Meldungen vom 21. bis 25.03.2022
Mittwoch, 23.03.2022
Moderna: Corona-Impfstoff auch bei Kleinkindern sicher
Der Corona-Impfstoff von Moderna ist nach Angaben des Unternehmens auch bei Kleinkindern im Alter von 6 Monaten bis 6 Jahren sicher. Die zweimalige Gabe des Präparats rufe robuste Antikörper-Spiegel hervor und sei dabei gut verträglich, teilte Moderna mit. Vor Ansteckungen mit der Omikron-Variante schützt der Impfstoff den Daten zufolge ähnlich wie bei Erwachsenen eher schlecht, es habe aber keine schweren Krankheitsverläufe gegeben. Das Unternehmen wolle nun „so schnell wie möglich“ Zulassungsanträge für diese Altersgruppe bei der US-amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA), der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und anderen zuständigen Behörden einreichen.
Die vorgestellten Zwischenergebnisse beruhen auf Daten von insgesamt 6.700 Kindern; 4.200 zwischen zwei und sechs Jahren und 2.500 zwischen sechs Monaten bis zwei Jahren. Sie erhielten im Abstand von 28 Tagen 25 Mikrogramm des Impfstoffs gespritzt – ein Viertel der für Erwachsene vorgesehenen Dosis – oder ein Placebo. Die Immunantwort fiel trotz der geringeren Dosis ebenso stark aus wie bei den Erwachsenen. Unerwünschte Wirkungen seien mild oder moderat gewesen und häufiger nach der zweiten Dosis aufgetreten, etwa Fieber über 38 Grad. Todesfälle oder Entzündungen des Herzmuskels oder -beutels habe es nicht gegeben, auch keine schweren Entzündungsreaktionen.
Zur Zeitpunkt der Studie sei in den USA die Omikron-Variante zirkuliert. Die Wirksamkeit der Impfungen mit Blick auf den Schutz vor Ansteckung habe in der jüngsten Gruppe 43,7 Prozent, in der etwas älteren Gruppe 37,5 Prozent betragen. Schwere Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle seien in der Studie nicht aufgetreten, sodass der Schutz der Impfung vor diesen Ereignissen nicht ermittelt werden könne.
Für Kinder unter fünf Jahren ist in der EU momentan noch kein Corona-Impfstoff zugelassen. Quelle: dpa/mia
COVID mit Abstand häufigste Berufskrankheit
Seit Beginn der Pandemie ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) eine COVID-19-Infektion knapp 203.000 Mal als möglicherweise beruflich bedingte Erkrankung gemeldet worden. In 121.000 dieser Fälle sei die Infektion bereits als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt worden.
„Covid-19-Infektionen und die Folgen sind derzeit mit Abstand die häufigste Berufskrankheit“, erläuterte der Aachener Arbeitsmediziner und DGAUM-Präsident Thomas Kraus. Dies betreffe im Wesentlichen Beschäftigte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in Laboratorien sowie Berufe mit einem vergleichbaren Infektionsrisiko.
Kraus sprach von einer ganz neuen Herausforderung, auch für die Unfallversicherungsträger. Bisher habe es jährlich rund 80.000 Verdachtsmeldungen von Berufskrankheiten insgesamt gegeben. An der Spitze lagen hier 7.400 Schwerhörigkeit durch Lärm sowie der von Sonneneinstrahlung verursachte Hautkrebs mit rund 4.000 Fällen im Jahr, gefolgt von asbestbedingten Krankheiten mit etwa 3.100 Fällen.
Bei COVID-19 sehe man nun ganz andere Zahlen, sagte Kraus. In den beiden Pandemiejahren gab es nach Angaben der DGAUM nur für Corona knapp 170.000 Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheit, von denen bisher rund 101.600 von den gesetzlichen Unfallversicherungen anerkannt wurden. In Kliniken seien Anerkennungsquoten am höchsten. Viele Verdachtsmeldungen gebe es auch aus der Pflege und aus Kindergärten.
