Meldungen vom 12. bis 16.04.2021
Mittwoch, 14.04.2021
Dänemark streicht AstraZeneca gänzlich aus Impfkampagne
Dänemark will Medienberichten zufolge vollständig auf den Corona-Impfstoff von AstraZeneca verzichten. Wie die Zeitung „Politiken“, der Sender TV2 und weitere dänische Medien am Mittwoch unter Berufung auf informierte Kreise berichteten, wird der Einsatz des Präparats komplett aus der Impfkampagne gestrichen. Das wird den Impfkalender demnach um einige Wochen zurückwerfen. Die Gesundheits- und Arzneimittelbehörden haben für den frühen Nachmittag zu einer Pressekonferenz eingeladen, auf der es um die Zukunft des AstraZeneca-Vakzins gehen sollte. dpa/vs
Erstimpfungen wegen Engpasses herunterfahren
Wegen Engpässen bei der Lieferung von Impfstoffen könnten Erstimpfungen für Biontech und Moderna in Brandenburg nach Angaben der Landesregierung in den nächsten Wochen auf Null gefahren werden. „Wir werden keine Erstimpfungstermine mehr herausgeben, um wenigstens – soweit es irgend geht – mit den vorhandenen Biontech- und Moderna-Dosen die Kompensation der Zweitimpfungen zu AstraZeneca durchhalten zu können“, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch in einer Sitzung von Gesundheits- und Innenausschuss des Landtags. „Das wird so eng werden, dass wir nach Stand jetzt nicht unbedingt in der Lage sind, das zu erreichen.“
Das Ziel sei, die notwendigen Zweitimpfungen abzusichern, sagte der Minister. Nötig seien in den nächsten vier Wochen 62.000 Impfdosen von Biontech und Moderna. „Diesen Impfstoff haben wir derzeit leider nicht.“ Er forderte eine Erhöhung der zugesagten Mengen des Bundes. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich darauf geeinigt, dass Menschen unter 60 Jahren mit einer Erstimpfung mit AstraZeneca bei der Zweitimpfung auf ein anderes Präparat umsteigen sollen. dpa/vs
Aerosol-Forscher: Ausgangsbeschränkungen sind kontraproduktiv
Der Aerosol-Forscher Gerhard Scheuch hat davor gewarnt, Menschen mit Ausgangsbeschränkungen in die aus infektiologischer Sicht viel gefährlicheren Innenräume zu treiben. Die mit der geplanten Bundes-Notbremse verbundenen Ausgehverbote zwischen 21 und 5.00 Uhr seien aus fachlicher Sicht kontraproduktiv, sagte der Ex-Präsident der internationalen Gesellschaft für Aerosolforschung. „Wenn wir Ausgangssperren verhängen, dann suggerieren wir der Bevölkerung: Achtung! Draußen ist es gefährlich. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Leute in Innenräumen bleiben, dann ist es gefährlich.“
Joggen mit Maske, gesperrte Parks oder ein Verbot, abends noch auf einen Spaziergang oder eine Zigarette aus einer möglicherweise beengten Wohnung heraus an die frische Luft zu gehen, seien „absurde Maßnahmen“. Stattdessen sollte es den Bürgern ermöglicht werden, raus zu gehen. Corona-Infektionen seien „ein Innenraum-Problem“, unterstrich der Aerolsol-Forscher.
Wer unbedingt andere Leute treffen müsse, solle die Zahl stark begrenzen und die Zusammenkünfte kurz halten, empfahl Scheuch. „Jede Stunde länger treffen zusammen in Innenräumen ist ganz, ganz gefährlich.“ Das sei den meisten immer noch nicht klar. Unterricht in Schulen sei nur mit einer Kombination aus Schutzmaßnahmen möglich: Lüften, Raumfilter, Masken aufsetzen, kurze Unterrichtszeit und große Räume. dpa/vs
Sucht im Corona-Jahr: Alkohol gegen Stress, mehr Tabak
In Corona-Jahr 2020 ist der Konsum von Tabakwaren in Deutschland gestiegen und es wird weiter deutlich mehr Alkohol getrunken als im europäischen Durchschnitt. Darauf hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm bei Vorlage ihres „DHS Jahrbuch Sucht 2021“ am Mittwoch hingewiesen. Mit rund 28,8 Milliarden Euro seien die Gesamtausgaben für Tabakwaren um fünf Prozent gestiegen. Beim Alkohol habe man für 2020 zwar noch keine Konsumzahlen. Es sei aber von unverändert rund drei Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren auszugehen, die alkoholabhängig seien oder Alkohol missbräuchlich zu sich nähmen.
