Meldungen vom 01. bis 05.02.2021
Freitag, den 05.02.2021
Großbritannien sichert sich 50 Millionen zukünftige Curevac-Impfdosen
Großbritannien hat seinen Kurs der frühzeitigen Corona-Impfstoff-Beschaffung ausgeweitet und sich 50 Millionen Dosen eines zukünftigen Impfstoffs des deutschen Herstellers Curevac gesichert, der auch gegen Virus-Varianten wirken soll. Das Tübinger Unternehmen werde mit der britischen Regierung zusammenarbeiten, um solche Impfstoffkandidaten zu entwickeln, teilte Curevac am Freitag mit. Teil der Vereinbarung sind 50 Millionen Dosen, die Großbritannien zustehen sollen, wenn die Vakzine zugelassen werden.
Auch bei anderen Impfdosen hat die britische Regierung frühzeitig große Impfstoffmengen bestellt und hat daher aktuell weniger Nachschubprobleme als etwa die Europäische Union. Antony Blanc von Curevac bezeichnete das Land derzeit als „Vorreiter bei der Kontrolle, Impfstoffentwicklung“ und der Verteilung der Vakzine. Das Unternehmen zeigte sich optimistisch, seinen Impfstoff schnell an neue Varianten anpassen zu können.
Die zukünftigen Curevac-Vakzine sollen der Mitteilung zufolge teilweise in Großbritannien hergestellt und vertrieben werden. Curevac kooperiert außerdem mit Bayer zur Herstellung seines aktuellen, noch in klinischen Tests befindlichen, mRNA-Impfstoffs sowie mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline für die Vakzine der nächsten Generation. Quelle: dpa / cn
Arzt entwendet Impfstoff für seine schwer kranke Frau
Um seine schwer kranke Frau vor einer Corona-Infektion zu schützen, hat ein Arzt im Hamburger Impfzentrum Impfstoff entwendet. Die Gesundheitsbehörde bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach der 69-Jährige Mitte Januar eine aufgezogene Spritze mit in den Eingangsbereich des Zentrums nahm und den Impfstoff seiner dort wartenden Frau verabreichte. Die Tat sei sofort entdeckt und der Arzt einen Tag später entlassen worden.
Während gegen den Mann strafrechtliche Ermittlungen liefen, werde die Frau auch die zweite Impfdosis erhalten, obwohl sie nicht zur Gruppe der derzeit Impfberechtigten gehöre, sagte Sprecher Martin Helfrich. „Wenn eine erste Dosis verabreicht wurde, muss auch die zweite Dosis gespritzt werden.“ Dabei gehe es nicht nur darum, keinen Impfstoff zu vergeuden. Wenn es keinen abschließenden Impfschutz gibt, steige das Risiko einer Virusmutation, die von einer solchen Person ausgehe.
Aufgrund umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen sei es nicht möglich, in dem Zentrum größere Impfstoffmengen zu entwenden, betonte Helfrich. So würden aus dem Lager im Hochsicherheitsbereich immer nur einzelne Dosen in die Impfstraßen des Zentrums gebracht. Zudem sei der Umgang mit dem Impfstoff, der tiefstgekühlt gelagert werden muss, auch für potenzielle Diebe schwierig. „Den kann man sich nicht mal eben so in die Hosentasche stecken.“ Quelle: dpa / cn
Scholz: Zu früh für Festlegungen vor dem Corona-Gipfel
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) ist dagegen, zum jetzigen Zeitpunkt Entscheidungen für oder gegen eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen zu treffen. „Es sind noch einige Tage Zeit bis zur Konferenz mit den Ministerpräsidenten, und diese Tage werden wir auch brauchen, um Klarheit über die Entwicklung der Infektionszahlen und die Verbreitung der Mutation zu erlangen“, sagte Scholz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Für Festlegungen sei es noch zu früh.
Bund und Länder wollen am 10. Februar über ihr weiteres Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Bei ihren Beratungen am 19. Januar hatten sie beschlossen, den Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis Mitte Februar zu verlängern. Restaurants und Bars, Freizeiteinrichtungen sowie viele Geschäfte bleiben zumindest bis zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Bund und Länder hatten aber zugleich vereinbart, dass eine Arbeitsgruppe ein Konzept für eine „sichere und gerechte“ Öffnungsstrategie erarbeiten soll.
Sollte es zu Lockerungen kommen, ist die Reihenfolge für Scholz klar. „Sobald Lockerungen möglich sind, haben Schulen und Kitas für mich oberste Priorität“, sagte der Vizekanzler. Quelle: dpa / cn
RKI: Corona-Varianten dominieren noch nicht – trotzdem Sorge
Bislang dominieren die ansteckenderen Corona-Varianten nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts noch nicht das Infektionsgeschehen in Deutschland - sie dürften sich aber weiter ausbreiten. Der Anteil der vor allem in Großbritannien grassierenden Variante B.1.1.7 liege bei etwas weniger als sechs Prozent, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Freitag in Berlin. In 13 der 16 Bundesländern sei sie inzwischen nachgewiesen. „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Wieler. Insgesamt gebe es drei besorgniserregende Varianten in Deutschland. „Sie dominieren das Geschehen noch nicht.“ Ihr Anteil dürfte sich aber weiter erhöhen. Insgesamt sei das Virus gefährlicher geworden. „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen.“ Quelle: dpa / cn
TK: Tausende Anträge auf Kinderkrankengeld
Das coronabedingt ausgeweitete Kinderkrankengeld wird nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) stark nachgefragt. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte, gab es im Januar mehr als 6.000 Anträge wegen Einschränkungen an Kitas und Schulen. Die Zahl der Anrufe von Versicherten wegen des Themas lag bei über 30.000. Im Dezember wandten sich demnach weniger als 5.000 Versicherte mit Fragen zum Kinderkrankengeld an die Kasse.
