Meldungen vom 12. bis 16.04.2021
Donnerstag, 15.04.2021
Wirtschaft fordert Impfen durch Betriebsärzte
Vor dem Impfgipfel des Gesundheitsministerium erhöhen der Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) und der Verband Unternehmen Baden-Württemberg (UBW) den Druck auf die Politik. Beide Verbände forderten am Donnerstag in Stuttgart nachdrücklich, die Betriebs- und Werksärzte rasch in die Kampagne mit einzubeziehen.
BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke und UBW-Präsident Rainer Dulger erklärten: „Nur so können wir möglichst schnell in eine wirtschaftlich wirklich planbare Situation für viele von Corona schwer getroffene Betriebe kommen und die Inzidenzfixierung nachhaltig überwinden.“ Viele Unternehmen stünden mit ihren Betriebsärzten längst in den Startlöchern und böten sich aktiv für entsprechende Pilotprojekte an. dpa/vs
Curevac erwartet Zulassung im zweiten Quartal
Das Biotech-Unternehmen Curevac geht weiter davon aus, noch im zweiten Quartal des Jahres eine Zulassung für seinen Corona-Impfstoff zu erhalten. Die klinische Entwicklung befinde sich in der finalen Phase und die Daten für das rollierende Zulassungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) würden rechtzeitig erwartet, gab das Unternehmen am Donnerstag in Tübingen bekannt.
Zugleich habe eine zusätzliche Studie einen vollständigen Schutz vor der zuerst in Südafrika aufgetauchte Virusvariante B.1.351 durch den Corona-Impfstoff CnCoV nachgewiesen, hieß es.
Curevac hatte bereits zuvor bekanntgegeben, bis Anfang Juni mit einer EU-Zulassung für seinen Corona-Impfstoff zu rechnen. Momentan läuft eine bereits fortgeschrittene Studie mit rund 40.000 Teilnehmern zur Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten. dpa/vs
Ampel im Saarland-Modell könnte bald auf Rot gehen
Das Saarland muss bei seinem umstrittenen Öffnungsprojekt möglicherweise schon bald die Notbremse ziehen. Eine Expertengruppe des saarländischen Gesundheitsministeriums rät, die Ampel im „Saarland-Modell“ auf Rot zu stellen, wenn sich die Infektionslage am Donnerstag nicht verbessere. Die Entscheidung könnte dann schon an diesem Freitag getroffen werden. Die Experten verweisen unter anderem auf den gestiegenen R-Wert (1,5) und die Verdopplung der Mutationsfälle innerhalb eines Tages.
Eine rote Ampel heißt laut Landesregierung, dass alle bisherigen Öffnungsschritte zurückgenommen werden und ein „konsequenter Lockdown“ folgt. Seit dem 6. April läuft im Saarland ein bundesweit beachtetes Modellprojekt, das auf Öffnungen auf der Basis von Schnelltests setzt. Neben der Außengastronomie durften unter anderem auch Fitnessstudios und Theater wieder öffnen – für jene, die einen tagesaktuellen negativen Test dabei haben.
Seit Montag steht die Ampel bereits auf Gelb – weil die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, an drei Tagen hintereinander über 100 gestiegen war. Seitdem gilt eine erweiterte Testpflicht – im Einzelhandel und bei Friseuren etwa. Am Freitag soll der Ministerrat tagen. dpa/vs
40 Prozent der Ungeimpften beneiden Geimpfte
Mehr als ein Drittel der ungeimpften Deutschen sind nach einer Umfrage neidisch auf Mitbürger, die schon eine Spritze gegen das Corona-Virus erhalten haben. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa für das Magazin „stern“ bejahten 40 Prozent diese Frage. Im Westen waren es 42 Prozent, im Osten 29 Prozent. Von den Frauen äußerten sich 37 Prozent neidisch, von den Männern 43 Prozent. Für eine Aufhebung der Impfreihenfolge sprachen sich in der Umfrage 62 Prozent aller Befragten aus. dpa/vs
Impfstoffspezifische Bestellung ab kommender Woche
Während das Bundesgesundheitsministerium Anfang der Woche noch auf den Tisch hauen musste und Ärzte, die COVID-19-Impfstoffe nicht generisch verordnen wollten, mit einer Sperre drohte, ist bei der Bestellung in der kommenden Woche wieder alles anders: Dann sollen Vertragsärzte impfstoffspezifisch ordern, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung informiert.
