Meldungen vom 24. bis 28.01.2022
Mittwoch, 26.01.2022
Dreiviertel der Bürger mindestens einmal gegen Corona geimpft
Die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich erstmals für eine Corona-Impfung entscheiden, bleibt vergleichsweise gering. Bundesweit laut RKI-Daten wurden am Dienstag mindestens 444.000 Impfdosen verabreicht. Aber nur gut 37.000 davon erhielten Menschen, die bisher noch gar nicht geimpft waren. Bei knapp 71.000 handelte es sich um Zweitimpfungen, bei knapp 336.000 um Auffrischungsimpfungen.
Damit haben jetzt 75,6 Prozent der Bevölkerung – 62,8 Millionen Menschen – mindestens eine Impfdosis erhalten. Die Bundesregierung hatte als Ziel 80 Prozent Erstgeimpfte bis Ende Januar ausgegeben. Das scheint zunehmend unrealistisch. Nicht geimpft sind laut RKI 24,4 Prozent, insgesamt 20,3 Millionen Menschen. Darunter sind aber auch vier Millionen Kinder im Alter bis zu vier Jahren, für die bisher noch kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht.
Insgesamt haben in Deutschland inzwischen 51,3 Prozent der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung erhalten, 73,6 Prozent verfügen laut RKI über einen vollständigen Grundschutz. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Quelle: dpa/mia
Omikron-Subtyp BA.2: Was über die Untervariante bekannt ist
In Dänemark ist der neue Omikron-Untertyp BA.2 auf dem Weg zur dominierenden Coronavirus-Variante. Unter anderem auch in Deutschland, Österreich und Frankreich wurde er bereits nachgewiesen.
Bislang dominiert nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland Omikron-Untervariante BA.1, BA.2 gibt es aber auch schon in geringem Umfang.
„Weil man in verschiedenen Ländern beobachten kann, dass der Anteil an BA.2 zunimmt, wird vermutet, dass BA.2 einen Vorteil in der Übertragbarkeit gegenüber BA.1 hat“, sagte Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik. Auch nach Ansicht des Biophysikers Richard Neher von der Universität Basel liegt diese Vermutung nahe. Doch noch fehlen wissenschaftliche Belege.
So könne neben einer höheren Übertragbarkeit auch eine stärkere Immunflucht dazu führen, dass sich immer mehr Menschen mit BA.2 infizierten, erklärte Ciesek. „Sehr frühe Beobachtungen aus Dänemark legen nahe, dass zwischen BA.1 und BA.2 in der Krankheitsschwere kein großer Unterschied zu sein scheint.“ Allerdings fehlten auch hier noch verlässliche klinische Daten. Eines ist laut Virusvarianten-Experte Neher hingegen sicher: Der Vorteil, den BA.2 über BA.1 hat, ist kleiner als der von Omikron über Delta.
Wo der Subtyp genau herkommt, ist den Experten zufolge ungewiss. Neu ist er nicht. So konnte BA.2 schon kurz nach dem Auftreten von Omikron nachgewiesen werden.
Ein weiterer wichtiger Unterschied: BA.2 fehlt eine Mutation, die bei bestimmten PCR-Tests zunächst für eine Unterscheidung von Omikron und Delta herangezogen wurde. In der Regel würden jedoch entweder mehrere verschiedene Mutations-PCRs durchgeführt oder das Genom sequenziert, sodass Labore durchaus zwischen BA.1, BA.2 oder Delta unterscheiden könnten. Quelle: dpa/mia
Erstmals mehr als 150.000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet
Die Gesundheitsämter übermittelten 164.000 neue Corona-Fälle in 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz überschritt laut RKI-Angaben von Mittwochmorgen die Schwelle von 900 – Tendenz stark steigend. Das bedeutet rein rechnerisch einen positiven Corona-Nachweis für fast jeden 100. Menschen in Deutschland innerhalb von sieben Tagen.
