Corona-News des Tages: Meldungen vom 18. bis 22.05.2020
Dienstag, den 19.05.2020
COVID-19 betriff ZNS, Gefäße und Organe
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und renommierte Hochschulmediziner haben davor gewarnt, die Gefährlichkeit der COVID-19-Erkrankung zu unterschätzen. Vertreter mehrerer Unikliniken zogen am heutigen Dienstag Zwischenbilanz.
Es handele sich bei COVID-19 nicht um eine klassische Lungenentzündung wie bei einer Grippe, sagte Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Die Erkrankung stelle etwas Besonderes dar und sei „höchstkomplex“. Das hätten viele Fälle mit schwerkranken Patienten in den vergangenen Wochen an den Kliniken gezeigt. Bei Patienten mit schweren Verläufen träten Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Rückenmarks oder der Gefäße auf. Es komme sogar zu vorübergehenden Querschnittslähmungen oder auch zu Organversagen von Niere und Leber.
„Es ist so gut organisiert und so gut gemacht worden in den letzten Wochen, dass der Blick auf diese grässlichen Folgen und Auswirkungen nicht nur für Einzelne sondern für ganze Gesellschaftsschichten verloren gegangen ist“, sagte Albrecht mit Blick auf die Kritik an den Anti-Corona-Maßnahmen.
Die Pandemie sei kein Hirngespinst, sondern eine reale ernsthafte Bedrohung, sagte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU). „Mit dieser Krankheit ist definitiv nicht zu spaßen, und je mehr wir über sie lernen, umso deutlicher wird das.“ Sie rief dazu auf, die Abstands- und Hygieneregeln weiter einzuhalten.Quelle: dpa/sn
Corona-Studie des Robert Koch-Instituts startet morgen
In einer kleinen Gemeinde in Baden-Württemberg startet eine größere Untersuchung des Robert Koch-Instituts zum Coronavirus. In Kupferzell (Hohenlohekreis) sollen ab Mittwoch 2000 Menschen befragt und auch getestet werden. Insgesamt sollen in den kommenden Monaten 8000 Menschen in vier besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Orten an der Studie „Corona Monitoring lokal“ teilnehmen, wie RKI-Forscher am heutigen Dienstag sagten.
Sie wollen herausfinden, wie viele Menschen bereits mit dem Virus in Kontakt waren und Antikörper gebildet haben. Außerdem erhoffen sie sich Erkenntnisse über den Anteil der Infektionen ohne Symptome, welche Menschen häufiger betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass Betroffene ins Krankenhaus müssen. Ziel ist laut RKI auch, Faktoren zu ermitteln, die eine Ausbreitung vorantreiben oder hemmen.
In Kupferzell wird bis zum 6. Juni getestet, die Ergebnisse sollen im Juli präsentiert werden. Zwischenergebnisse wird es laut RKI nicht geben. Nach den Tests in Kupferzell zieht das RKI-Team weiter nach Bad Feilnbach in Bayern. Dort sowie später in zwei weiteren stark betroffenen Gemeinden – die noch nicht feststehen – werden jeweils weitere 2000 Menschen getestet und befragt. Quelle: dpa/sn
Über 20.400 infizierte Mitarbeiter im Gesundheitswesen
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge in Deutschland mehr als 20 400 Mitarbeiter von Kranken- und Pflegeeinrichtungen mit dem neuartigen Virus infiziert. Alleine in Krankenhäusern, Praxen, Dialyseeinrichtungen und bei Rettungsdiensten verzeichnete das RKI bislang mehr als 11 800 Corona-Fälle (Stand 18.5. 0 Uhr). In Pflege- und anderen Wohneinrichtungen waren es mehr als 8500 Infektionen. Insgesamt 895 erkrankte Mitarbeiter mussten demnach stationär behandelt werden, 61 sind gestorben.
Personal in Gesundheitseinrichtungen werde allerdings nur punktuell auf das Virus getestet, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ . Das RKI habe auf Anfrage der Zeitung eingeräumt, es sei dem Institut nicht bekannt, wie umfassend in den Einrichtungen getestet werde.
