Meldungen vom 27.09. bis 01.10.2021
Montag, 27.09.2021
Hartmannbund kritisiert Empfehlung für Drittimpfung bei Senioren
Der Hartmannbund Brandenburg hat die Empfehlung der Gesundheitsministerkonferenz und auch von Ärzten und Ministerium im Land kritisiert, neben Risikogruppen auch allgemein „älteren Menschen“ Auffrischimpfungen anzubieten. Das halte er für problematisch, erklärte deren Vorsitzender, Hanjo Pohle. Die Ständige Impfkommission (STIKO) habe bislang ausdrücklich nur für bestimmte Risikopatienten eine dritte Corona-Schutzimpfung empfohlen. Es stelle sich die Frage, ob politische Strukturen wie Ministerien wirklich über die Kompetenz verfügten, derartige Beschlüsse ohne Abstimmung mit wissenschaftlich etablierten Kommissionen zu fassen, so der Mediziner. „Derart erratische Verhaltensweisen erzeugen in der Ärzteschaft Unverständnis und Irritation, welche sich ebenfalls auf die Patientinnen und Patienten übertragen (...)“, kritisierte Pohle.
Ein weiteres Problem sieht der Vorsitzende des Hartmannbundes in der Fokussierung auf dritte Impfungen als Ansatz zur weiteren Pandemie-Bekämpfung. In der Wissenschaft scheine es den Konsens zu geben, dass der entscheidende Hebel in der weiteren Verringerung des Anteils von Nichtgeimpften im Verhältnis zu geimpften Personen bestehe. „Hieran ändern Auffrischimpfungen leider rein gar nichts“, schätzte Pohle ein. dpa / vs
Höhere Influenza-Impfquote während Pandemie
Laut einer aktuellen Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) haben sich deutlich mehr Menschen in der vergangenen Grippesaison gegen Influenza impfen lassen als die Jahre zuvor: Von September 2020 bis Ende März 2021 haben sich insgesamt fast jede bzw. jeder fünfte TK-Versicherte (18 Prozent) impfen lassen. Im Vergleich: In der Saison 2019/2020 war es nur jede bzw. jeder Achte (12 Prozent).
Die Quote ist am stärksten bei den Älteren gestiegen, für die die Influenza-Impfung ausdrücklich empfohlen ist: 46,5 Prozent in der Altersgruppe ab 60 Jahren ließen sich impfen, ein Plus von mehr als zehn Prozentpunkten. Den größten Sprung gab es bei den 60- bis 69-Jährigen: 39 Prozent der Versicherten ließen sich 2020/2021 impfen, im Vergleich zu 27 Prozent in der vorherigen Grippesaison.
„Dass sich in der Corona-Pandemie mehr Menschen und insbesondere mehr Ältere gegen Grippe impfen ließen, war wichtig. Denn genau wie bei der Corona-Impfung gilt: Man schützt sich und andere“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Auch in diesem Herbst wird es wieder darauf ankommen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Wir wissen nicht, wie stark die Grippewelle wird. Deshalb sollten sich insbesondere die Risikogruppen im Herbst mit einer Grippeimpfung schützen. Auch die AHA-Regeln helfen, das Ansteckungsrisiko zu senken.“ Pressemitteilung TK vom 27.09.2021 / vs
Studie: Corona drückt Lebenserwartung ähnlich wie Zweiter Weltkrieg
Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung in vielen Ländern einer Studie zufolge so stark gesunken wie seit dem Zweiten Weltkrieg in Westeuropa nicht mehr. In einigen Ländern sei der Fortschritt der vergangenen Jahre in kurzer Zeit zunichtegemacht worden, berichten Forscher des Leverhulme Centre for Demographic Science an der Universität Oxford im „International Journal of Epidemiology“. Bei Männern war der Rückgang demnach größer als bei Frauen.
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten aus 29 Staaten, die meisten aus Europa, darunter Deutschland, sowie Chile und die USA. In 27 dieser Staaten sank demnach 2020 die Lebenserwartung, in 22 Ländern um mindestens ein halbes Jahr. „In westeuropäischen Ländern wie Spanien, England und Wales, Italien, Belgien wurde ein solcher Rückgang der Lebenserwartung in einem einzigen Jahr zum Zeitpunkt der Geburt zuletzt während des Zweiten Weltkriegs beobachtet“, sagte Co-Autor José Manuel Aburto.
