Corona-News des Tages: Meldungen vom 22. bis 26.06.2020
Dienstag, den 23.06.2020
RKI vertraut bei Ausbrüchen auf Entscheidungen lokaler Behörden
Bei der Bewältigung der Corona-Ausbrüche in Deutschland setzt das Robert Koch-Institut (RKI) großes Vertrauen in die lokalen Behörden. Über Maßnahmen zur Virus-Eindämmung müsse vor Ort entschieden werden, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag in Berlin. Weil Zahlen für sich genommen nicht so aussagekräftig seien, müssten Verantwortliche vor Ort etwa auch beurteilen, ob es sich um einen begrenzten Ausbruch handle oder ob die Gefahr einer Ausbreitung bestehe. Ute Rexroth, Leiterin des Fachgebiets Surveillance am RKI, sagte, die lokalen Behörden seien sehr wachsam, Fälle würden relativ früh erkannt. Welche Maßnahmen genau getroffen würden, müsse unter Abwägung der Gesamtsituation entschieden werden. Quelle: dpa / cn
Wieder Maskenpflicht in Bulgarien
Bulgarien hat wegen rasant gestiegener Coronavirus-Fallzahlen erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen gemeinschaftlich genutzten Räumen verhängt. Die Menschen müssen ab sofort etwa in Läden, Einkaufszentren, Behörden, Kinos und Theatern einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Diese Pflicht war erst am 15. Juni aufgehoben worden. Die Bulgaren missachteten aber massenhaft die drei Schutzgebote der Regierung, die „drei D“: Disziplin, Desinfektion und Distanz. Kontrollen gab es kaum.
Die nachgewiesenen Coronavirus-Fälle stiegen insbesondere in der vergangenen Woche rasant auf nun 3.984 an. Ende April hatten sie dank rechtzeitig eingeführten Ausnahmezustands mit einer Reihe von Schutzmaßnahmen noch unter 1.500 gelegen. Bislang starben 207 Menschen.
In öffentlichen Verkehrsmitteln, Apotheken und Krankenhäusern bleibt die Schutzmaske Pflicht. Für Sportveranstaltungen gelten nun wieder strengere Corona-Schutzmaßnahmen.
In dem Balkanland sind mögliche heimkehrende Tönnies-Mitarbeiter nach dem Covid-19-Ausbruch in Rheda-Wiedenbrück noch kein Thema. Es gebe keine Informationen über infizierte Bulgaren, berichtete des Staatsfernsehens in Sofia am Montagabend.
Bulgarien will seine Tourismussaison für ausländische Urlauber am 1. Juli öffnen. Doch wegen der aktuell gestiegenen Corona-Fallzahlen wurden im Ausland gebuchte Bulgarienreisen Medien in Sofia zufolge abgesagt. 150 für Juli geplante Charterflüge zur Touristenhochburg am Schwarzen Meer, Burgas, wurden laut amtlichen Angaben gecancelt. Es ist noch offen, ob und wann die großen Hotels in den Badeorten wieder aufmachen. Quelle: dpa / cn
NRW verhängt regionalen Lockdown – massive Reihentests
Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies schränken die NRW-Behörden das öffentliche Leben im Kreis Gütersloh massiv ein. Erstmals in Deutschland werde ein gesamter Kreis wegen des Corona-Infektionsgeschehens wieder auf die Schutzmaßnahmen zurückgeführt, die noch vor einigen Wochen gegolten hätten, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag in Düsseldorf. Im Kreis Gütersloh handele es sich um das bisher „größte Infektionsgeschehen“ in NRW und in Deutschland.
Grund für den Schritt ist der Corona-Massenausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies. Beim Schlachtbetrieb des Marktführers im westfälischen Rheda-Wiedenbrück hatten sich mehr als 1.550 Beschäftigte nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Der Lockdown gelte zunächst für eine Woche. Bis zum 30. Juni werde man dann mehr Klarheit haben, inwieweit sich das Virus womöglich auch bei Menschen, die nicht bei Tönnies arbeiten, ausgebreitet habe, sagte Laschet. Bisher gebe es hier nur 24 nachgewiesene Infektionen. Die Behörden werden die Tests in der Bevölkerung zudem massiv ausweiten, betonte der Regierungschef.
Rund 7.000 Mitarbeiter stehen mitsamt ihren Familien seit einigen Tagen unter Quarantäne. Die Durchsetzung der Einhaltung der Quarantäne-Maßnahmen gestaltet sich aber schwierig. Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe drei Einsatzhundertschaften der Polizei in den Kreis Gütersloh geschickt, sagte Laschet. Die Polizisten sollten die Quarantäne der Mitarbeiter von Tönnies kontrollieren. Die Polizei werde die mobilen Testteams begleiten. Zur Not müssten die Behörden auch mit Zwang die Anordnungen durchsetzen. Es werde auch zusätzliche humanitäre Maßnahmen zur Unterstützung der Betroffenen geben.
Schulen und Kitas im Landkreis Gütersloh mit rund 370.000 Einwohnern waren bereits geschlossen worden. Für die größte deutsche Fleischfabrik war zudem ein vorübergehender Produktionsstopp verhängt worden. Auch im Kreis Warendorf werde es Einschränkungen geben.