Meldungen vom 03. bis 07.01.2022
Freitag, 07.01.2022
Bürger waren an Weihnachten mehr unterwegs als vor der Pandemie
Trotz hoher Infektionszahlen und Warnungen vor der Omikron-Variante sind die Menschen in Deutschland an Heiligabend und Silvester 2021 etwas mehr unterwegs gewesen als vor Beginn der Corona-Pandemie. Die Mobilität habe an beiden Tagen zudem deutlich über dem Niveau des Jahres 2020 gelegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Daten stammen unter anderem von einem Mobilfunkanbieter, sie werden anonymisiert ausgewertet.
Am 24. Dezember 2021 lag die Mobilität demnach um zwei Prozent höher als an Heiligabend 2019. Am 24. Dezember 2020 dagegen waren die Menschen 14 Prozent weniger mobil als an Heiligabend 2019. Ein ähnliches Bild zeigte sich den Angaben zufolge zum Jahreswechsel: An Silvester 2021 habe die Mobilität 6 Prozent über und an Silvester 2020 16 Prozent unter dem Vorkrisenniveau gelegen.
An den Weihnachtsfeiertagen und zwischen den Jahren ging die Mobilität den Daten zufolge auch im Jahr 2021 deutlich zurück: 2021 war sie zwischen dem 23. und 31. Dezember 13 Prozent geringer als 2019, 2020 waren es 27 Prozent weniger. Vor allem auf längeren Distanzen seien die Bundesbürger in dem Zeitraum 2021 häufiger unterwegs gewesen als noch 2020.
Auch die Innenstädte seien in der Weihnachtszeit 2021 stärker frequentiert gewesen als ein Jahr zuvor, wie eine Auswertung von Passantenfrequenzen auf Basis der Daten von Laserzählstellen zeige. An den Adventssamstagen 2021 lag die Zahl der Passantinnen und Passanten auf ausgewählten Einkaufsstraßen in Berlin, Hamburg, Köln und München 37 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Im ersten Pandemie-Winter 2020 hatte der Rückgang noch bei durchschnittlich 62 Prozent gelegen – damals waren die Geschäfte wegen eines Lockdowns aber zeitweise ganz geschlossen. Quelle: dpa/mia
RKI: Omikron verdrängt Delta zunehmend
Ältere Geimpfte mit vollständigem Grundschutz gegen Corona haben im Schnitt ein deutlich höheres Hospitalisierungsrisiko als Menschen mit zusätzlicher Auffrischimpfung. Das zeigen jüngste Daten des Robert Koch-Instituts (RKI). So lag die Hospitalisierungsinzidenz – die Krankenhauseinweisungen pro Woche und 100 000 Einwohner – bei Geboosterten ab 60 Jahren in Kalenderwoche 51 (bis 26.12.) bei 1,3. Bei Senioren mit vollständigem Grundschutz war der Wert dreimal so hoch. Das weitaus größte Risiko, wegen COVID-19 ins Krankenhaus zu müssen, hatten aber Ungeimpfte mit einer Inzidenz von 29,1. Für Kalenderwoche 51 werden noch Nachmeldungen erwartet.
Eine zuverlässige Schätzung der Impfeffektivität mit Bezug auf die ansteckendere Corona-Variante Omikron ist laut RKI aktuell noch nicht möglich. Geimpfte ohne Booster sind Studien zufolge vor Omikron schlechter geschützt. Allerdings betont das RKI: „Es deutet sich an, dass der Impfschutz gegen schwere Erkrankung bei Immungesunden nach jetzigem Kenntnisstand erheblich weniger beeinträchtigt ist als der Schutz vor Infektion / Transmission.“
Das RKI warnt weiterhin davor, dass es durch die ansteckendere Omikron-Variante „zu einer schlagartigen Erhöhung der Infektionsfälle und einer schnellen Überlastung des Gesundheitssystems und gegebenenfalls weiterer Versorgungsbereiche“ kommen kann. Quelle: dpa/mia
Rekordwert von 9,5 Millionen neuen Coronafällen weltweit
Die Zahl der neu gemeldeten Coronavirus-Fälle weltweit ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) innerhalb einer Woche um 71 Prozent auf knapp 9,5 Millionen gestiegen. So viele neue Fälle wurden binnen sieben Tagen noch nie gemeldet, wie die WHO mitteilte. Die tatsächliche Zahl liege aber noch viel höher. Grund sei, dass vielerorts nicht genügend getestet werde oder Meldungen unvollständig seien, so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die Zahlen beziehen sich auf die Woche vom 27. Dezember bis 2. Januar. In diesen sieben Tagen rund um den Jahreswechsel wurden weltweit auch 41.000 neue Todesfälle gemeldet. Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren etwa 289 Millionen Corona-Infektionen und 5,4 Millionen Todesopfer registriert. In Nord- und Südamerika verdoppelte sich die Zahl der Neuinfektionen binnen dieser einzigen Woche. In Europa betrug der Anstieg 65 Prozent. Quelle: dpa/mia
Mehrheit der Deutschen für Verkürzung von Quarantäne
Kurz vor der Bund-Länder-Runde über neue Corona-Maßnahmen hat sich in einer Umfrage eine Mehrheit der Bürger in Deutschland für eine Verkürzung der Quarantänedauer ausgesprochen. Demnach befürworten zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten, die Quarantänedauer für Kontaktpersonen von Infizierten zu reduzieren, wenn diese symptomfrei sind, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend hervorgeht. Ebenso viele befürworten es, die Isolationszeit für Infizierte zu kürzen, wenn diese negativ getestet und symptomfrei sind.
