Meldungen vom 15. bis 19.11.2021
Mittwoch, 17.11.2021
Bis zu fünf Jahre Haft für Impfnachweis-Fälschung
Fälschern von Corona-Tests, Genesenen- oder Impfnachweisen sollen nach den Plänen der Ampel-Parteien im schlimmsten Fall bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Das sieht das künftige Corona-Regelwerk vor, das am Donnerstag im Bundestag beschlossen werden soll.
Strafbewehrt sein soll die Herstellung und auch die wissentliche Nutzung gefälschter Nachweise. Mit der Änderung sollen „Strafbarkeitslücken“ geschlossen werden. Bisher wird im Strafgesetzbuch nur die Vorlage oder Nutzung von gefälschten „Gesundheitszeugnissen“ gegenüber „Behörden oder Versicherungsgesellschaften“ unter Strafe gestellt. Bei Apotheken, wo viele Fälscher sich ein digitales Impfzertifikat erschleichen, gilt das nicht. Das soll sich ändern. Ebenso wird es strafbar, wenn auf der Arbeit oder anderswo privat eine Fälschung vorgelegt wird.
Außerdem wird ein Unterschied zum Straftatbestand Urkundenfälschung, wo bereits maximal fünfjährige Haftstrafen möglich sind, aufgehoben. Quelle: dpa/mia
Impfschutz nimmt vor allem bei Älteren ab
Immer mehr Studien weisen auf einen Rückgang des Impfschutzes vor schweren Corona-Verläufen nach mehreren Monaten hin. Ein Team um Peter Nordström von der Universität Umea hatte schwedische Daten von mehr als 800.000 Geimpften und genauso vielen Ungeimpften ausgewertet. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der anfangs sehr gute Schutz vor symptomatischen Infektionen nach mehreren Monaten deutlich nachlässt. Beim Biontech/Pfizer-Impfstoff, den in Deutschland mit Abstand die meisten geimpften Menschen erhalten haben, ist er nach rund sieben Monaten demnach kaum noch gegeben. Bei der Studie handelt es sich um ein sogenanntes Preprint, das noch nicht von Fachleuten begutachtet und in einem Fachjournal erschienen ist.
Mit Blick auf schwere Verläufe – also Klinikeinweisungen und Todesfälle – sinkt die Effektivität über alle Impfstoffe hinweg von anfangs 89 Prozent auf 42 Prozent nach sechs Monaten. Der Effekt sei besonders bei gebrechlichen älteren Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen zu beobachten.
Deutsche Fachleute warnen zwar vor einer Überbewertung dieser schwedischen Ergebnisse, sehen aber grundsätzlich einen Trend bestätigt, auf den auch andere Studien hindeuten. Booster bei Risikogruppen auf breiter Front seien wichtig.
Für Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, zeigt die Studie an sich nichts Neues. „Der Schutz vor Infektion lässt mit der Zeit nach. Der Schutz vor schwerer Erkrankung ist deutlich stabiler, lässt zwar auch etwas nach, aber nicht so stark.“ Quelle: dpa/mia
Pfizer beantragt US-Notfallzulassung für neues Corona-Medikament
Das Pharmaunternehmen Pfizer hat in den USA eine Notfallzulassung für sein COVID-19-Medikament Paxlovid beantragt. Die in einer jüngsten Studie erzielte „überwältigende Wirksamkeit“ des Medikaments verdeutliche, dass oral einzunehmende antivirale Therapien eine entscheidende Rolle im Kampf gegen COVID-19 spielen könnten, sagte Konzernchef Albert Bourla.
Eine Zwischenanalyse von Testergebnissen ergab Pfizer zufolge, dass das Medikament das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei COVID-19-Patienten um 89 Prozent senke, teilte Pfizer mit. Das gelte bei Behandlungen innerhalb von drei Tagen nach den ersten COVID-19-Symptomen, ähnliche Werte hätten sich bei Behandlungen innerhalb von fünf Tagen ergeben.
