Meldungen vom 01. bis 05.03.2021
Dienstag, 02.03.2021
Kretschmann bremst: Öffnungen erst, wenn Massentests möglich sind
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht kurz vor der Bund-Länder-Konferenz zum Corona-Lockdown keine schnellen Öffnungsschritte. Auf die Frage, was denn außer Baumärkten rasch geöffnet werden könne, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart: „Erstmal nix.“ Die Zahl der Infektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen sei weiterhin der entscheidende Wert bei der Frage, wie stark man lockern könne – und die 7-Tage-Inzidenz steige wieder.
Zwar könne man mit massenhaften Schnell- und Selbsttests demnächst Öffnungen angehen, doch das gehe nicht von heute auf morgen. „Das ist ein großer organisatorischer Aufwand.“ Die Test-Infrastruktur müsse schon da sein, „damit man die Teststrategie mit der Öffnungsstrategie verbinden kann“, erklärte der Grünen-Politiker. Quelle: dpa/vs
RKI: Bundesweit Fünf-Prozent-Marke bei Corona-Impfungen erreicht
Mehr als zwei Monate nach Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus haben rund fünf Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis erhalten. Den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge wurden bislang etwa 6,4 Millionen Dosen des Impfstoffs verabreicht (Stand 2.3., 8.00 Uhr). Davon haben rund 4,2 Millionen Menschen eine Erstimpfung und fast 2,2 Millionen bereits die Zweitimpfung bekommen. Zum zweiten Mal wurden im Bundesdurchschnitt bisher 2,6 Prozent der Einwohner geimpft.
Bei den Erstimpfungen führt Thüringen die Liste im Ländervergleich mit einer Quote von 5,7 Prozent an, Brandenburg ist mit 4,3 Prozent bislang das Schlusslicht. Bei den Zweitimpfungen liegt Rheinland-Pfalz (3,4 Prozent) vorn, die kleinste Quote haben derzeit Hessen und Niedersachsen (2,2 Prozent). Quelle: dpa/vs
Österreich will sich bei Impfstoffen nicht mehr auf EU verlassen
Österreich will sich bei Impfstoffen gegen das Coronavirus nicht mehr auf die EU verlassen. Die Europäische Arzneimittelagentur sei zu langsam bei den Zulassungen für Impfstoffe, erklärte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien. Österreich werde deshalb eng mit Dänemark und Israel bei der Erforschung und Produktion von Impfstoffen der zweiten Generation gegen mögliche Virus-Varianten zusammenarbeiten, so Kurz im Vorfeld eines für Donnerstag geplanten Israel-Besuchs.
Er sei zwar froh, dass EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen so früh die Initiative für die Beschaffung von Impfstoff ergriffen habe, „wir müssen uns aber jetzt schon rechtzeitig auf weitere gefährliche COVID-19-Mutationen vorbereiten“, schrieb Kurz auf Twitter. Experten rechneten damit, dass jährlich rund sechs Millionen Österreicherinnen und Österreicher geimpft werden müssten. „Die Pandemie wird uns noch lange Zeit beschäftigen mit verschiedenen Mutationen.“ Quelle: dpa/vs
WHO hält Ende der Corona-Pandemie in diesem Jahr für unrealistisch
Die Weltgesundheitsorganisation rechnet nicht mit einem baldigen Ende der Corona-Pandemie. „Es wäre sehr verfrüht und unrealistisch zu glauben, dass wir bis Ende des Jahres mit diesem Virus fertig werden“, sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Montagabend in Genf. Bei klugem Handeln könnten jedoch „die Krankenhauseinweisungen, die Todesfälle und die Tragödie beendet werden, die mit dieser Pandemie einhergehen“.
Der Fokus der WHO sei weiter darauf gerichtet, die Infektionen so gering wie möglich zu halten und so viele Menschen wie möglich zu impfen. Im Vergleich zu vor zehn Wochen sei die Situation viel besser, sagte Ryan mit Blick auf die Auslieferung erster Impfstoffe gegen das Virus. „Noch stehen wir aber vor einer großen Herausforderung“, betonte er. Noch habe das Virus die Oberhand. Die Kontrolle über die Pandemie könne aber beschleunigt werden, wenn die Impfstoffe begännen, sich signifikant auf die Übertragungsdynamik und das Übertragungsrisiko auszuwirken. Quelle: dpa/vs
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 3.943
Sieben-Tage-Inzidenz: 65,4 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 02.03., 5.25 Uhr )
Sieben-Tage-R-Wert: 1,01
(Stand: 01.03.)