Die Zahl der Klinikeinweisungen im Zusammenhang mit einer COVID-Erkrankung stieg zuletzt wieder, liegt aber weiterhin deutlich unter den Höchstwerten der vierten Welle. Auf den Intensivstationen hat die Omikron-Welle bislang noch nicht zu einem Anstieg der Patientenzahlen geführt.
Die Gesamtzahl der offiziell registrierten Infektionen überstieg die Marke von neun Millionen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 9.035.795 nachgewiesene Ansteckungen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Experten gehen von einer hohen und weiter steigenden Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind. Quelle: dpa/mia
Mehrheit lehnt Lockerungen für mehr Zuschauer ab
Eine Mehrheit der Deutschen lehnt eine verstärkte Zulassung von Zuschauern in der Fußball-Bundesliga einer Umfrage zufolge ab. 57 Prozent der Befragten befürworteten bei einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov, dass es laut den Beschlüssen von Bundesregierung und Länderchefs vorerst keine bundesweite Teil-Öffnung der Stadien für Fans geben wird. 29 Prozent der Bundesbürger lehnen diese Regelung dagegen ab und würden sich wieder mehr Zuschauer bei Bundesliga-Spielen wünschen.
Bund und Länder hatten bei ihren Beratungen am Montag Lockerungen von Corona-Auflagen ausgeschlossen, die Maßnahmen aber auch nicht verschärft. Damit bleibt es in den großen Profiligen weitgehend bei Geisterspielen. Die Staats- und Senatskanzleien sollen aber bis zum 9. Februar eine einheitliche Regelung für überregionale Großveranstaltungen vereinbaren.
In einigen Bundesländern gibt es bereits Lockerungen auch für den Fußball. Drittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg hatte am vergangenen Sonntag gegen den TSV Havelse vor 13.385 Zuschauern gespielt. Das ließ die Verordnung in Sachsen-Anhalt zu, wonach die Stadien bis zu 50 Prozent gefüllt werden dürfen.
Bayern beschloss am Dienstag das Ende der Geisterspiele. In der Fußball-Bundesliga und im anderen Profisport sind nun bis zu 10.000 Zuschauer zugelassen. Es dürfen aber maximal 25 Prozent der Kapazitäten genutzt werden, die Fans müssen geimpft oder genesen und zusätzlich getestet sein (oder geboostert) sowie eine FFP2-Maske tragen. Dazu gilt ein Alkoholverbot. Quelle: dpa/mia
Umfrage: Impfpflicht trägt zur Spaltung der Gesellschaft bei
Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Meinung, dass die geplante Corona-Impfpflicht zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur vertreten 62 Prozent der Befragten diese Auffassung. 26 Prozent sehen die Gefahr einer weiteren Spaltung dagegen nicht, 12 Prozent machen keine Angaben.
79 Prozent sagen, die Gesellschaft sei schon jetzt – zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie – in Geimpfte und Ungeimpfte gespalten. Nur 15 Prozent sind der Meinung, dass das nicht der Fall ist. 6 Prozent machen keine Angaben dazu.
Heute berät der Bundestag erstmals über eine allgemeine Impfpflicht, die auch von Scholz befürwortet wird. Die Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP hat sich dafür entschieden, keinen eigenen Gesetzentwurf dazu vorzulegen und den Bundestag alleine und ohne Fraktionszwang entscheiden zu lassen. In der YouGov Umfrage wird dieses Vorgehen von 45 Prozent der Befragten befürwortet. Nur 33 Prozent sagen, die Bundesregierung hätte einen Gesetzentwurf vorlegen sollen. 22 Prozent machen keine Angaben.
Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) meint aber, Scholz sollte sich stärker persönlich für die Impfpflicht einsetzen. 36 Prozent sind nicht dieser Meinung. Scholz hatte die Impfpflicht lange Zeit abgelehnt, sich im November dann aber dafür ausgesprochen. Im Bundestag wird er am Mittwoch als Abgeordneter nicht das Wort ergreifen, dafür aber sein Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Quelle: dpa/mia
Hersteller starten klinische Studien zu Omikron-Impfstoff
Biontech und Pfizer haben ihre erste klinische Studie zur Untersuchung eines speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Corona-Impfstoffs begonnen. Dabei sollen Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten geprüft werden. Die Studie soll bis zu 1.420 Testpersonen umfassen, die in drei Gruppen unterteilt werden.
