In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.
Notfallverhütung: EllaOne® seit zehn Jahren rezeptfrei

Die Entwicklung von Ulipristalacetat (ellaOne® 30 mg) – und vor allem seine Entlassung aus der Rezeptpflicht vor zehn Jahren – war ein wichtiger Meilenstein in der reproduktiven Selbstbestimmung von Frauen.
Richtig und schnell eingenommen, kann das Notfallkontrazeptivum als letzte Form der medikamentösen Empfängnisverhütung eine ungewollte Schwangerschaft – und damit auch eine eventuell folgende Abtreibung (61 % der ungeplanten Schwangerschaften enden mit einem Schwangerschaftsabbruch) – verhindern.
Zur Erinnerung: Einnahmezeitpunkt der Notfallkontrazeptiva beachten
Bei ellaOne® handelt es nicht um eine Abtreibungspille, sondern um eine Empfängnisverhütung. Sollte eine Schwangerschaft bereits eingetreten sein, unterbrechen Notfallkontrazeptiva diese nicht, auch schaden sie dem Embryo nicht.
Bei der Einnahme eines Notfallkontrazeptivums gilt „Eile statt Weile“. Je früher die Einnahme erfolgt – binnen zwölf bis 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr –, desto größer ist die Chance, den Eintritt einer Schwangerschaft zu verhindern.
Der Grund: Notfallkontrazeptiva verschieben den Eisprung um fünf Tage, damit die bis zu fünf Tage befruchtungsfähigen Spermien nicht auf eine befruchtungsfähige Eizelle treffen. Dieses Ziel erreichen sie aber nur dann, wenn sie zeitnah eingenommen werden.
Verändertes Verhütungsverhalten erkennbar
Über die Wirkung von Notfallkontrazeptiva Bescheid zu wissen, ist vor allem vor dem Hintergrund von Bedeutung, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche wieder zugenommen hat. Ein Grund hierfür könnte ein verändertes Verhütungsverhalten sein, so die Vermutung von Dr. Ute Koch, Apothekerin aus Berlin.
Während die Zahl der Anwenderinnen der Pille gesunken ist, war das Kondom 2024 die meistgenutzte Verhütungsmethode, trotz seines vergleichsweise hohen Pearl-Index (2–12) und dem damit verbundenen erhöhten Risiko für Verhütungspannen.
Zur Erinnerung: Was ist der Pearl-Index?
Der Pearl-Index ist ein Maß für die Zuverlässigkeit eines Verhütungsmittels. Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die innerhalb eines Jahres mit dieser Verhütungsmethode schwanger werden. Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.
Wenden beispielsweise 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel an und treten in diesem Zeitraum drei Schwangerschaften auf, so beträgt der Pearl-Index 3. Ein Pearl-Index von 0,1 besagt, dass eine von 1.000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden, schwanger wird.
Der Pearl-Index der Antibabypille beträgt 0,1–0,9. /vs
Hormonelle Kontrazeptiva und Notfallverhütungsmittel werden kritisch gesehen
Offenbar ist die sexuell aktive Bevölkerung gegenüber hormoneller Verhütung zunehmend kritisch eingestellt: Fast zwei Drittel der sexuell aktiven Jugendlichen und jungen Erwachsenen befürchten einer Umfrage zufolge „negative Auswirkungen auf Körper und Seele“.
Diese Skepsis überträgt sich scheinbar auch auf die Einstellung gegenüber der Notfallkontrazeption. 39 % der Befragten sorgen sich einer weiteren Umfrage zufolge über Nebenwirkungen oder gesundheitsschädliche Einwirkungen der Notfallkontrazeption auf ihren Körper.
Besonders bedenklich sind jedoch die Antworten auf Fragen zur Wirkweise von Ulipristalacetat (und Levonorgestrel): Fast die Hälfte denkt, dass Notfallkontrazeptiva eine Abstoßung der befruchteten Eizelle bewirken, also eine bestehende Schwangerschaft beenden. Daher ist Aufklärung wichtiger denn je, so das Credo von Koch.
Aufklärung zu Notfallverhütung in den Apotheken stärken
Auch der Pharmakologe Prof. Dr. Thomas Herdegen hob die wichtige Rolle der Apotheke hervor, die diese auch noch nach zehn Jahren rezeptfreier Verfügbarkeit von ellaOne® bei der Aufklärung spielt.
„Stellen Sie sicher, dass Sie Ihrer Kundin alle wichtigen Anwendungshinweise geben, um ihr bestmöglich die Bedenken zu nehmen und eine korrekte Anwendung sicherzustellen“, so Herdegen. Quellen:
- Digitales Fachpressegespräch „10 Jahre Ellaone® rezeptfrei in Deutschland“, 08.01.2025, veranstaltet von der Perrigo Deutschland GmbH
- Bearak J et al. Unintended pregnancy and abortion by income, region, and the legal status of abortion: estimates from a comprehensive model for 1990-2019. Lancet Glob Health 2020 Sep;8(9):e1152-e1161
- Statista. Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland in den Jahren von 1996 bis 2023. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/232/umfrage/anzahl-der-schwangerschaftsabbrueche-in-deutschland, abgerufen am 13.11.2024
- BZgA. „Verhütungsverhalten Erwachsener und Jugendlicher 2024“ – Repräsentative BZgA-Befragung – Fokus Jugend. www.bzga.de/fileadmin/user_upload/Infoblatt_Studie_Verhütungsverhalten_2024-20241115_FINAL.pdf, abgerufen am 28.11.2024
- YouGov. Umfrage zum Thema Notfallverhütung im Auftrag von Perrigo Deutschland GmbH, Stichprobe: 2036 Personen, gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren, Befragungszeitraum 26.01.2024 bis 06.02.2024
- WHO. Emergency contraception. 2021. www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/emergency-contraception, abgerufen am 13.11.2024