Meldungen vom 04. bis 08.01.2021
Montag, den 04.01.2021
Mehrheit der Länder für Verlängerung des Lockdowns bis 31. Januar
Die Mehrheit der Ministerpräsidenten ist für eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis Ende Januar. Die Unions-geführten Länder hatten sich bereits am Sonntagabend auf diese Linie verständigt, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus dem Kreis der Ministerpräsidenten erfuhr. Nur zwei SPD-geführte Länder seien noch anderer Meinung, hieß es aus einer anderen Quelle. Der Corona-Lockdown sollte eigentlich am 10. Januar enden, doch angesichts weiter hoher Infektionszahlen ist eine Verlängerung höchstwahrscheinlich.
Auch der Bund tritt für eine Ausweitung bis Ende Januar ein. Thüringen hatte schon am Sonntag erklärt, den Lockdown bis zum 31. Januar weiterführen zu wollen. Auch die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) sprach sich im SWR für eine Verlängerung bis Monatsende aus. „Das ist, glaube ich, auch die Mehrheit der Kollegen“, fügte die SPD-Politikerin vor den für diesen Dienstag geplanten Bund-Länder-Beratungen hinzu.
Nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) halten sich die Länder mit niedrigen Infektionszahlen offen, in zwei Wochen noch einmal über den dann aktuellen Stand zu sprechen und die Maßnahmen neu zu diskutieren. Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor berichtet, Bund und Länder seien sich bereits einig darüber, den Lockdown bis 31. Januar zu verlängern. Das Blatt schrieb aber auch, endgültig entschieden werde erst an diesem Dienstag bei der Schalte von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten. Quelle: dpa/sn
Umfrage: Menschen fühlen sich in der Apotheke sicherer als in Bahnen
Wie sicher sich die Menschen vor einer Corona-Infektion fühlen, unterscheidet sich einer Umfrage zufolge gewaltig. So gaben 70 Prozent der Befragten an, sich in Arztpraxen oder Krankenhäusern gut oder sehr gut geschützt zu fühlen. Beim öffentlichen Nahverkehr waren hingegen nur 20 Prozent der Teilnehmer dieser Meinung. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar hatte kurz vor Weihnachten im Auftrag der Karlsruher Drogeriekonzerns dm und der Verbraucher Initiative (Bundesverband) 1017 Menschen repräsentativ befragt. Nach Angaben vom Montag waren auch zwei Drittel vom Ansteckungsschutz in Gaststätten und Restaurants überzeugt, die die Politik im Zuge der Pandemie-Maßnahmen als erstes geschlossen hatte.
Im Einzelhandel fühlt sich etwas mehr als die Hälfte der Befragten vor einer Infektion geschützt. Während sich im Drogerie- und Buchhandel sowie vor allem in Apotheken (86 Prozent) mehr als die Hälfte der Befragten sicher fühlt, waren es in Kauf- und Warenhäusern, im Textilhandel, in Super- und Lebensmittelmärkten beziehungsweise bei Discountern jeweils weniger als 50 Prozent.