Unter dem Druck hochschnellender Infektionszahlen wollen Bund und Länder über zusätzliche Corona-Maßnahmen entscheiden. Bei der ersten Beratung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidenten im neuen Jahr stehen vor allem Vorkehrungen gegen die ansteckendere Virusvariante Omikron im Mittelpunkt. Für Personal in wichtigen Versorgungsbereichen sollen wohl Quarantänezeiten mit Absicherung durch Labortests verkürzt werden.
Nach den aktuellen Regelungen wird bei der Dauer zwischen verschiedenen Virusvarianten unterschieden. Im Falle einer Omikron-Infektion müssen Infizierte für mindestens 14 Tage in Isolation und benötigen anschließend einen negativen Test. Enge Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten müssen für 14 Tage in Quarantäne. Quelle: dpa/mia
Fast 60 Mio. Menschen in Deutschland mit vollem Impf-Grundschutz
Die Impfkampagne in Deutschland nimmt nach dem Jahreswechsel weiter an Fahrt auf. Am Mittwoch wurden 728.000 Impfdosen verabreicht, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Damit haben nun 59,5 Millionen Menschen in Deutschland (71,5 Prozent der Bevölkerung) den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze. Eine zusätzliche Auffrischungsimpfung haben mindestens 34 Millionen Menschen (40,9 Prozent) bekommen. Diese dritte Dosis gilt inzwischen als wichtig für einen wirksamen Schutz vor der ansteckenderen Virusvariante Omikron.
Laut RKI haben 61,9 Millionen Menschen (74,4 Prozent) bislang mindestens eine Impfdosis bekommen. Die Bundesregierung strebt eine Marke von 80 Prozent bis Ende Januar an, nachdem als Zielmarke zunächst der 7. Januar genannt worden war.
Nicht geimpft sind bislang 21,3 Millionen Menschen (25,6 Prozent). Unter ihnen sind allerdings auch rund vier Millionen Kinder unter vier Jahren, für die bislang kein Impfstoff zugelassen ist. Quelle: dpa/mia
Verliert Corona durch Omikron mittelfristig an Schrecken?
Omikron wurde im November aus Südafrika gemeldet. Laut Robert Koch-Institut (RKI) hat sie eine ungewöhnlich hohe Zahl an Mutationen im Spike-Protein. Einige der Mutationen sind relevant etwa mit Blick auf die Übertragbarkeit, die bei Omikron besonders hoch ist. Laut Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen kann Omikron als etwa 2,5- bis 3,5 Mal infektiöser als die Delta-Variante eingestuft werden.
Erste Zahlen deuten darauf hin, dass die Inkubationszeit bei Omikron kürzer sein könnte als bei anderen Corona-Varianten, wie der Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, Jörg Timm sagte. Eine belastbare Aussage sei derzeit aber noch nicht möglich. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sagte bei RTL vor kurzem, wegen der verkürzten Inkubationszeit sei ein explosionsartiger Anstieg der Fälle zu erwarten, was zu Problemen im Gesundheitsbereich, aber etwa auch der kritischen Infrastruktur führen könnte.
Die Schwere der Erkrankung – gemessen am Anteil der Infizierten, die ins Krankenhaus müssen – ist nach Daten des Imperial College bei Omikron im Vergleich zu Delta um 20 bis 45 Prozent geringer, wie Zeeb deutlich machte.
Die großen Abers: Auch ein vergleichsweise milder Verlauf muss nicht ohne sein. So gebe es noch keine Erkenntnisse über Long-COVID-Verläufe bei Omikron, betonte der Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner.
Auffallend hoch seien die Impfdurchbrüche bei Omikron, sagte Andreas Schuppert vom Institute for Computational Biomedicine an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Selbst Geboosterte seien wohl nur noch zu 76 bis 82 Prozent geschützt. Gegen Delta habe der Schutz um die 95 Prozent betragen. Der Impfschutz vor schweren Verläufen sei aber auch bei Omikron hoch.
Problematisch sehen die Experten vor allem die auch im Vergleich zu anderen Ländern hohe Zahl an Ungeimpften in Deutschland. Rund 30 Prozent der Bevölkerung seien nicht vollständig geimpft, machte Wendtner deutlich. Und die Boosterkampagne habe gerade erst begonnen. Zudem wirkten manche der extra für Corona entwickelten Medikamente bei einer Omikron-Erkrankung nicht mehr. Quelle: dpa/mia