Meldungen vom 12. bis 16.04.2021
Freitag, 16.04.2021
Reha-Verband: Engpässe bei Nachversorgung von Long-COVID-Patienten
Zusätzlich zu den stetig näher rückenden Engpässen auf Intensivstationen wegen steigender Corona-Neuinfektionen hat der Reha-Verband auf Versorgungslücken in der Nachsorge von COVID-Patienten hingewiesen. So würden in Reha-Kliniken lange Wartezeiten für sogenannte Long-COVID-Patienten entstehen, sagte der Geschäftsführer des Verbandes Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (Degemed), Christof Lawall der „Welt“ (Freitag). „Dann kann ein Patient, auch wenn es ihm noch so schlecht geht, nicht direkt behandelt werden.“
Das Problem sei ein „versorgungsstrukturelles“, sagte Lawall. „Wir können derzeit gleichzeitig nur 3.500 bis maximal 4.000 Menschen mit Lungenproblemen rehabilitieren.“ Das sei „deutlich zu wenig“ für die knapp 3,1 Millionen Menschen bundesweit, die sich seit Beginn der Pandemie infiziert haben.
„Wir fordern, dass in den Reha-Einrichtungen der Arzt-Patienten-Schlüssel gesenkt wird, also ein Pneumologe für mehr Patienten zuständig sein darf.“ So könnten aus 100 Plätzen auch 120 gemacht werden, sagte Lawall.
„Long-COVID-Patienten“ sind Menschen, die nach einer überstandenen COVID-Infektion mit Langzeitfolgen kämpfen. Das kann auch Menschen mit zunächst nur leichten Symptomen betreffen. Unter anderem gehören Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schmerzen in der Brust und Konzentrationsprobleme dazu.Quelle: dpa / cn
Umfrage: Corona-Pandemie hat auch positive Effekte
Die Corona-Pandemie hat die Lebenszufriedenheit vieler Menschen in Deutschland einer Umfrage zufolge in einigen Bereichen verbessert. So schätzen zahlreiche Erwachsene sowohl ihre Gesundheit als auch ihren Schlaf deutlich besser ein als früher, wie neueste Daten des "Sozio-oekonomischen Panels" (SOEP) zeigen.
Die jährliche Befragung von Privathaushalten ist den Angaben zufolge die größte Langzeitstudie zur gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Mehr als 6.500 Teilnehmende der Studie wurden im April und Juni 2020 sowie im Januar 2021 zusätzlich zu ihrer Lebenssituation in der Pandemie befragt.
Allerdings gibt es auch negative Entwicklungen: Wegen Homeschooling und weniger Außenkontakte stuften viele Erwachsene bei der jüngsten Befragung ihr Familienleben etwas schlechter ein als in den Jahren vor der Pandemie. Besonders unzufrieden sind die Menschen mit ihrem Freizeitverhalten, das durch die Corona-Maßnahmen stark eingeschränkt ist.Quelle: dpa / cn
Ärzte dürfen Impfstoff künftig wohl auswählen
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung lässt Hausärzte den Impfstoff für ihre Patienten künftig selbst aussuchen. „Sie geben auf dem Rezept an, von welchem Impfstoff sie wie viele Dosen benötigen. Dies gilt erstmals für die Woche vom 26. April bis 2. Mai, für die der Bund Vakzine von Biontech und AstraZeneca bereitstellen wird“, heißt es in einem Schreiben der KBV, wie die „Rheinische Post“ berichtet. Die Bestellmenge pro Arzt sei auf 18 bis 30 Biontech-Dosen und zehn bis 50 AstraZeneca-Dosen begrenzt.Quelle: tagesschau.de
Biontech / Pfizer: Wahrscheinlich dritte und jährliche Impfdosis notwendig
Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie könnte nach Einschätzung von Pfizer-Chef Albert Bourla eine dritte Spritze als Auffrischung und anschließend eine jährliche Impfung notwendig werden. „Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass es die Notwendigkeit einer dritten Dosis geben wird, irgendwo zwischen sechs und zwölf Monaten, und danach eine jährliche Neu-Impfung, aber all das muss noch bestätigt werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende des US-Pharmakonzerns dem US-Sender CNBC in einem am Donnerstag veröffentlichten, aber bereits Anfang April geführten Interview. Dabei spielten auch die Varianten von SARS-CoV-2 eine große Rolle.