Moderna weist 90-prozentigen COVID-19-Schutz auf
Moderna hat die Daten zur Impfwirksamkeit von mRNA-1273 aus der COVID-Studie aktualisiert: Der Moderna-Impfstoff schützt zu 90 Prozent vor COVID-19 und zu mehr als 95 Prozent vor schweren Fällen. Zum Zeitpunkt der Zulassung ging man von einer höheren Impfeffektivität von 94,1 Prozent bei allen COVID-19-Fällen aus. Gute Nachrichten meldet Moderna zur Antikörperpersistenz und vor allem zur präklinischen Wirksamkeit der neuen Impfstoffvarianten mRNA-1273.351 gegen die britische Variante B.1.351 und des multivalenten Booster-Kandidaten mRNA-1273.211. DAZ.online/vs
Intensivmediziner: Auf manchen Intensivstationen nur ein Bett frei
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen warnt ein Intensivmediziner der Berliner Charité vor einer Überlastung des Gesundheitssystems – auch zu Lasten von Patienten mit anderen Krankheiten. In einigen Regionen gebe es nur noch zehn Prozent freie Kapazitäten, sagte Steffen Weber-Carstens am Donnerstag in Berlin. „Was bedeuten zehn Prozent? Die durchschnittliche Größe der Intensivstationen ist zehn bis zwölf Betten. Das bedeutet: pro Intensivstation genau ein Bett“. Dies werde auch vorgehalten für Patienten zum Beispiel mit Schlaganfall oder Unfällen – und für COVID-19-Patienten. „Das ist die Situation, wie sie im Moment ist.“
„Wir brauchen jetzt an dieser Stelle eine Kontrolle der Infektionsdynamik. Sonst werden wir das in Zukunft auf den Intensivstationen nicht mehr adäquat leisten können“, sagte der Mediziner. Im Moment laufe man „sehenden Auges in eine Spitzenbelastung“ wie es sie zum Jahreswechsel gegeben habe oder noch darüber hinaus. Es gelte jetzt, das Erreichte nicht zu verspielen: Bislang sei das „Absaufen“ des Gesundheitssystems vermieden worden.
Patienten würden von stark belasteten Regionen bereits in andere Regionen umverteilt, Thüringen etwa habe strategische Patientenverlegungen angefragt, schilderte Weber-Carstens, der zur wissenschaftlichen Leitung des Divi-Intensivregisters gehört. Dass viele Kliniken bereits wieder planbare Eingriffe verschöben, bedeute auch für Nicht-COVID-19-Patienten eine erhebliche Einschränkung der Versorgung. dpa/vs
AstraZeneca bei U60: Kombi statt Zweitimpfung
Wer jünger ist als 60 Jahre und bereits eine Erstimpfung mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat, soll bei der Zweitimpfung auf ein mRNA-Präparat ausweichen können. Auf diese Empfehlung haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern einstimmig geeinigt. Sie folgen damit dem Vorschlag der Ständigen Impfkommission (STIKO) von Anfang April.
Studie: Krankenhaus-Patienten mit B.1.1.7 haben höhere Viruslast
Die zunächst in Großbritannien entdeckte Corona-Variante B.1.1.7 ist aktuellen Studien zufolge ansteckender als die ursprüngliche Form, unter Krankenhaus-Patienten führt sie aber nicht zu mehr Todesfällen. Zu diesem Schluss kommen Forscher in einer Studie, die in Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde.
In ihrer Studie untersuchten Forscher des University College London mit PCR-Tests die Viruslast von Infizierten im Krankenhaus und werteten die in diesem Zeitraum aufgetretenen schweren Verläufe und Todesfälle aus. Bei Infizierten mit der sogenannten britischen Variante stellten sie eine höhere Viruslast fest. Der Anteil der Patienten, die an COVID-19 starben, war jedoch bei der Variante nicht erhöht.
Eine zweite, in „The Lancet Public Health“ veröffentlichte Studie, wertete Symptome von COVID-Patienten aus, die diese über eine App des Gesundheitssystems meldeten. Die Daten setzten sie in Beziehung zur Ausbreitung der Variante in den jeweiligen Regionen, aus der die Meldungen kamen. Diese Studie stellte keine signifikanten Unterschiede bei der Schwere der Symptome sowie bei nachweisbaren Langzeitwirkungen einer Infektion fest. Die Forscher wiesen jedoch für die britische Variante eine deutliche Erhöhung des R-Wertes nach, der die Entwicklung der Pandemie beschreibt. Das spricht ebenfalls für eine erhöhte Übertragbarkeit der Variante. dpa/vs
Umfrage: Deutsche trotzen Pandemie mit positiver Einstellung
Die Deutschen bleiben einer Umfrage zufolge trotz mehr als einjähriger Corona-Pandemie zuversichtlich und blicken optimistisch in die Zukunft. Das Opaschowski Institut für Zukunftsfragen hatte hierfür zu drei Zeitpunkten der Pandemie jeweils 1.000 Personen ab 14 Jahren befragt. „Bei einem Großteil der Bevölkerung überwiegt nach wie vor die positive
Einstellung zum Leben“, sagte Horst Opaschowski dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Männer und Ostdeutsche sind demnach bei der letzten Befragung im Februar/März mit jeweils 88 Prozent etwas optimistischer als Frauen und Westdeutsche (jeweils 86 Prozent). Junge Leute im Alter von 14 bis 24 Jahren sind mit 91 Prozent gegenüber den über 80-Jährigen (74 Prozent) besonders zukunftsfreudig.
