinbart, dass die Impfzentren ab Mitte Dezember einsatzbereit seien. Während man zu Beginn –- auch aufgrund logistischer Anforderungen der Impfstoffe – nur in Impfzentren und mobilen Teams impfen könne, solle dies ab Frühsommer auch in Arztpraxen möglich sein. „Wenn es einmal da drin ist im normalen System, schaffen wir auch große Zahlen“, sagte Spahn. Quelle: dpa/sn
Verschärfte Corona-Regeln in Kraft getreten
Am heutigen Dienstag treten die verschärften Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern in den meisten Bundesländern in Kraft. So sollen etwa private Zusammenkünfte von zuvor zehn auf maximal fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt begrenzt werden. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt.
Auch die maximale Kundenzahl in großen Geschäften wie Supermärkten wird stärker begrenzt. Der seit November geltende Teil-Lockdown wird bis zum 20. Dezember verlängert. Restaurants, Theater und Freizeiteinrichtungen bleiben geschlossen, private Hotelübernachtungen sind weiterhin verboten.
Für die Feiertage um Weihnachten werden die Regelungen leicht gelockert. Vom 23. Dezember bis höchstens 1. Januar sind Treffen bis maximal zehn Personen erlaubt. Bei allen Regeln kann es jedoch zu Abweichungen in einzelnen Bundesländern kommen. So hat Berlin etwa angekündigt, dass auch über die Feiertage nur fünf Personen zusammenkommen dürfen. Schleswig-Holstein hält dagegen auch vor Weihnachten an seiner Zehn-Personen-Kontaktregel fest. Quelle: dpa/sn
NRW: Rund 100 Apotheken zur Impfstoffvorbereitung geeignet
Rund 100 der 4500 Apotheken in Nordrhein-Westfalen können den Corona-Impfstoff so vorbereiten, dass er in den Impfzentren sofort verabreicht werden kann. Diese Apotheken verfügten über die nötigen Rein- und Kühlräume und das Fachpersonal, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der „Rheinischen Post“. „Diese spezialisierten Apotheken sind flächendeckend in ganz NRW angesiedelt. Oft sind es Apotheken und Krankenhausapotheken, die auch Zytostatika herstellen.“
Verbandschef Preis zeigte sich zuversichtlich, dass bis Ende 2021 rund 60 Prozent der Bevölkerung in NRW geimpft werden könnte. „Es wird alles so vorbereitet werden, dass nach der erwarteten Zulassung des Impfstoffs im Dezember sofort mit den ersten Impfungen begonnen werden kann.“ Im neuen Jahr sollten die Impfkapazitäten kontinuierlich gesteigert werden. Quelle: dpa/sn
Neue Testverordnung tritt in Kraft
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie können künftig mehr Schnelltests zum Einsatz kommen – in Pflegeheimen, Kliniken und nach Infektionsfällen etwa auch in Schulen. Das sieht eine neue Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor, die an diesem Mittwoch in Kraft treten soll.
Schnelltests sind inzwischen in größeren Mengen verfügbar. Dabei müssen Proben zum Auswerten nicht ins Labor gebracht werden. Diese Antigen-Tests gelten aber als nicht so genau wie sonst genutzte PCR-Tests. Vornehmen müssen sie medizinisch geschultes Personal. Laut Robert Koch-Institut (RKI) muss ein positives Ergebnis eines Schnelltests durch einen PCR-Test bestätigt werden. Ein Überblick über Regelungen der neuen Testverordnung:
- Pflegeheime, Kliniken und Arztpraxen sollen mehr Schnelltests nutzen können – bei Patienten, Bewohnern, Personal oder Besuchern. Möglich sind künftig bis zu 30 Tests pro Monat und Bewohner/Patient. In der ambulanten Pflege 15 pro Monat und Pflegebedürftigem. Auch im Rettungsdienst und in Tageskliniken werden Schnelltests nun möglich.
- Nach Auftreten eines Falls in einer Schulklasse soll die jeweilige Gruppe, also meist die Klasse, für fünf Tage in Quarantäne gehen. An Tag fünf soll ein Schnelltest folgen. Kinder, die negativ getestet worden sind, könnten dann in die Schule zurückkehren.
- Für Kontaktpersonen von Infizierten soll die vorgeschriebene Quarantänezeit auf 10 Tage verkürzt werden – wenn man dann einen negativen Test vorlegt. Die Kosten für den Test sollen von der Kasse übernommen werden.
- Bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet mit hohen Infektionszahlen im Ausland kann man sich nur noch bis einschließlich 15. Dezember gratis testen lassen, um die verpflichtende Quarantäne zu verkürzen. Danach müssen die Kosten selbst übernommen werden. Quelle: dpa/sn
Weitere Forschung an Corona-Medikamenten nötig
Trotz hoffnungsvoller Berichte über eine nahe Impfung gegen das Coronavirus mahnt der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner zur weiteren intensiven Forschung an Medikamenten. „Was wir bisher von den Impfstoffen gehört haben, klingt sehr, sehr gut. Von daher bin ich zuversichtlich“, sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, der im Januar die ersten Corona-Patienten Deutschlands behandelt hatte.
Um eine künstliche Herdenimmunität über die Impfung zu erreichen, müssten aber 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein – das werde bis weit ins Jahr 2021, vielleicht sogar bis Anfang 2022 dauern. „Bis dahin werden wir die Patienten medizinisch versorgen müssen“, sagte Wendtner. „Deswegen gilt nicht entweder oder, sondern sowohl als auch: Die Medikamentenforschung ist nach wie vor wichtig“
Bisher gibt es kaum ein Medikament, das die COVID-19-Erkrankung wirksam bekämpft. Am häufigsten und effektivsten werden derzeit Kortison-Präparate eingesetzt, alle voran Dexamethason. Dieses Präparat spiele in der Spätphase der Krankheit eine Rolle, um überschießende Entzündungsreaktionen durch COVID-19 zu verhindern, sagte Wendtner.
Das ursprünglich vielversprechende und seit mehreren Monaten für die Behandlung von COVID-19 zugelassene Medikament Remdesivir, das auch US-Präsident Donald Trump bekam, spielt bei der Behandlung eine eingeschränkte Rolle, da es nur in der Frühphase wirkt, solange der Patient noch nicht auf Intensivstation künstlich beatmet werden muss. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät vom Einsatz bei COVID-19 bereits ab, da der Nutzen insgesamt gering sei.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dennoch kürzlich eine Notfallzulassung im Zusammenhang mit Remdesivir erteilt: Der Wirkstoff Baricitinib, sonst zur Behandlung von Arthritis eingesetzt, darf bei Corona in Kombination mit Remdesivir angewendet werden. Quelle: dpa/sn
Moderna beantragt Notfall-Zulassung für Impfstoff in der EU
Der US-Pharmakonzern Moderna hat wie angekündigt als erstes Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragt. Ein entsprechender Antrag sei am Montag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Ema eingereicht worden, bestätigte eine Moderna-Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in New York.
Parallel dazu wurde auch eine Notfall-Zulassung bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA beantragt. Die entsprechenden Daten seien der FDA übermittelt worden, teilte das Unternehmen per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Die FDA setzte daraufhin für den 17. Dezember ein Treffen eines Beratungskomitees an, bei dem der Antrag diskutiert werden solle. Der Mainzer Hersteller Biontech hatte zusammen mit dem US-Konzern Pfizer bereits vor rund zwei Wochen eine Notfall-Zulassung in den USA beantragt. Quelle: dpa/sn