Meldungen vom 24. bis 28.01.2022
Donnerstag, 27.01.2022
Myokarditis bei geimpften Jugendlichen sehr selten
Bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen das Coronavirus sind nach neuen Zahlen des israelischen Gesundheitsministeriums schwere Nebenwirkungen insgesamt sehr selten. In der Gruppe der 12- bis 15-Jährigen wurde laut Bericht etwa bei rund 900.000 Impfungen in 15 Fällen eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) gemeldet.
Zwölf der Fälle traten nach der zweiten Impfdosis auf. Nur eine der Betroffenen war weiblich. Der Verlauf in der Altersgruppe war nach Angaben des Ministeriums zumeist relativ milde, alle Patienten konnten nach einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.
In der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen gab es demnach keinen einzigen Fall von Myokarditis nach einer Impfung. Das vergleichsweise höchste Risiko hatten dagegen junge Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren nach der zweiten Impfdosis. Bei den 16- bis 19-Jährigen lag es statistisch bei einem Fall von 6.638 Geimpften, bei den 20- bis 24-Jährigen bei einem Fall von 9.574 Geimpften. Das geringste Risiko hatten Frauen ab 30 Jahren nach der ersten Impfdosis, mit einem Fall von mehr als einer Million Geimpften.
Die Gefahr einer Myokarditis, die bei Ungeimpften durch eine Corona-Erkrankung verursacht wird, gilt jedoch insgesamt als deutlich höher als die durch eine Impfung.
Was man sonst bereits über Myokarditis im Zusammenhang mit Corona weiß, lesen Sie hier.
EMA gibt grünes Licht für COVID-Pille
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat grünes Licht gegeben für die Zulassung des Medikaments Paxlovid gegen COVID-19. Das Mittel von Pifzer könne bei Patienten eine schwere Erkrankung nach einer Corona-Infektion verhindern, teilte die EMA mit. Nach der Zulassung ist dies das erste Medikament gegen COVID, das oral eingenommen werden kann. Die Pille gilt als sehr effektiv. Die EU-Kommission muss der Zulassung noch zustimmen, das aber gilt als Formsache.
Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wurden bereits eine Million Packungen Paxlovid geordert. Nach Angaben von Pfizer soll das Mittel das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei COVID-19-Patienten um 89 Prozent senken.
Weitere Informationen zu COVID-Pille Paxlovid haben wir hier für Sie zusammengefasst. Quelle: dpa/mia
Mindestens 43 Millionen Menschen haben Booster-Impfung erhalten
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Mindestens 43 Millionen Menschen (51,7 Prozent) seien inzwischen geboostert, teilte das RKI mit. In Deutschland sind am Mittwoch rund 458.000 Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht worden.
Mindestens 75,6 Prozent der Bevölkerung (62,9 Millionen Menschen) sind bislang einmal geimpft. Die Bundesregierung strebt 80 Prozent Erstgeimpfte bis Ende Januar an. Das Ziel scheint zunehmend unrealistisch.
Mindestens 73,7 Prozent der Bevölkerung (61,3 Millionen) haben nach RKI-Angaben einen vollständigen Grundschutz erhalten. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Nicht geimpft sind derzeit 24,4 Prozent der Bevölkerung (20,3 Millionen Menschen). Für 4,8 Prozent (vier Millionen) dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Quelle: dpa/mia
Jeder Zweite für Abschaffung von 2G-Regelung im Einzelhandel
Fast die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist für eine Abschaffung der 2G-Regelung im Einzelhandel. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 49 Prozent der Befragten an, sie würden für ihr Bundesland stattdessen eine 3G-Regelung befürworten, sodass außer Geimpften und Genesenen auch Getestete Zugang zu den Geschäften abseits des Lebensmittelhandels hätten. Rund 38 Prozent lehnten eine solche Entschärfung der Corona-Auflagen ab.
Bund und Länder hatten die 2G-Regel für weite Teile des Einzelhandels angesichts der steigenden Corona-Inzidenzzahlen Anfang Dezember vergangenen Jahres beschlossen. Ausgenommen waren Läden des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Drogerien, Apotheken.
Doch wurde die Regelung inzwischen bereits in mehreren Ländern ( u. a. Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und im Saarland) von Gerichten gekippt, sodass mittlerweile ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Zugangsregeln entstanden ist.
Bund und Länder hielten jedoch bei ihren jüngsten Beratungen am vergangenen Montag angesichts des rasanten Anstiegs der Infektionszahlen an den aktuellen Maßnahmen fest. Quelle: dpa/mia
Was man über den Genesenen-Status bisher weiß
Die Entscheidung, dass Genesene nur noch knapp drei Monate als geschützt gelten, sorgt vielfach für Unmut und Unverständnis. Der Immunologe Carsten Watzl spricht von „Blindflug“: Niemand weiß in Deutschland halbwegs genau, wie viele Menschen bis heute von einer Corona-Infektion genesen sind.