In der Pandemie zeichne sich häufig eine gefährliche Verschiebung beim Trinken ab: Es werde weniger aus Geselligkeit konsumiert, sondern öfter allein, in Isolation zum vermeintlichen Stressabbau. dpa/vs
Experten: Impfstoff-Typ könnte Ursache für Nebenwirkungen sein
Die seltenen schweren Nebenwirkungen nach der Impfung mit den Präparaten von AstraZeneca und Johnson & Johnson hängen deutschen Experten zufolge möglicherweise mit dem speziellen Typ dieser Impfstoffe zusammen. „Die Tatsache, dass beide Impfstoffe auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Probleme verursachen, spricht meines Erachtens eher dafür, dass der Vektor selbst die Ursache ist“, sagte Johannes Oldenburg vom Universitätsklinikum Bonn. Allerdings sei das zum gegenwärtigen Zeitpunkt spekulativ.
In beiden Präparaten wird ein an sich harmloses Adenovirus als sogenannter Vektor genutzt, um Erbinformationen des Coronavirus in den Körper zu schleusen. Es sei theoretisch auch denkbar, dass das Spike-Protein des Virus, das in allen verfügbaren Impfstoffen dem Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen präsentiert wird, die Nebenwirkungen verursacht, erklärte Oldenburg.
Auch Clemens Wendtner vermutet, dass bei beiden Impfstoffen ein ähnlicher Mechanismus den Nebenwirkungen zugrunde liegt. „Wir haben im Fall von Johnson & Johnson die gleichen Nebenwirkungen, die auch bei AstraZeneca aufgetaucht sind“, sagt Wendtner, Chefarzt an der München Klinik Schwabing. „Da stellt sich die Frage, ob es hier einen Klasseneffekt gibt, also die Adenoviren, die als Vektoren genutzt werden, die Probleme auslösen.“ dpa/vs
Hausärzteverband kritisiert Vorgehen bei AstraZeneca-Impfungen
Der Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, hat das Vorgehen bei den Corona-Impfungen mit dem Stoff von AstraZeneca in den Praxen kritisiert. „Wegen des Hin und Hers um AstraZeneca sind viele Patienten und Ärzte verunsichert“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Umso ärgerlicher ist es, dass sie in der kommenden Woche nur dann mit Biontech beliefert werden sollen, wenn sie ebenso viele AstraZeneca-Dosen abnehmen.“
Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, sagte der Zeitung: „Die etwa hälftige Aufteilung zwischen Biontech und AstraZeneca muss von den Arztpraxen akzeptiert werden. Andernfalls würde gar keine Auslieferung stattfinden dürfen.“
Funken sprach sich zudem für ein Ende der Priorisierung bei den Corona-Impfung aus. „Wenn wir jetzt Strecke machen wollen, müssen wir die Priorisierung aufgeben.“ Wenn eine Praxis nicht genug ältere Patienten habe, die mit AstraZeneca geimpft werden können und wollen, müsse es den Ärzten freigestellt sein, auch jüngere Patienten damit zu impfen. dpa/vs
Tirol verlängert Ausreisetests wegen Virus-Varianten
Das österreichischen Bundesland Tirol verlängert die Pflicht zu Corona-Ausreisetests vorerst bis 24. April. Dies sei zur Eindämmung der sogenannten britischen Variante des Coronavirus sowie weiterer Varianten nötig, gab die Landesregierung in Innsbruck bekannt. Die Regel, wonach man Tirol nur mit einem negativen Testergebnis verlassen darf, war Ende März in Kraft getreten. Sie hätte am Mittwoch auslaufen sollen.
Zusätzlich gilt eine Testpflicht für Menschen, die aus Osttirol in andere Teile Tirols fahren wollen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Osttirol betrage rund 430 und sei damit höher als irgendwo sonst in Österreich, sagte ein Gesundheitsbeamter in Innsbruck. Der landesweite Schnitt lag zuletzt bei rund 209. dpa/vs
Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson in Bundeswehrapotheke
Mehr als 230.000 Dosen des Corona-Impfstoffs des Herstellers Johnson & Johnson sind am Dienstag in der Bundeswehrapotheke im niedersächsischen Quakenbrück angekommen. Alle Corona-Impfdosen für Deutschland werden zunächst dorthin gebracht. Von dort wird der Impfstoff dann an die Bundesländer verteilt.
Wann der Impfstoff von Johnson & Johnson weitertransportiert wird, war zunächst unklar. Am Dienstag hatte der Pharmakonzern mitgeteilt, den Marktstart seines Impfstoffs in Europa zu verschieben. Hintergrund sind Berichte über Sinusvenenthrombosen nach Impfungen. Der Konzern will die Fälle mit Experten und den Gesundheitsbehörden untersuchen.