Ein Arbeitsunfall könne dann anerkannt werden, wenn die Ansteckung am Arbeitsplatz erfolgte und eine Infektionsgefährdung ähnlich wie im Gesundheitswesen vorliege, erläuterte Kraus. Im Einzelfall sei es teils schwer zu beurteilen, ob sich jemand im Beruf oder privat infiziert habe. „Aus diesem Grund ist hier künftig verstärkt betriebsärztliche Expertise gefragt, wenn es um die richtige Einordnung geht“, sagte Kraus. Quelle: dpa/mia
Hochinzidenzphase könnte bis Ostern andauern
Die derzeit sehr starke Corona-Verbreitung könnte nach Einschätzung des Berliner Virologen Christian Drosten noch bis etwa Mitte April andauern. „Aktuell sind wir auch in einer Hochinzidenzphase. Und das wird bis Ostern so bleiben, wenn man nicht eingreift“, sagte der Wissenschaftler von der Charité in Berlin.
Als Vorbereitung für den Herbst müsse sichergestellt werden, dass für Risikopatienten wirksame Medikamente bereitliegen. Mit Blick auf den Sommer sagte Drosten zudem: „Und man muss wahrscheinlich mit relativ milden Maßnahmen das Infektionsgeschehen kontrollieren. Dabei sind Masken in Räumen weiterhin eines der effizientesten Mittel.“ Junge, dreifach geimpfte Menschen könnten sich aber wieder frei bewegen und bauten im Fall einer Infektion auch für die Gemeinschaft Immunität auf. Long COVID sei bei Geimpften deutlich seltener.
Für den Winter rechnet der Corona-Experte damit, dass „sehr wahrscheinlich“ noch einmal härter eingegriffen werden muss. Die jetzige Immunität helfe im Herbst nicht mehr gegen Übertragung. Generell werde es Jahre dauern, eine Gemeinschaftsimmunität wie bei der Influenza aufzubauen, bekräftigte Drosten. Quelle: dpa/mia
Corona-Inzidenz wieder gestiegen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Mittwochmorgen mit 1.734,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1.733,4 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1.607,1 (Vormonat: 1.278,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 283.732 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 262.593 Ansteckungen.
Experten gehen von einer hohen Zahl an Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Ein Grund sind die begrenzten Kapazitäten etwa von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 329 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 269 Todesfälle. Die Zahl der in Kliniken gekommenen Corona-infizierten Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Dienstag mit 7,08 an (Montag: 7,36). Darunter sind auch viele Menschen mit positivem Corona-Test, die eine andere Haupterkrankung haben.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Mittwoch mit 15.121.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 127.522. Quell: dpa/mia
Corona-Entspannung nicht Folge von Fokus auf den Krieg
Der Krieg in der Ukraine ist der Psychologin Cornelia Betsch zufolge nicht der Grund dafür, dass viele Menschen Corona derzeit als weniger bedrohlich empfinden. Dass die Risikowahrnehmung für Corona sinke, liege aber nicht daran, dass der Krieg Aufmerksamkeit abziehe – „sondern dass die Leute Corona im Moment weniger schlimm finden.“
Betsch bezog sich dabei auch auf Daten der Cosmo-Studie zum Corona-Risikoverhalten, die sie seit zwei Jahren mit Kollegen durchführt. Dabei werden alle paar Wochen 1.000 zufällig ausgewählte Erwachsene zu aktuellen Themen rund um die Pandemie befragt.
Es sei deutlich zu sehen, dass die Menschen angesichts der hohen Fallzahlen eher davon ausgehen, sich zu infizieren. Sie hätten davor aber weniger Angst. Dazu kämen die politischen Lockerungsdebatten der vergangenen Wochen, die vermutlich zur gefühlten Entspannung beitrügen.
Es sei davon auszugehen, dass mit dem Wegfall der Maskenpflicht künftig deutlich weniger Masken im öffentlichen Raum zu sehen sein werden, sagte Betsch weiter. „Man hat immer das Problem des Stigmas. Wenn man weiter Maske trägt, kommuniziert man auch etwas über sich – etwa, dass man Corona hat oder besonders vulnerabel ist.“ Die Menschen hätten sich an die Pflicht inzwischen gewöhnt. „Und da jetzt auf Eigenverantwortung zu setzen, darauf sind wir nicht trainiert und dazu fehlt auch die Kommunikation.“
Mit Blick auf die Diskussionen zur Impfpflicht sagte Betsch, die auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzt: „Die Impfbereitschaft hat mittlerweile einen Deckel erreicht. Und sie hat ihn früher erreicht als viele gehofft haben.“ Sie bewege sich in einem Korridor von 60 bis 80 Prozent der Menschen. Brauche man mehr als diesen Prozentsatz, komme die Politik um eine allgemeine Pflicht kaum herum. Quelle: dpa/mia