Ärzteverbände gegen flächendeckende Schnelltests für Schüler
Überlegungen in der Politik zu regelmäßigen Corona-Tests bei Schülern stoßen bei Medizinerverbänden auf Kritik. „Die zu erwartende hohe Zahl an falschen negativen und falschen positiven Ergebnissen würde aus unserer Sicht weit mehr Schaden anrichten als nutzen“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es bestehe „eine erhebliche Gefahr“, dass die Hygienemaßnahmen nach negativen Testergebnissen nicht mehr eingehalten würden, weil sich die Schüler in falscher Sicherheit wögen. „Angesichts vieler falsch negativer Ergebnisse könnte das zu mehr Ansteckungen führen, als wenn nicht getestet würde; das wäre verheerend.“ Auf der anderen Seite müssten Kinder bei falsch positiven Ergebnissen unnötig in Quarantäne.
Vor allem die unangenehmen Schnelltests mit Abstrich tief in der Nase oder im Rachen könnten bei häufiger Anwendung für junge Schulkinder sehr belastend sein, fürchten die Verbände dem Bericht zufolge. Statt „vorschnell und kontraproduktiv“ alle Schulkinder zu testen, brauche es eine umfassende Strategie zum Einsatz von Testungen in Schulen. Dazu müsse gehören, das gesamte Personal, jeden zweiten Tag zu testen, also auch Mitarbeiter von Kantinen oder Fahrdiensten. Überdies sollten die Schnelltests auch künftig nur durch geschultes Personal erfolgen, bei Selbsttestungen drohten zu viele falsche Ergebnisse. Quelle: dpa/vs
Frankreich weitet Anwendung von AstraZeneca-Impfstoff aus
Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie weitet die französische Regierung die Anwendung des Impfstoffs von AstraZeneca aus. Auch Menschen in der Altersgruppe von 65 bis 75 Jahren können nun den Impfstoff dieses Herstellers erhalten, falls sie beispielsweise an Diabetes oder Bluthochdruck leiden, wie Gesundheitsminister Olivier Véran am Montagabend im TV-Sender France 2 ankündigte. Von der Ausweitung seien potenziell rund 2,5 Millionen Franzosen betroffen. Quelle: dpa/vs
Britische Studie: Corona-Impfstoffe sind sehr effektiv
Einer britischen Studie zufolge werden die Corona-Impfstoffe von AstraZeneca und Biontech/Pfizer als effektiv bewertet. Geimpfte weisen geringere COVID-19-Erkrankungen auf, die Sterblichkeit nimmt nach einer Impfung ab – Experten sprechen von positiven Effekten des Impfprogramms. Dennoch ist weiterhin unklar ob die Impfstoffe auch Ansteckungen verhindern.
WHO: Weltweite Corona-Zahlen steigen wieder
Die weltweit gemeldeten Corona-Infektionszahlen steigen wieder. Nach sechs Wochen mit sinkender Tendenz gebe es nun wieder einen Zuwachs, sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, in Genf. Abgesehen von Afrika und der Region im westlichen Pazifik sei überall ein Aufwärtstrend zu beobachten. „Das ist enttäuschend, aber nicht überraschend.“ Ursachen könnten die Corona-Lockerungen und die ansteckenderen Varianten des Virus sein – „und dass die Menschen weniger vorsichtig werden“, sagte Tedros.
Der WHO-Chef ermahnte die internationale Gemeinschaft erneut, nicht allein auf Impfungen zu setzen. Grundsätzliche Hygieneregeln seien weiterhin Fundament der Pandemie-Bekämpfung. Erfreulich sei, dass endlich die Impfung von medizinischem Personal in den ärmeren Ländern begonnen habe, zum Beispiel in Ghana und der Elfenbeinküste. Bis Ende Mai erwarte die WHO, dass 237 Millionen Dosen Impfstoff zur Verteilung in 142 ärmeren Ländern bereitstünden. Tedros fügte hinzu: „Es ist bedauerlich, dass dies beinahe drei Monate nach dem Impfstart in manch besonders reichen Ländern passiert.“ Quelle: dpa/vs
Einreiseregeln für französische Grenzregion Moselle werden verschärft
Mit der Einstufung der französischen Grenzregion Moselle als sogenanntes Virusvariantengebiet ab diesem Dienstag gelten strengere Regeln bei der Einreise nach Deutschland. Menschen aus dem Département müssen künftig bei der Einreise in das angrenzende Rheinland-Pfalz und Saarland einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Ein Schnelltest ist dabei ausreichend.