Die britische Arzneimittelbehörde (MHRA) ließ kürzlich die Tablette Lagevrio (auch bekannt unter dem Namen Molnupiravir) zu. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte Ende Oktober angekündigt, den Einsatz von Molnupiravir zu prüfen. Quelle: dpa/mia
Experten: Boostern essenziell in der vierten Welle
Auffrischungsimpfungen auf breiter Front können nach Ansicht eines Berliner Corona-Modellierers den Trend der stark steigenden Corona-Zahlen umkehren. „Wir sehen in den Simulationen deutlich infektionsreduzierende Effekte, sobald circa 30 Prozent der Bevölkerung den Booster erhalten haben“, sagte Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin.
In eine ähnliche Kerbe wie Nagel schlägt Christian Karagiannidis, Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Eine Million Auffrischimpfungen pro Tag wären nötig, um die Ausbreitung des Virus deutlich zu reduzieren, sagte Karagiannidis. «Davon sind wir im Moment weit entfernt.» Einen Effekt der Booster-Impfungen könne man aber frühestens in vier Wochen erwarten. Er gehe davon aus, dass die vierte Welle erst im Frühjahr nächsten Jahres auslaufen werde. Quelle: dpa/mia
STIKO-Chef deutet Ausweitung der Booster-Empfehlung an
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat eine baldige Ausweitung der Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen in Aussicht gestellt. Bislang empfiehlt das Gremium eine Auffrischungsimpfung unter anderem Menschen ab 70 Jahren. Auf Nachfrage machte Mertens klar, dass die Empfehlung „bis 18“ gesenkt werden könnte.
Schon jetzt rät die STIKO zudem Menschen mit Immunschwäche, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegepersonal zum Booster.
Mertens betonte in der ZDF-Sendung, dass im Augenblick nur etwa elf Prozent der über 60-Jährigen eine Booster-Impfung bekommen hätten. Das Problem seien im Augenblick die Kapazitäten – „die Hausärzte sind stark gefordert im Augenblick“.
Bund und Länder hatten sich bereits vorletzte Woche verständigt, Auffrischungsimpfungen grundsätzlich für alle ermöglichen zu wollen. Sie sind frühestens sechs Monate nach vollständiger Impfung vorgesehen. Quelle: dpa/mia
Roche beendet Partnerschaft mit Atea für Corona-Pille
Der Pharmakonzern Roche hat nach enttäuschenden Studien-Ergebnissen die Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Atea beendet. Mit Beendigung der Partnerschaft werden die Rechte und Lizenzen, die Atea Roche im Rahmen der strategischen Zusammenarbeit gewährt hat, an Atea zurückgegeben. Diese Entscheidung kommt, nachdem Atea vor etwa einem Monat mit dem Hoffnungsträger AT-527, der sog. Corona-Pille, in einer Phase-II-Studie die gesteckten Ziele nicht erreicht hatte.
Wie Roche weiter mitteilte, will der Konzern die Entwicklung anderer COVID-19-Behandlungs- und Diagnoseoptionen fortsetzen. Dazu zählen etwa die Antikörperkombination Ronapreve (Casirivimab und Imdevimab), die Roche in Zusammenarbeit mit Regeneron betreibt, sowie Actemra/RoActemra (Tocilizumab) von Roche selbst.
Atea wiederum teilte mit, das laufende klinische Phase-III-Studienprogramm MORNINGSKY mit AT-527 weiter voranzutreiben.
Gemeldete Zahlen: Ungeimpfte infizieren sich häufiger als Geimpfte
Corona-Daten aus mehreren Bundesländern deuten auf wesentlich mehr Neuinfektionen unter Ungeimpften hin als bei Menschen mit vollständigem Impfschutz. Zwar werden Ungeimpfte vermutlich viel häufiger getestet, doch eine grobe Einschätzung des Pandemiegeschehens unterschieden nach Impfstatus lassen die Werte aus Expertensicht dennoch zu.
Nach den u. a. von Bundesländern wie Sachsen oder Bremen veröffentlichten Angaben war die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen unter den Ungeimpften zuletzt um ein Vielfaches höher als bei den Menschen mit vollständigem Impfschutz.
