Meldungen vom 12. bis 16.07.2021
Dienstag, 13.07.2021
Regierung schließt kostenpflichtige Tests für Ungeimpfte nicht aus
Die Bundesregierung schließt nicht aus, dass die bisher kostenlosen Corona-Tests in Deutschland für Ungeimpfte langfristig kostenpflichtig werden. Noch sei man in einer Phase des Überzeugens, in einer späteren Phase könne man darüber sicherlich nachdenken, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag nach Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, in Berlin. „Für Deutschland sehe ich das jetzt noch nicht, aber ich will auch nicht ausschließen, dass man mal in diese Situation hineinkommt.“
Merkel ergänzte, es gebe im Moment noch Gruppen, die nicht geimpft werden könnten, etwa Kinder oder Menschen, die vielleicht andere Gründe hätten, warum sie sich nicht impfen lassen könnten. Im Augenblick werbe man für Impfungen. Bei Maßnahmen, „die so eine indirekte Impfpflicht sind“, müsse man gut überlegen. In den nächsten Wochen gehe es um das Werben, „und dann diskutieren wir weiter“. Die bisher kostenlosen Bürgertests ermöglichen wie der Impfnachweis in Deutschland zum Beispiel den Zugang zu Veranstaltungen. dpa/vs
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in der EU komplett geimpft
In der EU sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen vollständig gegen COVID-19 geimpft. Das teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Brüssel mit. Zugleich ermunterte die Politikerin noch einmal alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. Um sicher vor Virusvarianten zu sein und eine neue Infektionswelle zu vermeiden, sei es wichtig, sich impfen zu lassen, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.
Bereits am Wochenende hatte von der Leyen mitgeteilt, dass in der EU genügend Impfstoff ausgeliefert wurde, um bis Ende Juli mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig zu impfen. Dieses Ziel war im April ausgegeben worden. Nach Angaben aus der EU-Kommission leben in der EU rund 366 Millionen Menschen über 18 Jahre. dpa/vs
Myokarditis: Comirnaty® und Spikevax® bekommen Warnhinweise in der EU
Wie die EMA in Amsterdam mitteilte, erhalten die mRNA-Impfstoffe Comirnaty® von BioNTech/Pfizer und Spikevax® von Moderna in der EU neue Warnhinweise. Grund dafür sind einige Fälle von Herzmuskelentzündungen (Myokarditiden) bzw. Entzündungen des Herzbeutels (Perikarditiden), die vor allem nach der zweiten Dosis und bei jungen Männern aufgetreten sind.
Die EMA bittet Angehörige der Gesundheitsberufe auf Anzeichen und Symptome einer Myokarditis bzw. Perikarditis zu achten und entsprechende Patienten umgehend an einen Arzt zu verweisen. Zu den entsprechenden Symptomen zählen:
- Kurzatmigkeit,
- ein kräftiger Herzschlag, der unregelmäßig sein kann
- und Schmerzen in der Brust.
Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Erkrankungen sei sehr gering, so die EMA, weshalb der Nutzen aller zugelassenen COVID-19-Impfstoffe nach wie vor die Risiken überwiege.
Ihren Entschluss stützt die EMA auf die Untersuchung von 145 Fällen (Comirnaty®) bzw. 19 Fällen (Spikevax®) von Myokarditiden im Europäischen Wirtschaftsraum. Quelle: EMA/sn
Das „Spahn-Prinzip“: Zuckerbrot und Peitsche
Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Flexibilität, dies sind einige der besonderen Eigenschaften deutscher Apotheken, wenn es um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung geht. Darum werden Gesundheitsaktionen des Bundesgesundheitsministeriums gerne mit den öffentlichen Apotheken durchgeführt.
Doch leider können sich die Apotheken im Gegenzug nicht mehr auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verlassen. So wurde schon viermal in den letzten Wochen die Honorierung der Apotheken für besondere Dienstleistungen kurzfristig deutlich gesenkt: Begonnen hat es mit der Vergütung des Botendienstes zum Beginn der Pandemie. Zum 1. Oktober 2020 wurde diese Vergütung durch die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung halbiert. Mit der kurzfristig erweiterten Corona-Schutzmasken-Verordnung des Bundesgesundheitsministers mussten die Apotheken innerhalb weniger Tage die Republik mit rund 330 Millionen FFP2-Masken versorgen. Trotz der schnellen und absolut zuverlässigen Bewältigung dieser Mammutaufgabe wurde die Honorierung vom Minister noch während der Verteilung um 40% gekürzt. Auch die von Apotheken vielfach betriebenen Testzentren hat es erwischt. Sie müssen jetzt bei einem immens hohen Aufwand erhebliche Kürzungen bei der Vergütung hinnehmen. Deshalb schließen zahlreiche Testzentren.