Laut einigen Studien infizierten sich Menschen, die von COVID-19 genesen sind, in den Monaten darauf selten erneut. Einschränkung dabei: Die Variante Omikron, die verstärkt vor anderen Varianten Genesene infizieren kann, kursierte noch nicht, als die Studien erfasst wurden. „Wenn man eine Infektion durchgemacht hat, ist man immun“, sagt Watzl. „Aber die Immunität ist sehr variabel. Im Mittel ist man etwas weniger geschützt als mit zwei Dosen Biontech.“
Watzl glaubt nicht, dass sich die Situation für Genesene durch Omikron entscheidend verändert hat. „Studien zeigen zwar, dass viele Antikörper von Genesenen die Omikron-Variante nicht mehr so gut erkennen können und diese Personen damit kaum noch einen Schutz vor der Infektion haben. Aber diese Veränderung gilt ebenso für Geimpfte. Wenn man den Genesenen-Status verkürzt, muss man das eigentlich auch für die Impfzertifikate tun.“
Die Gültigkeit des Genesenen-Nachweises wurde Mitte des Monats laut Robert Koch-Institut (RKI) gekürzt, „da die bisherige wissenschaftliche Evidenz darauf hindeutet, dass Ungeimpfte nach einer durchgemachten Infektion einen im Vergleich zur Delta-Variante herabgesetzten und zeitlich noch stärker begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion mit der Omikron-Variante haben“. Die Bundesregierung beruft sich auf die Festlegung des RKI.
Das RKI schätzt die Zahl der Genesenen derzeit auf rund 7,5 Millionen (Stand Donnerstag), geht aber selbst von einer „Untererfassung“ aus. „Wir wissen nicht, wer in Deutschland genesen ist, wir wissen nicht, wer nur genesen ist und wer sich später noch hat impfen lassen“, sagt Watzl. Das sei aber wichtig, um die Größe der viel beklagten Impflücke realistisch einzuschätzen.
Nach einer Infektion sei es sehr ratsam, sich dennoch impfen zu lassen, mahnt Watzl. Eine solche „hybride Immunität“ sei „der beste Schutz, den die Wissenschaft aktuell kennt“. Quelle: dpa/mia
Corona-Impfung beeinflusst weiblichen Zyklus nur gering
Eine Corona-Impfung kann zwar Einfluss auf den weiblichen Zyklus haben, die Schwankungen sind aber gering und vorübergehend. Zu diesem Schluss kommt ein Überblicksartikel in der Fachzeitschrift BMJ. Die Reproduktionsmedizinerin Victoria Male vom Imperial College London hat sich dafür unter anderem Studien aus den USA und Norwegen angesehen.
In der US-Studie wurde die Regel von tausenden Frauen sechs Zyklen lang mit einer Perioden-App überwacht. Am stärksten war die Verzögerung des Zyklus bei den 358 Frauen, die beide Impfungen innerhalb desselben Zyklus bekamen – nach dem deutschen Impfschema unmöglich. Bei ihnen setzte die Blutung mehr als zwei Tage später ein. Innerhalb dieser Gruppe dauerte sie bei elf Prozent auch deutlich länger. Bei allen Frauen normalisierte sich das nach zwei Zyklen.
In der anderen Studie wurden 5.688 Norwegerinnen gefragt, ob sie Veränderungen vor oder nach der Impfung bemerkt haben. Die häufigste Veränderung, über die berichtet wurde, war eine stärkere Blutung. Quelle: dpa/mia
Baden-Württemberg und Hessen steigen bei Luca-App aus
Baden-Württemberg und Hessen wollen künftig nicht mehr auf die Luca-App zur Kontaktverfolgung zurückgreifen. Der Vertrag mit dem privaten Betreiber der Software werde in Baden-Württemberg nicht über Ende März hinaus verlängert, bestätigte eine Sprecherin des Sozialministeriums. Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) teilte in Wiesbaden mit: „Wir haben Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen und sind letztlich zu dem Schluss gekommen, dass wir die Zusammenarbeit über Ende März 2022 hinaus nicht fortsetzen werden.“
Viele Restaurantbesitzer und Veranstalter hatten im vergangenen Jahr mithilfe der Luca-App die gesetzlich vorgeschriebene Erfassung der Kontakte ihrer Besucher ohne Zettelwirtschaft erledigt. Nun sollen die Menschen die staatliche und kostenlose Corona-Warn-App nutzen.
Die Verträge mit 13 Bundesländern (alle außer Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen) hatten bislang ein Jahresvolumen von 20 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer. Schleswig-Holstein hat ebenfalls schon gekündigt. Quelle: dpa/mia
Apotheker warten auf Impfstoff
Viele Apotheker stehen bereits für die Durchführung von Corona-Impfungen in den Startlöchern. Allerdings könne es erst losgehen, wenn die Apotheken Impfstoff bestellen könnten, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. Er gehe davon aus, dass die Freischaltung der Apotheker im Impfsystem in den kommenden Tagen erfolge werde. Dann werde ein Vorlauf von etwa einer Woche benötigt. Spätestens Mitte Februar könnte der Impfstart in den Apotheken losgehen. Im Rheinland werde dann kurzfristig etwa jede zweite Apotheke impfbereit sein.
Mit einem großen Andrang Impfwilliger rechnet der Apothekerverband im Frühjahr, weil dann voraussichtlich ein an die Omikron-Variante angepasster Corona-Impfstoff zur Verfügung stehen werde. Die zusätzlichen Impfangebote in zahlreichen Apotheken könnten dann dazu beitragen, eine ähnliche Situation wie zum Start der Auffrischungsimpfungen (Booster) im vergangenen Jahr zu vermeiden, als sich lange Schlangen vor den Impfstellen bildeten. Quelle: dpa/mia