Auch Moderna plant eine solche Studie. Weitere Details wurden zunächst nicht mitgeteilt.
„Die Studie ist Teil unseres wissenschaftlichen Ansatzes zur Entwicklung eines variantenbasierten Impfstoffs, der vor Omikron einen ähnlichen Schutz bietet, wie wir ihn bei vorherigen Varianten beobachtet haben, der aber gleichzeitig länger anhält“, erklärte Biontech-Chef Ugur Sahin. Impfstoffe böten nach wie vor einen hohen Schutz vor schweren Verläufen durch Omikron.
Biontech hatte erklärt, dass die beiden Unternehmen „bis März für eine Belieferung des Marktes bereit sind, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen“. Pfizer äußerte die Erwartung, bis Ende März oder Anfang April etwa 50 Millionen bis 100 Millionen Dosen des neuen Impfstoffs vorproduziert zu haben.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat bislang noch nicht erklärt, ob sie einen an Omikron angepassten Impfstoff mit einer anderen Zusammensetzung als bei dem derzeit verwendeten Vakzin für notwendig hält. Quelle: dpa/mia
Abgeordnete erarbeiten Antrag für Impfpflicht ab 50 Jahren
Mehrere Abgeordnete von FDP und Grünen schlagen eine Impfpflicht gegen Corona für Über-50-Jährige vor. Ihr Vorschlag beinhalte zwei Maßnahmen: ein verpflichtendes, professionelles und persönliches Beratungsgespräch für alle volljährigen Ungeimpften und – wenn sich in einer vorgegebenen Zeit die erforderliche Impfquote nicht einstellt – eine Pflicht zum Nachweis einer Impfung ab 50 Jahren. So solle „mit einem milderen staatlichen Eingriff eine maximale Wirkung“ erzielt werden.
Der Bundestag kommt heute zu einer ersten Debatte über eine Impfpflicht zusammen. Im Wesentlichen gibt es bisher drei Ansätze: Parlamentarier aller drei Ampelfraktionen bereiten einen Entwurf für eine Impfpflicht ab 18 Jahre vor, für die sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgesprochen hat. Und eine Gruppe um FDP-Vize Wolfgang Kubicki will eine Impfpflicht generell verhindern. Neu ist der Vorstoß mehrerer Politiker um den FDP-Abgeordneten Andrew Ullmann für eine Impfpflicht ab 50. Quelle: dpa/mia
Pflegeverbände warnen vor Zusammenbruch der Pflege
Pflegeverbände haben im Hinblick auf die geplante Einführung der Impfpflicht für Mitarbeiter von Kliniken, Altenheimen oder Arztpraxen Mitte März vor einem Zusammenbruch der pflegerischen Versorgung gewarnt. „Wenn nach dem Einsetzen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht Pflegekräfte mit Betretungsverboten belegt werden, droht die pflegerische Versorgung in besonders stark von der Pandemie betroffenen Bundesländern zusammenzubrechen“, teilten der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) mit.
Die Bundesländer müssten „nun schnell konkrete Maßnahmen ergreifen, um die pflegerische Versorgung über den 15. März 2022 hinaus zu sichern“. Mit den Einrichtungsträgern müssten Notfallpläne entwickelt, Unterstützung – zum Beispiel durch die Bundeswehr – organisiert und Möglichkeiten geschaffen werden, um den Personaleinsatz auf die Ausnahmesituation abzustimmen. Dazu sei es notwendig, kurzfristig besondere Krisenstäbe unter Einbeziehung der Einrichtungen, Heimaufsichten, Gesundheitsämter sowie Pflegekassen einzurichten. Quelle: dpa/mia