Insgesamt hat das RKI bislang 175 200 Corona-Infektionen in Deutschland registriert – davon haben 155 700 die Infektion bereits überstanden(Stand 19.5. 0 Uhr). Quelle: dpa/sn
Remdesivir kurz vor Zulassung in der EU
Erst in der vergangenen Woche sorgte die EMA dafür, dass das Virostatikum Remdesivir auch in der EU zur Behandlung von Patienten mit COVID-19 breiter eingesetzt werden darf, nachdem die USA und Japan das Gilead-Arzneimittel bereits per Ausnahmegenehmigung zugelassen hatten. Nun kündigt die EMA an, dass Remdesivir kurz vor einer bedingten Marktzulassung steht. Quelle: daz.online/cm
US-Präsident nimmt „vorsorglich“ Hydroxychloroquin
Das Malariamedikament Hydroxychloroquin wird seit Langem als mögliche Therapieoption gegen COVID-19 diskutiert. Doch konnte seine Wirksamkeit bislang in Studien nicht belegt werden – im Gegenteil. Dennoch verkündet US-Präsident Donald Trump am Montagabend, den Wirkstoff seit etwa eineinhalb Wochen zur Prophylaxe gegen COVID-19 einzunehmen. Trump und sein Leibarzt Sean Conley seien nach zahlreichen Diskussionen zu dem Schluss gekommen, dass mögliche Vorteile einer Behandlung mit Hydroxychloroquin die damit verbundenen Risiken überwiegen. Quelle: dpa/sn
UKE will Arzneimittel für Coronapatienten selbst herstellen
Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind mitnichten eine Begleiterscheinung, die Corona „erfunden“ hat. Allerdings scheint COVID-19 das Lieferproblem zu verschärfen. Nun wollen sich manche Krankenhausapotheken unabhängiger machen von den globalen Lieferketten und für die Versorgung von Coronapatienten dringend benötigte Arzneimittel selbst herstellen. So auch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Apotheken brauchen nach Ansicht von Michael Baehr, Chef-Apotheker im UKE, „Lockerungen von rechtlichen Fesseln und Unterstützung in der Beschaffung von Substanzen“. Quelle: daz.online/cm
Pharmazeuten entdecken große Mengen gefälschte COVID-19-Arzneimittel in Afrika
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für ärztliche Mission (Difäm) haben Forscher des Pharmazeutischen Instituts der Universität Tübingen mehrere gefälschte Chloroquin-Präparate identifizieren können, die im Kongo und in Kamerun aufgetaucht sind. Das Problem ist nicht nur regional begrenzt und könnte über dubiose Internetquellen auch nach Deutschland gelangen.
Die entlarvten Fälschungen enthielten entweder keinen, zu wenig oder den falschen Wirkstoff. Dies führt zu unabsehbaren Gesundheitsrisiken und birgt auch die Gefahr der Resistenzbildung. Quelle: daz.online/vb
Apotheker versorgen Krisenstab mit Desinfektionsmittel
Ein Apothekerteam aus Münster stellte kostenfrei 750 Liter Handdesinfektionsmittel her. Dieses ging an den Krisenstab der Stadt, der das Mittel verschiedenen Einrichtungen, wie Obdachloseneinrichtungen, Krisenberatungsstellen, Kitas und Schulen zur Verfügung stellte. Das Ethanol zur Herstellung wurde von einer Kornbrennerei bereitgestellt.
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe bedankte sich bei den Beteiligten für ihr Engagement und stellte laut Pressemitteilung heraus, wie wichtig die Kompetenzen der Apotheken vor Ort für die Gesellschaft sind: „Sie sind wohnortnah für die Menschen da und haben in den letzten Monaten einen unverzichtbaren Beitrag zur Krisenresilienz geleistet. Dafür bin ich allen Apotheken-Teams in der Stadt sehr dankbar.“ Quelle: daz.online/ms