Am meisten sank die Lebenserwartung von Männern in den USA – um 2,2 Jahre im Vergleich zu 2019. In den USA sei vor allem die gestiegene Sterblichkeit im erwerbsfähigen Alter unter 60 Jahren bemerkenswert, sagte Co-Autorin Ridhi Kashyap. In den meisten europäischen Ländern hingegen habe vor allem die Sterblichkeit bei über 60-Jährigen zugelegt. Bereits im Juni hatte eine Studie im „British Medical Journal“ auf die drastisch gesunkene Lebenserwartung in den USA hingewiesen. dpa / vs
Ermittlungen in mehr als 100 Fällen wegen gefälschter Impfpässe
In mehr als 100 Fällen ermitteln die Behörden in Nordrhein-Westfalen wegen gefälschter Impfausweise. Bislang liege die Zahl der gemeldeten Fälle für den Zeitraum April bis September im „unteren dreistelligen Bereich“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Die entsprechende LKA-Statistik werde täglich aktualisiert. Ob es eine steigende Tendenz gebe, war aber unklar.
In Köln richtete die Polizei im Mai dieses Jahres eine spezielle Ermittlungsgruppe für gefälschte Impfausweise ein. Seitdem waren Beamte in über 40 Fällen tätig, berichtete ein Polizeisprecher. Bei etwa der Hälfte hätte man die Tatverdächtigen namentlich ermitteln können. Die Staatsanwaltschaft prüfe nun, inwiefern Straftaten vorliegen.
In dieser Woche erwischten Beamte in NRW immer wieder Menschen mit den gefälschten gelben Heften: Eine zweistellige Anzahl davon wurde etwa bei einer Wohnungsdurchsuchung eines 26-Jährigen in Duisburg entdeckt, wie ein Polizeisprecher sagte. Der junge Mann habe auch die Chargenaufkleber eines Corona-Impfstoffs selbst hergestellt. Er wollte sich zu dem Vorwurf der Urkundenfälschung bei der Polizei nicht äußern.
Auch in Wipperfürth im Oberbergischen Kreis hatte ein Paar zwei gefälschte Impfnachweise in der Wohnung, die Polizisten daraufhin sicherstellten. Der 37-Jährige und die 39 Jahre alte Frau gaben ein Impfzentrum im Heft an, das sie allerdings nie immunisiert hatte, teilte die Polizei mit. In Iserlohn im Märkischen Kreis versuchte eine ungeimpfte Frau Anfang der Woche, sich mit einer falschen Chargennummer einen digitalen Impfpass in der Apotheke ausstellen zu lassen. dpa / vs
2G-Hamburg lässt die Masken fallen
Nach langen Einschränkungen in der Corona-Pandemie hat Hamburg die Masken fallen lassen: In Clubs, Bars, Restaurants, Kultur- und Sporteinrichtungen, die am sogenannten 2G-Modell teilnehmen, gibt es seit 0.00 Uhr am Samstagmorgen auch keine Beschränkungen mehr bei der Zahl der Besucher oder Teilnehmer einer Veranstaltung. Wo also nur Geimpfte und Genesene hinein dürfen, kann abstandslos und ohne Maske bis auf den letzten Platz gefeiert, getanzt, können Filme und Theater geschaut oder bei sportlichen Wettkämpfen mitgefiebert werden. Allerdings müssen weiter Kontaktdaten erhoben und Hygienekonzepte eingehalten werden. Eine entsprechende Eindämmungsverordnung des Senats war am Freitag erlassen worden.
Auf Wochenmärkten entfällt zudem die Maskenpflicht für Verkäufer. Für Kunden gilt sie aber wie in Supermärkten weiter. Außerdem können negative Corona-Test-Bescheinigungen vom Arbeitgeber von Ungeimpften nur noch für berufliche Zwecke verwendet werden, also beispielsweise nicht mehr für einen Besuch im Kino. Bei Sportveranstaltungen müssen die Besucherströme an den Ein- und Ausgängen entzerrt werden. Finden die Veranstaltungen in Innenräumen statt, müssen Luftfilteranlagen vorhanden sein. dpa / vs
Britischer Corona-Experte: Mehrheit der Kinder wird sich anstecken
Angesichts hoher Corona-Fallzahlen in britischen Schulen geht ein Experte davon aus, dass sich die meisten Kinder im Winter mit dem Virus anstecken werden oder schon angesteckt waren. „Ich denke, dass sich in sechs Monaten die Mehrheit infiziert haben wird“, sagte der Public-Health-Experte Azeem Majeed vom Imperial College London der Deutschen Presse-Agentur.
Seit Ende der Schulferien in England sind die Fallzahlen unter den 5- bis 14-Jährigen enorm gestiegen. Die Inzidenz liegt mehr als doppelt so hoch wie in anderen Altersgruppen, wie etwa in einer Auswertung der „Financial Times“ zu erkennen ist.
Großbritannien impft erst seit kurzem auch 12- bis 15-Jährige. „Es wäre besser gewesen, damit früher zu beginnen“, sagte Majeed. „Da waren wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern spät dran. Majeed hat keine großen Hoffnungen, dass die noch immer sehr hohen Corona-Fallzahlen in Großbritannien vor dem nächsten Frühjahr deutlich sinken werden. dpa / vs