Solche Zahlen seien „sicher etwas verzerrt“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf etwa die Testhäufigkeit. Ungeimpfte müssen zum Beispiel zwingend einen Test vorlegen, wenn 3G-Regeln im Restaurant oder am Arbeitsplatz gelten. Diese Faktoren seien aber nicht so bedeutend, dass sie den Unterschied komplett erklärten, sagte Watzl. „Daher ist immer noch richtig, dass sich Ungeimpfte deutlich häufiger infizieren als Geimpfte.“ Quelle: dpa/mia
Ampel will Testpflicht für Kliniken und Heime einführen
Beschäftigte und Besucher sollen Kliniken und Pflegeeinrichtungen nach Plänen der möglichen Ampelkoalition nur mit tagesaktuellem negativem Corona-Test betreten dürfen. Das geht aus einer Vorlage für den Hauptausschuss des Bundestags hervor. Bei Beschäftigten, die geimpft oder genesen sind, soll die Testung auch durch einen Selbsttest erfolgen können. Ein PCR-Test soll zweimal pro Woche reichen. Auch in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung soll die Testpflicht gelten. Quelle: dpa/mia
Entwurf: Arbeitgeber sollen 3G am Arbeitsplatz kontrollieren
Die Arbeitgeber sollen die Einhaltung der geplanten 3G-Regel am Arbeitsplatz täglich kontrollieren. Das geht aus einem aktualisierten Entwurf für das künftige Corona-Regelwerk hervor, das von den Ampel-Parteien morgen im Bundestag beschlossen werden soll.
Beschäftigte sollen demnach Arbeitsstätten, an denen „physischer Kontakt“ zu anderen nicht ausgeschlossen werden kann, nicht mehr ohne Impf-, Genesenen- oder tagesaktuellen Testnachweis (oder maximal 48 Stunden alten PCR-Test) betreten dürfen. Das Betretungsverbot soll nicht gelten für den Fall, dass Arbeitnehmer den Test direkt in der Firma machen.
Derzeit sind Unternehmen noch verpflichtet, zwei Tests pro Woche anzubieten. Zusätzlich gibt es seit kurzem wieder einen kostenlosen Bürgertest pro Woche. Bei fünf Arbeitstagen müssen Nicht-Genesene ohne Impfung also voraussichtlich damit rechnen, zwei Tests pro Woche auf eigene Kosten zu machen.
Alle Arbeitgeber seien verpflichtet, die Einhaltung durch Nachweiskontrollen „täglich zu überwachen und regelmäßig zu dokumentieren“, heißt es in dem Entwurf. Begründet wird das mit der großen Anzahl der Betriebe und der „begrenzten Kapazität der zuständigen Aufsichtsbehörden“. Beschäftigte seien verpflichtet, einen entsprechenden Nachweis auf Verlangen vorzulegen.
Auch die Pläne für die Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht werden konkreter. Sie entsprechen in etwa den Regelungen, die bis Juni dieses Jahres schon einmal galten: Beschäftigten mit „Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten“ muss Homeoffice ermöglicht werden, es sei denn betriebliche Gründe sprechen dagegen, etwa die Bearbeitung von Post, oder Waren- oder Materialausgabe. Die Beschäftigten müssen das Homeoffice-Angebot annehmen, es sei denn, die Arbeit ist zu Hause nicht möglich, weil es beispielsweise zu eng oder zu laut ist oder weil die nötige Ausstattung fehlt. Quelle: dpa/mia
Entscheidung über Impfpflicht in Pflege „in den nächsten Wochen“
Über eine Impfpflicht in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen mit Risikogruppen will die geplante Ampelkoalition nach Auskunft der SPD „in den nächsten Wochen“ entscheiden. Das kündigte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, an. Da die Impfpflicht aber auf ein Berufsverbot für Ungeimpfte hinauslaufe, sei eine sorgfältige Abwägung mit dem Gesundheitsschutz zu treffen. Quelle: dpa/mia