Die sogenannten Kinderkrankentage waren für das laufende Jahr verdoppelt worden: Pro Elternteil gibt es nun 10 statt 20, Alleinerziehende bekommen 40 statt der üblichen 20 Tage. Neu ist, dass die Leistung nicht nur genutzt werden kann, wenn ein Kind krank ist, sondern auch, wenn Kita oder Schule wegen Corona-Maßnahmen geschlossen oder nur im eingeschränkten Betrieb sind. Das Kinderkrankengeld beträgt 90 Prozent des Nettoverdienstes.
„Eltern sind durch die Kita- und Schulschließungen besonders belastet. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass sie durch das Kinderkrankengeld in dieser herausfordernden Zeit unterstützt werden“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. Versicherte können den Angaben zufolge den Antrag über Internet, App, Post oder E-Mail stellen. Ein Nachweis der Schule oder Kita werde nicht verlangt. Die TK hat nach eigenen Angaben fast 11 Millionen Versicherte. Quelle: dpa / cn
Merck will Biontech schneller mit Lipiden für Corona-Vakzin beliefern
Der deutsche Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck und der Corona-Impfstoffhersteller Biontech erweitern ihre Zusammenarbeit. Das Unternehmen will die Lieferung der von der Mainzer Biontech dringend benötigten Lipide erheblich beschleunigen und die Liefermengen bis Jahresende steigern, wie Merck am Freitag in Darmstadt mitteilte.
Lipide kommen bei der Herstellung des Covid-19-Impfstoffes BNT162b2 zum Einsatz, den Biontech zusammen mit seinem US-Partner Pfizer unter dem Namen Comirnaty® vermarktet. Dabei wird der Botenstoff des mRNA-Vakzins in eine Art Hülle verpackt, die aus Lipiden besteht. Diese fettartigen Moleküle sind wichtig, damit die Wirkstoffe des mRNA-Vakzins freigesetzt werden und die Impfung ihre Wirkung entfalten kann.
Merck und Biontech hatten bereits vor der Pandemie zusammengearbeitet und diese Partnerschaft mit Ausbruch des Corona-Virus intensiviert. In den vergangenen Wochen habe Merck daran gearbeitet, die bereits sehr hohe Produktionskapazität von Lipiden auszubauen, hieß es in der Mitteilung weiter. Biontech und die Darmstädter erarbeiten den Angaben zufolge zurzeit die genauen Anforderungen.
Die Impfkampagne in Deutschland war zuletzt wegen Lieferschwierigkeiten der Hersteller ins Stocken geraten. Wie nach dem „Impfgipfel“ jüngst verlautete, liegt dies unter anderem bei mRNA-Vakzinen an der Belieferung mit Lipiden. Nur wenige Unternehmen in Deutschland könnten diese herstellen, hieß es aus der Branche. Quelle: dpa / cn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 12.908
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 2.264.909
Zahl der Todesfälle: 60.597
Überstandene Infektionen: 2.008.200
Sieben-Tage-Inzidenz: 79,9 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 05.02., 00.00 Uhr)
Sieben-Tage-R-Wert: 0,89
(Datenstand 04.02..)
Johnson & Johnson beantragt US-Notfallzulassung für Corona-Impfstoff
Der US-Konzern Johnson & Johnson hat bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für den von seiner Pharmasparte entwickelten Corona-Impfstoff beantragt. Die entsprechenden Dokumente seien der FDA übergeben worden, teilte der Konzern mit Hauptsitz in New Brunswick im US-Bundesstaat New Jersey am Donnerstag mit. Der Antrag auf Notfallzulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA solle „in den kommenden Wochen“ folgen.
Es wäre der erste in den USA und der EU zugelassene Impfstoff, der nur einmal gespritzt werden muss. In der vergangenen Woche hatte Johnson & Johnson ein Zwischenergebnis seiner Phase-3-Studie mit rund 44.000 Probanden bekanntgegeben, demzufolge der Impfstoff vier Wochen nach Verabreichung einen 66-prozentigen Schutz vor mittleren oder schweren COVID-19- Krankheitsverläufen biete. Die Wirksamkeit gegenüber schweren Erkrankungen wurde mit 85 Prozent angegeben. Die Prozentzahlen bedeuten, dass es in der geimpften Probandengruppe entsprechend weniger Fälle gab als in der Placebo-Probandengruppe.
Im Gegensatz zu den Impfstoffen von Biontech / Pfizer und von Moderna handelt es sich um einen Vektorimpfstoff, der bei Kühlschranktemperatur transportiert und gelagert werden kann. Bei den Konkurrenzprodukten, die in der EU bereits eingesetzt werden und im Abstand von mehreren Wochen zwei Mal gespritzt werden, ist die Wirksamkeit nach Studienergebnissen allerdings deutlich höher. Quelle: dpa / cn