„Die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem guten und besseren Leben wird immer stärker.“ Subjektiv wachse die Hoffnung, obwohl es den Menschen objektiv nicht wesentlich besser ginge, sagte der Zukunftsforscher. „Die mentale Stärke überrascht. Mit der Dauer der Pandemie werden eher neue Kräfte freigesetzt: Statt Angst und Pessimismus herrschen Ausdauer, Zuversicht und Hoffnung vor.“ dpa/vs
In England sollen flächendeckend „Long-COVID“-Zentren entstehen
In England sollen flächendeckend Zentren zur Behandlung von Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung (Long COVID) geschaffen werden. Das kündigte der Chef des englischen Gesundheitsdiensts NHS, Simon Stevens an. Bis Ende des Monats solle es bereits 83 solcher Zentren in ganz England geben.
Unter Long COVID oder Post COVID werden Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung verstanden, die auch Menschen mit zunächst nur leichten Symptomen betreffen können. Unter anderem gehören dazu Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schmerzen in der Brust und Konzentrationsprobleme. dpa/vs
EMA macht Risiko-Analyse zu AstraZenca-Impfstoff
Im Zusammenhang mit seltenen Fällen von Hirnthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung plant die EMA nun eine Analyse zu Risiken und Nutzen des Corona-Impfstoffs. Dies teilte die Behörde in Amsterdam nach einem Treffen der EU-Gesundheitsminister mit. Überprüft werden sollen die allgemeinen Daten zu Impfungen und zum Verlauf der Pandemie wie Infektionsraten, Aufnahmen in Krankenhäuser, Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit.
Die Analyse soll dann Entscheidungshilfe für nationale Gesundheitsbehörden sein. Auf diese Weise könnten sie die Risiken des Präparats im Vergleich zu den Vorzügen für das Impfprogramm einschätzen, hieß es. Trotz einiger seltener Fälle von Hirnvenenthrombosen gibt die EMA bisher uneingeschränkt grünes Licht für den Wirkstoff. Die Vorteile des Schutzes vor COVID-19 seien höher zu bewerten als die möglichen Risiken. dpa/vs
In Mecklenburg-Vorpommern von Montag an Notbetreuung in Kitas
Vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Corona-Infektionszahlen schränkt Mecklenburg-Vorpommern die Betreuung in Kitas vom kommenden Montag an deutlich ein. Dann ist landesweit nur noch eine Notbetreuung möglich, wie das Sozialministerium in Schwerin mitteilte.
Anspruch auf die Notfallbetreuung können laut Ministerium etwa Alleinerziehende oder Eltern haben, bei denen mindestens einer im Bereich der kritischen Infrastruktur arbeitet. Dazu zählt demnach beispielsweise der Gesundheits- und Pflegebereich, Polizei und Feuerwehr oder Schulen. „Wir waren uns einig, dass angesichts der landesweit stark steigenden Corona-Infektionen auch bei Kindern die landesweite Umstellung des Kitabetriebs auf die Notfallbetreuung ein notwendiger Schritt ist“, sagte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) in einer Mitteilung. Diese Regelung soll demnach auch in Regionen im Bundesland gelten, die noch unter dem Inzidenzwert von 150 liegen. dpa/vs
Mehrere EU-Länder impfen vorerst nicht mit Johnson & Johnson
Die Niederlande, Schweden und Dänemark werden den Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson vorerst nicht anwenden. Zunächst müsse mehr über mögliche Thrombosen bekannt sein, teilte der niederländische Gesundheitsminister Hugo de Jonge in Den Haag mit. Die USA hatten zuvor die Impfung mit dem Präparat nach einigen Fällen von Blutgerinnseln in Hirnvenen ausgesetzt. Der Hersteller hatte auch EU-Staaten empfohlen, bereits gelieferte Dosen nicht zu nutzen.
Der Minister will nun das Gutachten der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) abwarten. Die EMA kündigte an, dass sie die Prüfung der Fälle beschleunige. Auch Schweden wartet bei dem Präparat vorerst ab: Die nationale Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten erklärte, man warte ebenfalls auf die Ergebnisse der EMA sowie auf Informationen aus den USA. Ähnlich äußerte sich die dänische Gesundheitsverwaltung Sundhedsstyrelsen dazu. dpa/vs
EU-Behörde: Nächste Woche Gutachten zu Johnson & Johnson-Impfstoff
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) will nächste Woche ein Gutachten über mögliche Thrombosen durch den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson abgeben. Die Prüfung werde beschleunigt, teilte die Behörde mit. Bis zu der Entscheidung könne der Impfstoff aber weiter uneingeschränkt eingesetzt werden. Die EMA hält weiterhin daran fest, dass die „Vorzüge des Impfstoffs, COVID-19 zu verhindern“, höher zu bewerten seien als die Risiken von Nebenwirkungen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die EMA angekündigt, dass sie sehr seltene Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen nach Impfungen untersuche. Bisher waren der EMA sechs Fälle gemeldet worden, vorwiegend aus den USA. Die US-Behörden hatten am Dienstag die Nutzung des Impfstoffs ausgesetzt, bis ein Zusammenhang geklärt ist. dpa/vs