Corona-News des Tages: Meldungen vom 17. bis 21.08.2020
Montag, den 17.08.2020
EU sichert sich Corona-Impfstoff von AstraZeneca
Die Europäische Union hat sich Hunderte Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronavirus gesichert. Nach eigenen Angaben hat sie einen ersten entsprechenden Rahmenvertrag mit dem Pharmaunternehmen AstraZeneca geschlossen. Dabei geht es um den Kauf von 300 Millionen Dosen mit der Option auf weitere 100 Millionen.Quelle: dpa/daz.online
Spahn will bei Lockerungen Prioritäten setzen
Kitas, Schulen, Wirtschaft und Handel müssen nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung Vorrang haben vor öffentlichen oder privaten Feiern. Man müsse miteinander abschichten, was jetzt Priorität habe und wo man sich noch Zeit lassen könne mit weiteren Lockerungen oder wo man im Fall der Fälle zuerst ansetzen müsse, sagte Spahn heute bei einem Video-Pressegespräch.
Es gebe Dinge, auf die könne man mal verzichten, sagte er mit Blick auf Volksfeste. Bei Familienfeiern müsse man noch einmal schauen, ob man das jetzt in dieser Phase nur im engeren oder engsten Familien- und Freundeskreis mache. Es gehe vor allem um diese Bereiche, „wenn wir gesellig werden“, wo sich das Virus besonders schnell verbreite.
Zu den Infektionszahlen sagte der Gesundheitsminister: „Ich bin sehr dafür, dass wir wachsam und aufmerksam sind, ernsthaft, aber auch nicht in Endzeitstimmung. Bis hierhin können wir damit umgehen. Besorgniserregend wäre, wenn es weiter steigt und dafür müssen wir abstufen, was ist jetzt zuerst wichtig.“ Quelle: dpa/sn
Curevac will Corona-Impfstoff nicht zum Selbstkostenpreis anbieten
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac will mit einem möglichen COVID-19-Impfstoff auch Gewinne für die Eigentümer erzielen. „Wir können das nicht zum Selbstkostenpreis machen“, sagte Curevac-Finanzchef Pierre Kemula im Interview der „Financial Times“. Quelle: dpa/daz.online
Ein Nasenspray gegen Corona?
Auf der Suche nach Corona-Medikamenten setzen US-Forscher auch auf per Nasenspray verabreichbare Nanobodys, die –grob gesagt – stark abgespeckte Antikörper darstellen. Ein Stoff mit der Bezeichnung mNb6-tri dockte im Laborversuch an spezielle Oberflächenstrukturen des Virus an. Er könne verhindern, dass der Erreger in Zellen eindringt, heißt es in einer noch nicht von Fachkollegen begutachteten Studie.
Die Wissenschaftler hoffen laut einer UCSF-Mitteilung, dass sich aus den Nanobodys ein möglicherweise per Nasenspray verabreichbares Medikament entwickeln lässt, das vor einer Infektion schützen oder im frühen Krankheitsstadium eingesetzt werden könnte. Die Experimente rund um die Nanopartikel stehen aber noch ganz am Anfang. Bislang wurde weder an Tieren noch an Menschen untersucht, ob das Mittel tatsächlich wirkt, ob es sicher ist und welche Nebenwirkungen es gibt. Dafür sind aufwendige und zeitintensive Tests nötig.
COSMO-Umfrage: Viele schieben Vorsorgeuntersuchungen auf
Die Corona-Situation beeinflusst die medizinische Versorgung und Vorsorge: Viele Menschen haben deshalb Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, Gesundheits-Check-Ups und Zahnarztbesuche aufgeschoben. So das Ergebnis der aktuellen Befragungswelle des COVID-19 Snapshot Monitorings (COSMO) der Universität Erfurt, an dem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als Partnerin beteiligt ist. In COSMO werden in regelmäßigen Abständen jeweils rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger repräsentativ zu ihren Wahrnehmungen, Einstellungen, ihrem Wissen und Verhalten zu COVID-19 befragt.
Seit März 2020 haben 22 Prozent der Befragten den Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin und 16 Prozent den Gesundheits-Check-Up aufgeschoben – vor allem 30- bis 49-Jährige. Nennenswerte Unterschiede zwischen Frauen und Männern gab es dabei keine. Bei den aufgeschobenen Zahnarztbesuchen handelte es sich hauptsächlich um Vorsorge- oder Kontrolltermine.
Knapp jeder neunte Teilnehmende (11 Prozent) gab an, eine Krebsfrüherkennung wegen der Corona-Situation aufgeschoben zu haben – darunter deutlich mehr Frauen (14 Prozent) als Männer (8 Prozent) und auch hier am häufigsten Befragte im Alter zwischen 30 bis 49 Jahren (15 Prozent). Quelle: BZgA/sn
Nach Testpanne: Noch nicht alle positiv Getestete gefunden
Im Zuge der Probleme an bayerischen Corona-Teststationen sind immer noch nicht alle positiv Getesteten gefunden: Von 46 fehlte auch am Sonntag noch jede Spur. Bei 903 der insgesamt 949 nachgewiesenen Infektionen wurden die Betroffenen bis dahin ermittelt und – mit teils wochenlanger Verzögerung – informiert. Bei 46 sei dies bisher nicht gelungen, teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am gestrigen Sonntag mit.
„Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat mit großartiger Unterstützung der Bayerischen Bereitschaftspolizei unter Hochdruck daran gearbeitet, die positiven Befunde den Getesteten zuzuordnen. Das ist in den meisten Fällen gelungen“, sagte Huml. Allerdings hatte sie am vergangenen Mittwoch, kurz nach Bekanntwerden der Panne erklärt, die Betroffenen sollten bis Donnerstagmittag informiert werden. Danach verstrichen drei Tage und mehrere Fristen, bis zu der ihr Ressort die Öffentlichkeit informieren wollte.
Insgesamt waren 44 000 Testergebnisse aus dem Zeitraum bis zum 11. August nicht in der vorgegebenen Zeit den Getesteten mitgeteilt worden. Die Panne hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt, weil die Gefahr besteht, dass positiv Getestete ohne Wissen über ihre Infektion zahlreiche weitere Menschen angesteckt haben könnten. Die positiv Getesteten kamen nach Angaben von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht ausschließlich aus Risikogebieten und waren insofern auch nicht zwingend zu einer zweiwöchigen Quarantäne nach ihrer Einreise nach Deutschland verpflichtet. Quelle: dpa/sn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 561*
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 224.014
Zahl der Todesfälle: 9.232
Überstandene Infektionen: 202.100
(Datenstand 17.8., 0.00 Uhr)
*Hinweis: An Sonntagen und Montagen liegen die Zahlen erfahrungsgemäß oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln.
R-Wert: 1,21
Sieben-Tage-R-Wert: 1,13
(Datenstand 16.8., 0.00 Uhr) Quelle: dpa/sn
Spahn: Feiern als Corona-Gefahrenquelle
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warnt vor dem Hintergrund steigender Zahlen bei Corona-Neuinfektionen vor Feierlichkeiten als Gefahrenquelle. Es gebe mehr Ansteckungen durch Reiserückkehrer, es gebe im ganzen Land aber auch lokale Ausbrüche, die meist mit Feiern zusammenhingen, sagte Spahn am Sonntagabend im ZDF-„heute journal“. „Das ist das, was wir im Blick haben müssen über das Reisen hinaus“, betonte der CDU-Politiker.
Auf die Frage nach neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sagte Spahn, aus seiner Sicht mache es keinen Sinn, wieder den Einzelhandel zu schließen oder Friseure. Mit Alltagsmasken und Abstand könne man dort weitermachen. „Feierlichkeiten, Veranstaltungen – dort überträgt es sich sehr, sehr schnell. Deswegen finde ich, müssen wir mit den Ländern nochmal schauen: Was sind die Grenzen, was sind die Regeln für die Größen von Veranstaltungen.“
„Entweder wir schaffen es, auch aus der Sommerzeit herauskommend die Zahlen unter Kontrolle zu behalten. Oder wir werden eben zuerst den Blick auf die Art von Veranstaltungen richten müssen, bei denen eben besonderes Infektionsgeschehen auftritt. Das sind die eben die geselligen Veranstaltungen, wo Menschen, meistens auch mit Alkohol verbunden, dann entsprechend zusammenkommen“, sagte Spahn. Quelle: dpa/sn
Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich gefordert
Angesichts der Corona-Krise fordern immer mehr Forscher ein globales Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich. Eine frühzeitige Entdeckung könnte in Zukunft ähnliche Pandemien verhindern, sagte Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie an der Uni Münster, in einem heute veröffentlichten Podcast seiner Uni. Wichtig sei eine Überwachung von sogenannten Schlüsselevents wie Lebend- oder Wildtiermärkten in Asien. Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist höchstwahrscheinlich von einem Tier auf den Menschen übergesprungen.
„Wenn bei Routine-Untersuchungen auf Lebendtiermärkten vermehrt Infektionen gefunden werden, muss sofort die Bremse reingehauen werden, um die schnelle Verbreitung zu stoppen“, sagte Ludwig. Ein Frühwarnsystem könnte von der Weltgesundheitsorganisation oder den Vereinten Nationen eingerichtet werden.
Bereits Mitte Juli hatten Wissenschaftler im Fachjournal „Science“ ein solches Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich gefordert. Kurz zuvor hatten Experten des UN-Umweltprogramms (UNEP) und des International Livestock Research Institute (ILRI) davor gewarnt, dass durch Ausbeutung der Tierwelt und Zerstörung von Ökosystemen immer öfter Tier-Krankheiten auf den Menschen übertragen werden könnten. Quelle: dpa/sn