Die neueste Kürzungsoffensive trifft die Ausstellung des Digitalen Impfzertifikats: eine Dienstleistung der Apotheken, die von Minister Spahn erst am 14. Juni 2021 eingeführt wurde. Diese Dienstleistungspauschale wird willkürlich – also ohne Rücksicht auf die Kosten und den Zeitaufwand der Apotheken – nach gut 3 Wochen ab dem 8. Juli 2021 halbiert, und das, obwohl nach Ansicht des Ministers die Apotheken eine flächendeckende, schnelle und zuverlässige Ausstellung dieses Zertifikats garantieren. Diese Zuverlässigkeit der Vor-Ort-Apotheken wird nun von Herrn Spahn konterkariert, trotz hoher Investitionen in die Software. Es ist zusätzlich auch eine soziale Aufgabe, die die Apotheken erfüllen, denn es entstehen Fragen und Gespräche beim Aushändigen des Impfzertifikats. Teilweise braucht es Erklärungen und nicht selten helfen die Apotheken, die QR-Codes ins Smartphone der Geimpften einzulesen. https://wir-sind-die-apotheke.de/das-spahn-prinzip-zuckerbrot-und-peitsche/ / vs
USA: Warnung vor Nervenkrankheit bei Impfung mit Johnson und Johnson
Die US-Aufsichtsbehörde FDA geht bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson gegen das Coronavirus von einem kleinen Risiko einer Nervenkrankheit aus. Die FDA gab eine Warnung wegen des potenziell gefährlichen Guillain-Barré-Syndroms heraus. Die Behörde und die US-Gesundheitsbehörde CDC überprüften Berichte von rund 100 Personen, die nach der Impfung mit Johnson & Johnson die Immunsystemkrankheit bekamen. Eine Person sei gestorben, teilte die FDA mit. Bei der Krankheit können Muskelschwäche und Lähmung auftreten. Diese ist meist vorübergehend. Der FDA zufolge ist es nicht ganz klar, dass der Impfstoff die Krankheit ausgelöst hat. Quelle: tagesschau.de/vs
Erneuter Anstieg: Inzidenz bei 6,5 – 646 Neuinfektionen
Seit einer Woche steigt die 7-Tage-Inzidenz jeden Tag an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Dienstagmorgen lag sie bei 6,5. Genau eine Woche zuvor betrug der Wert von Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen 4,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 646 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Dienstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.06 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte das RKI 440 Ansteckungen gemeldet.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 26 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 31 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.737.135 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.635.900 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.259. dpa/vs
Corona-Impfung für Gesundheitspersonal wird in Frankreich zur Pflicht
Frankreich führt eine verpflichtende Corona-Impfung für Personal im Gesundheitsbereich ein. Bis Mitte September haben Angestellte in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie Arbeitskräfte mit Kontakt zu Risikopatienten Zeit, sich impfen zu lassen, wie Präsident Emmanuel Macron ankündigte. Anschließend solle die Impfpflicht kontrolliert und Verstöße bestraft werden. Gesundheitsminister Olivier Véran präzisierte im Sender LCI, ungeimpftes Gesundheitspersonal könne dann nicht mehr arbeiten und werde nicht mehr bezahlt. „Wir müssen in Richtung einer Impfung aller gehen, weil das vorerst der einzige Weg zurück zu einem normalen Leben ist“, sagte Macron. Dabei stelle sich auch für die Gesamtbevölkerung die Frage der Impfpflicht.
Um die Impfkampagne weiter anzukurbeln, sollen PCR-Tests ab Herbst kostenpflichtig werden, sofern sie nicht verschrieben wurden. Mit dem neuen Schuljahr soll es dann auch eine Impfkampagne speziell für Schüler geben. Angesichts der steigenden Fallzahlen kündigte Macron auch eine Verschärfung der Corona-Regeln an. dpa/vs
Hunger in Corona-Krise deutlich gestiegen
Der Hunger in der Welt hat einem UN-Bericht zufolge im Jahr der Corona-Pandemie 2020 deutlich zugenommen. Zwischen 720 und 811 Millionen Menschen – knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung – waren Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr unterernährt, wie aus dem Report zur Lage der weltweiten Nahrungsmittelsicherheit hervorgeht. Dies seien 70 bis 161 Millionen mehr als 2019, rechneten Fachleute der Welternährungsorganisation FAO in dem am Montag in Rom veröffentlichten Bericht vor.
Es handelte sich um einen Anstieg um etwa 1,5 Prozentpunkte binnen eines Jahres. Dieser fiel im Vergleich zu den Vorjahreswerten, die zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkten lagen, deutlich höher aus. Die Zunahme führten die Experten zum Großteil auf die Folgen der Corona-Krise zurück, deren Auswirkungen weiter untersucht werden müssten, wie sie hervorhoben. dpa/vs
Britischer Minister bestätigt Ende der Corona-Maßnahmen in England
In England werden am 19. Juli wie geplant fast alle verpflichtenden Corona-Maßnahmen aufgehoben. Das bestätigte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid im Parlament in London. Die Voraussetzungen dazu seien erfüllt, sagte Javid. Das sei den Bemühungen der Briten und dem Impfprogramm zu verdanken.
Zwar sei zu erwarten, dass die Zahl der Neuinfektionen weiter steigen werde, doch glaube die Regierung nicht, „dass die Infektionszahlen einen unaushaltbaren Druck auf den Gesundheitsdienst NHS“ ausüben werden, so Javid.
Von kommender Woche an fallen damit voraussichtlich Abstandsregeln, Maskenpflicht und die verpflichtende Registrierung etwa beim Restaurantbesuch weg. Auch Nachtclubs und Diskotheken dürfen dann wieder Besucher empfangen. Zahlenmäßige Beschränkungen für Feiern der Veranstaltungen soll es nicht mehr geben.
Und das obwohl die Zahl der Neuinfektionen seit Wochen wieder dramatisch steigt. Die Regierung argumentiert jedoch, die Verbindung zwischen Infektionen und Krankenhauseinweisungen und Todesfällen sei dank des erfolgreichen Impfprogramms ausreichend geschwächt. Premierminister Boris Johnson wollte Details der Pläne am Montag bei einer Pressekonferenz vorstellen. dpa/vs