Aus Sicht der Befragten trägt zu einer hohen Sicherheit vor einer Corona-Infektion insbesondere bei, dass sich nicht zu viele Kunden in einem Geschäft aufhalten. Das gaben 85 Prozent der Befragten an, gefolgt von besonders breiten Gängen (77 Prozent) und dem Verhalten der Mitarbeiter im Markt (76 Prozent). Als weniger wirksam werden hingegen unter anderem Regalstraßen mit Einbahnsystem (58 Prozent) oder Desinfektionsspray für Einkaufswagen (66 Prozent) erachtet. Quelle: dpa/sn
Experten: Neue Corona-Mutation könnte Eindämmung erschweren
Die neue Corona-Variante B.1.1.7 könnte die Eindämmung der Pandemie schwieriger machen. Es erscheine anhand der verfügbaren Daten wahrscheinlich, dass die Variante bald auch in Deutschland dominierend sein werde, erklärte der Virologe Jörg Timm von der Uniklinik Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur. „Ich halte eine Senkung der Fallzahlen grundsätzlich für eine nachhaltige Infektionskontrolle für notwendig. Wenn die Daten zur erhöhten Ansteckungsfähigkeit der neuen Variante stimmen - und davon gehe ich aus - dann wird die Aufgabe sicherlich schwieriger.“
Adam Lauring, ein Experte für Evolution von RNA-Viren an der US-amerikanischen Universität Michigan, sagte in einem Podcast: „Entscheidungsträger werden darüber nachdenken, was sie mit Blick auf Corona-Regeln tun müssen.“ Weil sich Varianten schneller ausbreiteten, müssten solche Maßnahmen strenger sein, um den gleichen Effekt bei der Eindämmung zu erzielen. „Wir müssen besser bei den Maßnahmen werden, um das Virus zu kontrollieren. Falls nicht, werden wir mehr Corona-Fälle sehen“ Das bedeute dann auch mehr schwere Erkrankungen und mehr Tote. Quelle: dpa/sn
Diskussionen um verzögerte zweite Impfstoffdosis
Um möglichst schnell möglichst viele Menschen gegen das Coronavirus zu impfen, könnte es Experten zufolge sinnvoll sein, den Zeitpunkt der Auffrischungsimpfung nach hinten zu verschieben. „Da der Abstand zwischen beiden Impfungen mit großer Wahrscheinlichkeit in weiten Grenzen variabel sein kann und der Schutz auch nach einer Impfung schon sehr gut ist, ist es durchaus überlegenswert, bei Impfstoffmangel zunächst bevorzugt die erste Impfung zu verabreichen“, sagte Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Allerdings stelle dies eine zusätzliche Herausforderung bei der Planung der zweiten Impfung dar, die letztlich erfolgen müsse.
Ähnlich äußerte sich der Bonner Virologe Hendrik Streeck im RTL-Nachtjournal. Die Daten hätten gezeigt, dass bereits nach der ersten Impfung mehr als die Hälfte der Geimpften vor der schweren Erkrankung geschützt sei. Wenn man die zweite Impfung später gebe, könne man durch die ersten Chargen der Impfdosen eigentlich die Impfkapazitäten verdoppeln. Darüber müsse es aber erstmal eine Diskussion geben. „Einfach ist die Entscheidung nicht, aber es wäre eine Möglichkeit, schnell mehr Menschen zu impfen.“
Laut der europäischen Zulassungsbehörde EMA sei eine Obergrenze für den zeitlichen Abstand zwischen den Dosen zwar nicht explizit definiert, der Nachweis der Wirksamkeit basiere aber auf einer Studie, bei der die Verabreichung der Dosen im Abstand von 19 bis 42 Tagen erfolgte. Das teilte die EMA am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Eine Verabreichung etwa im Abstand von sechs Monaten stehe nicht im Einklang mit den Bestimmungen und wäre demnach als Off-Label-Anwendung zu werten, hieß es weiter. Konkret bedeute dies, dass eine solche Änderung eine Änderung der Zulassung sowie mehr klinische Daten zur Unterstützung einer solchen Änderung erfordern würde, „da es zurzeit keine Daten gibt, die einen Schutz nach der ersten Dosis über zwei bis drei Wochen hinaus zeigen“. Quelle: dpa/sn
Lockdown-Verlängerung wahrscheinlich - aber wie lange?
Wenige Tage vor neuen Bund-Länder-Gesprächen läuft alles auf eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland hinaus. Offen ist allerdings, bis wann die Beschränkungen ausgeweitet werden - und was mit Schulen und Kitas passiert. Hier könnten die Länder nach den Gesprächen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag unterschiedliche Linien fahren. Das deutet sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nach einer Schaltkonferenz der Staatskanzlei-Chefs vom Samstag an.
Auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, plädierte für eine Verlängerung des Lockdowns. Bund und Länder sollten um volle vier Wochen nachlegen, sagte er der „Rheinischen Post“. Das würde einen Lockdown bis zum 2. Februar bedeuten. „Und ich bin überhaupt nicht sicher, dass dann Schluss ist“, sagte Montgomery. Quelle: dpa/sn
Spahn ruft Mitarbeiter im Gesundheitswesen zur Impfung auf
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Mediziner und Pflegekräfte im Gesundheitswesen dazu aufgerufen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Es ist ein Gebot der Vernunft und der Solidarität, dass diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sich ebenfalls impfen lassen, zu ihrem eigenen Schutz und dem Schutz der ihnen anvertrauten Patienten“, sagte Spahn der „Rheinischen Post“ (Montag). Er selbst werde sich sofort impfen lassen, wenn er an der Reihe sei. „Und ich möchte auch mit meiner Impfung davon überzeugen, dass es ein sicherer Impfstoff ist.“
Zahlreiche Mitarbeiter im Gesundheitswesen hatten erklärt, sich nicht impfen lassen zu wollen. Quelle: dpa/sn
Mehr Impfstoff in Sicht? Biontech will mehr Dose an die EU liefern
Der Mainzer Hersteller Biontech will mehr Impfstoff als geplant an die Europäische Union liefern. Das Unternehmen befinde sich „in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfstoffdosen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können“, teilte Unternehmenschef Ugur Sahin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
„Aufgrund der aktuell hohen Infektionszahlen ist eine zügige Impfstoffversorgung besonders wichtig“, fügte Sahin hinzu. „Wir arbeiten mit der EU zusammen, um unsere Produktionskapazitäten weiter auszubauen und zusätzliche Impfstoffdosen bereitstellen zu können.“
Er verwies darauf, dass diese Woche mit der EU-Kommission vereinbart worden sei, weitere 100 Millionen Impfstoffdosen zu liefern. Dabei wurde eine im EU-Rahmenvertrag ohnehin vereinbarte Option gezogen: Fest bestellt waren zunächst 200 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs mit der Möglichkeit zum Kauf von 100 Millionen weiteren Einheiten. Diese Erweiterung wurde vor einigen Tagen vertraglich vereinbart, nachdem die EU-Staaten entsprechenden Bedarf angemeldet hatten.
Wie schnell nun ein Vertrag zu darüber hinausgehenden Lieferungen zustande kommen könnte und um welche Mengen es geht, wollte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage noch nicht sagen. Die EU-Kommission sprach ebenfalls nur davon, dass es „fortgeschrittene Gespräche“ über weitere Lieferungen 2021 gebe. Quelle: dpa/sn
WHO erteilt Notfall-Zulassung für Biontech-Impfstoff
Nach der Zulassung des Biontech-Corona-Impfstoffs in mehreren Ländern hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) grünes Licht für den Einsatz gegeben. Sie hat am Silvestertag eine Notfallzulassung erteilt, wie sie in Genf mitteilte. Die WHO drängte auf eine gerechte Verteilung des Impfstoffs in allen Ländern der Welt.
Die WHO prüft wie die Regulierungsbehörden einzelner Länder wissenschaftliche Studien zu neuen Medikamenten oder Impfstoffen und wägt die Risiken eines Einsatzes ab. Mit der WHO-Notfallzulassung (EUL - Emergency Use Listing) können UN-Organisationen den Impfstoff einkaufen und verteilen. Ebenso können Länder, die keine eigenen Kapazitäten für solche wissenschaftlichen Prüfungen haben, aufgrund der Vorarbeit der WHO eine Zulassung in ihrem Land erteilen.
Der Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer erfülle alle Sicherheits- und Wirksamkeitsanforderungen der WHO, teilte die UN-Organisation mit. „Der Nutzen eines Einsatzes, um mit der COVID-19-Pandemie fertigzuwerden, wiegt mögliche Risiken auf“, teilte die WHO mit. Dass der Impfstoff bei minus 60 Grad oder kälter gelagert werden müsse, sei für viele Länder schwierig, so die WHO. Sie versuche, mit interessierten Regierungen Lösungen zu finden. Quelle: dpa/sn