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Proteine sind verantwortlich: Einsame Menschen zeigen häufiger Gesundheitsprobleme

Mann steht vor dem fenster mit einem traurigen Blick und verschränkten Händen vor der Brust
Soziale Isolation und Einsamkeit soll bei den Betroffenen häufiger zu Gesundheitsproblemen führen. Warum? | Bild: New Africa / AdobeStock

Bereits in der Vergangenheit gab es Beobachtungen, dass einsame und isolierte Personen sich ungesünder ernähren und ein höheres Risiko für Krankheiten und früheren Tod haben. Inwiefern biologische Prozesse dabei eine Rolle spielen, wollten Forschende der Universitäten Cambridge (Großbritannien) und Fudan (China) herausfinden.

Analyse der UK Biobank: Lösen Proteine Gesundheitsprobleme aus?

Die Forschenden analysierten Blutproben von 42.062 Teilnehmenden im Alter von 40 bis 69 Jahren, die in der UK Biobank erfasst sind. Ziel war es, mögliche Zusammenhänge zwischen Plasmaproteinen, sozialer Isolation, Einsamkeit und Gesundheitsproblemen zu identifizieren. 

Die Forschenden sammelten dazu proteomische und soziale Daten – einschließlich sozialer Isolation und Einsamkeit – über die Teilnehmenden und verfolgten sie über eine durchschnittliche Nachbeobachtungszeit von 13,7 Jahren. 

Als sozial isoliert, wurden Personen verstanden, die keine oder kaum soziale Kontakte haben und wenig Unterstützung erfahren, während Einsamkeit, als subjektives Gefühl des Alleinseins verstanden wurde. In der Studie gaben 

  • 9,3 % der Teilnehmenden (n=3.905) an, sozial isoliert zu sein und
  • 6,4 % der Teilnehmenden (n=2.689) fühlten sich einsam.

Plasmaproteine stehen im Zusammenhang mit sozialer Isolation und Einsamkeit

Von 2.920 Plasmaproteinen fanden die Forschenden, nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index, 175 Proteine, die mit sozialer Isolation und 26, die mit Einsamkeit in Verbindung stehen sollen. Einige dieser Proteine treten auch bei entzündlichen Reaktionen auf oder sind mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Schlaganfall und frühem Tod assoziiert. 

Mithilfe der sogenannten Mendelschen Randomisierung konnten fünf Proteine identifiziert werden, die bei einsamen Menschen gehäuft vorkommen:

  • ASGR1 (Asialoglykoprotein-Rezeptor 1)
  • PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9)
  • GDF15 (Wachstumsdifferenzierungsfaktor 15)
  • GFRA1 (GDNF-Familienrezeptor Alpha 1)
  • ADM (Adrenomedullin)

Gut zu wissen: Was ist die Mendelsche Randomisierung?

Die Mendelsche Randomisierung bezeichnet eine Methode zur Untersuchung von kausalen Auswirkungen veränderbarer Belastungen (potenzielle Risikofaktoren) auf gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Folgen. Dazu werden genetische Varianten (Gene) verwendet, die mit den jeweiligen Belastungen in Zusammenhang stehen. /vs

ADM: Protein wird mit bestimmten Erkrankungen assoziiert

Eine besondere Stellung nahm das Protein ADM ein. Es wurde bei einsamen Menschen in höherer Konzentration produziert und stand im Zusammenhang mit verringerten Volumina bestimmter Gehirnregionen wie der Inselrinde und Nucleus caudatus (paarig angelegtes Kerngebiet im Großhirn). Diese Regionen beeinflussen emotionale, soziale und Belohnungsprozesse. 

In der Studie wurde es als einziges Protein neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen (8,3 %), Schlaganfall (7,8 %) und Sterblichkeit (16,3 %) auch mit Demenz (4,4 %) assoziiert. Die Ergebnisse betonen, wie wichtig soziale Beziehungen für die Gesundheit sind. Quelle:
- Shen C, Zhang R, Yu J et al. Plasma proteomic signatures of social isolation and loneliness associated with morbidity and mortality. Nat Hum Behav; 3. Januar 2025; DOI: 10.1038/s41562-024-02078-1