Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Junge Frauen verhüten immer seltener mit der Antibabypille

Frau hält Blister der Antibabypille in den Händen
Die Antibabypille zählt als eines der sichersten Verhütungsmittel seit über 60 Jahren. | Bild: Pormezz / AdobeStock

Die Antibabypille verliert bei jungen Frauen und Mädchen unter 22 Jahren als Verhütungsmittel immer weiter an Bedeutung, das zeigt eine Analyse des AOK-Bundesverbandes. 

Nur noch jede vierte (25 Prozent) der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen ließ sich im vergangenen Jahr die Pille verschreiben – im Jahr 2020 waren es noch mehr als jede Dritte (35 Prozent). Das ist ein Rückgang um zehn Prozentpunkte innerhalb von drei Jahren.

Antibabypille weiterhin am häufigsten verordnetes Kontrazeptivum

Trotz des Rückgangs bleibt die Antibabypille unter allen verordnungsfähigen Verhütungsmitteln – dazu zählen auch Spiralen, Vaginalringe, Hormonpflaster – immer noch das am häufigsten verordnete Kontrazeptivum. 

Der Anteil von Hormonspiralen spielt bei den jungen Frauen nur eine untergeordnete Rolle. Auch Hormonpflaster und Vaginalring zusammen machen nur zwei Prozent der Verordnungen aus.

Laut dem Pearl-Index ist die Antibabypille zudem seit mehr als 60 Jahren eine der sichersten Verhütungsmethoden.

Zur Erinnerung: Was ist der Pearl-Index?

Der Pearl-Index ist ein Maß für die Zuverlässigkeit eines Verhütungsmittels. Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die innerhalb eines Jahres mit dieser Verhütungsmethode schwanger werden. Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.

Wenden beispielsweise 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel an und treten in diesem Zeitraum drei Schwangerschaften auf, so beträgt der Pearl-Index 3. Ein Pearl-Index von 0,1 besagt, dass eine von 1.000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden, schwanger wird.

Der Pearl-Index der Antibabypille beträgt 0,1–0,9.

Der Trend zu risikoärmeren Präparaten setzt sich bei den Verordnungen weiter fort – der Anteil stieg 2023 auf knapp 50 Prozent. Zu den schwerwiegenden möglichen Komplikationen bei der Einnahme von Antibabypillen gehören venöse Thromboembolien (VTE) und Lungenembolien.

Als risikoärmer gelten kombinierte Pillen unter anderem mit dem Gestagen Levonorgestrel.

Nachteile und Risiken der Antibabypille beeinflussen Verhaltensweisen

Eine Expertin vom AOK-Bundesverband, Eike Eymers, erläutert, weshalb Mädchen und junge Frauen immer seltener zur Antibabypille greifen: „Die Nachteile und Risiken von hormonellen Verhütungsmethoden werden heute öffentlich stärker thematisiert“. Auch fühlen sich Frauen laut einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heutzutage besser informiert.  

Das könne wiederum zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate wie z. B. Kondome führen.

Grundsätzlich müsse die Entscheidung für ein Verhütungsmittel immer individuell unter Berücksichtigung von medizinischen Vorerkrankungen und Lebensumständen getroffen werden. Quelle: Ärzteblatt, Pressemitteilung AOK Stand 08/2024