Die Bundespolizei will die verschärfte Testpflicht stichprobenartig kontrollieren. Es werde im Grenzgebiet an die Region Moselle in Rheinland-Pfalz und im Saarland Kontrollstellen geben. Stationäre Grenzkontrollen sind aber nicht geplant. Für die Praxis der Bundespolizei sei das keine Veränderung zu vorher: Es gebe schon länger eine „intensivierte Grenzschleierfahndung“, hieß es. Quelle: dpa/vs
EU-Kommission: Mitte März Plan für „grünen Pass“ für Corona-Geimpfte
Die EU-Kommission will am 17. März den Gesetzentwurf für einen „digitalen grünen Pass“ vorlegen, der Corona-Impfungen, COVID-Erkrankungen und negative Tests vermerken soll. Ziel ist, einen sicheren Weg zur Aufhebung von Beschränkungen und zum Reisen in Europa zu finden. Dies kündigte Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas in Brüssel an.
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten vorige Woche vereinbart, die Pläne für einen digitalen Impfpass voranzutreiben. Binnen drei Monaten sollen die technischen Voraussetzungen stehen, damit Corona-Geimpfte europaweit fälschungssicher ihre Immunisierung nachweisen können. Das könnte über ein einheitlich lesbares Dokument mit QR-Code geschehen, das man auf Papier oder auf dem Smartphone bei sich tragen könnte – ähnlich wie ein Bahnticket. Dazu müssen nationale Systeme der 27 EU-Staaten vergleichbar ausgestaltet und digital verknüpft werden. Technisch ist dafür noch sehr viel vorzubereiten. Der geplante Gesetzentwurf würde den rechtlichen Rahmen stecken.
Neu ist bei der Ankündigung der EU-Kommission, dass das Dokument nicht nur ein Impfnachweis wäre, sondern auch frische negative Ergebnisse eines Corona-Tests anzeigen würde. Damit könnten auch Ungeimpfte erleichterten Zugang zu Reisen, Restaurants oder Veranstaltungen haben – wenn auch nur sehr befristet. Das Konzept lehnt sich an den in Israel eingeführten „grünen Pass“ an.
Dennoch würde letztlich jeder Staat selbst entscheiden, welche Vorteile mit dem „grünen Pass“ verbunden wären – wenn überhaupt. Einige Staaten, darunter Deutschland, haben Vorbehalte. Sie wenden ein, noch hätten nur wenige Zugang zu Corona-Impfungen. Zudem sei nicht klar, ob man trotz Impfung das Virus weitergeben kann. Kritiker fürchten auch eine verkappte Impfpflicht. Quelle: dpa/vs
Corona-Impfungen in vier Brandenburger Arztpraxen als Modellprojekt
In Brandenburg soll ab Mittwoch ein Modellprojekt mit Corona-Impfungen in Arztpraxen starten. Zunächst werde das Vorhaben in vier Praxen in Bad Belzig, Senftenberg, Pritzwalk und Wittenberge umgesetzt, teilten das Gesundheitsministerium in Potsdam, die KV und das Deutsche Rote Kreuz Brandenburg mit. Das Angebot solle noch im März auf 50 Praxen erweitert werden. Für reguläre Impfungen in Arztpraxen müsste die Corona-Impfverordnung des Bundes geändert werden.
In Thüringen sollen Hausärzte bald ebenfalls in einem Pilotprojekt Patienten gegen das Coronavirus impfen können. „Hauptziel des Pilotprojektes ist es, dass die Hausärztinnen und Hausärzte insbesondere die Patienten impfen, die nicht mobil sind, die zu Hause sind und deshalb nicht geimpft werden können“, sagte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. Man wolle damit auch eine Lücke im Impfsystem schließen. Angepeilter Start: Mitte März. Quelle: dpa/vs