Andere Wissenschaftler und Pharma-Vertreter hatten sich bereits ähnlich geäußert. Pfizer und sein deutscher Partner Biontech sowie andere Hersteller untersuchen derzeit bereits die Wirkung von möglichen Auffrischungen ihrer Corona-Impfstoffe. Quelle: dpa / cn
Restriktionen für Geimpfte ohne Ansteckungsrisiko aufheben
Wer gegen Corona geimpft und nicht mehr ansteckend ist soll nach Worten von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) wieder mehr Freiheiten bekommen. „Menschen, die geimpft sind und von denen nachweisbar keine Gefahr für andere ausgeht, müssen zurückkommen zur Normalität“, sagte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). „Es gibt keine Rechtfertigung mehr für die Einschränkung ihrer Grundrechte. Wir müssen deshalb die Grundrechtseinschränkungen für Geimpfte aufheben.“
Lambrecht deutete an, dass es unterschiedliche Regelungen bei den verschiedenen Impfstoffen geben könnte. „Die Einschränkung von Grundrechten kann bei denjenigen Impfstoffen aufgehoben werden, bei denen nachgewiesen ist, dass keine Ansteckungsgefahr mehr besteht, die diese Einschränkung rechtfertigen würde“, sagte die SPD-Politikerin. Wissenschaftler müssten sagen, welche Impfung welche Wirkung habe. Falls von den Geimpften noch ein Ansteckungsrisiko ausgehe, könnten Einschränkungen nicht aufgehoben werden.
Die Justizministerin plädiert dafür, die Regeln schnell auf den Weg zu bringen. Bei den Privilegien nannte sie etwa die Aufhebung von Besuchverboten. Eine Maskenpflicht hält die SPD-Politikerin hingegen auch für Geimpfte für vertretbar. „Ich denke, es ist zum Beispiel zumutbar, auch als Geimpfter noch eine Maske zu tragen – auch im Hinblick auf die Durchsetzbarkeit solcher Gebote“. Lambrecht wies darauf hin, dass es immer noch um die Bekämpfung einer potenziell tödlichen Krankheit gehe. „Ich fühle mich auch persönlich verpflichtet, die Bürgerinnen und Bürger vor einer Infektion und unser Gesundheitssystem vor der Überlastung zu schützen.“Quelle: dpa / cn
Bundestag berät über Bundes-Lockdown
Der Bundestag berät an diesem Freitag in erster Lesung (9:00 Uhr) über die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes gegen die dritte Corona-Welle. Bundeseinheitlich sollen Regelungen für eine Verminderung der Kontakte getroffen werden, wenn in einem Landkreis oder einer Stadt mehr als 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen kommen. Am Donnerstag hatten 351 von 412 Kreisen die Schwelle überschritten.
Ab 21:00 Uhr sollen etwa Ausgangsbeschränkungen greifen, die verhindern sollen, dass sich Menschen privat in Innenräumen treffen und sich gegenseitig anstecken können. Noch am Nachmittag sollen die geplanten Schritte in einer öffentlichen Anhörung im Gesundheitsausschuss beraten werden. Die Verabschiedung des Gesetzes ist für Mittwoch vorgesehen.
Das Robert Koch-Institut, Ärzte und auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten gewarnt, dass die seit Tagen steigenden Neuinfektionen ohne zügige Kontaktreduzierungen immer zahlreicher werden. Folge seien immer mehr auch schwere COVID-19-Fälle und eine Überlastung der Intensivstationen. Am Donnerstag waren laut Intensivmediziner-Vereinigung DIVI 4679 Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt.
Die geplanten Beschränkungen sorgen für teils hitzige Debatten. Vor allem an den geplanten Ausgangsbeschränkungen gibt es Kritik.Quelle: dpa / cn
Curevac erwartet Impfstoff-Zulassung im Juni
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac möchte seinen Corona-Impfstoff von Juni an einsetzen können. Sowohl die Beantragung der Zulassung als auch die Zulassung selbst erwarte das Unternehmen im zweiten Quartal dieses Jahres, sagte ein Sprecher von Curevac am Donnerstag in Tübingen. Die klinische Entwicklung befinde sich in der finalen Phase und die Daten für das rollierende Zulassungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) würden rechtzeitig erwartet, hieß es bei der Vorstellung der Geschäftszahlen 2020.
Der von Curevac entwickelte Corona-Impfstoff CnCov wird derzeit in einer fortgeschrittenen Phase mit bis zu 40.000 Teilnehmern geprüft. In einer zusätzlichen Studie habe dieser zudem einen vollständigen Schutz vor einer tödlichen Infektionen durch die zuerst in Südafrika aufgetauchte Virusvariante B.1.351 bewiesen, hieß es.
Das Unternehmen geht davon aus, bis Ende des Jahres 300 Millionen Dosen seines Impfstoffs CnCov herstellen zu können und im Jahr 2022 bis zu einer Milliarde Dosen. Curevacs Impfstoff basiert wie die Impfstoffe von Biontech und Moderna auf sogenannter „messenger RNA“(Boten-RNA).QQuelle: dpa / cn